Kapitel 33 - Im Verbotenen Wald

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„Kommt mal her", forderte Hagrid uns nach einigen Metern auf. Nicht, dass es notwendig gewesen wäre. Wir hielten uns alle so nah wie möglich an Hagrid und spendeten uns gegenseitig noch zusätzlich durch am Arm des Anderen festklammern Mut. Ja, vielleicht machte uns letzteres auch noch nervöser. Draco hielt sich an niemandem fest, dafür klebte er schon fast an Hagrid und knallte fast in seinen dicken Maulwurfsfellmantel, als Hagrid stehen blieb.

Mit einer seiner riesigen Pranken deutete der Wildhüter auf etwas Silbriges am Boden. „Einhornblut", erklärte er finster. „Irgendetwas hier im Wald tötet die Einhörner. Hab letzte Woche schon ein totes gefunden. Lasst uns also das verletzte Einhorn finden und vielleicht noch von seinem Leiden erlösen."

„Und wenn uns das, was das Einhorn verletzt hat, zuerst findet?", fragte Draco. Mein Cousin bemühte sich noch nicht einmal mehr, die Angst in seiner Stimme zu unterdrücken.

„Euch passiert schon nichts, solange ihr bei mir oder Fang bleibt", rumpelte Hagrid. „Wir teilen uns jetzt in zwei Gruppen, damit wir das Einhorn so schnell wie möglich finden. Verstanden?"

Wir nickten brav. Die Vorstellung, immer bei Hagrid oder Fang zu sein, hatte mich beruhigt. Zumindest soweit, dass meine Knie in der zu dünnen Hose nur noch wegen der Kälte schlotterten. Dennoch blieb ein mulmiges Gefühl, als ich mich in dem dunklen Wald umsah. Die Bäume ragten wie dunkle Riesen um uns herum auf und fingen jegliches Mondlicht schon auf dem Weg nach unten ab. Ich klammerte mich fester an meinen Zauberstab, mit dem ich im Notfall Licht machen oder mich verteidigen könnte.

„Ich will Fang!" Malfoy hatte wohl Fangs Zähne mit denen von Hagrid verglichen und befand Fang scheinbar für gefährlicher.

„Bitte", sagte Hagrid. „Ist aber ein ziemlicher Schisser. Dann gehen Malfoy, Neville und Eleonora mit Fang eben nach rechts und Harry, Hermine und ich nach rechts."

Moment mal, wieso sollte ich jetzt bei Neville und Draco bleiben? Noch dazu mit einem feigen Riesenhündchen? Ich protestierte halblaut. Doch unter Nevilles bittendem Blick konnte ich ihn nicht mit Draco alleine lassen. Hagrid schärfte uns noch ein, Funkensignale mit unseren Zauberstäben zu senden und verschwand mit Hermine und Harry im Wald.

Mein Cousin schnappte sich als allererstes die Lampe, die uns Hagrid noch dagelassen hatte und marschierte los. Neville hing an meinem Arm und weigerte sich standhaft ihn loszulassen. Ich seufzte. Jetzt war ich hier wohl die Mutigste. Also folgte ich Draco mit Neville als meinem Anhängsel. Fang trottete neben uns her.

Die Blutspur des Einhorns glitzerte im schwachen Mondlicht. Obwohl wir ihr schon etwa eine halbe Stunde folgten, hatten wir weder das Einhorn gefunden, noch den Ort, an dem es verwundet worden war. Je länger wir durch den dunklen Wald stiefelten und über Baumwurzeln stolperten, desto mutiger wurden wir. Vor allem Draco. Er warf nicht länger alle paar Sekunden einen Blick zu uns über seine Schulter. Stattdessen marschierte er so schnell voran, dass wir bald nicht mehr ihm, sondern nur noch dem gelben Schein der Lampe folgen konnten.

„Da ist irgendwas", zischte Neville mir zu und klammerte sich fester an meinen Arm. Seine braunen Augen weiteten sich und er blickte zu den umliegenden Bäumen, als erwartete er, dass hinter einem davon gleich der Dunkle Lord hervortreten würde. Auch ich sah mich jetzt genauer um und achtete genauestens auf Geräusche. Doch bis auf das leise Rascheln der Baumkronen hörte ich nichts. Oder doch ... da war ein Schleifen, fast als ob ein Umhang über Laub gleitet. Das hatte ich mir aber bestimmt nur eingebildet. Wer sollte denn außer uns hier sein und einen Umhang tragen? Werwölfe schon mal nicht. Außer Neville und mir war nur Draco hier. Moment, Draco! Hektisch warf ich meinen Kopf herum und hielt nach dem Lampenschein Ausschau. Aber da war nichts. Wir hatten meinen Cousin verloren! Das würden mir Narcissa und vor allem Lucius nie verzeihen!

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now