Kapitel 2 - Auf der Suche nach einem Zauberstab

2K 98 12
                                    

Kurze Zeit später standen Narcissa, Draco und ich in dem staubigen Laden von Ollivander und blickten uns neugierig nach geeigneten Zauberstäben um. Lucius Malfoy war währenddessen in eine Seitenstraße verschwunden, während er murmelte, er habe „Geschäfte zu erledigen". Draco hatte eigentlich unbedingt mitkommen wollen, doch auch er hatte dem eiskalten Blick seines Vaters nicht standhalten können.

So waren wir jetzt also nur zu dritt.

Ich wollte gerade eine Schachtel aus dem Regal ziehen, als Narcissa missbilligend mit der Zunge schnalzte. So schaute ich also abwartend im Laden herum, bis ein Mann auftauchte.

„Hallo", begrüßte er sie und blickte einen nach dem anderen an, wobei sein Blick besonders lange auf mir ruhte und ich sogar meinte, etwas in seinen Augen flackern zu sehen, aber das war wohl nur Einbildung gewesen.

„Ah, Narcissa Black, oder mittlerweile Malfoy. Elf Zoll, Apfelbaum und Drachenherzfaser, ein sehr hübscher Stab für elegante Arbeiten. Ja, ich erinnere mich. Ist er immer noch so federnd wie früher?", wollte der Mann wissen.

Narcissa schien etwas angespannt zu sein, doch sie nickte, sagte aber nichts weiter dazu.

„Nun gut", Mister Ollivander klatschte in die Hände, „dann wollen wir den beiden jungen Herrschaften mal einen Stab suchen."

Summend drehte er sich um, schnippste mit den Fingern, woraufhin zwei Maßbänder auf und zuschossen und unsere Maße nahmen. Mr Ollivander schritt währenddessen durch die übervollen Regale. Schließlich kam er mit mindestens zwanzig Schachteln auf dem Arm wieder zu uns.

Er legte sie auf dem Tresen ab, öffnete die erste Schachtel und reichte den Stab darin an Draco.

„Eberesche und Einhornhaar, eher steif, 10 ein halb Zoll. Wedeln sie damit mal ein bisschen in der Luft, Mr Malfoy."

Kaum hatte dieser mit einer gehobenen Augenbraue den Stab geschwungen, entriss Mr Ollivander ihn ihm wieder und reichte ihm ein neues Modell. „Kirschholz, Phönixfeder und erstaunliche 14 Zoll lang. Nein, nein, das ist nichts für Sie ..." Auf diese Art ging es noch etwa fünf Minuten weiter, bis schließlich „Weißdorn und Einhornhaar, genau 10 Zoll und extrem federnd" passte. Draco blickte äußerst zufrieden mit sich selbst und strich behutsam über dem Zauberstab.

Mr Ollivander nickte und murmelte so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte „impulsiver Stab, dessen Leistung manchmal aber etwas schwach und unpräzise ist". Unwillkürlich musste ich grinsen. Ja, dieser Stab passte definitiv zu Draco.

Dann war ich an der Reihe. Nervös knetete ich meine Hände und biss mir auf die Unterlippe. Doch alle Sorgen waren unbegründet, denn anfangs passierte kaum etwas. Ich bekam einen Stab in die Hand gedrückt und Mr Ollivander zählte dessen Eigenschaften auf, nur um ihn mir schnell wieder aus der Hand zu nehmen, bevor er überhaupt zu Ende gesprochen hatte. Irgendwann war ich es leid, immer wieder nur ein Stück Holz zu halten, sodass ich – wie Draco vorhin – mit dem Zauberstab wedelnde Bewegungen in der Luft machte. Rückblickend hätte ich das wohl lieber lassen sollen.

Eines der Regale schwankte und fiel dann schließlich auf das nächste, welches ebenfalls umfiel und das daneben gleich mitriss. Wie Dominosteinen krachten sämtliche Regale auf den Boden, die Zauberstäbe fielen aus ihren Schachteln und verteilten sich auf dem Boden. Hoffentlich hatte ich keinen zerbrochen. Noch immer sehr erschrocken über meine Tat zog ich schuldbewusst den Kopf ein. Wenn das mal kein riesiges Donnerwetter zur Folge haben würde ... Doch mit Ollivanders Reaktion hätte ich niemals gerechnet. Er wirkte zwar durchaus erschrocken, aber er fing sich überraschend schnell wieder, ganz im Gegensatz zu Draco der mit offenem Mund das Durcheinander auf dem Boden betrachtete. Narcissa hingegen hatte einen verkniffenen und besorgten Gesichtsausdruck und verfolgte schmallippig das Geschehen.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now