Kapitel 16 - Halloween

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Ich ging nicht zum Abendessen und verkroch mich stattdessen in meinem Bett. Die Vorhänge meines Himmelbetts zog ich zu. Irgendwann öffnete sich die Tür des Schlafsaals und Evangeline trat an mein Bett.

„Eleonora? Schläfst du schon?", flüsterte sie leise. Ich schüttelte stumm den Kopf.

„Die Weasley-Zwillinge wollen mit dir reden. Willst du das auch?"

Wieder schüttelte ich den Kopf. Evangeline schien noch etwas sagen zu wollen, dann drehte sie sich aber um und verließ das Zimmer. Auf eine merkwürdige Art und Weise verletzte es mich, dass sie nicht geblieben war. Andererseits ... vielleicht hätte ihre Anwesenheit es auch nicht besser gemacht. So musste ich wenigstens nicht vorgeben, das alles normal war. Denn ich war allein.

In den nächsten Wochen ließen mich alle in Ruhe. Und ich war ihnen dankbar. Mehrmals versuchten mich die Zwillinge abzupassen und ein Gespräch mit mir anzufangen, doch ich blockte es ab. Ich erklärte allen, die fragten, dass ich krank sei. Doch als ich McGonagall schon wieder diese Ausrede präsentierte, schickte sie mich mit Evangeline in den Krankenflügel zu Madam Pomfrey. Ich war davor noch nie dort gewesen, da ich Krankenhäuser und Heiler nicht ausstehen konnte. Davon bekam ich immer ein kränkeres Gefühl als ohnehin schon. Deshalb hatte Narcissa die wenigen Beschwerden, die ich bisher hatte, selbst geheilt und behandelt. Den ganzen Weg über, versuchte ich meine Freundin davon zu überzeugen, mich nicht in den Krankenflügel zu bringen, doch sie zerrte mich unerbittlich weiter.

Der Krankenflügel stellte sich als weniger schlimm heraus, als ich angenommen hatte. Madam Pomfrey stellte sich als eine etwas ältere, mütterliche Frau heraus, die bei mir eine Grippe diagnostizierte. Sie schickte Evangeline in den Unterricht, die widerstrebend und mit dem Versprechen, mich zu besuchen sobald sie konnte, ging.

Madam Pomfrey gab mir einen Trank, der absolut scheußlich schmeckte und den ich deshalb, als die Krankenschwester nicht hinsah, in eine Pflanze auf dem Fensterbrett kippte. Diese wurde daraufhin rot und wuchs etliche Zentimeter, was Madam Pomfrey mit einem Stirnrunzeln registrierte. Sie verfrachtete mich in eines der Betten und ging in ihr Büro um mir einen Tee zu kochen.

Die Zeit, in der sie weg war, nutzte ich um mich umzusehen. Der Krankenflügel war bis auf mich und einen grünlich aussehenden Slytherin leer. Ich betrachtete ihn eine Weile und bemerkte dann plötzlich, dass ich den Slytherin kannte. Es war einer von Dracos Freunden. Ich hatte ihn bereits in der Winkelgasse gesehen, er war der mit dem arroganten Lächeln gewesen.

Doch davon war nun nichts mehr zu sehen. Er lag erschöpft in dem Bett, hatte die Decke bis zu den Ohren hochgezogen und schien zu schlafen.

Madam Pomfrey kam mit einer Tasse dampfenden Tees zurück. Sie beobachtete mit Adleraugen, wie ich die Tasse leerte und widmete sich erst dann dem anderen Patienten. Vielleicht hatte sie doch bemerkt, was mit dem Trank passiert war und wollte nun, dass sich dieser Vorfall nicht wiederholte.

Noch während ich Madam Pomfrey zusah, wie sie dem Slytherin -dessen Name mir leider nicht einfiel – einen Trank einflößte, wurden meine Augen schwerer und schwerer, bis ich schließlich schlief.

Meine Träume waren verwirrend. Darin tauchte ein Mann auf, der meinem Vater von dem Foto, das Snape mir gegeben hatte, sehr ähnlich sah. Er hatte wilde, dunkle Locken, die ihm zerzaust ins Gesicht hingen. Seine schwarzen, bösartigen Augen fixierten mich, als er seinen Zauberstab hob und einen Fluch auf mich abfeuerte. Daraufhin wechselte die Szene und ich sah meinen Vater wie auf dem Foto am See sitzen und lachen. Dann sprang er plötzlich auf die Beine und deutete auf etwas hinter meinem Kopf. Ich drehte mich um und blickte erneut in die kalten Augen des Mannes. Er legte die eiskalten Hände um meinen Hals und ... ich wachte schweißgebadet auf. Einen Augenblick lang dachte ich, ich würde immer noch träumen, da das kalte beklemmende Gefühl um meinen Hals nicht verschwunden war. Dann stellte ich erleichtert fest, dass es sich dabei nur um einen nassen Waschlappen handelte, den Madam Pomfrey mir eigentlich auf die Stirn hatte legen wollen. Das tat sie dann auch und strich beruhigend über meinen Arm.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now