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Ich weiß nicht wie lange ich nun schon unterwegs bin, aber langsam wird es kalt und dunkel. Ich habe die Stadt schon lange hinter mir gelassen und bin durch zwei kleine Dörfer gelangt, nun laufe ich auf einem Radweg neben einer Landstraße und schaue dem Sonnenuntergang entgegen. Ich ziehe meine Arme enger um meinen Körper um mich so ein wenig warm zu halten, doch es nützt nicht wirklich viel.

Auch hat sich mein Magen vor einer Weile gemeldet und ich musste mit Bedauern feststellen, dass ich so unter Druck war und mich beeilen wollte, dass ich ganz vergessen habe mir ein wenig Essen einzupacken. Wie soll ich das nur durchhalten? Ich habe kein Essen und kein Schlafplatz... Das einzige was ich habe ist mein Handy, auf dem ich zuvor noch eine Anti-Tracking-App installiert habe. Ich seufzte und schüttele über meine eigenen Gedanken den Kopf. Ich muss wach bleiben und mir nicht solche Gedanken machen.

Also laufe ich weiter und weiter und muss nach einiger zeit mit Begeisterung feststellen, dass ich in der Dunkelheit überraschend gut sehe. Ich brauche keine Taschenlampe und kann dennoch sehen, wo ich hingehe. Das ist gut, denn so kann ich mir meine Taschenlampe sparen. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich schon fünf Stunden unterwegs bin und mir somit nur noch neun Stunden fehlen. Also habe ich bald die Hälfte.

Als noch eine Stunde umgegangen ist, heben meine Beine angefangen zu schmerzen und ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine Pause zu mache. Aber gerade bin ich mitten im nirgendwo und habe keine Ahnung, wo ich die Nacht verbringen soll.

Doch zu meinem Glück sehe ich dort vorne Licht. Ein wenig Hoffnung macht sich in mir breit und ich werde auch wieder etwas schneller. Ich sehe den beginn von einem kleinen Ort und erkenne auch, dass hier eine Bushaltestelle ist. Erleichtert begebe ich mich zu dieser und setzte mich in die Ecke auf die Bank. Es gibt zwar durchaus bessere Plätze ums ich auszuruhen, doch es ist auch ein wirklich bequemer Ort und im Vergleich zum Loch reiner Luxus. Stimmt... Das Loch... Was, wenn mich Mister Baranow nicht bei sich haben will, weil er mich nicht schon wieder ertragen will? Was, wenn er froh war, mich endlich los zu sein und sich jetzt wieder mit mir herumschlagen sollte? Was, wenn er mich einfach ins Loch schmeißt und dort vergammeln lässt?

Ich schaue auf meine Uhr und stelle fest, dass wir halb eins haben und um diese Uhrzeit bestimmt kein Bus kommen sollte. Auch als ich die Straße entlang schaue, sehe ich rein gar nichts. Es ist alles dunkel und wenn mich nicht alles täuscht, beginnt es gerade zu Regnen. Dass es eigentlich Winter ist und es schneien sollte, merkt man überhaupt nicht. Es ist kalt und nass, wie im Herbst. Die Straßenlaterne über der Bushaltestelle beginnt zu Flackern und setzt immer mal wieder einen Moment aus und ich lehne mich wieder an die Wand des Unterstell. Mir gefällt das Ganze nicht wirklich und ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass dieses nur noch drei Prozent Akku hat. Also super Voraussetzungen um jemanden zu kontaktieren, wenn ich es den wollte. Dennoch nehme ich mein Handy zur Hand und schließe die erste Powerbank an. Gerade als ich mein Handy wieder in meiner Tasche verstauen möchte, werde ich an der Schulter berührt und zucke so stark zusammen, dass mir mein Handy fast aus der Hand fällt. Ich will mich gerade zu der Person umdrehe, die dies gemacht hat, als mir das Blut in den Adern gefriert und mir eine Situation in den Sinn kommt. Alles hatte so angefangen...

„Eh, Entschuldigung? Kann man dir helfen?", fragt eine Person. Es ist eine eindeutig eine männliche Person, auch wenn ich noch nicht meinen Blick auf ihn beworfen habe. Aber ich drehe mich nun zu ihm uns schaue in ein junges Gesicht. Er sieht nicht älter aus als ich und ich erkenne an seinem Ohr einige Ohrringe. Auch seine Klamotten lassen darauf schließen, dass er der jüngeren Generation angehört. Zerrissene und tiefhängende Jeans und eine Lederjacke zieren seinen Körper. Ich bin vollkommen sprachlos und starre ihn einfach nur an, bis er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum wedelt. „Hallo?"

Dann schüttele ich leicht meinen Kopf und räuspere mich etwas. „Eh... Hallo... Ich... Ich bin auf dem Weg zu einem Freund und... Habe meinen Bus verpasst", lüge ich und erblicke nun ein verständliches Gesicht. Er lächelt mich etwas an und reicht mir seine Hand. „Ich bin Ruben und habe ein Auto. Soll ich dich vielleicht mitnehmen?", fragt er und ich erwidere nur zurückhaltend seine offene Art. Man trichtert jedem Kind immer ein, nie mit fremden mitzugehen... Aber ich wurde schon einmal entführt und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das zwei Mal im Leben passiert. Also schenke ich ihm ein unsicheres Lächeln und nicke leicht.

„Gerne... Ich bin Lukas... Danke...", bedanke ich mich schon und lasse mich von ihm auf die beine ziehen. Er grinst leicht und führt mich zu seinem Auto. Es ist ein grüner BMW und er trotzt nur so von Geld. Etwas unwohl setze ich mich auf den Beifahrersitz und schnalle mich an. Kaum hat er aber die Türe hinter sich geschlossen, macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit. Angst vor einem Unfall lässt mein Herz schneller schlagen und ich reagiere auf die Frage, wohin ich muss erst gar nicht. Dann spüre ich eine Hand auf meinem Schenkel und sehe erschrocken auf. „Lukas? Wohin musst du denn?", fragt Ruben erneut und ich stammle leicht vor mich hin.

„T-Titisee...", gebe ich leise von mir und er nicket. Dann nimmt er seine Hand auch schon zu sich und ich starre nach draußen als er den Wagen in Bewegung setzt. Er stellt Musik an und ich werde immer müder. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Denn als ich meine Augen öffne, sitze ich in einem anderen Auto und neben mir erblicke ich Master Ilja. Er ist auf den Verkehr konzentriert und beachtet mich nicht, aber dennoch kann ich sehen, dass er immer ein Auge auf mich hat.

Er schaut dann zu mir und ich kann in seinen Augen eine Traurigkeit erkennen, die ich noch nie gesehen habe. Ist er sauer auf mich, weil ich zu ihm zurückwollte? Oder ist es, weil ich nun bei einem Fremden mitgefahren bin? Naja, kann ich ihn noch fremd nennen? Ich meine, ich kenne doch seinen Vornamen? Wieso mache ich mir über sowas Gedanken, wenn Master Ilja bei mir ist. Ich lächle ihn an und nehme all meinen Mut zusammen und lege meine Hand auf die seine, die er auf dem Schaltknuppel zwischen uns hat. Er schaut mich überrascht an und lächelt dann leicht.

„Es tut mir leid Lukas...", meint er dann und ich erkenne nun, dass er eine Spritze in der Hand hat. Er sticht sie mir in den Oberschenkel und unwillkürlich muss ich an den tag denken, an dem wir aus Frankreich zurückgekommen sind. Kurz.... Ja war es ein Unfall? Ein leichtes wimmern verlässt meine Lippen, dennoch starre ich ihn an. Ich muss jetzt genau aufpassen, muss verstehen was er sagt. Seine Lippen bewegen sich und es ist schwer sich zu konzentrieren. Dennoch bekomme ich es hin und weiß nun endlich, was er an jenem tag zu mir gesagt hat.

„Er meinte, du wirst dich nicht mehr so gut daran erinnern. Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe... Ich hätte direkt verstehen sollen, dass du zurückwillst. Hätte dich schon früher finden müssen. Es tut mir leid. Aber jetzt wird alles wieder gut. Du wirst denken, es ist alles nur ein Traum gewesen... Wirst uns vergessen. Ich habe alles organisiert. Es wird dir gut ergehen und du wirst Frieden finden. Ruhe dich aus Kleiner... Ich liebe dich."

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Shadow - Versklavt aber FreiWhere stories live. Discover now