Ablenkung und Charles' Bestrafung

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Kapitel 3


*** Ablenkung in der Taverne ***

2. Januar 1762


Wenn ich nun auf das alte Jahr zurückblicke, war es im Grunde wenig ereignisreich. Zumindest für mich persönlich war es ruhig verlaufen. Bis auf dieses Theater mit Charles und seinen Eskapaden. Wir hatten ihn immer noch nicht ausfindig machen können, was wirklich seltsam war, er wurde ja gebraucht, hatte vermutlich aber zu viel Angst! Zurecht möchte ich betonen!
Mein Geburtstag war ruhig begangen worden, genau wie das Weihnachtsfest an sich. Immer mehr spürte ich jedoch, dass zwischen Faith und Shay eine gewisse Spannung lag, zu deuten vermochte ich es aber nicht wirklich.Mir waren natürlich die Gerüchte zu Ohren gekommen, welche besagten, meine kleine Schwester hätte eine Nacht mit dem König verbracht! Das konnte ich mir zwar vorstellen, aber sie würde ihrem Ehemann nie untreu werden. Ich hoffte, dass sich dieses Missverständnis bald klären würde!„Haytham, ich habe nicht das Bett ihm geteilt, dass müsst ihr mir alle glauben!" kam es hin und wieder. In diesen Worten hörte ich auch immer leise Verzweiflung und etwas, was unausgesprochen blieb. Ein Geheimnis!Ich hakte nicht weiter nach, entweder erzählte meine kleine Schwester von alleine, oder sie ließ es. Sie wird ihre eigenen Gründe haben, so dachte ich jedenfalls.
Der Silvester-Abend war mir nicht mehr ganz so in Erinnerung, weil ich dem Whiskey sehr zugesprochen hatte und bereute es auch gleich am Neujahrsmorgen. Ich konnte Alex' tadelnde Stimme sprichwörtlich in meinem Kopf hören, welche sich über meinen Zustand auch noch lustig machte.Auch wenn ich hier nicht alleine war, fühlte ich mich einsam. Ich ertappte mich immer wieder dabei, dass ich völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte und noch nicht einmal meine Patentochter bemerkte, welche nach meiner Aufmerksamkeit verlangte.
Heute erhielt ich einen Brief aus Virginia mit der dringenden Bitte, einen Händler hier in New York aufzusuchen, welcher neues Saatgut anpries und das auch noch zu einem günstigen Preis.Wir trafen uns in einer kleinen Taverne bei den Docks und als ich vor Mr. Walther Neillmore saß, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich von ihm kaufen sollte. Er machte einen schmierigen Eindruck, hatte für meinen Geschmack einen zu großen Durst auf Ale und überhaupt, er passte mir nicht wirklich.Gerade als ich mich verabschieden wollte, erhob auch er sich und blaffte mich lallend an „Mister, nur weil ich nicht so ein schnöseliger Brite bin wie ihr, heißt das nicht, dass ich schlechte Geschäfte mache!"Gut, so eine Ansprache ließ ich mir nicht bieten und musste es mir auch nicht gefallen lassen, dass er mich beleidigte.
Ich war ein wenig in Kampflaune und ließ sie an ihm aus. Leider hatte Mr. Neillmore überhaupt kein Talent zum Kämpfen und das Ganze war schneller vorbei als mir lieb war!Ich hatte aber nicht mit den anderen Gästen hier gerechnet, welchen eine kleine Schlägerei gerade recht kam!Ich fand mich also kurz darauf zwischen ein Dutzend Kampferprobter Herren wieder und neben mir sprangen ebenso einige dazu und unterstützten mich tatkräftig.Wenn ich jetzt sage, es hat mir Spaß gemacht, klingt es vermutlich eher untypisch für mich, ich weiß. Doch was soll ich sagen? Es tat wirklich gut, sich mal wieder austoben zu können! Diesen Ausdruck hatte Alex auch gerne genutzt, wenn ihr langweilig wurde und mir wurde wieder bewusst, dass sie mir tatsächlich eine ganz neue Weise des Lebens gezeigt hatte!
Etwas lädiert erschien ich wieder im Fort Arsenal und man warf mir einen bösen Blick und ein Kopfschüttelnd zu.„Haytham! Was hast du denn gemacht?" kam es vorwurfsvoll von Faith und sie schleifte mich in ihr Arbeitszimmer, um mich zu versorgen.Es waren nur ein paar Kratzer, nichts ernstes und in Nullkommanichts war ich wieder der Alte, nun ja, nicht ganz, aber wenigstens etwas wieder hergestellt.„Ich mag es halt nicht, wenn man mich beleidigt, Faith! DU solltest das doch am besten verstehen, oder?" gab ich Augenzwinkern als Erklärung und erntete eine hochgezogen Augenbraue.„Der Kampf mit Alex war was anderes, aber ich hoffe, die anderen Herren sind noch am Leben?"Was bitte dachte sie von mir? „Natürlich, wenn auch mit etwas ramponierten Knochen und einigen Veilchen!" grinste ich jetzt, wenn ich ehrlich sein soll, dieser Schlagabtausch hatte mir gut getan, auch wenn es sich seltsam anhören mag.

*** Master Lees Bestrafung ***


26. April 1762

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें