Kapitel 14 - Flugstunde

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In den folgenden Wochen hatte ich zu viel mit Hausaufgaben zu tun, als dass ich mir in der Bibliothek etwas anderes als Fachliteratur hätte ansehen können. Und mit meinem Zauberstab hatte ich mich erst recht nicht mehr beschäftigt. Die praktischen Übungen in Verwandlung und Zauberkunst schaffte ich immer noch auf Anhieb, was mir weitere Hauspunkte von McGonagall und Flitwick einbrachte. Mittlerweile erhielt ich von den anderen Schülern auch nur noch gelegentliche neidische Seitenblicke. Sonst ignorierten sie mich, worüber ich sehr froh war.

In Kräuterkunde konnte mir mein Zauberstab leider nicht weiterhelfen, ebenso wenig wie in Astronomie und Geschichte der Zauberei. Das waren meine schlechtesten Fächer, wobei ich mich einfach nicht dazu aufraffen konnte, Pflanzennamen, Sternbilder oder Jahresdaten auswendig zu lernen. In Zaubertränke behandelte mich Snape fast wie jeden anderen auch, wobei er meine Tränke sogar einige Male mit leiser Stimme lobte, wenn ihn sonst niemand hören konnte. Er konnte scheinbar nicht über seinen Schatten springen und laut einen Gryffindor loben, statt ihn zur Schnecke zu machen. Das hätte wahrscheinlich seinen mühsam aufgebauten Ruf zerstört.

Professor Quirell, der Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, betrachtete mich einige Male beim Essen, wenn er dachte, ich würde es nicht sehen. Nachdem ich ihm aber einmal besonders breit zugelächelt hatte, hatte er das auch gelassen und noch weniger Selbstvertrauen als ohnehin schon. Ich schob sein Interesse an mir auf die Tatsache, dass er mich bei Snape gesehen hatte und machte mir nichts draus.

Schließlich stand endlich die erste Flugstunde an. Seitdem ich erfahren hatte, dass sowohl mein Onkel, als auch mein Vater im Quiditchteam gewesen waren, war ich umso gespannter und konnte kaum mehr still sitzen. Meinetwegen hätte die Stunde Geschichte schon längst vorbei sein können, da Professor Binns gerade über die Politik von Trollen im elften Jahrhundert philosophierte. Diese „Politik" bestand aber darin, allen, die nicht die gleiche Meinung hatten, mit einer Keule auf den Kopf zu schlagen. Sehr einfallsreich.

Als es nach dem Mittagessen endlich nach draußen in einen der weitläufigen Innenhöfe ging, musste ich mich zusammenreißen, um nicht vor Freude zu hopsen.

Leider hatten wir die Besenflugstunde zusammen mit den Slytherins, die bereits aufgereiht neben auf dem Boden liegenden Besen standen.

Wir stellten uns ihnen gegenüber und ich vermied es tunlichst, Draco anzusehen. Im Gegensatz zu mir hatte er bereits reichlich Erfahrung und flog sogar ganz gut. Ich hatte auch einmal fliegen dürfen, doch nachdem ich aufs Dach geflogen war und dort nicht wieder herunterkam, hatte Narcissa mir verboten, wieder einen Besen anzufassen. Nun, dieses Verbot brach ich nun mit Freude. Der Gedanke an meine Tante machte mich etwas traurig, denn ich hatte die Briefe mittlerweile geöffnet und hatte hauptsächlich Beleidigungen darin gefunden. Außerdem die Aufforderung, mich in den Weihnachtsferien erst gar nicht zu ihnen zu trauen. Das war zwar nichts, was ich nicht erwartet hatte, doch es tat sehr weh, es tatsächlich zu sehen. Ich blinzelte schnell ein paar Tränen weg und konzentrierte mich stattdessen auf die Fluglehrerin, Madam Hooch. Ich mochte ihre gelben Raubvogelaugen.

Sie forderte uns auf „Auf!" zu sagen und unsere Hände über den Besen zu strecken. Ich beobachtete Draco. Natürlich schoss sein Besen sofort in seine ausgestreckten Finger. Zu meiner Überraschung war es aber auch Harry auf Anhieb gelungen. Evangeline hingegen hatte nicht so viel Glück. Ihr Besen buckelte einmal und lag dann weiter bewegungslos herum.

Ich probierte mich nun also auch ran. „Auf!", befahl ich meinem Besen. Etwas zögerlich begab er sich in meine Hand. Vielleicht spürte er es, dass mein letzter Besenflug nicht ganz so gut ausgegangen war.

Als schließlich alle ihren Besen umklammerte, sogar Hermine, bei der es mit am längsten gedauert hatte, setzten wir uns auf die Besen. Madam Hooch verbesserte bei jedem den Griff und ich beobachtete mir Genugtuung, wie sie Draco erklärte, er habe es all die Jahre falsch gemacht.

Eleonora Black und der Verbotene Korridor ∥ Ⅰ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now