Kapitel 24 - Zwillingsscherze und nächtliche Aktivitäten

1K 55 0
                                    

Am nächsten Tag wurde ich von lautem Geheul aus dem Gemeinschaftsraum geweckt. Verschlafen strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und tapste noch im Schlafanzug nach unten. Dort standen Fred und George und blickten auf etwas, das ich nicht sehen konnte, weil sie mit dem Rücken zu mir standen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Guten Morgen, die Herren. Dürfte ich bitte erfahren, was hier los ist?"

Sie drehten sich gleichzeitig um, was vielleicht gruselig ausgesehen hätte, wenn ich nicht so verschlafen gewesen wäre.

„Och, ich weiß nicht. George, findest du, dass sie es erfahren sollte? Vielleicht ziemt es sich nicht für eine Dame von solch fürnehmen Standes?"

„Da hast du natürlich Recht, Freddie. Aber ich denke, dass Eleonora nicht unbedingt einem so vornehmen Stand angehört, denn sonst hätte sie wohl kaum ein Vogelnest auf dem Kopf und diesen niedlichen Eulenschlafanzug an", stellte George fest.

Ich blickte an mir herunter und musste feststellen, dass er Recht hatte. Ich trug tatsächlich den dunkelblauen Schlafanzug, der über und über mit Eulen bedruckt war und den ich letztes Jahr von Narcissa zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Ich hatte mich sehr darüber gefreut und mochte ihn jetzt auch noch ganz gerne. Allerdings hätte ich mir im Moment doch eher gewünscht, dass er über meinem Bauch länger wäre und mir auch an den Beinen nicht zu kurz. Seit meinem Geburtstag war ich nämlich um einiges gewachsen, weshalb man nun eine gute Sicht auf meinen Bauch und meine Unterschenkel hatte. Hastig versuchte ich, das T-Shirt etwas nach unten zu ziehen. Die Zwillinge beobachteten meine verschämte Reaktion spöttisch. Schließlich meinte George langsam: „Vermutlich ist sie doch durchaus in der Lage, die Situation angemessen zu würdigen. Außerdem könnte sie uns vielleicht helfen."

Ich ließ von meinem Oberteil ab, blickte von einem zum anderen und hob die Augenbraue. „Wobei soll ich euch helfen?" In den Monaten, die ich jetzt hier war, hatte ich eindeutig gelernt, dass die Zwillinge und ihre Scherze durchaus unterhaltsam waren, allerdings nur solange man nicht Teil davon war. Daher stand ich ihnen erstmal misstrauisch gegenüber, auch wenn sie mir bei der Suche nach meinem Vater und meinem Onkel sehr geholfen hatten. Aber auch das war eigentlich eher ein Grund dafür, sich von ihnen fernzuhalten. Sie waren sehr neugierig und ich wusste nicht, ob sie, wenn sie erst herausgefunden hatten, wer mein Onkel gewesen war, Stillschweigen darüber waren würden.

„Na ja, nehmen wir mal an, wir hätten unseren lieben Bruder mit einem Fesselfluch getroffen, ihn durch die Luft schweben lassen und bräuchten jetzt ein Versteck für ihn, das er die nächsten Stunden nicht verlassen wird und ihn niemand entdecken soll. Wenn das alles so wäre, würdest du uns dann helfen? Alles rein hypothetisch natürlich." Fred grinste von einem Ohr zum anderen.

„Welchen Bruder hättet ihr denn getroffen? In eurem hypothetischen Sachverhalt selbstverständlich", hakte ich nach. Wenn es Ron wäre, würde ich ihnen definitiv nicht helfen. Aber falls es Percy sein sollte, hätte ich ehrlicherweise relativ wenig dagegen. Er hatte Evangeline und mich schon mehrfach für unsere Lautstärke im Gemeinschaftsraum angeblafft.

„Percy. Es wäre Percy", antwortete George und lächelte schuldbewusst.

„Na dann", meinte ich gutgelaunt. „Dann helfe ich euch natürlich."

Von meiner Reaktion schienen sie zwar überrascht zu sein, aber sie fingen sich schnell wieder. Sie traten beiseite und gewährten mir so einen Blick auf den offensichtlich bewusstlosen Percy, der kopfüber halb von einem der roten Sofas hing. Sein Mund war weit aufgerissen, und seine Beine baumelten über der Armlehne.

„Was ist mit ihm passiert?", fragte ich ehrlich interessiert.

„Wir wollten etwas ausprobieren", antwortete George schlicht. Die Lage schien ihm peinlich zu sein.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt