Kapitel 7 - Der sprechende Hut

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„Erstklässler! Erstklässler zur mir!", rief die Stimme wieder.

Zwar immer noch verwundert über das plötzliche Verschwinden der Zwillinge, bahnte ich mir meinen Weg zu dem hünenhaften Mann, der mit lauter Stimme die Erstklässler zu sich rief. Wenn ich mich nicht täuschte war das Hagrid, der Mann mit dem Harry in der Winkelgasse unterwegs gewesen war.

Anders als damals hatte ich jetzt aber mehr Zeit um ihn eingehend zu mustern. Das erste, womit er auffiel, war auf jeden Fall seine enorme Größe. Doch auch seine buschigen, dunklen Haare und sein ebensolcher Bart unterschieden ihn von einem durchschnittlichen Mann.

Er musste sich zu dem dünnen Schwarzhaarigen hinunterbeugen, mit dem er gerade sprach. Das war doch ... „Harry!", rief ich glücklich und rannte auf ihn zu. Sobald ich seinen Namen genannt hatte, drehten sich die anderen Schüler tuschelnd zu uns um.

„Harry? Wie in Harry Potter?"

„Dann ist er jetzt also tatsächlich auf Hogwarts!"

„Hat jemand meine Kröte gesehen?"

Harry unterbrach seine Unterhaltung mit Hagrid und lächelte mich an. „Eleonora! Wir dachten schon, wir hätten dich in dem Getümmel verloren."

Ich kam neben ihm und dem Hünen zu stehen. Um Hagrid anzusehen musste ich meinen Kopf in den Nacken legen, obwohl ich nicht gerade klein war. Ich überragte Harry sogar um einen halben Kopf.

„Nanu? Kenn wer uns? Ich glaub ja nich", sagte Hagrid und lächelte mir zu. Ich erwiderte es freundlich.

„Ich bin Eleonora", stellte ich mich vor. „Und du bist Hagrid, oder?"

Er nickte. „Jup, genau der bin ich."

„Sind alle da? Dann können wer ja los! Passt gut auf, wo ihr hintretet."

Wir stolperten einen glitschigen Pfad entlang. Als sich eine Person an mir vorbeidrängelte, die ich nur an den hell leuchtenden Haaren erkannte, flüsterte sie mir „Toll! Du freundest dich gleich schon mal mit Blutsverrätern und Halbblütern an. Wenn meine Eltern davon wüssten..." Ich wollte gerade erwidern, dass es ihm doch egal sein könnte, schließlich hatte er mich ja stehen gelassen, aber Draco war schon wieder weg. Um uns herum war es so dunkel, dass zu beiden Seiten vermutlich dichte Bäume standen. Kaum jemand sprach ein Wort. Der Junge, der immer seine Kröte verlor, schniefte hin und wieder.

„Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts", rief Hagrid über die Schulter, „nur noch um diese Biegung hier."

Es gab ein lautes „Oooooh!".

Der enge Pfad war plötzlich zu Ende und wir standen am Ufer eines großen schwarzen Sees. Drüben auf der anderen Seite, auf der Spitze eines hohen Berges, die Fenster funkelnd im rabenschwarzen Himmel, thronte ein gewaltiges Schloss mit vielen Zinnen und Türmen.

„Nicht mehr als vier in einem Boot!", rief Hagrid und deutete auf eine Flotte kleiner Boote, die am Ufer tümpelten. Harry und Ron sprangen in eines der Boote und ich folgte ihnen. Außerdem stieg noch ein großes, dünnes Mädchen mit langen dunklen Haaren ein.

„Alle drin?", rief Hagrid, der ein Boot für sich allein hatte. „Nun denn – VORWÄRTS!"

Die kleinen Boote setzten sich gleichzeitig in Bewegung und glitten über den spiegelglatten See. Alle schwiegen und starrten hinauf zu dem großen Schloss. Es thronte dort oben, während sie sich dem Felsen näherten, auf dem es gebaut war.

„Köpfe runter", rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten; sie duckten sich, und die kleinen Boote schienen durch einen Vorhang aus Efeu zu schweben, der sich direkt vor dem Felsen auftat. Sie glitten durch einen dunklen Tunnel, der sie anscheinend in die Tiefe unterhalb des Schlosses führte, bis sie eine Art unterirdischen Hafen erreichten und aus den Booten kletterten.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt