Kapitel 39 - Harry Potter und der Stein der Weisen

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Ich träumte schlecht. Ich hörte hohes Lachen und komischerweise auch Harrys Stimme. Sie stritten sich. Dann kreischte jemand auf. Mit schreckgeweiteten Augen fuhr ich hoch. Der Stein! Quirrell und das komische Gesicht hatten den Stein! Ich musste Dumbledore Bescheid geben, sie warnen!

„Aufgewacht?", fragte eine spöttische Stimme neben mir. Ich fuhr herum und tastete nach meinem Zauberstab. Es dauerte einen Augenblick, bis ich scharf sehen konnte. Doch dann erkannte ich das amüsierte Gesicht von ... Severus Snape? Verwirrt blickte ich meinen Paten an. Was tat er hier? Sollte ich nicht gerade bei Quirrell dem Verräter sein und ihn aufhalten?

„Aufhalten ... Stein ... Quirrell", murmelte ich und schwang meine Beine aus dem Bett. Ich machte einen Schritt und kippte dann um. Severus fing mich auf. Er verfrachtete mich wieder ins Bett und deckte mich zu. Bett? Moment mal ... hier war ich schon mal! Das ist die Krankenstation von Hogwarts.

„Wie?", war das Einzige, was ich krächzend herausbrachte. Mein Pate lächelte nur.

„Erinnerst du dich nicht mehr? Du wolltest in bester Gryffindormanier die gesamte Zaubererwelt alleine retten und den Stein der Weisen davor bewahren, in die Hände des Dunklen Lords zu fallen. Das hast du nebenbei bemerkt, ganz gut hingekriegt. Quirrell ist tot, auch wenn das leider nicht nur dir zu verdanken ist." Sein Gesicht verzog sich. „Potter hat ihm wohl den Rest gegeben. Er war wohl noch nerviger als du."

Mein eben erwachtes Hirn versuchte all diese Informationen zu verarbeiten. „Quirrell ist tot?", wollte ich mit schwacher Stimme wissen.

Mein Pate nickte. „Und der Dunkle Lord geflohen."

„Er war hier?", fragte ich entgeistert.

Ich erntete einen überraschten Blick von Severus. „Natürlich. Er hing Quirrell am Hinterkopf, was dachtest du denn, was das ist?"

Ich zuckte mit den Schultern. Meine Theorie vom schwarzmagischen Navigationsgerät sollte ich ihm wohl lieber nicht erzählen. „Was ist mit dem Stein?"

Severus seufzte. „Auch dafür warst wohl weniger du verantwortlich, sondern erneut Potter. Er hat den Stein vor dem Dunklen Lord gerettet. Allerdings hatte er Hilfe von Weasley und Granger, sofern diese beiden als Hilfe bezeichnet werden können. Du dagegen hast es ohne Hilfe durch die Aufgaben geschafft." Ich glaubte, etwas wie Stolz aus seiner Stimme herauszuhören. Er war stolz auf mich? Wieso das denn? Ich hatte es geschafft, ihn falsch zu verdächtigen, einen Deal mit einem Halunken abzuschließen und den Bösen zu helfen. Tolle Leistung. Ach ja, ich wäre noch ein paar Mal zwischendrin fast gestorben.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich dich verdächtigt habe", sagte ich kleinlaut und fühlte mich schuldig.

Severus Gesicht nahm einen beinahe zärtlichen Ausdruck an. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Allerdings solltest du das nächste Mal vielleicht nicht auf Potter und seine hirnrissigen Ideen hören. Das hat schon einige in den Ruin getrieben." Am Schluss klang seine Stimme sehr schmerzerfüllt und ich fragte mich, ob er vielleicht nicht nur etwas gegen Harrys Ruhm hatte und da noch etwas Anderes war. Aber egal, was es war, er würde mir schon davon erzählen, sobald er dazu bereit war. Ich würde ihn nicht drängen.

„Eine Gryffindor, die sich entschuldigt. Das ist das wohl untypischste, was ich je gehört habe", sagte er, wahrscheinlich um das Thema zu wechseln. Ich grinste.

„Eine Slytherin würde das aber auch nicht tun."

Jetzt lächelte er. „Da hast du recht. Du bist wohl falsch in beiden Häusern und musst nach Hufflepuff. Da werden die Malfoys aber Augen machen."

Nun war es an mir, das schmerzhafte Thema zu wechseln. „Hast du was von ihnen gehört?"

Er zögerte. Dann nickte er. „Narcissa hat mir geschrieben. Sie hat sich nach dir erkundigt, du weißt, wie wichtig ihr die Familie ist. Aber leider hat sie auch geschrieben, dass du die Sommerferien erstmal nicht bei ihnen verbringen kannst. Lucius lässt sich nicht überzeugen und meint, er will nicht mit Blutverrätern zu tun haben."

Ich war sprachlos. Blutsverräterin? Nur weil ich nicht nach Slytherin gekommen war? Vielleicht hätte er darüber hinwegsehen können, wenn ich mich in den letzten Jahren etwas mehr wie sein Idealbild einer Hexe benommen hätte. Ich hatte mich aber mit Hauselfen und Muggeln angefreundet und kaum einen Unterschied zu reinblütigen Zauberern gemacht.

„Dumbledore hat mich gefragt, wo du die Ferien verbringen möchtest. Du hättest die Möglichkeit, mit ihm mir und ein paar anderen Lehrern in der Schule zu bleiben. Aber du könntest auch ganz zu mir kommen ...", schlug er vorsichtig vor. Wieder war ich überrascht.

„Würdest du mich denn haben wollen?", fragte ich ebenso scheu zurück. Ich konnte mir Ferien bei ihm zwar vorstellen, aber unsere Beziehung war doch noch etwas zaghaft und mit ihm unter einem Dach fernab von Hogwarts zu schlafen, kam mir eigenartig vor.

Severus antwortete nicht sofort. Und das war der Punkt, an dem ich entschied, dass es noch zu früh dafür war. Wenn ich meinen Paten nun auch noch verlor, stünde ich alleine dar. Ganz ohne Familie. Wer konnte mir denn garantieren, dass ich ihn nicht mit irgendeiner unbedachten Äußerung verletzte und er mich danach nicht mehr ansehen konnte? Da ließ ich es doch lieber langsam angehen.

„Zu wem könnte ich denn noch?", fragte ich und hoffte, dass ich noch eine andere Möglichkeit hatte.

„Deine Freundin Evangeline McNamara und ihre Familie haben angeboten, dass du bei ihnen bleiben kannst. Und auch Molly Weasley, die Mutter von Ronald, hat es angeboten", antwortete Severus. Er klang vielleicht etwas erleichtert über die Aussicht, mich nicht bei sich zu haben. Ich konnte mich aber auch täuschen. Vermutlich wusste er nur nicht, wie er mit fast zwölfjährigen Hexen umgehen sollte. Und eine von der Sorte länger im Haus zu haben, machte ihm wahrscheinlich Angst. Irgendwie nachvollziehbar.

„Kann ich die Ferien auch aufteilen?", fragte ich und hoffte, nicht allzu quengelig und fordernd zu klingen.

Severus zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich schon. Die McNamaras sind allerdings teilweise in Rumänien und würden dich auch gerne mitnehmen. Dann hättest du aber nur eine etwas verlängerte Reise. Ich kann mal schauen, ob ich etwas gegen die Übelkeit beim Apparieren brauen kann. Je länger die Strecke, desto schlimmer ist es ohne Übung."

Überrascht über seine Fürsorglichkeit nickte ich nur.

„Gut, dann gehe ich mal besser Professor Dumbledore Bescheid geben. Oder brauchst du noch etwas von mir?" Er blickte mich abwartend aus seinen dunklen Augen an.

„Eins noch: wie lange habe ich geschlafen?", wollte ich wissen. Offensichtlich waren ja noch nicht Ferien.

„Dreieinhalb Tage. Sogar Potter war früher wieder wach als du", spottete er, lächelte dabei aber leicht. „Morgen ist die Jahresabschlussfeier und da erwarte ich, dass du zum glorreichen Sieg der Slytherins wieder auf den Beinen bist. Sonst freut man sich nicht in angemessenem Umfang." Diesmal war es ein echtes, wenn auch sehr schiefes Lächeln.

„Versprochen", sagte ich und meinte es auch so.


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Vorletztes Kapitel! Morgen kommt dann das letzte Kapitel dieses Teils und dann beginnt auch schon der zweite Teil!

Ich möchte mich jetzt hier schon mal bei allen bedanken, die meine Geschichte gelesen oder dafür gevotet haben! Ihr seid die Besten und ich hoffe, dass euch auch der zweite Band gefallen wird.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now