Tod eines Plünderers

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Kapitel 14


*** Tod eines Plünderers ***



Ich hingegen musste mich um die Korrespondenz von heute kümmern. Diese Ablenkung hatte mir aber gut getan und ich war entspannter beim Beantworten der ganzen Anfragen und Bitten. Es klopfte und Mr. Robinson trat ein.
„Master Kenway, es freut mich, dass ich euch noch erwische, es geht um einen Neuling in Bezug auf das Pistolentraining. Der Junge traut sich nicht, eine Waffe in die Hand zu nehmen, meint, er wolle das nicht. Sollen wir ihn gewähren lassen? Ich meine, wir hätten genügend andere Männer die als Wache fungieren, es wäre nicht allzu tragisch um ihn. Doch sein Vater drohte ihm mit Prügel, wenn er sich nicht wie ein Mann benehmen würde und vernünftig mit anpackt."
Ich konnte mir nicht helfen, ich empfand Mitleid mit dem jungen Mann. Nicht jeder war für den Dienst an der Waffe geeignet, doch in diesen Zeiten brauchten wir jeden den wir kriegen konnten.
Und wenn ich nicht ganz falsch lag, würden bald noch mehr Männer zur Waffe greifen müssen, es braute sich etwas zusammen.

„Lasst ihn vorerst außen vor und dann sehen wir später weiter. Sein Vater soll aber, wenn wir aus New York wieder zurück sind, bei mir erscheinen, dann werde ich mit ihm über ein persönliches Training sprechen!" ein etwas ungewöhnlicher Gedanke, ich weiß, doch vielleicht konnte ich den Bengel ja so überzeugen, für seine Familie einzustehen!
Mein Aufseher fand den Einfall zwar auch nicht erstklassig, doch er wollte es so weitergeben. Nachdem er gegangen war, kündigte sich Mr. Mackenzie an, obwohl ich doch eigentlich schon alles mit ihm besprochen hatte.

„Master Kenway, verzeiht die erneute Störung. Aber es geht um Fenrir, wir brauchen für ihn noch einen passenden Sattel. Derzeit wird ein alter genutzt, welcher nicht richtig passt und auch eure Verlobte braucht einen sicheren Halt, denkt ihr nicht?" und als wenn man vom Weibe spricht, stand sie in der Tür. Wir erhoben uns und Isaac begrüßte Alex freudig. Nun fragte er Alex nach ihren Wünschen, was den Sattel anging, aber ich sah, dass sie überhaupt keine Ahnung von solchen Dingen hatte.
Also übernahm ich den Auftrag und meine Verlobte verschwand entschuldigend lächelnd. Ein Sattel aus dunklem Leder, welches die Präsenz des Hengstes noch unterstrich sollte es schon sein. Dann gab ich noch ein Budget vor, welches der Sattler nicht überschreiten sollte, beim letzten Mal hatte er nämlich versucht mich über den Tisch zu ziehen! Das ist ihm nicht gut bekommen und ich hoffte, er hatte gelernt!

Anschließend machte ich mich auf die Suche nach meiner Verlobten, in ihrem Studierzimmer war sie nicht, auch nicht im Lesezimmer. Auch Mrs. Wallace wusste nicht, wohin sie sein könnte, da fing ich an mir Sorgen zu machen, so ohne ein Wort würde Alex nicht einfach aufbrechen.
Mein nächstes Ziel war daher der Stall und ich sollte Recht behalten, dort stand sie bei ihrem Pferd und sprach leise mit ihm.
Isaac war mittlerweile auch wieder hier und sah ebenfalls kopfschüttelnd auf diese seltsame Frau. Ich tat meine Sorge um sie kund und bekam ein Grinsen zurück.
„Ich denke, wenn du mich in Zukunft suchst, musst du hier anfangen oder der Spur dieses Friesen folgen!"
Das war eine gute Idee und gar nicht so abwegig, so würde ich meinen Sinn ein wenig trainieren und ausbauen können.
Gespielt schmollend meinte sie dann „Damals warst du von meinen Vorschlägen, wenn es um das Lernen ging, nie so angetan."
Das war eine andere Zeit und ich hatte von Frauen überhaupt keine Ahnung, zur Wiedergutmachung wollte ich sie gerade in die Arme nehmen, als wir merkten, dass der Friese unruhig wurde.

Zuerst dachten wir, er wäre „eifersüchtig" doch er tappte immer schneller hin und her und auch meine Stute begann sich in ihrer Box zu regen.
Hvad sker der med Fenrir? Hvorfor er du så rastløs? (Dänisch... was ist los, Fenrir? Warum bist du so unruhig?) Wieder sprach Alex in dieser Sprache.
Fenrir stupste sie immer wieder an und mit einem Male so heftig, dass er sie aus seiner Box schob. Da wurde uns beiden klar, dass etwas nicht stimmte, also ließen wir unsere Tiere satteln und kaum dass wir aufgesessen waren, machte sich Alex' Hengst wie von selbst auf den Weg und ich folgte mit meiner Stute.

Plötzlich blieb Fenrir wie angewurzelt auf einem der brach liegenden Felder stehen und hatte die Nüstern am Boden. Man konnte die Angst und das Zittern der beiden Tiere spüren und wir saßen ab, um die Gegend zu inspizieren.
Als ich meinen Blick aktivierte sprang es mich förmlich an, dicht unter der Erde konnte ich einen Leichnam sehen. Die Aura war leicht rot und dabei abzuklingen, er war also noch nicht lange tot.
Ich sah mich weiter hier um, entdeckte aber keine weiteren Spuren. Als ich den Vorschlag machte, den Aufseher hinzuzuziehen und die Leiche woanders zu beerdigen, sah ich, dass meine Verlobte nicht ganz so glücklich damit war.
Sie stimmte dennoch zu und meinte aufmunternd, sie würde hier warten und aufpassen. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie sie sich enger an den Friesen schmiegte, welcher jetzt ruhiger geworden war.

Mr. Robinson hatte mit seiner Frau und den beiden Kindern ein kleines Haus hier in der Nähe, also dauerte es auch nicht lange ihn aufzusuchen.
Ich entschuldigte mich für mein so spätes Erscheinen und erklärte mich kurz.
„Master Kenway, habt ihr eine Ahnung, WER es sein könnte? Ich vermisse niemanden von den Arbeitern oder Pächtern. Ich hoffe doch, sie alle sind wohlauf." meinte Mrs. Robinson nun ängstlich und sie zog die beiden kleinen Jungs enger an sich heran.
„Macht euch keine Sorgen, Mrs. Robinson, euer Mann und ich werden nachsehen gehen und glaubt mir, von unseren Leuten wird es sicherlich keiner sein." meinte ich zuversichtlicher als ich eigentlich war.
Ich trieb den Aufseher nun zur Eile an und verabschiedete mich schon mal und ritt voraus. Er würde die Stelle schon finden, ich hatte nun eine Laterne bei mir!

Als ich mich dem verlassenen Feld näherte, sah ich neblige Gestalten vor Alex stehen, welche Tränen überströmt da stand und schluchzte.
Ich stellte mich neben meine Verlobte und nahm ihre Hand, gerade als meine Mutter vortrat. Ihre nächsten Worte waren wie Balsam für meine Seele, ich hatte sie eine Ewigkeit nicht mehr gehört und sie waren mehr als eine Entschuldigung.
„Haytham, mein Liebling! Ich liebe dich! Vergiss das nicht!" Ich spürte ihre Hände auf meinen Wangen und auch den Kuss, welchen sie mir auf die Stirn gab.

Neben mir fiel Alex auf die Knie und weinte bitterlich!
„Es tut mir so leid... ich hätte es verhindern sollen, ich hätte es verhindern können... es tut mir leid..."
Mein Vater sprach in seiner ruhigen, aber doch bestimmten Stimme mit ihr und versuchte sie zu beruhigen!
„Nein, du hättest es hinausgezögert... doch JETZT kannst du etwas entscheidendes verändern... du hast noch genug Zeit, Alex!"
Und damit hatte er Recht, wir hatten jetzt die Gelegenheit bekommen, ein paar Dinge zu ändern, wir mussten nur die richtigen Momente nutzen.

Plötzlich waren wir wieder alleine und ich sah, wie Mr. Robinson mit großen Augen auf uns zutrat. Ich schüttelte nur den Kopf und hieß ihn, keine Fragen zu stellen.
Er hatte einen Karren und zwei Schaufeln mitgebracht, also begannen wir schweigend, den Toten auszugraben, was nicht so schwer war, es war nicht viel Erde auf ihm. Es schien, als hätte man es eilig gehabt ihn loszuwerden.
Dann konnten wir einen Blick auf den Verstorbenen werfen und es war Mr. Robinson der ihn erkannte.
„Den kenne ich, dass ist Phil, ein Saufkopf wie er im Buche steht. Dann kann ich mir schon denken, mit wem er umhergezogen ist." ich sah ihn auffordernd an, das war noch keine Erklärung!
„Das ist eine Gruppe von 4, naja, jetzt nur noch 3 Mann. Sie sind stets auf Krawall und Ärger aus und sind bekannt für ihre Skrupellosigkeit. Einige Vergewaltigungen, Morde und sonstige Überfälle gehen auf ihr Konto."

Alex starrte ihn völlig fassungslos an, wie er so nüchtern das Ganze erzählte.
„Mrs. Frederickson, das ist hier nichts ungewöhnliches. Diese Kerle haben nie eine Arbeit länger als eine Woche behalten und jetzt im Winter stellt man auch niemanden ein. Im Grunde sind es arme Schlucker, die überleben wollten." und mit einem Male schlug Alex' Stimmung in Wut um und ließ sie an meinem Aufseher aus.
„Ich hoffe jetzt für euch, dass ihr wisst, dass diese ach so armen Männer eine ganze Familie auf dem Gewissen haben, nur um an die Lebensmittel zu kommen!"
Ihr Tonfall war scharf und aggressiv. Bevor aber noch die Situation eskalierte, hoben wir den Toten auf den Karren, damit wir eine abgelegenere Stelle suchen konnten.

Auf dem Weg in den nahe gelegenen Wald kamen Alex die tollsten Verschwörungstheorien und ich staunte, auf was für Ideen ihr Gehirn manchmal kam!
„Und wenn einer der Arbeiter ihn auf dem Gewissen hat und diesen Phil nur schnell beiseite schaffen wollte..." ich erklärte noch einmal, dass er wohl einfach für die anderen lästig war und einfach ein Klotz am Bein darstellte. Er war nicht gerade ein Leichtgewicht und seiner Kleidung nach zu urteilen, nicht einer der reinlichsten Menschen. Es konnte viele Gründe für diesen Mord geben.

Dann endlich konnten wir diesen Dieb beerdigen, auch wenn es zunehmend schwerer wurde, da der Boden anfing zu gefrieren.
Es vergingen 2 Stunden bis er tief genug unter der Erde lag, damit die Tiere ihn nicht wieder ausgraben konnten. Ich schickte Mr. Robinson mit einem Danke zurück zu seiner Familie, ich würde mich die Tage noch erkenntlich zeigen für diese Hilfe.
Danach ritten auch Alex und ich zurück nach Hause. Immer wieder sah ich, wie sie ihre Hände verstohlen aneinander rieb und abwechselnd unter ihren Umhang schob.

Als wir im Salon ankamen, warf sich meine Verlobte auf das Sofa vor dem Kamin und hielt begierig ihre Finger ans Feuer. Auf meine Frage, warum sie keine Handschuhe trug bekam ich die übliche pragmatische Antwort.
„Ganz ehrlich? Ich hatte sie vorhin einfach vergessen. Aber wäre es jetzt schon zu spät um das Bad zu bitten?"
Ach ja, ihr anerzogenes schlechtes Gewissen, welches ihr verbat, um so etwas zu bitten. Doch selbst wenn sie morgens um zwei ein Bad wünschte, würde man ihrer Bitte nachkommen. Dafür waren die Diener und Angestellten ja da!
Ich rief nach Magda und bat sie, alles Notwendige in die Wege zu leiten. Als die provisorische Zofe wieder gegangen war, meinte ich nur, so einfach wäre es und sie müsse sich keine weiteren Gedanken machen.

Oben im Ankleidezimmer stand Alex etwas unschlüssig vor einem ihrer Schränke und ich fragte, ob sie etwas bestimmtes suchte oder vermisste.
„Du wirst es nicht glauben, aber ich habe drei Kleidungsstücke aus meiner Zeit dabei. Teile die ich immer gerne zuhause getragen habe, wenn ich Feierabend hatte." sagte sie grinsend und meine Neugierde siegte mal wieder, ich wollte sie sehen.
Kurz darauf lagen auf unserem Bett sehr seltsame Sachen. Sie verströmten einen sehr angenehmen Duft, so ähnlich wie der in Alex' Haaren! Ich konnte mir aber Alex nicht darin vorstellen! Sie sahen irgendwie völlig unförmig aus, aber der Stoff fühlte sich weich an.
„Das ist Sinn der Sache, sie sollen einfach nur bequem und funktionell sein. Diese Sachen hat man ja nicht in der Öffentlichkeit an, sondern nur zuhause auf dem Sofa beim Netflix gucken!" ich hatte kaum ein Wort verstanden, aber ich vermutete, sie hatte Recht.
Also befreite ich sie aus ihren Sachen und warf ihr einen Morgenmantel über, dann tat ich es ihr gleich und ich sah in ihrem Blick, dass sie mein Vorhaben durchaus begrüßte.

Wir gingen hinunter und kaum dass sie im warmen Wasser lag, kam ein lautes Stöhnen, welches mich grinsen ließ. Ich war ja noch nicht einmal in ihrer Nähe.
Ihre Antwort war mal wieder klar, ich solle mich lieber beeilen und das mit einem so lüsternen Tonfall, dass wohl kaum jemand gezögert hätte!
Für einen Moment genossen wir diese Wärme und die Nähe des anderen, doch ich merkte schnell, dass Alex müde wurde und erinnerte sie an die Haarwäsche.
Mürrisch löste sie das Haarband und wieder fiel mir ein Schwall dunkelblonder Haare auf die Brust, doch es sah einfach wunderschön aus und ich begann sie einzuschäumen. Mir fielen erst jetzt diese grauen Strähnen auf, welche ich aber sehr anziehend fand, auch wenn meine Verlobte der Ansicht war, sie würde sie lieber einfärben wollen.

Dann war sie fertig mit der Wäsche und drehte sich zu mir um, um mir ebenfalls zu helfen, doch ich hatte mittlerweile andere Pläne und ließ Alex diese spüren.
Ich zeigte ihr in meinen Gedanken, was ich wollte, WIE ich sie wollte und ich zog ihre Handgelenke auf den Rücken und schob sie mit der freien Hand weiter auf meinen Schoß! Ohne Probleme nahm ich sie und konnte ein lautes Aufstöhnen nicht verhindern, wir beide sagten keinen Ton, sondern ich las in ihr und ließ sie mich erkunden.
Du musst noch viel lernen, aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, dich persönlich einzuweisen. Und jetzt beweg dich endlich, ich will dich spüren, will sehen, wie du kommst!, befahl ich ihr im Geiste! Du gehörst mir, Alex. NUR mir! Bei diesen Worten konnte ich mich nicht mehr zügeln und kam kurz nach ihr.
Ich hatte das Gefühl, dass jedes mal wenn wir miteinander schliefen, es intensiver wurde. Ich mag mich täuschen, doch es war so innig, so vertraut mit dieser Frau, dass ich das Gefühl hatte, wir würden uns schon immer kennen. Eigentlich war es ja auch so, wenn man es genau betrachtete.

Als ich kurz darauf ihrer Meinung nach, ebenfalls sauber genug war und wir beide merkten, dass das Wasser merklich abgekühlt war, hob ich sie aus der Wanne.
Schnell trockneten wir uns ab und prompt sah ich wieder ihren Gedanken mit dem Handtuch. Ich sollte ihr dringend noch einige Flausen aus dem Kopf jagen!
Kurz darauf waren wir dann auch angezogen und für einen Moment stand ich hinter Alex in unserem Schlafzimmer, schlang meine Arme um sie und meinte, wir sollten jetzt hinunter gehen. Mein Atem verfehlte seine Wirkung nicht und sie erschauerte leicht, nahm meine Hand in ihre und küsste die Innenseite.

Nach dem Essen gingen wir beide müde hinauf, es war mittlerweile nach 23 Uhr und wir würden morgen Gäste bekommen.
Doch es sollte noch anders kommen, plötzlich hielt Alex inne und starrte nach rechts auf die offene Tür zu ihrem Arbeitszimmer. Wir beide nutzten unsere Sinne und tatsächlich sahen wir eine leichte rote Aura, welche sich an ihrem Schreibtisch zu schaffen machte!
Leise schob sie die Tür auf und wir trauten unseren Augen nicht.

 Wir beide nutzten unsere Sinne und tatsächlich sahen wir eine leichte rote Aura, welche sich an ihrem Schreibtisch zu schaffen machte!Leise schob sie die Tür auf und wir trauten unseren Augen nicht

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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3Where stories live. Discover now