Kapitel 5 - ... denn da kann man fremde Leute und noch manches andre sehn...

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„Du bist – Du bist der Harry Potter? Der, über den alle reden?", hakte ich völlig verblüfft nach. Denn auch wenn die Malfoys mich möglichst aus allem rausgehalten hatten, ein paar Dinge bekam ich doch durchaus mit.

Ihm war meine Verwunderung und das Starren sichtlich unangenehm. „Jaah, der bin ich." Er warf hilfesuchende Blicke zu Ron.

„Entschuldigung", sagte ich. „Aber ich hatte doch keine Ahnung ... ich hätte nicht gedacht, dass du in meinem Alter wärst."

Einige Sekunden betrachtete ich noch den sich unter meinen Blicken windenden Harry, dann fiel mir meine Unhöflichkeit auf und ich richtete meine Augen schnell auf das Fenster, hinter dem gerade Hügel vorbeizogen. Immer wieder standen auch Kühe oder Schafe neben den Gleisen.

„Und wie heißt du?", fragte Ron, offenbar bemüht, die peinliche Stille zu durchbrechen. „Immerhin kennst du jetzt unsere Namen, aber wir deinen nicht."

Kurz musste ich an Narcissas Worte über meinen Vater und den eventuellen Mord an ihm denken. Dann aber verdrängte ich es ganz schnell wieder, schließlich waren das hier nur zwei Schüler, die vielleicht Babys oder sogar noch nicht einmal geboren waren, als mein Dad starb.

„Ich bin Eleonora Black", antwortete ich schlicht.

Ron grinste mir zu. „Sehr erfreut dich kennenzulernen."

Aus seiner Tasche erklang aufgeregtes Quietschen. Sein Gesicht nahm einen entschuldigenden Ausdruck an und er holte eine Ratte daraus hervor. Als das Tier uns bemerkte, schnüffelte es neugierig in Harrys Richtung, bis es seine lange Schnauze mir zu wand.

„Das ist Krätze", erklärte Ron. „Die alte Ratte von meinem Bruder Percy. Sie schläft eigentlich meist nur und ist ziemlich nutzlos."

„Also ich finde sie süß", verteidigte ich sein Haustier.

Ron schien immer noch nicht wirklich überzeugt zu sein. Stattdessen warf er Harrys Schneeeule neidische Blicke zu.

„Immerhin hast du überhaupt ein Haustier", sagte ich.

Beide Jungs blickten mich überrascht an.

„Hast du etwa kein Tier mitgebracht?", fragte Ron.

Ich schüttelte beschämt den Kopf. „Nein. Meine Tante und Onkel haben es wohl einfach vergessen. Draco hat aber trotzdem eine Eule bekommen."

„Das tut mir leid für dich", sagte Harry. Und Ron bot mir an, dass ich mir ja seine Ratte ausleihen könnte. Die würde das eh nicht stören.

Ich wollte gerade dankend ablehnen, als es an der Abteiltür klopfte. Eine ältere Dame steckte ihren Kopf ins Abteil und fragte: „Eine Kleinigkeit vom Wagen gefällig, ihr Süßen?"

Harry kaufte sich etwas von allem und Ron nuschelte irgendetwas von Stullen. Ich kaufte mir Schokofrösche, Kesselkuchen und Kürbispasteten.

Eine Weile machten wir uns einen Spaß daraus jeweils eine Bohne von Bertie Bott's Bohnen aller Geschmacksrichtungen zu essen. Wer es schaffte, kein Gesicht dabei zu verziehen, hatte gewonnen.

Ron flog schließlich bei Hundefell als Erster raus. Harry hingegen verzog sogar bei Froschlaich kein Gesicht. Ich griff mir eine rosafarbene Bohne und steckte sie mir in den Mund. Vorsichtig kaute ich darauf herum. Anfangs schmeckte es nach gar nichts, weshalb ich die Tüte schon fast erleichtert an Harry zurückgegeben hätte. Doch dann breitete sich ein süßlich-säuerlicher Geschmack auf meiner Zunge aus, der mit jeder Sekunde saurer und widerlicher wurde.

„Uäh, was ist das?", wollte ich wissen.

„Schmeckt es süß-sauer?", wollte Ron wissen.

Ich nickte und bemühte mich die Bohne herunterzuschlucken. Die klebte aber hartnäckig an meinem Gaumen fest.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now