Kapitel 26 - Ferienreste

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Die nächsten Tage schlich ich mich nicht mehr im Schloss herum, sondern verbrachte die Nächte gemütlich eingekuschelt in meinem Bett. Und soweit ich wusste, tat Harry das ebenfalls. Percy war am nächsten Morgen ganz normal zum Frühstück erschienen und hatte wohl nicht mitbekommen, dass er der Vortag überwiegend schlafend auf dem Mädchenklo verbracht hatte. Ich wunderte mich zwar etwas darüber, war aber ganz froh, nicht für meine Beihilfe bestraft zu werden. Die Zwillinge sahen das natürlich anders und strengten sich daher die restlichen Ferientage besonders an, uns alle hereinzulegen. So verzauberten sie Schneebälle so, dass sie einem entweder genau ins Gesicht flogen oder hinten in den Kragen fielen, sodass man sich fast eine Lungenentzündung holte. Außerdem baten sie mich, bei der Suche nach ihrem Unsichtbaren Buch der Unsichtbarkeit zu helfen. Das tat ich anfangs auch, bis ich bemerkte, dass Fred mich heimlich bei meinem Versuch fotografierte, Staub zu beschwören. Ich hatte den Plan gehabt, dass dieser sich dann auf das Buch legte und es sichtbar machte. Leider klappte es nicht, weil sie mich nur veräppelt hatten. Ich fand meine Idee trotzdem gut, aber Fred hielt mir das Foto mit meinem konzentriert zusammengekniffenen Gesicht unter die Nase. So genial die Idee auch gewesen sein mag, mein Gesicht sah trotzdem aus, als versuchte ich, einen Pups zurückzuhalten, wie George es treffend beschrieb.

Eines Tages wachte ich auf und stellte fest, dass der letzte Ferientag ohne die restlichen Schüler angebrochen war, die morgen alle wieder zurückkommen würden. Ich freute mich so sehr auf die Rückkehr von Evangeline, wie ich mich vor der von Draco fürchtete.

Aber erstmal stand mein Treffen mit Snape an. Meinem Paten. Ich hatte seit Weihnachten zugegebenermaßen kaum mehr an ihn gedacht, obwohl Aridia mich beim Frühstück öfter besucht hatte. Ihr war wohl langweilig, aber ich hatte nicht viele Leute, denen ich Briefe schreiben konnte. Eigentlich nur Eva und Snape. Jedenfalls hatte ich mich mit ihm für drei Uhr in seinen Gemächern verabredet. Ich ging aber schon etwas früher hin, weil ich mir nicht sicher war, ob ich den Weg ohne Probleme finden würde.

Unterwegs traf ich auf Professor Quirrell, der wohl auch erst aus seinen Ferien zurückgekehrt war. Nervös wie immer begrüßte er mich kurz und verschwand dann mit wehendem Umhang und wippendem Turban in die andere Richtung. Die Weasleyzwillinge hatten neulich lautstark die Theorie vertreten, dass der Turban mit Knoblauch zur Vampirabwehr vollgestopft war. Seitdem wollte ich das auch überprüfen, auch wenn ich es etwas weit hergeholt fand. Tatsächlich fand ich, dass er etwas komisch gerochen hatte. Allerdings nicht gerade nach Knoblauch. Eher nach verwesender Ratte. Vielleicht hatte er sich ja eine Hasenpfote in den Turban gewickelt, die sollten schließlich Glück bringen. Oder es war einfach der übliche Kerkermodergeruch.

An dem Gemälde, das zu den Räumlichkeiten meines Patens führte blieb ich stehen. Was hatte er noch gleich gemacht, um hineinzugelangen? Ach ja, er hatte irgendwas an die Wand daneben gemalt. Aber ich hatte keine Ahnung mehr, was es gewesen war.

Die Männer im Gemälde sahen von ihrem Kartenspiel auf.

„He, Kleine. Was machst du denn so alleine hier unten?", fragte ein Mann, der aussah, als hätte er seit seiner Geburt kein Wasser mehr gesehen. Weder zum Trinken, noch zum Waschen. Ich ignorierte ihn und suchte mir stattdessen den Typen aus, der am normalsten aussah. Das war allerdings nicht so einfach. Schließlich fiel mein Blick auf einer mir recht bekannten Mann. Ich hatte ihn schon in der Bibliothek gesehen, als er Eva und mir den Aufenthaltsort im Austausch gegen die Namen von muggelstämmigen Schülern verraten wollte. Hoffentlich würde er mir jetzt keinen ebenso unfairen Handel vorschlagen.

„Sie schon wieder", sagte ich nur. Meine Höflichkeit und die Hoffnung auf eine klare Antwort geboten es zwar, dass ich ihn siezte, aber sonst fühlte ich mich dem muggelhassenden Ekelpaket nicht verbunden.

„Dein Ton, Fräulein! Wenn du dich mir gegenüber noch einmal so danebenbenimmst, dann-" Ich unterbrach ich. „Dann was? Dann schauen Sie mir beim Schlafen zu? Bitte sehr. Oder werden Sie mir gar durchs Schloss folgen? Das wäre furchtbar! Furchtbar peinlich! Schließlich sind Sie ein alter Tattergreis und dieser Umhang", ich schüttelte gespielt enttäuscht den Kopf. „Dieser Umhang ist ja mal sowas von nicht aus diesem Jahrtausend."

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt