Kapitel 29

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Völlig erledigt lagen die beiden nebeneinander. Es wurde schon wieder Morgen, die Musik hatte längst aufgehört zu spielen und das einst ordentliche Hotelzimmer sah aus wie nach einem Sturm.

Und vielleicht hatte auch einer hier gewütet, nur eher im Sinne von Jack's und Dan's Gefühlen.

Die Rollos verhinderten, dass die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf die beiden fallen konnten und so lagen sie im gedimmten Licht da und wussten nicht, was sie sagen sollten.

Seit sie das Zimmer betreten hatten, hat Jack keinen einzigen beleidigenden Kommentar gemacht. Viel eher zeigte er zum ersten Mal positive Gefühle und Dan wollte nie wieder etwas anderes erleben.

Am liebsten würde er für immer in diesem Zimmer bleiben. Gemeinsam mit Jack und ihn so lange lieben, bis er die Gefühle erwidert.

"Geh mal bitte an meine Jacke, in der Tasche ist etwas" brach Jack die Stille mit seiner Bitte. Dan wusste, dass es nur zu Diskussionen führen würde, wenn er es hinterfragt. Also rollte er sich schwerfällig vom Bett und durchquerte den Raum.

In einer der Außentaschen befand sich ein Taschentuch in das etwas gewickelt war. Fragend zog er die Augenbrauen hoch und drehte sich zu Jack um. "Bleib genau da stehen und mach es auf" änderte Jack seinen Plan kurzfristig.

Gespannt schaute er Dan zu, wie dieser das Taschentuch abwickelte und schließlich auf die Erdbeeren sah, die Jack vom Buffet hat mitgehen lassen. "Wie ich dich kenne, soll ich jetzt sicher irgendwas peinliches machen" vermutete Dan.

"Überhaupt nichts peinliches" widersprach Jack. "Heiß" korrigierte er und animierte Dan eine zu essen. Resigniert seufzte dieser, tat aber wie ihm gehießen. Ein bisschen kam er sich vor wie in einem Porno und als er wieder zu Jack schaute noch mehr.

Einladend klopfte er er auf die Matratze, auf der Dan es sich mit den Erdbeeren in der Hand wieder bequem machte. "Ich will auch eine." Mit einem belustigten Grinsen nahm Dan einer der Früchte und hielt sie vor Jack's Lippen.

Während er weiter in Dan's Augen blickte, schloss er seine Lippen komplett um die Beere, zog sie aus Dan's Fingern und kaute dann. Dafür, dass sie schon seit Stunden herumlagen, waren sie erstaunlich lecker und Jack genoss den Geschmack. Genau so wie Dan, der nun nach der nächsten Griff.

Es dauerte nicht lange und die beiden hatten alles leer. Mit einem Grinsen vereinte Jack ihre Lippen, um zu testen, ob Dan nun auch nach Erdbeere schmeckte. Und er wurde nicht enttäuscht.

Er wollte gerade wieder auf Dan's Schoß steigen, als dieser ihn stoppte. "Was hälst du von einem Bad?" Verwirrt blinzelte Jack, denn eigentlich wollte er gerade die nächste Runde beginnen. Dan, der diesen Blick bemerkte, warf schnell ein: "Ich will es nicht übertreiben. Nicht, dass du dann Schmerzen hast."

Augenverdrehend stand Jack auf und ging ins Bad. Trotzdem konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Dan machte sich einfach ständig Gedanken um alles.

Nachdem er den Wasserhahn aufgedreht hatte, schaute er in den Spiegel. Er sah nicht anders aus als heute morgen noch, doch er fühlte sich zehn mal besser. Viel mehr wie er selbst. Und glücklicher.

Doch das konnte auch alles am Alkohol liegen. Die Tür zum Bad öffnete sich und im Spiegel konnte Jack erkennen, wie Dan auf ihn zukam. Im Licht sah Jack den Knutschfleck, den er gemacht hatte deutlich. Er würde gerne erleben, wie er diesen seiner Familie erklärt.

Bei dem Gedanken musste er lachen. "Was ist?" fragte Dan, der ihn mittlerweile von hinten umarmte. Statt zu antworten nahm er jedoch Dan's Hand in seine und drehte sich zu ihm um.

An ihn geschmiegt, verteilte Jack heiße Küsse vom Schlüsselbein bis zum Ansatz seines Halses. Nachdenklich beobachtete Dan den Jungen in seinen Armen, der ihm an einem einzigen Abend mehr Zuneigung zeigt, als in fast zwei Jahren.

Sein Herz klopfte zu schnell und das altbekannte Kribbeln in seinem Bauch nahm überhand. Es fühlte sich an, als würden eine Million kleine Ameisen an seinem Inneren kratzen.

Als er die Augen wieder öffnete, von denen er nicht mehr wusste, wann er sie geschlossen hatte, sah er, dass Jack sich seinem Gesicht genährt hatte. Dan tat es ihm gleich und erhaschte einen Blick auf die Augen, die ihn meistens wütend anfunkelten, nun aber einen ganz anderen Ausdruck zur Schau stellten. Einen, den Dan nicht zuordnen konnte.

Ihre Lippen verbanden sich in einem Kuss, der Dans Knie weich werden ließ. Jacks Hände wanderten zu seinen Haaren und vergruben sich darin. Sie waren sich so nah - und für Dan's Geschmack nicht nur körperlich - dass er sein Glück gar nicht fassen konnte.

Es fühlte sich an, als ob er nach all der Zeit endlich ans Ziel gekommen wäre.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now