Zwiegespräche mit meinem Vater

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Ich wünsche euch einen schönen Wochenteiler!

Wer von euch hat mich letztes Mal verraten? Da waren Kaffeeflecken auf den Seiten und ich habe jetzt Spülhände! Bei Odin, so viel Geschirr! Trotzdem habe ich jetzt wieder etwas für euch!

Nachdem die Assassinen beseitigt wurden, werden wir nun Zeuge eines Vater-Sohn-Gesprächs im Hafen von Bristol. Es ist nur ein einziges Wort, welches Master Kenway an allem für einen Moment zweifeln lässt! Wird Edward ihn wieder zur Vernunft bringen können?

Ich wünsche euch viel Vergnügen beim Lesen!

LG MrsHEKenway


Kapitel 54


*** Zwiegespräche mit meinem Vater ***



Für einen Moment standen wir vor dem Toten. Das schlechte Gewissen meiner Frau war förmlich zu sehen in ihrer Haltung und ihrem Gesicht!
„Diese Familie ist schon fast wie ein Albtraum, Haytham. Und ich... was soll ich jetzt machen? Ich kann und will Faith nicht hintergehen, aber kann ich auf ihre Hilfe, ihr Verständnis hoffen?" sie flehte mich schon fast an, ihr beizustehen und sie zu beruhigen, doch das konnte ich nicht.
Wir würden jetzt vorsichtig einen Schritt nach dem anderen machen und schauen, wie es friedlich weitergehen kann.
Alex sah diese Verbindung von Orden und Bruderschaft in diesem Moment in weite Ferne rücken, was durchaus zutreffen konnte, wenn wir nicht achtgaben!


Bis dahin kehrte ihre praktische Seite wieder zurück.
„Wir werden jetzt hier aufräumen und die Kiste mitnehmen. Dann sehen wir weiter. Übermorgen werden wir nach London aufbrechen und ich werde, hoffentlich, Zeit haben, mich mit meiner Schwester darüber zu beraten!"
Alex hatte wirklich in den letzten Jahren gelernt, sich neutral zu verhalten. Ihr Wesen nahm mittlerweile auch immer gezügeltere Formen an, was mich freute!
Also gut, wir holten die zuständigen Herren um die Toten zu entfernen und dann schafften wir hier Ordnung.


Mit der Kiste zusammen erschienen wir gegen späten Nachmittag wieder in der Pension, wo uns ein traurig dreinblickender Edward erwartete. Doch dieser Blick galt nicht uns, sondern seinem Lieblingspferd, einem Schimmel, welchen er in den Unmengen an Spielzeug nicht wiederfand.
Kurzerhand setzte ich meinen Blick ein und fand schnell seinen Liebling. Mein Sohn tat seine Freude über den Fund mit einem lauten „Paaaaaaaaa" kund. Er begann zu sprechen, er versuchte seine Mutter und mich zuzuordnen!
Doch tief in mir überkam mich wieder dieses ganze Durcheinander von Emotionen, welches von mir Besitz ergriff.
Ich ging einfach...


Auf dem Korridor lehnte ich am Geländer und sah auf das Treiben im Schankraum unter mir. Ich spürte Alex neben mir, hörte, wie sie ängstlich fragte ob alles in Ordnung sei.
Wie sollte ich das aber erklären? Diese ... Art ist nicht üblich für mich, ich habe alles im Griff, das hatte ich schon immer, so sollte es bleiben. Doch jetzt war es wieder dieses Gefühl, alles neu ordnen zu müssen, die Prioritäten neu zu setzen und die Angst nicht mehr allem gerecht werden zu können!
„Mein Vater hat mir beigebracht ihn VATER zu nennen, Edward jedoch..." sagte ich stattdessen nur lapidar.
„Haytham, unser Sohn ist erst wenige Monate alt. Dieser kleine Mensch muss erst lernen, wie er spricht, wie er Buchstaben artikuliert und so weiter. Ich glaube auch DEIN Vater hatte nichts gegen die ersten Versuche von dir, ihn Papa zu nennen. Das ist einfacher für ihn, ein Anfang zum Üben!"


Nein, dass hatte ich nicht, ich war stolz auf dich, Sohn, als du mich überhaupt das aller erste mal richtig wahrgenommen hast. Und als wir dir die entsprechenden Manieren beibrachten, war es für mich seltsam, wenn du mich VATER genannt hast. Es mag sich eigenartig anhören, aber es bietet eine gewisse Distanz zwischen uns und auch zwischen dir und DEINEM Sohn wird es so sein. Lasst sie nicht zu groß werden! Hörte ich die Stimme meines Vaters in meinem Kopf, aber ich wusste nicht, ob ich dem ganzen überhaupt in irgendeiner Form je gerecht werden kann als Vater!


Meine Frau lehnte sich an meine Schulter „Mi amor! Bitte!" ich sprach meine tiefste Angst aus.
„Das ist zu viel, Alex. Ich habe Angst, dass ich dem Ganzen nicht mehr gerecht werden kann. Der Orden, unser Sohn, meine und unsere Verpflichtungen, die Angst, dass euch etwas zustößt ... ich... kann das nicht!" mit diesen Worten ließ ich sie mit unserem Sohn zurück und ging hinaus auf die Straßen.
Warum löste dieses eine Wort, welches mein Sohn zum ersten Male versuchte zu artikulieren, nur solch ein Wirrwarr in meinem Kopf aus? Mir war schon des öfteren der Gedanke gekommen, dass ich mich veränderte, seit Edward Junior auf der Welt war.
Mir erschloss sich aber nicht das WARUM! Ich wollte Antworten, Erklärungen... ich brauchte Ordnung!, schoss es mir in den Kopf.


Ziellos schritt ich die kleinen Gassen ab, wich automatisch den Passanten aus oder stieg über Pfützen.
Irgendwann stand ich an einem Steg im Hafen, welcher etwas ins Meer reichte und starrte auf das trübe Wasser. Plötzlich spürte ich die Gegenwart meines Vaters, welcher sich neben mir manifestierte und das entgegen aller Vorsicht in der Öffentlichkeit. Doch niemand schien Notiz von uns zu nehmen.
„Dich bedrückt immer noch der Gedanke deinem Sohn oder beiden Söhnen nicht gerecht zu werden, Haytham. Habe ich recht?" sprach er neben mir. „Das ist völlig normal, auch mir ging es so mit dir oder auch als ich von Jenny erfuhr. Man wird IMMER diese Angst haben, auch wenn sie erwachsen sind, so wie du jetzt."
Vermutlich hatte mein Vater damit Recht, aber was konnte ich gegen diese Emotionen tun, dass sie nicht immer die Überhand gewinnen? Darauf konnte er mir leider auch keinen Rat geben.


Stattdessen meinte er leise „Du hast meine Lehren nie vergessen, Haytham, dass macht mich stolz. Aber auch, dass du eigene Prinzipien hast, für die du einstehst. Ich konnte nicht lange genug für dich da sein, aber die kurze Zeit scheint dir bei deinen Entscheidungen geholfen zu haben. Und wenn wir ehrlich sind, was will ich mehr? Ich habe dich nie belogen und werde es auch nie tun! Deine Kinder sollten ebenso keine Lügen von dir erfahren, Haytham. Du bist Templer, du hast deinen Weg gewählt. Jetzt gehe ihn und lass deine Kinder entscheiden, welchen Pfad sie einschlagen wollen. Auch aus diesem Grund ist Alexandra an deiner Seite, sie ist ein gewisses Gleichgewicht und bringt die Inspiration für die Entscheidung eurer Kinder."


„Gentlemen, ich unterbreche nur ungerne eure Konversation." hörte ich Alex leise hinter uns, wie abgesprochen legten Vater und ich einfach unsere Arme um ihre Schulter und zogen sie in unsere Mitte.
So standen wir jetzt etwas schweigsam da. Gemeinsam sahen wir der Sonne zu, welche langsam am Horizont versank.
„Wisst ihr eigentlich, dass ihr mich gerade zu Tränen rührt?" kam es schniefend von meiner Frau und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Nein, das wussten wir nicht, aber wir lieben dich beide, jeder auf seine Weise." sagten Vater und ich wie aus einem Munde und lächelten diese Frau, welche uns beide zur Weißglut treiben konnte, an.


Mein Vater verabschiedete sich jetzt leise. Alex und ich machten uns auf den Weg zurück. Ich war etwas beruhigter, auch wenn ich sicherlich noch einige Momente erleben werde, die mich zweifeln lassen werden.
Als ich ihr sagte, dass ich oft dachte, sie würde sich zu viele Gedanken machen, antwortete sie lächelnd „Haytham, das ist aber einfach völlig normal. Die Angst um sein Kind ist grausig, ich bin aber zuversichtlich, dass wir BEIDE das hinbekommen werden." Das würden wir auf jeden Fall!


Zurück bei unserem Sohn, konnten wir aufatmen. Edward war dabei, seine ganzen Pferde wieder zu inspizieren und krabbelte von einem zum anderen. Der ganze Boden war mit dem Spielzeug übersät, doch das tat seinem Drang zu spielen keinen Abbruch.
Hin und wieder vernahm ich einen freudigen Ausruf und Mrs. Wallace lachte dabei, während sie erklärte, WAS er da in Händen hielt.
Während des Abendessens ließ sie Edward alles was er probieren wollte, zu sich nehmen, was seiner Mutter einen erstaunten Ausdruck im Gesicht verlieh. Die Menge von Kartoffeln und Gemüse war enorm, die er verputzte. Jedoch landete vieles auf ihm, auch Sybill war bedeckt mit Essensresten.


Als unser Sohn dann beschloss, dass er satt sei, übernahm Alex ihn.
„Na komm mein Schatz, du brauchst saubere Sachen und definitiv eine gründliche Wäsche. Wie bitte hast du auch noch Soße in deine Ohren bekommen?" lachend gab sie mir noch einen Kuss, bevor sie nach oben verschwand.
Mrs. Wallace verabschiedete sich ebenfalls kurz darauf, da sie sich auch etwas sauberes anziehen wollte und so saß ich einen Moment im Schankraum mit dem Krug Ale in der Hand.
Du solltest lieber Wasser trinken, dass macht süchtig! Ging mir der Satz meiner Frau durch den Kopf, als es um ihr Trinkverhalten und die Gesundheit damals ging, kurz nach ihrer Ankunft hier... ich meine in dieser Zeit.


Immer noch überkommt mich ein schlechtes Gewissen, weil diese Frau so vieles aufgegeben hat, um bei mir sein zu können.
Mr. Hammond erschien am Tisch und fragte, ob alles zu unserer Zufrieden bisher sei.
„Ja, ist es, Mr. Hammond. Unser Sohn hat sich auch schnell eingelebt." dann sah ich, dass er mit etwas haderte. „Gibt es etwas, das ihr mir sagen möchtet, Mr. Hammond?" ich befürchtete schon, dass unser Sohn zu laut schrie oder ähnliches.
„Ähm... ja Sir. Es geht um ... also um eure Diener. Miss Magda und Mr. Michael. Sie... also sie teilen sich anscheinend ein Zimmer und... die beiden sind ja nicht verheiratet..." oh, daher wehte der Wind!
„Ich verstehe, ich werde das umgehend klären. Verlasst euch auf mich!" mit einer Verbeugung und einem „Danke!" entfernte sich der Gastwirt.


Ich ging hinauf zu den Kammern der beiden.
Auf mein Klopfen öffnete mir mein Kammerdiener und sah mich erschrocken an. Entweder, weil er befürchtete etwas vergessen zu haben oder aber, weil ich, wie ich jetzt sah, ihn mit Magda überraschte!
Ich ging in mich und sah ihn tadelnd an. „Michael, der Herbergswirt sprach mich auf euer Verhalten an. Es ist ungehörig, dass ihr mit der Kammerzofe meiner Frau das Zimmer teilt! Ihr seid nicht verheiratet. Wenn der Wirt es will, könntet ihr ganz schnell vor einen Richter kommen, wegen unsittlichem Verhalten!" immer noch erschrocken und mit offenem Mund sah er mich an, fand dann aber seine Sprache wieder.
„Master Kenway, es... es tut mir leid. Das kommt nicht mehr vor!" hinter ihm erschien eine hochrote Magda, welche sich an ihm und mir vorbei stahl und in ihrer Kammer verschwand.
„Das will auch hoffen, Michael." gab ich in einer etwas autoritäreren Stimme von mir.


Aber wenn ich darüber nachdachte, hatten meine Frau und ich nicht ebenso Unzucht getrieben? Wir teilten auch das Bett schon lange bevor wir verheiratet waren... Ich meine, man kann nicht immer Ehemann sein um sein Verlangen zu stillen und im Grunde tat mir mein Kammerdiener etwas leid.
Ich hoffte, er würde seiner Gefährtin einen Antrag machen und alles in trockene Tücher bringen. Wir würden noch des öfteren in Gasthöfen unterkommen, in denen so ein Verhalten nicht gerne gesehen wurde!


Mit diesen Gedanken und einem leichten Grinsen auf dem Gesicht, ging ich zurück zu unserem Zimmer.
An der Tür blieb ich für einen Moment stehen und lauschte ihrem Gesang, bevor ich eintrat. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus und wieder sah ich, dass ihre Haut dabei schimmerte. Edwards Augen fielen bereits zu und im Nu schlief er, völlig entspannt und beruhigt.
Dieses Mal sprach ich meine Frau darauf an, ob ihr dieses Leuchten bewusst war.
„Nein, das habe ich nicht gewusst. Vielleicht wird unser Sohn deshalb ruhiger?"
Ich hatte meine Arme um sie gelegt und sah auf unseren Sprössling hinunter. Meinen Worten, dass mir das bei Edward und auch bei mir aufgefallen war, diese Ruhe die Alex verbreitete in solchen Momenten, ließ ich einen Kuss auf ihren Hals folgen. Sofort lief eine Gänsehaut über ihren Körper.
„Ich liebe deine Reaktion, mi sol." sagte ich und gerade als ich unter ihr Hemd greifen wollte... Unterbrach unser Sohn unser Tun mit lautem Gebrüll.


Seine Zähne brachten ihm diese Schmerzen, welche ich ihm gerne abgenommen hätte. Nicht nur ich, wie ich erneut bei Alex Gesichtsausdruck feststellte.
„Haytham wir brauchen etwas, worauf er herumkauen kann, ohne dass er es verschlucken kann nachts. Das lindert auch die Schmerzen..."
Mit dem kleinen Schreihals auf dem Arm, machte Alex sich auf die Suche. Ich sah mich ebenfalls nach etwas passendem um.
Edward war aber schneller und griff nach der Kette, welche meine Frau um den Hals trug. Sie war aus dem Schmuckbestand meiner Mutter und es freute mich, dass sie ihn umgelegt hatte.
Die Kette mit dem ovalen Anhänger war ein Geschenk meines Vaters gewesen zu ihrem zweiten Hochzeitstag, erinnerte ich mich plötzlich wieder. Mutter hatte mir die Geschichte dazu damals einmal erzählt... aber ich schweife schon wieder ab.


Wir legten Edward wieder in seine Wiege, als wir sicher sein konnten, dass er nichts verschlucken konnte und hörten eine Weile diese schmatzenden Geräusche. Und dann... herrschte Stille, ich sah noch einmal nach, nur zur Vorsicht! Seine Augen waren geschlossen, den Daumen im Mund, neben sich den Anhänger samt Kette und schlief friedlich.
Leise zog ich mich aus und legte mich zu meiner Frau, welche sich mit dem Rücken an mich schmiegte und leise meinte „Er ist dein Ebenbild, Haytham!"
Ich schloss Alex in meine Arme und gab ihr noch einen langen Kuss auf ihren Hals. „Ich liebe dich." hörte ich sie nuschelnd sagen.
Mit diesen Worten fielen diese Gedanken von vorhin einfach von mir ab und ich fand in einen traumlosen Schlaf.

Mit diesen Worten fielen diese Gedanken von vorhin einfach von mir ab und ich fand in einen traumlosen Schlaf

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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3Where stories live. Discover now