Rache

By felt-love

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"Ich könnte dich hier und jetzt töten" raunt er mit seiner dunklen Stimme und drückt das metallische Ding fes... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45

Kapitel 19

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By felt-love

Umut richtet im letzten Moment die Waffe auf die Decke, ehe er den Abzug betätigt. Das Hallen in meinen Ohren ist immer noch zu hören, während ich stocksteif da stehe und meine Augen fest aneinander gepresst habe. Das einzige was hier im Raum zu hören ist, nach dem lauten Knall, ist unser lautes unregelmäßiges Atem. Es fühlt sich wie ein Windzug an, als Umut's frischer Atem auf meinem Gesicht abprallt.

"Hinterfrage niemals zu was ich alles fähig bin" setzt er an. "Sonst landet nächstes Mal diese Kugel wirklich in dein Kopf"

Meine Augen flattern mit Mühe langsam wieder auf, um den zornigen Blick von Umut einzufangen. Seine Worten sind ernst und zeigen mir, dass er keine Späße macht. Ich war dem Tode so nahe, wäre er mit seiner Hand nicht ausgewichen. Ein Gefühl tief in mir hat gehofft, dass er nicht dazu in der Lage wäre. Dass seine Drohungen immer nur leere Worte waren und er nicht dazu in der Lage wäre, wirklich abzudrücken. Doch ich habe mich geirrt, Umut ist gefährlicher als ich es mir je vorstellen kann. Sein Hass und seine Rache sind viel größer, als das Gute in ihm. Wenn auch ein Stück gutes in ihm überhaupt noch existiert.

Die Tür wird, wie auch nicht anders erwartet, aufgerissen und die jüngere Frau, die hier arbeitet und dessen Name mir immer noch unbekannt ist, kommt panisch herein.

"Haben wir das Klopfen in diesem Haus verlernt?" keift er sie an und dreht sich schwungvoll zu ihr um.

"Herr Korkmaz Ihre Mutter" stottert sie voller Panik und ist nicht in der Lage dazu, einen richtigen Satz zu bilden.

"Was ist mit meiner Mutter?!" Umut's Gesicht wird unwillkürlich blass und die Waffe gleitet ihm aus der Hand.

"Sie hat glaube ich eine Panikattacke wegen dem Knall"

"Scheiße" flucht er leise und rennt auch schon aus dem Zimmer raus, um zu seiner Mutter zu gelangen.

Ich schaue ihn hilflos nach und ringe mit mir selber, ob ich ihm nach gehen soll. Da ich Medizin studiere kenne ich mich schon vieles aus, obwohl ich noch nicht richtige praktische Erfahrung sammeln konnte. Und ich bin mir sicher, dass bis der Arzt kommt, es schlimmer werden könnte. Schlussendlich siegt die Stimme meines Herzens und auch ich laufe an der Frau vorbei, zielstrebig zu Umut. Er hat mir verboten, dieses Zimmer noch ein mal zu betreten, aber es geht um die Gesundheit seiner Mutter. Es spielt ebenso keine Rolle, dass Umut mein Feind ist und mich so sehr leiden gelassen hat, seine Mutter hat darin keine schuld.

Ich bin menschlich gesehen dazu verpflichtet ihr zu helfen. Umut wird meine Hilfe nicht annehmen wollen, da er denken wird, dass ich ihr nur schaden will, doch ich bin nicht so ein Mensch wie er. Ich habe im Gegensatz zu ihm ein Herz.

Im Zimmer angelangt, sehe ich wie seine Mutter auf dem Bett liegt und hektisch ein und aus atmet. Ihr Körper bewegt sich nicht, doch die Laute die sie von sich gibt, bestätigen den Leid und Schmerz, denn sie grad erlebt. Vielleicht kann sie nicht mal ihre Arme und Beine bewegen, da sie bei der ersten Begegnung im Rollstuhl saß.
Umut steht vor ihr am Bett und versucht ihr irgendwie zu helfen, doch ich spüre seine Hilflosigkeit. Er weiß nicht, was er tun soll, denn als er sie mit seinen Händen anfassen möchte, zieht er sie auch schon wieder zurück, weil er denke ich mal Angst hat, ihr weh zu tun oder irgendwas falsch zu machen.

"Umut" mache ich mich bemerkbar und sofort landen seine Augen auf mir.

"Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht dieses Zimmer betreten darfst" er versucht normal zu klingen, um seiner Mutter nicht noch mehr Angst zu machen.

"Ich kann helfen" biete ich ihm an und rücke näher zum Bett.

Umut erhebt seine Hand, als Zeichen dass ich nicht näher kommen soll. "Wir brauchen deine Hilfe nicht"

Ich höre aber nicht auf ihn. Nicht jetzt, weil seine Mutter grad oberste Priorität ist. "Umut wenn ich nicht jetzt eingreife, kann sich ihr Zustand verschlechtern. Also leg deinen Stolz zur Seite" fahre ich ihn an und er scheint echt zu überlegen.

Das ist für mich Bestätigung genug, weshalb ich ihn leicht zur Seite drücke. Ich schenke Umut nicht viel Beachtung und konzentriere mich auf seine Mutter, die immer noch mit aneinander gepressten Lippen hektisch ein und aus atmet und sich nicht beruhigen kann.

"Konzentrieren Sie sich nur auf mich" versuche ich ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, da sie mit weit aufgerissenen Augen auf die Decke schaut. "Sie müssen versuchen langsam tief ein und auszuatmen" rede ich weiter auf sie ein. "Sie sind nicht in Gefahr. Ihr Sohn Umut ist auch hier" 

Ich gewinne langsam ihre Aufmerksamkeit, denn ihre Augen wandern zu mir. Ich rede in einem beruhigten Ton mit ihr, denn wenn ich jetzt auch panisch reagiere, wie Umut es grad getan hat, würde das ihren Zustand nicht verbessern. Sie versucht sogar mein Befehl zu befolgen und atmet tief ein und aus.

"Das machen Sie sehr gut" lobe ich sie und winke dann mit meiner Hand Umut zu mir. "Halt ihre Hand Umut, sie soll wissen das du da bist"

Umut geht meiner Aufforderung, ohne seinen Senf dazuzugeben, nach und legt seine Hand auf ihre, um sie ganz leicht zu drücken. Ich wühle derweil in den Schrank neben ihren Bett rum und suche nach Beruhigungsspritzen. Mir ist schon vorher aufgefallen, dass ihr Zimmer nicht nur ein einfaches Schlafzimmer ist, sondern auch wie ein Krankenzimmer gestaltet ist. Ich frage mich, ob sie schon öfters solche Anfälle oder ähnliche hatte. Endlich werde ich fündig und bereite die Spritze vor, während ich nach ihrer Ader abtaste.

"Was machst du da?!" Umut zieht seine Augenbrauen zusammen und bemustert mich mit zusammengepressten Lippen.

"Es ist nur ein Beruhigungsmittel. Ich weiß was ich tue" ich unterdrücke ein Augen verdrehen.

Er kann es nicht sein lassen alles zu hinterfragen und so zu tun, als würde ich sie jeden Moment vergiften können. Ich ignoriere seinen hafteten Blick auf mir und spritze die Flüssigkeit in ihren Adern hinein. Es dauert einige Sekunden, bis sich endlich ihr Atem ganz normalisiert und sie ihr Gesicht nicht mehr so verkrampft. Ganz langsam schließen sich ihre Augen, bevor sie noch ein letztes Mal in meine schaut.

Ich höre wie Umut erleichtert ausatmet und sich erschöpft über sein Gesicht fährt. Immer noch hält er ihre Hand fest und streicht mit seinem Daumen über ihr Handrücken. Er hatte sichtlich Angst um seine Mutter. Zum ersten Mal habe ich gesehen, wie Angst er hatte. Er hatte Angst sie zu verlieren.
Und in diesem Moment ist mir auch aufgefallen, dass seine Mutter seine Schwachstelle ist. Sie ist sein Wunderpunkt, weil er sie wirklich über alles liebt.

Ich warte ein bisschen, da ich denke, dass er noch was zu sagen hat, doch er schweigt. Er ist in der Position mit geschlossenen Augen verharrt und gibt kein Ton von sich. Ich erwarte aber nicht mal ein danke. Auch wenn sich jeder an seiner Stelle bedankt hätte. Doch Umut ist anders als alle anderen. Vielleicht hat er nicht mal dieses Wort je ausgesprochen.

Ich beschließe die beiden alleine zu lassen und mache mich schon auf dem Weg zur Zimmertür, doch im letzten Moment hält mich doch noch Umut auf.

"Mira" räuspert er sich und warum auch immer macht mein Herz ein Sprung nach vorne.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass er noch etwas sagt. Leicht neige ich mein Kopf zu ihm und mein Herz hämmert mir stärker gegen die Brust, als er meinen Blick auffängt.

Er presst wieder ein mal seine Lippen stark zusammen und kämpft mit sich selber. Ich sehe in seinen Augen, wie schwer es ihm fällt als er die nächsten Worte ausspricht.

"Danke.."

Ich betrachte immer noch die Waffe in meiner Hand und drehe sie mehrmals. Umut hat sie in meinem Zimmer einfach liegen lassen, zu mal ich mir nicht sicher bin, ob er überhaupt noch weiß, dass sich seine Waffe noch hier im Zimmer befindet. Seit Stunden kreist nur er in meinen Kopf herum.

Danke

Wer hätte gedacht, dass nur ein danke so viel auslösen würde?. Zum ersten Mal kam etwas aus seinem Herz. Vielleicht bringt mich das deshalb so aus der Fassung. Er ist jemand, der immer nur mit seinem Verstand handelt und wahrscheinlich die Stimme seines Herzens schon längst vergessen hat.

Schwere Schritte die im Gang erklingen, bringen mich dazu, schnell die Waffe unter das Kissen zu verstecken. Ich würde diese Waffe niemals benutzen, doch so fühle ich mich etwas sicherer. Rein aus Schutz. Umut würde so oder so irgendwann auffallen, dass etwas an seinem Hosenbund fehlt. Doch bis dahin, kann ich es behalten.

Umut öffnet die Tür und bleibt am Türrahmen stehen. "Wir gehen" ist das einzige was er sagt.

Natürlich ist der kalte Mann zurück. Hätte mich gewundert, wenn seine andere Art länger halten würde.

"Wohin?" neugierig blicke ich ihn an.

"Frag nicht" genervt blickt er mich an, damit ich endlich aufstehe.

Ich seufze laut auf und würde am liebsten protestieren, doch ich habe heute nicht mehr die Kraft dazu. Unwohl rappele ich mich auf und gehe mit ihm die Treppen hinunter, direkt zu seinem Auto. Draußen warten zwei große Vans auf uns und wieder ein mal habe ich gar kein gutes Gefühl dabei. Umut scheint meine Gedanken zu lesen und bevor ich einen Rückzieher machen kann, schubst er mich grob in eines der Van rein. Auch er nimmt sich breitbeinig Platz vor mir, während ich mich in eine Ecke verkrieche und mich so klein wie möglich mache.

"Was hast du wieder vor?" ich schaffe es nicht mein Mund zu halten, da meine Neugier zu groß ist.

Er lehnt sich vor zu mir und platziert seine Hand auf mein Knie. Leicht zucke ich zusammen und versuche seine Hand weg zu ziehen, aber sie verharrt dort. Er lässt sich nicht mal davon beirren und blickt mir stur in die Augen. Ich hasse es mit ihm in einen engen Raum zu sein. Noch schlimmer ist es wenn er mich berührt.

"Ich zeige dir in was für einer Familie du aufgewachsen bist" gespielt grinst er mich an und löst sich nicht von mir.

Er ist sich nämlich zu sehr bewusst, dass es mich tierisch aufregt, wenn er mir nah kommt oder mich anfasst. Und das nutzt er vollkommen aus.

Der Wagen setzt sich auch endlich in Bewegung.

"Fangen wir wieder mit diesen Spielchen und Rätseln an?" ich ziehe meine Augenbraue in die Höhe.

Er streicht sich mit seiner anderen freien Hand über sein Kinn. "Keine Spielchen. Nur die Wahrheit" entspannt lehnt er sich zurück und entfernt immer noch nicht seine Hand von mir.

Gut wenn er nicht selber will, dann muss er es zu spüren bekommen. Fest kralle ich mich mit meinen langen Fingernägel in seine Handoberfläche und bohre mich tief in seine Haut hinein. Provokant schaue ich ihn an, doch anders als erwartet, verzieht Umut nicht sein Gesicht und schaut mich unbeeindruckt an. So flink wie er auch ist, packt er meine Hand, mit der ich mich an ihm festgekrallt habe und zieht mich zu sich. Weil das Auto so ruckelt, falle ich mit meinen hintern auf sein linkes Bein, was Umut als Gelegenheit nutzt, um mich fest im Griff zu haben, indem er seine beiden Arme um mich platziert.

"Du kannst mir nicht weh tun" raunt er in mein Ohr.

Ich glaube ich falle gleich in Ohnmacht, wenn er sich nicht von mir löst. Ich hasse Nähe, mir wird dann immer so heiß.

Nicht das dass der Umut-Effekt ist...

Umut-Effekt? Seit wann existiert ein scheiß Umut-Effekt. Ich verfluche meine Gedanken.

Mit meiner ganzen Kraft versuche ich seine Arme von mir los zu reißen und zerkratzte wieder seine muskulösen Arme. Das gibt mir ein beruhigendes Gefühl, er soll leiden so wie ich. Wenn er überhaupt leiden kann..

"Umut hör auf mit der scheiße" zische ich ihn an.

Umut hört aber nicht auf mein Gerede und dreht mich mit einer Leichtigkeit um, so dass mein Körper zum Fenster gerichtet ist.

"Schau raus" flüstert er.

Meine Augen schauen wie von selbst aus dem Fenster raus und automatisch höre ich auf mich von seinem Armen zu befreien, als ich das Szenarium vor mir erblicke. Meine Hände ruhen jeweils auf seinem Arm und auf seiner Hand, da ich mich nach draußen hin fokussiere. Meine Familie sitzt in einem Restaurant mit strahlenden Gesichtern, während sie genüsslich das Essen genießen. Alle sehen so glücklich und sorgenfrei aus. Vor allem meine Eltern. Sie machen nicht mal den Anschein, dass ich entführt wurde und in den Händen ihrer größten Feinde bin.

Um Halt zu bekommen, drücke ich Umut's Hand feste und realisiere kaum, dass es seine Hand ist. Es muss ein Irrtum sein. Das hier kann meine Familie nicht sein. Ich verstehe doch, dass es eine Schande für sie ist, dass ich mit jemanden vor der Ehe geschlafen habe und das es noch schlimmer ist, dass dieser Jenige Umut ist, doch heißt das direkt, dass ich ihnen völlig egal bin? Ich bin deren eigenen Fleisch und Blut, aber sie sorgen sich nicht um mich.

Zu spät wird mir klar, dass Umut schon längst von mir locker gelassen hat und nur ich mich an ihm festhalte. Schnell reiße ich meine Augen von meiner Familie und klettere in Sekundenschnelle von ihm herunter. Er gibt ein Zeichen, dass der Fahrer weiter fahren kann.

"Warum zeigst du mir das?" fahre ich ihn an und balle meine Hände zu Fäusten.

"Du willst Beweise haben. Hier hast du welche" er zuckt unbekümmert mit den Schultern. "Hast du dich den gar nicht gefragt, warum dein Vater nicht schon vor meiner Haustür erschienen ist?"

Doch das habe ich. Mehrere mal. Doch diese Bestätigung gebe ich ihn nicht. Es macht ihn glücklich, dass ich von meiner Familie so verachtet werde. Und daran ist nur er schuld!.

Er grinst zufrieden, als ich ihn nicht Antwort. "Dein Vater hat keine Eier in der Hose, um sich mit mir anzulegen"

Wütend forme ich meine Augen zu Schlitzen. Er denkt ernsthaft, dass die ganze Welt vor ihm Angst hat. Das Klingeln seines Telefons ertönt lautstark aus seiner Hosentasche. Sein Klingelton ist sogar auch düster, warum passt alles zu seinem Schema? Typisch.

"Ja" geht er monoton ran. "Schick mir dein Standort" mit diesen Worten legt er auch schon auf.

Das Telefonat ging echt lange. Manchmal glaube ich, dass sein Wortschatz nur aus so knappen Sätzen besteht.

Ich habe nicht mal die Möglichkeit dazu, traurig über das was sich vor meinen angespielt hat zu sein, da die Wut gegenüber Umut größer ist.

Wortlos reicht er sein Handy dem Fahrer und richtet sich dann wieder nach vorne. "Erhol dich schnell davon. Gleich geht es weiter" informiert er mich und blickt auf seine Armbanduhr.

"Umut wie lang willst du noch damit weiter machen?" seufze ich und Klinge mehr als nur erschöpft.

Es kommt immer eins nach dem anderen. Ich habe nicht mal Zeit, den Schmerz herunter zu schlucken, da er mich auf neuste überrascht.

"Es hat doch erst jetzt angefangen" murmelt er und steigt auch schon aus, da der Wagen stehen geblieben ist.

Wie ein Hund packt er mich am Arm und zieht mich raus. Ich erblicke viele anderer seiner Männer, alle schwarz gekleidet. Sie haben die arme hinter deren Rücken verschränkt und stehen wie Türsteher um ein Gebäude herum. Respektlos nicken sie Umut zu und schauen, wie auch die Männer meiner Vater, stur nach vorne, so wie Soldaten.

Jetzt frage ich mich auch, ob Umut wirklich beim Militär war oder ob das auch gelogen war. Aber ich tippe auf das zweite. Seine ganze Lebensgeschichte war gelogen.

Eine Tür aus Stahl wird von innen geöffnet, als Umut mit bestimmten Pausen drei mal klopft. So als wäre dies ein Code. Er spaziert mit mir hinein und sofort überquellt mich die Kälte, da ich auch nur ein Shirt anhabe. Es ist dunkel hier, das Licht schimmert nur ganz schwach. Ich komme mir echt wie in einem Horrorfilm vor, als ich den langen dünnen Gang betrachte. Ich stolpere fast über meine Beine, doch Umut verfestigt sein Griff und hält mich auf den Beinen. Er dreht sich nicht mal zu mir um und läuft weiter in eine Tür links von uns.

Meine Beine machen Halt, als ich die ganzen Menschen hier im Raum sehe. Geschockt blicke ich die Frauen an, die teilweise auf Stühlen oder auf dem Boden mit einer Decke sitzen und völlig verängstigt sind. Meine Augen schlendern weiter und erkenne einige von Umut's Männern, die sich jeweils vor manchen Frauen hingekniet und deren Jackett über die Schulter gehangen haben. Es sind junge Gesichter. Sehr junge sogar. Ich schätze die meisten nicht älter als 18 oder 19. Und ich will gar nicht davon anfangen, wie verunstaltet die Gesichter der meisten hier sind. Viele haben blaue Flecken, am Körper aber auch am Gesicht. Einige Platzwunden sind und kratzspuren sind zu erkennen. Meine Kehle fühlt sich zugeschnürt an und mir wird augenblicklich schlecht. Ich könnte mich hier und jetzt übergeben.

Doch das schlimmste ist, dass ich Angst davor habe, warum mich Umut hierher gebracht hat. Wer diese Frauen sind und was Umut mit ihnen zu tun hat. Hat er das getan? Nein das denke ich eher nicht, sonst würde er mich nicht her bringen. Doch vielleicht will er mir nur zeigen, dass ich genauso enden werde. Aber was rede ich da, die Frauen lassen sich doch grad von den Männern hier helfen und sind nicht abgeneigt. Ich spüre zwar noch deren Angst aber auch etwas Erleichterung.

Erleichterung.. aber nur wovon?.

"Dir werden gleich alle Fragen beantwortet" ertönt Umut's Stimme, der auch stehen geblieben ist und mir in die verängstigten Augen blickt.

Er drückt mich weiter am Rücken vor und ich lasse es über mich ergehen. Je mehr ich einen Schritt hier rein wage, desto mehr zittert mein Körper. Er steuert zielstrebig auf ein Mädchen zu, die ganz alleine in der Ecke sitzt und die Beine aneinander gezogen hat. Als sie uns bemerkt fängt sie fürchterlich an zu zittern und versteckt ihr Gesicht zwischen ihren Händen.

"Rüya stimmt's?" fragt Umut sie und lässt mich los.

Langsam hockt er sich vor sie mit einem gewissen Abstand hin und bekommt keine Antwort auf seine Frage.

"Ich bin's Umut. Wir hatten uns doch letztens schon kennengelernt" redet er weiter auf sie ein und es klappt.

Sie entfernt zögernd ihre Hände von ihrem Gesicht und ein ganz leichtes Lächeln schleicht sich auf ihren Lippen, als sie Umut ansieht. Sie erinnert sich an ihn und zeigt keinerlei Angst gegenüber ihm. Völlig geschockt beobachte ich die beiden und frage mich, wann sie sich das erste mal begegnet habe. Und vor allem wie. Das junge Mädchen sieht total abgemagert aus, so als hätte sie Tage lang nichts zu essen bekommen. Unter ihren Augen befinden sich rote Schatten und ihre Augen sind rotüberlaufen.

Sie sieht kaputt aus.

"Hast du meine Freundin gefunden?" ihre Augen schimmern hoffnungsvoll, doch als Umut leicht seinen Kopf schüttelt, verschwindet auch schon wieder dieses Schimmern und sie strahlt nur noch Traurigkeit aus.

"Ist sie to-t?" fragt sie mit zitternder Stimme und mein Herz zieht sich bei dem Anblick zusammen.

"Das weiß ich nicht" seufzt er leise. "Aber ich habe dir schon versprochen, dass ich sie finden werde Okey?" er schenkt ihr ein minimales Lächeln.

"Sie hatte mir diese Jacke hier gegeben, weil ich am frieren war. Sie hat das nicht verdient" flüstert sie weinend und wischt sich die Tränen mit ihren Handrücken weg.

Ich kann nichts sagen. Ich kann mich nicht mal zu ihr hin knien und sie trösten, weil ich ganz genau weiß, warum ich hier stehe. Ich möchte die Flucht ergreifen, vor der Wahrheit weg laufen, doch meine Füße sind wie fest genagelt. Ich blicke die schwarze dünne Jacke, die sich um ihren Körper schmiegt an und es tut mir im Herzen weh so etwas zu hören. Was wenn ihre Freundin wirklich tot ist?. Eine Gänsehaut verbreitet sich auf meinem ganzen Körper, obwohl ich nur daran Gedanke. Der Gedanke allein ist schon schrecklich genug.

"Ich weiß" haucht Umut und blickt kurz auf den Boden. "Ich möchte, dass du mir nur eine Frage beantwortest"

Ihre unschuldigen Augen schauen ihn fragend an, während er sein Handy aus seiner Jackentasche rausfischt. Er öffnet ein Bild aus seiner Galerie und ich erhasche ein Blick drauf. Ich schnappe scharf nach Luft, als er ein Bild von meinem Vater öffnet und es dann in die Richtung des mädchen dreht.

"Hat dir dieser Mann all das hier angetan?" fragt er sie.

Ihre Augen weiten sich wieder ein mal und ich spüre nur noch pure Angst. Ihre Gesicht wird blass, als hätte sie einen Geist grad gesehen. Oder vielleicht auch ein Monster. Ein Monster wovor sie höllische Angst hat.

Sie bringt erst mal nichts über ihre Lippen, doch sie schafft es dann zu nicken. "Ja das ist dieser Mann"

Lesenacht 2/3

Cem führt also seine ekelhaften Geschäfte weiter. Schockiert euch das? Oder habt ihr schon damit gerechnet?.

Ich liebe es einfach, wie Umut mit seiner Mutter umgeht 🥺 ein ganz anderer Mann ist er dann

Meint ihr Mira glaubt ihm jetzt endlich mal?

Lasst mir Liebe da ❤️

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