Kapitel 9 - Der erste Unterricht (ist eine Katastrophe)

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Ein durchdringender Alarmton schallte durch unseren Schlafraum. Ich grunzte und drehte mich auf die andere Seite, ohne zu realisieren, wo ich mich befand. Dann schlug ich die Augen auf und konnte durch einen Spalt der Himmelbettvorhänge die Haare des Metamorphmagus sehen, die einen gefährlichen Grünton annahmen.

Plötzlich wusste ich wieder alles und wäre am liebsten liegengeblieben. Ich war nicht in Slytherin gelandet, sondern in Gryffindor. Aus meinem Schlafsaal kannte ich nur Hermines Namen und war sicher, ihn nur zu benutzen, wenn ich Hilfe bei den Hausaufgaben benötigen würde.

Ich presste meinen Kopf fester ins Kissen, als ich – wie gerufen – Hermines Stimme hörte.

„Los Leute, steht auf. Ihr wollt doch nicht euren ersten Schultag verschlafen."

Doch. Eigentlich schon.

Trotzdem wankte ich murrend ins kleine, angrenzende Badezimmer und holte mir meine Bürste. Anziehen musste ich mich theoretisch ja nicht, immerhin hatte ich die Sachen gestern einfach anbehalten. Daher sprach ich einen kleinen Zauber, der mich nach allem riechen ließ, was ich wollte – heute eher neutral – und den mir Narcissa beigebracht hatte. Meinen Zauberstab brauchte ich dafür nicht, ich hatte ihn so oft geübt, dass ich keinen brauchte. Außerdem hatte ich bis vor Kurzen keinen Zauberstab besessen und ihn ehrlich gesagt bisher nur in meiner Tasche versteckt. Doch ich würde ihn wohl irgendwann die Woche zum ersten Mal benutzen müssen. Mir schwante schon Übles.

Mit der Bürste in der Hand verließ ich das Bad und überließ es dem blonden Mädchen, dessen Gesicht von Kissen noch etwas zerknautscht war. Einen Dank murmelnd huschte sie hinein und verschloss die Tür hinter sich.

Ich setzte mich auf mein Bett und bemühte mich die Knoten herauszubekommen. So schön meine Haare auch aussehen konnten, die meiste Zeit über waren sie zu einem Vogelnest aufgetürmt, das ich mit aller Kraft zu bändigen versuchte. Und meistens scheiterte. Na ja.

Heute jedenfalls steckte ich sie mir einfach zu einem Dutt hoch. Da konnte man die verfilzten Strähnen zumindest nicht sofort erkennen. Narcissa mit ihrer stets perfekten Frisur hätte sich trotzdem furchtbar aufgeregt. Ich beneidete sie um ihre glatten, blonden Haare.

„Müssen wir eigentlich schon unsere Schulsachen und Bücher mitnehmen?", wollte das Mädchen auf dem Bett neben mir wissen. Kurz starrte ich sie verwirrt an, sie kam mir völlig unbekannt vor, da wechselte ihre Augenfarbe von grün zu blau und ich erkannte den Metamorphmagus.

„Nein, ich denke nicht. Ich habe gestern noch mit den Vertrauensschülern geredet und die meinten, wir bekommen unsere Stundenpläne erst zum Frühstück. Und bis dahin wissen wir ja noch gar nicht, welche Bücher wir brauchen."

Ich nickte, das leuchtete mir ein. Doch das andere Mädchen deutete mit zweifelndem Gesichtsausdruck auf Hermines prall gefüllte Tasche neben ihr.

„Wozu ist das dann gut?"

„Oh, ich wollte mir nur noch schnell einige Kapitel vor dem Unterricht durchlesen. Über die Wahlfächer. Und Geister, denn die habe ich bei meinen Recherchen zu Hogwarts bisher außen vor gelassen. Ein fataler Fehler, aber ich habe einfach nicht so viele Bücher dazu gefunden, wie genau sie entstehen..."

„Ein fataler Fehler", stimmte ich ihr ernst zu, musste mich aber zusammen reißen, um nicht laut in Lachen auszubrechen. Auch das andere Mädchen rang sichtlich um Fassung.

„Komm, wir gehen schon mal vor zum Frühstück", sagte sie an mich gewandt. Hermine wollte so schnell wie möglich nachkommen, aber sie wollte auf die Vertrauensschüler warten, um sie noch mit Fragen zu löchern.

Sobald die Tür hinter uns zugefallen war, brachen wir in Lachen aus. „Ein fataler Fehler", wiederholte ich kichernd Hermines Worte.

„Meine Recherchen zu Hogwarts", stimmte das Mädchen mit ein und wischte sich Lachtränen aus den bernsteinfarbenen Augen.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now