Streitschlichterin

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Kapitel 21


*** Streitschlichterin ***



Plötzlich erschien, im wahrsten Sinne des Wortes, mein Vater wie aus dem Nichts und Master Williams sah ihn ungläubig an. Diese Reaktion hatte Vater ebenfalls bei mir hervorgerufen und ich vermutete auch bei Alex damals.Ohne Umschweife, wie es immer seine Art war, stellte er Lucius jetzt zur Rede und ich sah mich als 9 jährigen Jungen wieder vor ihm. Diese Art schlug er immer an, wenn wir etwas „zu bereden" hatten!„Master Williams! Wovon reden wir hier gerade? Ihr urteilt über meinen Sohn und seine Entscheidungen! Wer bitte gibt euch das Recht dazu?" der angesprochene Herr stammelte nur vor sich hin, bekam aber auf seine Frage, wie das möglich sei, keine Antwort. Im Gegenteil!„Ich warte auf eine Antwort! Und glaubt mir, ich weiß, dass Haytham wie ein Sohn für euch ist und auf eine gewisse Weise freue ich mich für ihn. Doch es gibt euch nicht das Recht, über seinen Kopf hinweg zu entscheiden. Nicht EUCH und auch nicht Lady Melanie." Vaters Tonfall nahm bedrohliche Züge an und ich duckte mich leicht aus Gewohnheit.
„Bei allem Respekt, aber es geht hier um weit mehr als nur zwei Menschen, die sich lieben. Hier geht es um..." wieder konnte er nicht aussprechen!„Genau darum geht es in diesem Moment, Lucius. Und die beiden wissen darum! Mrs. Frederickson und Haytham sind darauf vorbereitet! Und denkt für einen Moment daran, wie eure Mutter auf Liz reagiert hat damals! Sie war alles andere als begeistert, möchte ich meinen! Und mein Sohn wird diese Frau hier heiraten, ob es euch nun passt oder nicht! Meinen Segen habe ich den beiden bereits vor langer Zeit gegeben. Ich habe Mrs. Frederickson nicht ohne Grund meinen Sohn anvertraut. Sie wird an seiner Seite stehen, egal was es kostet!" Vaters Atem ging schwer und ich wusste, er riss sich zusammen um nicht lauter zu werden und aus der Haut zu fahren!
„Das verstehe ich nicht, wie könnt ihr euch so sicher sein, dass sie die Richtige für euren Sohn ist?"Master Williams wusste von Faith, dass Alex aus einer anderen Zeit stammte, doch wie viel sie ihm im Detail berichtet hat, entzog sich meiner Kenntnis. Wir mussten aber auch nichts weiter sagen!„Sie ist mir im wahrsten Sinne des Wortes in Nassau damals vor die Füße gefallen und von da an hatten wir eine gewisse Verbundenheit, die bis heute anhält. Dank dieser Götterähnlichen Wesen ist es mir deshalb auch möglich, sie zu leiten und ihr in Kämpfen beizustehen. Ja, sie hat noch zu lernen, dieses Jahrhundert ist nicht einfach zu meistern. Doch sie ist willensstark und weiß, was sie tut. Und bedenkt, Master Williams, Alex ist diejenige die für eure Tochter alles tun würde und gerade jetzt auch wieder alles tut!"Wieder wurde mir bewusst, dass die Verbindung zwischen den beiden etwas ganz eigenes unerklärliches war, doch es war wieder diese Eifersucht, die sich einen Weg bahnte in mir!
„Dann werde ich wohl mit dieser Entscheidung leben müssen. Genauso, wie ich einfach Master Cormac als Schwiegersohn vorgesetzt bekommen habe. Verzeiht mir, wenn ich damit noch so meine Probleme habe. Haytham, ihr wisst, dass wir euch nichts Böses wollen. Im Gegenteil, gerade mir lag am Herzen, dass ihr, ebenso wie ich, eine Frau an eurer Seite haben solltet, welche euch gerecht wird und die euch liebt. Und wie ich sehe und mir jetzt eingestehen muss, habt ihr sie bereits gefunden."In Lucius Gesicht lag plötzlich so etwas wie Ruhe, ob es nun an Vater lag oder er sich einfach selber im Klaren über seine eigene Ehe wurde, konnte ich nicht sagen.Er erhob sich langsam und kam um den Schreibtisch herum.„Mrs. Frederickson, es ... tut mir leid, wenn ich die ganze Zeit so schlecht von euch gedacht habe. Ihr müsst umgekehrt aber auch unsere Beweggründe verstehen..." bei diesen Worten, reichte er Alex die Hand, welche sie etwas irritiert entgegennahm.
„Lucius, sie weiß, warum ihr so reagiert. Und auch ich kann es verstehen, wir sind nicht dumm. Doch es geht hier auch um Vertrauen und... wenn ich das sagen darf, Mrs. Frederickson hat in ihrer Zeit tatsächlich ein Gleichgewicht, einen Waffenstillstand, zwischen Bruderschaft und Orden erreicht. Dass können nicht viele von sich behaupten und ich bin der Meinung, dass sollte man honorieren. Findet ihr nicht?" sprach Vater mit Stolz in der Stimme und sah zu Master Williams.Dieser wandte seinen Blick an Alex und fragte stotternd, wie das möglich sei und wie sie das geschafft hätte.„Master Williams, es war einzig und alleine meiner Hartnäckigkeit und meinem Durchhaltevermögen geschuldet. Und ich habe keine der beiden Seiten verraten, belogen oder betrogen. Mein schlechtes Gewissen verbietet es mir schon. Ich werde das gleiche hier nicht erreichen, dessen bin ich mir bewusst. Aber ebenfalls einen Waffenstillstand oder in einigen Bereichen eine gewisse Zusammenarbeit wäre für beide Seiten von Vorteil. Ohne die wäre ich jetzt zum Beispiel auch nicht HIER! Auch bin ich mir bewusst, dass ich bald eine Entscheidung treffen werden muss."In dieser Erklärung erwähnte sie diese Gründe, welche sie auch mir schon dargelegt hatte. Eine Zusammenarbeit war unerlässlich gewesen, nur so war es ihr möglich wieder hierher zukommen.
„Dann lasst mich einen kleinen Anfang machen und euch meinen Segen ebenfalls aussprechen." er nahm meine und Alex Hand und legte sie zusammen!„Ich wünsche euch für die Zukunft nur das Beste und möge sie so verlaufen, wie ihr es geplant habt." mit diesen Worten ließ er uns los und reichte Vater die Hand.„Master Kenway, es ist mir immer noch unheimlich, euch hier wieder zusehen. Doch ich entschuldige mich für mein Verhalten." Master Williams hatte einen freundschaftlichen Ton angeschlagen, was mich nicht wunderte, ich ging davon aus, dass auch er zu einer Erkenntnis gekommen ist.
„Ich denke, dass lässt sich einrichten, Master Williams. Aber... höre ich irgendwelche Klagen bezüglich eures Verhaltens oder dem Verhalten eurer Mutter gegenüber meinem Sohn und meiner Schwiegertochter, seid gewarnt, ich kann auch ganz anders..." sprach Vater jetzt eine nicht ganz ernst gemeinte Warnung aus, jedoch sollte Lucius klar sein, dass ihm Unheil drohte, sollte negatives zu ihm durchdringen!Ich hörte wie Alex neben mir plötzlich erleichtert seufzte und musste grinsen dabei, mir ging es nicht anders.Vater schloss uns beide noch in seine Arme und wünschte uns nur das Beste. Auch sollten wir nicht vergessen, dass er immer an unserer Seite blieb. Dann verschwand er wieder in diesem Nebel und Master Williams sah für einen Moment staunend hinterher.
Wir konnten es alle nicht verstehen und gerade als Lucius diesen Gedanken aussprach, flog die Tür zum Studierzimmer auf und eine weinende July rannte auf ihren Großvater zu.„Opa, Mama und Papa streiten sich schon wieder. Ich habe Angst!"Er nahm die Kleine auf den Arm und ich sah, wie Alex uns beide anblickte. Wir nickten stumm, sie solle sich darum kümmern, Faith war wie ihre Schwester.Sie verschwand schnell und ging die Treppe hinauf.Wir gingen unterdessen mit meiner Patentochter in den Salon und verabreichten ihr Plätzchen, damit sie sich etwas beruhigte. Ich fand es erstaunlich, wie schnell sie sich erholt hatte, doch ich vermutete diese Freya hinter diesem schnellen Genesungsprozess.
Es dauerte nicht lange, da hörten wir irische und schottisch-gälische Flüche und wie eine Tür laut zugeworfen wurde! July erschrak wieder, genau wie ihr Bruder!Die beiden Streithähne nahmen keinerlei Rücksicht und ich hoffte, dass meine Verlobte eine gute Streitschlichterin abgab.Vor Wut schnaubend erschien Shay bei uns, nahm sich ein großes Glas Whiskey und ließ sich auf eines der Sofas fallen. Die Kinder trauten sich nicht in seine Nähe, was auch definitiv besser war.Aber ich ließ es mir nicht nehmen, ihn auf den Streit anzusprechen. Und wieder pöbelte er mich in einer Art und Weise an, die mich wütend machte, auch ging mir wieder die Rüge durch den Kopf, welche er noch zu bekommen hatte!Dazu war aber sicherlich später noch Zeit.
Also ließen wir den Iren sich einfach beruhigen und widmeten uns den Kindern.Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien meine Verlobte wieder hier bei uns und ich sah, dass ihr Kleid an der Schulter völlig nass war.Mit einem bösen Blick auf Shay bat sie ihn unter vier Augen zu sprechen, was er ohne Widerworte akzeptierte und sie mit sich zog. DAS schmeckte mir so gar nicht, niemand behandelt meine Verlobte so grob, auch das kam mit auf die Liste für Shays Rüge!Jetzt saßen Lucius und ich hier wieder alleine und es breitete sich eine etwas unangenehme Stille aus, welche Master Williams aber durchbrach.„Haytham, versteht mich bitte. Auch ihr hattet am Anfang dieses Misstrauen und hegtet Zweifel an der Loyalität von Mrs. Frederickson. Ihr kennt sie jetzt besser als ich und ich hoffe wirklich, dass sie den Orden nicht verraten wird."In diesem Moment beschloss ich ihn in unsere Pläne, zumindest was den Beitritt in den Orden anging, einzubeziehen.
„Ihr meint, Mrs. Frederickson ist soweit die Bruderschaft hinter sich zu lassen?" auch ihm erklärte ich nun diese moralischen Zweifel, welche wir Alex noch nehmen mussten und das wäre nur möglich, wenn wir ihr entsprechend entgegen kämen.„Habt ihr ebenfalls schon Pläne für die anstehende Hochzeit, Haytham?" natürlich fragte er das und ich gab den März an. Das wir das ganze vorziehen wollten, würden wir in den nächsten Tagen hoffentlich kundtun können.
Zu mehr kamen wir aber nicht, weil Alex wieder im Salon erschien, während Shay die Treppe hinauf ging.„Fragt mich jetzt nicht, ich kann nur hoffen, dass Shay und Faith eine Aussprache hinbekommen. Und mal ganz im Ernst... WAS bitte war hier in den letzten Monaten los?" kam es schwer seufzend von ihr und sie ließ sich auf dem Sofa nieder.Es war an Lucius sie aufzuklären, über alles war auch ich nicht im Bilde.„Nun, wo soll ich anfangen, Mrs. Frederickson. Ich kam Anfang diesen Jahres hierher zurück, weil es Probleme gab, die Master Lee verursacht hatte. Er war der Verwalter von unserem Anwesen und vom Fort Arsenal, sowie den laufenden Geschäften hier, doch wir wurden beide von ihm enttäuscht, oder Junge?"Ja, das hatte ich Alex grob erklärt und auch da hatte ich noch etwas zu erledigen mit Charles. Doch jetzt war er erst einmal in England und musste seine Strafe verbüßen!
„Er hat bei einem Spiel in einer Taverne das Haus verspielt und die Geschäfte von Shay und Faith fast in den Ruin getrieben. Wir hatten Glück, dass eine befreundete Familie das Haus von Lady Melanie erworben hat und uns dies mitteilte. Nun, um es kurz zu fassen, ich reiste mit Lady Melanie und meinem Vater hierher und brachte mit den beiden alles wieder in Ordnung. In dieser Zeit hatte Faith ihre Freundin als Zimmermädchen angestellt und Shay bekam den Sohn seines ehemaligen Freundes vorgesetzt. Was habe ich auf Faith eingeredet, die beiden weg zuschicken, aber sie ist genauso stur wie ihre Mutter. Da kann man gleich mit einer Wand reden, die hört wenigstens zu und haut nicht ab, wenn es ihr nicht passt, was jemand zu ihr sagt. Leider ist das eine scheußliche Angewohnheit meiner Tochter, aber das werde ich jetzt nicht noch näher erläutern."Diese Bezeichnung mit der Wand traf durchaus auch auf Alex zu und ich sah, wie ihr derselbe Gedanke durch den Kopf ging!
„Auf jeden Fall war mein Schwiegersohn eines Tages mitten in der Nacht verschwunden und eigentlich wollte ich ebenfalls wieder nach London, aber ich blieb auf Bitten meiner Tochter, auch weil sich jemand um die Geschäfte kümmern musste, Faith hat dafür einfach kein Händchen. So vergingen die Monate und ich versuchte für Faith da zu sein, aber außer ihrer Freundin ließ sie keinen wirklich an sich ran. Im September tauchte zu unserem Übel das alte Dienstmädchen wieder auf, warf Faith öffentlich vor, eine Hexe zu sein. Ihr könnt euch denken, wie Faith das Ganze mitnahm und ich musste ihre Aufzeichnungen verbrennen, sonst wäre sie auf dem Scheiterhaufen gelandet. Es war sehr knapp, nur ein paar Minuten später und die Soldaten hätten diese gefunden." Diese Zeit muss schlimm gewesen sein, ich kannte sie nur aus den Briefen von Lucius und das las sich schon wie ein Albtraum!
„Danach kam ich an sie gar nicht mehr ran und zum Glück tauchte dann endlich Shay wieder auf. Die erste Woche war noch in Ordnung, doch dann wurde der Junge krank. Faith verbot ihren beiden Kindern mit Cillian zu spielen und keiner außer den beiden Frauen durften zu ihm. Sie nutzte das Mittel, welches für July gedacht war und eigentlich dachten wir alle, dass July die Krankheit nicht bekommen würde, doch drei Wochen später hatte sie es. Faith, sie heulte stundenlang, machte sich Vorwürfe und versuchte alles, um ihre Tochter zu retten. Nun ich kann Shay voll und ganz verstehen, aber ich verstehe auch meine Tochter, warum sie so gehandelt hat. Nun wisst ihr was vorgefallen ist, Mrs. Frederickson!"Das Ganze jetzt erzählt zu bekommen, hörte sich noch schlimmer an und ich hoffte, dass hier bald wieder Ruhe einkehrte und dass Alex' Versuch, die beiden wieder zu versöhnen gelungen war.Ich sah, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen, sie machte sich Vorwürfe nicht hier gewesen zu sein und ich nahm sie kurzerhand einfach in die Arme!Doch auch Lucius versicherte ihr noch einmal, dass sie keine Schuld träfe, er wisse über ihre Zeitreisen Bescheid!
„Master Williams, dass ihr um meine Herkunft Bescheid wisst, war mir bewusst. Dennoch ist es gerade für mich sehr schwer zu ertragen. Die letzten 3 Wochen seit meiner Ankunft hier sind einfach zu turbulent gewesen und... ich befürchte, es ist noch nicht zu Ende damit!" damit hatte sie nicht unrecht, ich ahnte auch, dass wir noch lange keine Ruhe haben werden. Jedoch auf anderer Ebene, wie zum Beispiel die Geschichte mit der versenkten Fregatte des Dukes.Mit der Begründung, dass sie mal nach Faith und Shay sehen wolle, weil der Ire noch nicht wieder hier unten sei, ging sie hinaus. Es dauerte nicht lange, da erschien sie aber mit einem sehr breiten Grinsen wieder im Salon. Auf meine Frage, was los sei antwortete Alex nur.„Nunja, sagen wir so. Die beiden Streithähne haben sich fürs erste... versöhnt und ihre Differenzen beigelegt. Wir sollten sie jetzt ein wenig... alleine lassen!" Darauf hätte ich auch selber kommen können und Master Williams musste ebenfalls grinsen und meinte nur „Aha!"

 alleine lassen!" Darauf hätte ich auch selber kommen können und Master Williams musste ebenfalls grinsen und meinte nur „Aha!"

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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin