Summer Breeze - Like the feel...

By MooreMarina

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Abgeschlossen | Teacher x Student Story | Make your fingers soft and light Let your body be the velvet of th... More

Kapitel 1 - Like a summer evening breeze
Kapitel 2 - You thrill me, you delight me
Kapitel 3 - Can't resist the strange attraction
Kapitel 4 - Hasta mañana 'til we meet again
Kapitel 5 - Just wait and see
Kapitel 6 - Shining like the sun
Kapitel 7 - Don't go wasting your emotion
Kapitel 8 - And my destination makes it worth the while
Kapitel 9 - Don't look too deep into those angeleyes
Kapitel 10 - I think it's taking on a new dimension
Kapitel 11 - All is gone and it seems too hard to handle
Kapitel 12 - Memories, good days, bad days, they'll be with me always
Kapitel 13 - Deep inside both of us can feel the autumn chill
Kapitel 14 - Where are those happy days, they seem so hard to find
Kapitel 15 - Chasing, dazing, driving me crazy
Kapitel 16 - Take a chance on me
Kapitel 17 - I wanted to know you some more
Kapitel 18 - We can face it together
Kapitel 19 - When I kissed the teacher
Kapitel 20 - And now it seems my only chance is giving up the fight
Kapitel 21 - Does your mother know
Kapitel 22 - There's a fire within my soul
Kapitel 23 - There's no regret
Kapitel 24 - Kisses of fire
Kapitel 25 - Making somebody happy is a question of give and take
Kapitel 26 - I can still recall our last summer
Kapitel 28 - They're the things that keep me from thinking of you
Kapitel 29 - Won't you please understand the need in me
Kapitel 30 - Lovers live a little longer
Kapitel 31 - I was meant to be your girl
Kapitel 32 - Everything around you is lovelight
Kapitel 33 - Couldn't escape if I wanted to
Kapitel 34 - It would be a new kind of loneliness
Kapitel 35 - Knowin' everything from there on must be right
Kapitel 36 - We have a story and it survived
Kapitel 37 - The winner takes it all
Kapitel 38 - We know the start, we know the end
Kapitel 39 - Every feeling you're showing is a boomerang you're throwing
Kapitel 40 - I've been waiting for you

Kapitel 27 - Don't know how to take it, don't know where to go

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By MooreMarina

„Was tut sie da?", fragte Annalena und Timo, Daria und ich zuckten gleichzeitig mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht zieht sie wieder eine Show ab", erwiderte Daria gelangweilt und ihr Kaugummi platzte lautstark. Ich warf einen langen, analysierenden Blick in Gretas Richtung, die heute ein enges, knielanges Kleid trug. Ein ungewohnter Anblick, da sie eigentlich eher weniger auf Kleider stand, dennoch stand es ihr ausgezeichnet. Das bordeauxrot schmeichelte ihren Haaren, ihrer Haut und verlieh ihr eine Ausstrahlung, die auf viele unwiderstehlich zu sein schien. Jungs drehten sich nach ihr um und auch die Mädels blickten ihr nach, auch wenn ich an deren Körperhaltung erkennen konnte, dass sie sich vermutlich wenig später den Mund über sie zerreißen würden. Dieses Verhalten gehörte zu den Dingen, die ich an der Schule, an unserer Jugend verurteilte, regelrecht verabscheute. Diese wertenden Blicke, die falschen Worte, die Heuchlerei und das in den Rücken fallen. Mochten sie dir vor einer Minute noch Komplimente zu deinen Ohrringen gemacht haben, deiner neuen Frisur, dem außergewöhnlichen Pony, den dir die Friseurin verpasst hatte, sobald man sich von ihnen abwandte, redeten sie über dich. Sie machten dich schlecht, machten sich über dich lustig – es war nichts worauf ich scharf war. Ich gehörte schon immer zu den Menschen, die versuchten nach Möglichkeit wenig aufzufallen, um genau solchen Situationen zu entgehen. Ich musste immer wieder an Rabea denken, die aufgrund ihrer Kleidung oft von den Divas des Jahrgangs gemobbt wurde. Ihre Eltern hatten nicht viel Geld und sie besaß keine Kleidung, die einen Markennamen trug. Ophelia, ein Mädchen aus einem Elternhaus mit Geld, organisierte mit ihrer Mädchengang eine regelrechte Hetzjagd auf Rabea. Überall in der Schule verteilten sie Plakate , auf denen Fotos aus Prospekten mit ihren Kleidungsstücken geklebt waren. Darüber prangten hässliche, verletzende Worte. Rabea verließ die Schule, Ophelia bekam eine Strafe, die jedoch nicht das wiedergutmachte, was sie Rabea angetan hatte.

Ich entfernte mich gedanklich von der Thematik und beobachtete Greta, die sich mit einem Mädchen unterhielt, es war das Mädchen, mit dem sie auch vor der Sporthalle geredet hatte. „Sie kann machen was sie möchte", versuchte ich Daria zu beschwichtigen, da ich nicht über Greta herziehen wollte, „Sieht doch schick aus, das Kleid." „Das stimmt", pflichtete Annalena mir bei, „Aber warum erhebt sie immer die Stimme, wenn sie in unserer Nähe ist. Sollen wir zuhören?" „Das denke ich mir auch jedes Mal", Timo lachte verlegen, da er unserem Gossip meist nicht viel abgewinnen konnte, „Aber wir könnten ja auch einfach mal versuchen, erneut auf sie zuzugehen?" Er warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu, doch ich schüttelte den Kopf: „So gerne ich auch würde, Timo. Ich bin bisher immer auf taube Ohren gestoßen und ich möchte nicht vor versammelter Mannschaft eine erneute Hasstirade über mich ergehen lassen." „Das ist einfach lächerlich. Ihr seid beste Freundinnen", in Annalenas Stimme schwang Verärgerung mit, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Das war wohl mal", murmelte ich und vergrub mein Kinn in meinem dicken Wollschal. Vor meinem inneren Auge zogen all die guten Momente mit Greta vorbei, doch wurden sie von ihrem Verhalten der letzten Wochen zerstört. „Die Pause ist gleich vorbei. Lass uns hochgehen", sagte Timo, der bemerkt hatte, wie still es geworden war, er wusste, wie unangenehm mir dieser Streit war. „Eine gute Idee", antwortete ich, schnappte mir meinen Rucksack und verabschiedete mich von den Mädels, um mit Timo Schritt zu halten, „Bis später!"

Aufregung machte sich in mir breit – heute war der erste Tag nach unserem Gespräch, an dem ich wieder auf Sophie treffen würde. Nachdem unser Gespräch vor zwei Tagen eher unerwartet geendet hatte, hoffte ich auf eine Möglichkeit mit ihr zu reden. Als wir auf ihrem Sofa gesessen hatten, wurden wir kurz nach ihrer Offenbarung von Lena unterbrochen. Sophie hatte von oben Geräusche vernommen, die mir bis dahin gänzlich verborgen geblieben waren. Ich hatte es gerade noch rechtzeitig in die Küche geschafft, denn wenig später war eine müde Lena ins Wohnzimmer getapert. Nun schritt ich durch die Holztür des Klassenzimmers und wurde unsanft zur Seite gerempelt. Ich stieß mir den Ellbogen an und fluchte laut auf. „Geht's noch?", fragte ich mit hoher Stimme und Gretas mir unbekannte Freundin grinste mir schelmisch entgegen. „Sorry", sagte sie nur, aber wirkte dabei nicht so, als täte es ihr leid. Kurz darauf schlängelte sich auch Greta an mir vorbei, die es bei einem Seitenblick beließ und ihre Aufmerksamkeit lieber auf Sophie lenkte, die das ganze Schauspiel aufmerksam beobachtet hatte. Während Greta sich hinsetzte, ging das Mädchen zielstrebig auf Sophie zu, mir blieb dabei nichts anderes übrig, als ebenfalls meinen Platz einzunehmen. „Ja tut mir leid, ich wollte nur...", hörte ich sie sagen, aber Timo warf geräuschvoll seine Bücher auf den Tisch und verwehrte mir damit den Rest zu hören. Ich seufzte und warf einen Blick aus dem Fenster, was ich vor allem tat, da Greta mich aufmerksam studierte. Was war heute nur ihr Problem?

Die Wolken waren fast schwarz und hingen tief über den Bäumen des Waldes und urplötzlich begann es stark zu regnen. Der Regen peitschte gegen die Fenster der Schule und brachte einen Lärm mit sich, der sehr gut meine eigene Gedankenwelt widerspiegelte. In mir herrschte nichts als Chaos: unverblümtes, unüberschaubares Chaos. Nicht nur die Nacht mit Sophie hatte mich aufgewühlt, mir die Luft zum Atmen genommen und doch eine Freiheit geschenkt, die sich nicht in Worte fassen ließ. Sondern auch Gretas und mein Streit beherrschte noch immer viel meiner Gedankenwelt, auch wenn ich es nicht wollte. Chaos. Nicht anders war es zu beschreiben. Wie sollte es für Sophie und mich weitergehen, welches Verhalten war nach unserem nächtlichen Treffen angebracht und welches nicht? Wollte sie, dass ich nach dem Unterricht blieb, würden wir uns nun öfters sehen? Wie sollte es mit Greta und mir weitergehen? Würden wir nie wieder ein Wort miteinander wechseln, die Schule verlassen und getrennte Wege gehen? Ich riss meine Augen vom Wald als die Tür des Klassenzimmers geräuschvoll in ihre Angeln fiel. Gretas Freundin war weit und breit nicht mehr zu sehen und ihr Verhalten, wie auch Auftreten verwirrten mich umso mehr. Ich hatte fast schon damit gerechnet, dass sie plötzlich in unsere Klasse wechselte, was soweit fortgeschritten im Lehrjahr zwar ungewöhnlich war, aber nicht unbedingt ein Ding der Unmöglichkeit. Vorsichtig schielte ich zu Greta hinüber, die unter ihrem Tisch wie wild auf ihr Handy herumtippte – irgendwas ging hier vor sich.

„Dann wollen wir mal starten", sagte Sophie und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf sie und warf zum ersten Mal an diesem Tag einen richtigen, ausführlichen Blick auf sie. Ihre langen, blonden Haare trug sie zum Pferdeschwanz, einige Strähnen umrahmten locker ihr Gesicht und ließen sie noch deutlich jünger wirken, als sowieso schon. Ihre Wangen zierte ein zartes rosa, ihre Lippen glitzerten durch Lipgloss den sie trug. Eine weiße Bluse, die für den Winter allein viel zu dünn war, war unter ihrem grauen Strickpullover zu erkennen. Ihre Hände fuchtelten aufgeregt vor ihrem Brustkorb hin und her als sie uns die neuste Thematik für den Unterricht erklärte, doch ich war noch immer damit beschäftigt, ihr Aussehen zu analysieren. Ich erkannte mehrere Armbänder an ihrem linken Handgelenk und fragte mich, ob ich diese schon einmal an ihr gesehen hatte. Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten und blickte auf, Sophies Augen ruhten für eine Sekunde auf mir und huschten dann ebenfalls zu ihrem Handgelenk. Sie schüttelte dezent den Ärmel ihres Pullovers darüber, sodass mir eine ausführliche Betrachtung verwehrt wurde. Nachdenklich lehnte ich mich zurück, blies ein wenig Luft aus meinen Lungen und verschränkte die Arme vor meinen Brüsten. Aus den Augenwinkeln sah ich wie Timo sich ebenfalls zurücklehnte und kurz darauf ein Zettel auf meinen Tisch flog. Irritiert blickte ich auf und sah eine nickende Greta, die mir damit bedeuten wollte, den Zettel schnell zu verstecken, da Sophie noch immer in unsere Richtung sah. Meine Hände zitterten leicht, als ich nach dem knittrigen, karierten Zettel griff und ihn in meinen Schoß fallen ließ, aber Sophie schien es nicht bemerkt zu haben und selbst wenn, glaubte ich nicht daran, dass sie ausgerechnet mich ermahnen würde, da Greta bestimmt zu viel in jegliche Interaktion hineininterpretieren würde. Ich beobachtete wie Sophie zur Tafel ging, um etwas anzuschreiben und warf Greta einen fragenden Blick zu. Diese grinste nur verhalten, nickte erneut und richtete ihre Aufmerksamkeit dann ebenfalls auf die Tafel. Langsam entfaltete ich den Zettel und wusste nicht, ob ich wirklich wissen wollte, was Greta mir zu sagen hatte. Es konnte alles und nichts sein. Es könnten weitere Hasstiraden sein, oder auch eine Falle. Es schmerzte mir sehr, überhaupt so etwas zu denken, doch mittlerweile traute ich ihr alles zu. Mit meinen Fingern strich ich das Papier glatt und senkte den Blick, ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit diesen Worten. Es standen lediglich sieben Worte darauf, die mich irgendwie aus der Bahn warfen und auch verwirrten. Was war ihre Intention dahinter? Wollte sie mir etwas entlocken? Eine Reaktion heraufbeschwören? Erneut las ich Gretas Worte, die nur schnell dahingekritzelt waren und sah sie irritiert an.

Sie sieht mal wieder gut aus, was?

Greta drehte ihren Kopf langsam zu mir, grinste und zuckte mit den Achseln, dann entriss sie sich wieder unserem Moment und beugte sich über ihren Block, um mitzuschreiben. Eifersucht brodelte unter meiner kühlen Fassade, ich zerknüllte den Zettel und biss mir schmerzhaft fest auf die Unterlippe, nur um kurz darauf mein Handy vibrieren zu fühlen. Sophie war noch immer dabei etwas zu erklären, von dem ich bis jetzt so gut wie nichts mitbekommen hatte, weshalb ich einen Blick auf mein Handy wagte.

Was wollte sie? – T

Timo sah mich neugierig an, versuchte vor Greta nicht zu auffällig zu sein und ich tippte eine nichts aussagende Antwort an ihn, er musste nicht wissen was genau sie geschrieben hatte. Er schien enttäuscht über meine Nachricht, vielleicht hatte er gehofft, wir würden uns nach der Stunde lachend in die Arme fallen, alles vergessen und von vorne anfangen, doch so leicht war es nicht. Ich wusste nicht, was Greta mir mit diesem Zettel zeigen oder signalisieren wollte, aber ich traute ihr nicht. Ich hatte das Gefühl, egal was ich machen würde, irgendwann verwendete sie es gegen mich und das machte mich mehr als traurig. „Uhhhhm, Frau Fischer?", riss mich Gretas Stimme aus meiner Trance, „Könnten Sie das noch näher erläutern? Es würde mich wirklich sehr interessieren." Greta lehnte sich auf ihrem Holztisch vor und gab durch den Ausschnitt ihres Kleides mehr von sich Preis als mir lieb war. Selbst ich konnte ihren Ausschnitt von der Seite sehen und mir wurde bewusst, dass sie es extra machte. Sie wollte mich mit dem Zettel eifersüchtig machen und sichergehen, dass ich sie von nun an aufmerksam beobachtete. Sophies Blick ruhte für einen Moment auf Greta und ich ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten, Greta war nicht mehr dieselbe Person und es tat weh, es nun in voller Macht zu spüren zu bekommen. Greta rutschte unruhig auf ihrem Stuhl vor und zurück, während Sophie nur nickte und sagte: „Gerne, es freut mich natürlich immer, wenn ihr mehr zu den Dingen erfahren wollt die ich euch erkläre. Also keine Scheu." Sie sah sich um, wirkte entzückt über das Interesse an ihrem Lehrstoff und bemerkte dabei nicht, wie Greta selbstzufrieden grinste, mich kurz still musterte und sich dann wieder zurücklehnte. Ich spürte auch zwei Plätze weiter, wie zufrieden sie über ihre Aktion war und Sophie schien ihr Verhalten nicht komisch zu finden, warum sollte sie auch? Immerhin ging Greta einen Weg, der mehr als legitim war – mit einem aufrichtigen Interesse an Sophies Unterricht, gab es nichts, was Sophie merkwürdig finden könnte, oder dazu veranlasste, sie in ihre Schranken zu weisen, doch ich wusste es besser.

Sophie begann damit, alles näher zu erläutern und Greta schrieb fleißig mit. Auch andere Schüler stellten Fragen, was Sophie immer mehr gefallen zu schien, nur ich blieb ruhig und zermarterte mir den Kopf. Ich hätte wissen müssen, dass Greta niemals einfach so aufgeben würde, aber im Endeffekt konnte sie Sophie auch gar nicht zu nah kommen, oder? Unterschätze niemals eine Frau, die unerwiderte Gefühle hat, dachte ich und straffte die Schultern. Ich streckte den Arm in die Luft und keine zwei Sekunden später ruhten Sophies wunderschöne, strahlenden Augen auf mir. „Charlotte", summte sie und lehnte sich mit ihrem perfekten Hintern an das Pult, „Ja bitte." Greta entfuhr ein leises Knurren, was weder mir noch Timo entging. Ich hörte ihn etwas zu Greta sagen, doch ich schenkte ihnen, aber vor allem ihr, keinerlei Aufmerksamkeit. „Sagen Sie", erwiderte ich mit federzarter Stimme, „Es würde doch sicherlich Sinn machen, wenn wir den Film zum Buch schauen würden, oder?" Sophie lächelte leicht, nickte und federte sich mit einem Satz vom Pult ab und griff in ihre Tasche: „Eine sehr gute Idee, schaut was ich bereits besorgt habe." Sie lächelte über das ganze Gesicht und das war alles was ich für den heutigen Tag brauchte. Sie so glücklich zu sehen, war alles was ich wollte. Melina, eine Mitschülerin mit braunen, langen Haaren, meldete sich und hakte nach, inwiefern sich der Film vom Buch unterschied und trieb damit den Unterricht wieder in geregelte Bahnen. Greta blieb für den Rest der Stunde ruhig, strafte mich nur immer und immer wieder mit missbilligenden Blicken, während ich den Kopf einfach unten hielt, um ihr kein Futter für weitere Taten zu bieten. Ich wollte nicht, dass sie bemerkte, wie gerne ich Sophie ansah, oder dass sie die Vibes zwischen uns spürte, denn selbst Timo warf mir ab und an Blicke zu, die auf eine Art von Unglauben hinwiesen. Auch er schien zu bemerken, in welcher Symbiose Sophie und ich uns befanden. Die Glocke kündigte das Ende des Unterrichts an und Greta schien es ebenfalls nicht eilig zu haben, ganz zu meinem Missfallen. Denn ich wollte Sophie sprechen, sie fragen, wann wir uns wiedersehen würden, doch Greta gab uns keine Chance auf ein Gespräch. Wir waren fast die Letzten, Timo schien schon ungeduldig und erklärte, er würde draußen warten. Ich trödelte noch immer, doch Greta erhob das Wort und brachte mich damit vollkommen aus der Fassung: „Kommst du, Charlie? Wir wollen doch nicht deine Freundin warten lassen, oder?" Fragend sah ich sie an, schielte zu Sophie herüber, deren Stirn sich bei ihren Worten in Falten legte. „Wie bitte?", fragte ich und ging schnell auf sie zu, um sie aus dem Klassenraum zu ziehen, „Was redest du da?" Meine Worte hörten sich wie ein aufgeregtes Zischen einer Schlange an und Greta schien vergnügt über meine Reaktion. Als wir auf dem Flur waren und Sophie außer Reichweite, kicherte Greta und antwortete achselzuckend: „Ach schon gut, wollte dich nur da raushaben. Hast du nicht gesehen wie genervt sie davon war, dass du die ganze Zeit getrödelt hast?" „Ich...", blieb es mir im Halse stecken und der Knoten wurde immer dicker, „Habe keine Ahnung, wovon du redest." „Ich hab deine Blicke doch gesehen. Ja, sie sieht gut aus, aber übertreib es mal nicht", raunte sie mir zu, tätschelte meine Schulter und schob hinterher, bevor Timo dazustieß, „Ich habe ja gesagt, ich gebe nicht auf." „Alles gut bei euch?", unterbrach uns Timo, doch Greta drehte sich bereits um und marschierte davon. Er warf mir einen fragenden Blick zu und schlang seinen Arm um mich: „Ihr Mädels seid immer so kompliziert. Ich dachte sie hätte vielleicht einen Schritt auf dich zugemacht, nach dem Zettel und so..." Gerade als ich antworten wollte, kam Sophie aus dem Klassenzimmer, entdeckte Timo und mich und wünschte uns einen schönen Tag, bevor sie Richtung Lehrerzimmer verschwand. Innerlich stöhnte ich auf, da nun Timo mir die Chance auf ein Gespräch mit Sophie zunichtegemacht hatte. „Timo", sagte ich etwas genervt, „Wir werden uns nicht wieder vertragen, der Zug ist abgefahren. Ich hab es versucht, sie möchte es nicht. Sie ist auf Krawall gebürstet und das wird auch so bleiben, vermutlich so lange, wie wir auf dieser Schule sind." „Und dass nur wegen einer Lehrerin? Die bestimmt doppelt so alt ist wie ihr?", murmelte er und raufte sich die Haare, „Ich check's nicht." Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um keine gehässigen Widerworte zu geben, doch seine Worte verletzten mich trotzdem. Seufzend ging ich mit ihm zur nächsten Unterrichtsstunde und verfluchte den heutigen Tag.

Stunden später wischte ich auf der Arbeit über die Theke, auf der lauter kleine Kleckse von Vanilleeis verteilt waren. „Du hättest beim letzten Eisbecher wirklich nicht solch eine Sauerei veranstalten müssen", sagte ich halb lachend und halb ernst zu Vanessa. „Tut mir leid, aber ich war so abgelenkt und...", murmelte sie entschuldigend und schlug die Hände von ihrem Mann Roman fort. Dieser umfasste bereits zum dritten Mal in Folge ihren Bauch mit leuchten Augen und quietschte wie ein pubertärer Teenie: „Ich wusste es doch. Du hast dich in letzter Zeit so oft übergeben und du hast den Test immer wieder vor dir hergeschoben." „Aber musste es wirklich auf der Arbeit sein, Roman?", erwiderte sie lachend und küsste ihren Mann innig. „Hilfe", rief ich in den Tumult hinein und die beiden kicherten verliebt. „Ja, ich wollte Gewissheit, so wie du auch", Roman schmiss mir einen Lappen zu, den ich in einen Sack warf, den die beiden mit zu sich nach Hause nehmen würden, um die Schürzen und Lappen zu waschen. „Ich gebe es ja zu, aber die arme Charlotte", nuschelte meine Chefin. „Schon gut, ich freue mich für euch", sagte ich, „Auch wenn du hier eine ziemliche Sauerei veranstaltet hast." Ich lachte laut und die beiden stimmten mit ein, weshalb mir Sophie entging, die in der Tür der Eisdiele stand und uns schmunzelnd beobachtete. „Oh, wir haben schon geschlossen. Tut mir leid", sagte Roman, als er die fremde Person entdeckte. Nun drehte auch ich mich um und mein Lächeln wurde breiter. „Ich bin nur hier, um Charlotte abzuholen", erwiderte Sophie und meine Chefs musterten mich für einen Moment zu ausgiebig. „Ich hole meine Sachen, dann bin ich gleich bei dir", versuchte ich möglichst neutral zu sagen, um Vanessa und auch Roman nicht zu zeigen, wie aufgeregt mich ihr Besuch stimmte. Eilig klaubte ich alles zusammen, verabschiedete mich und ging auf Sophie zu, die mir die Tür aufhielt und für einen Moment schweigend hinter mir herging. „Das nenne ich eine Überraschung", murmelte ich glücklich und drehte mich zu ihr um, „Alles okay?" Nun schwang Besorgnis in meiner Stimme mit, da Sophies Lächeln verschwunden war und ihre Aura ein ungutes Gefühl in mir auslöste. „Ja, es ist alles okay", nuschelte sie und schob mich wenige Meter später in einen dunklen Hauseingang, „Ich habe dich vermisst." Mit diesen Worten brachte sie mein Herz ins Stolpern und als sich dann ihre feurigen Lippen auf meine legten, war es um mich geschehen. Eine Aufregung durchzog meinen Körper, ein Kribbeln jagte von oben nach unten und machte es sich in meinen unteren Regionen gemütlich. „Ich habe dich auch vermisst", raunte ich ihr ins Ohr und platzierte sanfte Küsse auf ihren markanten Kieferknochen, „Ich hätte trotzdem nicht mit deinem Besuch gerechnet." „Ich habe auch nicht viel Zeit, ich habe schnell ein paar Besorgungen gemacht und muss gleich nach Hause...ich...", erklärte sie sich und hielt gegen Ende inne, nur um meine Hände zu ergreifen und mir bei ihren nächsten Worten tief in die Augen zu sehen, „Arne ist wieder da und er hat sich etwas zu Essen gewünscht... Ich habe Spaghetti vorgeschlagen, mehr hatte ich nicht mehr im Haus, aber das war nicht was er hören wollte... Deshalb bin ich nochmal los... Ich musste dich sehen..." Irgendetwas an der Art und Weise wie sie sich verhielt gefiel mir nicht, doch ich wusste, mehr würde ich heute Abend nicht mehr aus ihr herausbekommen. „Oh okay...", sagte ich also nur und versuchte das ungute Gefühl herunterzuschlucken, „Ich hätte gerne nach dem Unterricht mit dir gesprochen, aber erst war da Greta mit ihrer Aktion und dann Timo, der daran festhält, Greta und ich würden uns wieder vertragen." Ich seufzte und schlang meine Arme um Sophie, die ihre Nase in meinem Haar vergrub und tief ein- und ausatmete. „Greta nimmt wohl wieder an Fahrt auf, was?", fragte Sophie, schien aber durch Gretas Taten am heutigen Tage keine Bestätigung von mir zu brauchen. „Das kann man wohl sagen... Sie hat mir einen Zettel geschrieben", erzählte ich, da ich wusste, sie würde nicht sauer sein, „Darauf stand nicht viel, aber es war mehr als eindeutig." „Und was?", hakte Sophie nach, deren warmer Atem mich seicht kitzelte. „Sie sieht heute wieder gut aus, was?", sagte ich und Sophie schob mich von sich, um mich anzusehen. „Sie meinte mich, oder?", fragte sie und ich nickte. „Wir müssen weiterhin vorsichtig sein. Ich glaube, sie hat ein Auge auf uns geworfen... und dieses Mädchen, was heute im Unterricht war, was wollte sie? Sie scheint auch etwas mit Greta zu tun zu haben", ich zog sie wieder an mich, um ihre Körperwärme zu spüren. „Sie fragte mich, ob ich die AG von eurem alten Lehrer übernehmen würde...", Sophie schien über die Worte der Schülerin nachzudenken, daraus schlau zu werden, aber sie schienen harmlos, ohne jeglichen Hintergedanken. „Oh, okay", murmelte ich, „Und wirst du?" Sie schüttelte mit dem Kopf und sagte: „Ich denke nicht, die Uhrzeit ist ungünstig, da muss ich Lena und Luisa abholen." Ich genoss den Moment der Stille und auch Sophie schien sich dem ganzen hinzugeben, aber wenig später merkte ich, wie sie unruhig wurde. „Spuck schon aus, was beschäftigt dich", fragte ich und lehnte mich gegen die Wand, aber nicht ohne sie mit mir zu ziehen. „Bin ich so durchschaubar?", sie küsste meine Nasenspitze und fuhr fort, „Hat Greta das nach dem Unterricht extra gemacht, damit du nicht auf mich wartest?" Sie kräuselte ihre Nase und kleine Fältchen überzogen ihr Gesicht. Grinsend nahm ich ihr Gesicht in die Hände und beruhigte sie mit einem kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss. „Oh ja, sie schien meine Intention des Trödelns zu durchschauen. Deshalb auch der Spruch mit der Freundin, sie wusste, das würde ich nicht auf mir sitzen lassen", erklärte ich und schüttelte resigniert den Kopf, „Ich habe keine Ahnung was mit ihr passiert ist, so war sie sonst nie." „Das tut mir leid", nuschelte Sophie und sie griff nach ihrem Handy, das immer wieder vibrierte, „Ich muss leider los, ich hoffe das ist okay. Ich lasse dich ungern so allein... Ich wäre gerne für dich da, vor allem jetzt gerade. Morgen nach dem Unterricht, da habe ich zwei Stunden Zeit, wie sieht es bei dir aus?" Hoffnung keimte in mir auf und ich nickte aufgeregt: „Ich habe gegen 16 Uhr Schulschluss." „Das passt perfekt, ich schreibe dir, okay?", Sophie lächelte und küsste mich erneut, „Bis morgen."

Allein im dunklen Hausflur dachte ich über meine Worte nach, wie Greta so sein konnte und ich fand nur eine Erklärung dafür. Unerwiderte Gefühle waren ein gefährlicher Antrieb.

Don't know how to take it, don't know where to go
My resistance's running low
And everyday the hold is getting tighter and it troubles me so
You know that I'm nobody's foolI'm nobody's fool and yet it's clear to me
I don't have a strategy
It's just like taking candy from a baby
And I think I must beUnder attack, I'm being taken
About to crack, defenses breaking
Won't somebody see and save a heart?
Come and rescue me now 'cause I'm falling apart

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