Kapitel 93

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Die Frage stand kaum im Raum, da entfuhr Jack ein fassungsloses: "Was?"

Es klang, als würde er Dan für verrückt halten. Nicht gerade die Reaktion, die er sich erwartet hatte. Wobei erwartet die falsche Bezeichnung wäre. Er hatte diese Reaktion erwartet, er hatte sie sich nur nicht gewünscht.

Dan sagte nichts, schließlich hatte Jack ihn genau verstanden.

"Du bist vergeben", wies Jack ihn auf das Offensichtliche hin. Er klang verärgert. Dan wusste nicht, ob es an seiner Frage oder dieser Tatsache lag. Er wusste selbst, dass es waghalsig und verrückt war, was er hier machte.

Doch Jack ließ ihn so fühlen. Wenn es um ihn ging, warf er alle Rationalität und Moral über Bord.

"Ich bin am Überlegen alles stehen und liegen zu lassen. Es braucht nur ein Wort von dir", stellte Dan klar. Nur bekam er keine Antwort.

"Jack, ich habe ein super Leben. Einen grandiosen Freund, der mich liebt und alles für mich tun würde, eine schöne Wohnung, ein Studium, das mir Spaß macht, Freunde, die sich um mich sorgen", versuchte Dan es weiter. Er wollte Jack so gerne klar machen, was er bereit war für ihn zu geben. Was er bereit war für ihn aufzugeben für eine ungewisse Zukunft.

"Du musst mich nur bitten und ich gebe all das für dich auf", legte Dan ihm die Möglichkeit offen.

Jack sah die Verzweiflung in Dans Augen. Er wusste, dass ein Wort von ihm ihrer beiden Zukunft für immer ändern könnte.

Er wollte Dan an seiner Seite haben. Zu gerne würde er sagen: 'Tu es. Gib alles für mich auf.' Endlich mal Glück in seinem Leben erfahren, aber er fühlte sich nicht, als hätte er das Recht dazu. Nicht jetzt, nicht in seiner Schulzeit und auch sicher nicht in Zukunft.

Er hatte Dan zu oft verletzt, das wusste er. Wie konnte er sicher sein, dass er es nicht auch weiterhin tun würde? Gar nicht. Er war nun mal ein Arschloch. Mit ihm auszukommen erforderte viel, das war ihm klar. Diese Bürde wollte er Dan nicht aufhalsen.

Er hasste sein Leben, jeden Teil davon, war unglücklich und das schon lange vor seinem Unfall. Alles Gute was ihm widerfuhr machte er kaputt. Er dachte, er hätte Dan in der Nacht ihres Abschlussballes kaputt gemacht und dass er jetzt noch vor ihm stand, so stark wie früher, freute ihn ungemein.

Sollte er ihm jetzt also antun, das alles nochmal durchmachen zu müssen? Ihn wieder in sein kaputtes Leben ziehen? Er würde nicht glücklich werden. Auch wenn Dan meinte, dass sie zusammengehören und sich alles andere dann schon fügen würde, lag er falsch.

So war das Leben nicht. Glückliche Fügungen kannte Jack nicht. Er hatte lange geglaubt, dass Dan das war, was ihm fehlte, um glücklich zu sein. Doch jetzt, wo er zum Greifen nah war, konnte Jack nicht egoistisch sein.

"Du musst nichts für mich aufgeben, denn es wird nie ein Wir geben." Noch während er das sagte, machte sich ein großer Kloß in seinem Hals breit. Er tat Dan wieder weh, doch das hier würde das letzte Mal sein.

"Jack." Dans Stimme war leise, als er seinen Namen sprach und sich dabei vor ihn kniete. "Ich will mit dir zusammen sein und ich dachte, du willst das endlich auch."

Zu Lügen hatte beim letzten Mal nichts gebracht, also versuchte Jack es jetzt mit der Wahrheit.

"Du hast ein super Leben. Deinen Mann, die Wohnung, das Studium, Freunde", wiederholte er Dans Worte von vorhin.

"Denkst du nicht, dass du mir genug bedeutest, um zu tun, was das Beste für dich ist?" Jack ergriff Dans Hand und fuhr mit seinem Daumen darüber. Er wollte seine Nähe genießen, solange er noch konnte. Auch wenn das so untypisch für ihn war, er spürte, dass es diesmal ein Ende sein würde.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now