Kapitel 77

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Während Jack noch badete, ging Dan schon ins Bett. Es war ein mehr als verrückter Tag gewesen. Dass sie wirklich zusammen hier waren, fiel ihm schwer zu glauben. Allein, dass er es geschafft hatte, alles behindertengerecht zu organisieren, war für ihn ein kleines Wunder. Schließlich wusste er nicht, worauf es dabei ankam. Es hatte einige Zeit gedauert, sich zu belesen.

Obwohl das schon schwierig war, stellte Jack die größere Problematik dar, indem er keine Hilfe annehmen wollte. Und das, obwohl Dan mehr als bereit war, ihm in allem zu helfen. Vielleicht später einmal, wenn er ihn nicht mehr hochheben könnte, würde es schwer werden.

Dan erschreckte sich immer wieder selbst damit, wenn ihn Gedanken an Jack und eine gemeinsame Zukunft beschlichen.

Der Gedanke an ein 'Später' fühlte sich so normal und gleichzeitig schmerzhaft an, da dieses Wochenende wahrscheinlich alles war, was er bekommen würde.

Um nicht in Trübsal zu versinken, nah er das Buch aus seiner Tasche, das er sich mitgebracht hatte. Er hatte so viel für die Uni vorgearbeitet, das er es sich zum ersten Mal seit langem leisten konnte, etwas einfach nur zum Spaß zu lesen.

Nach einiger Zeit unterbrach ihn Jacks Stimme. "Was liest du da?", wollte er wissen. Dan hob überrascht den Kopf, da er gar nicht mitbekommen hatte, dass Jack wieder im Zimmer war. Er musterte ihn - außer einer karierten Pyjama-Hose hatte er nichts an - und blieb erneut bei den muskulösen Armen hängen.

"So hätte ich deinen Buchgeschmack gar nicht eingeschätzt", kommentierte Jack.

"Warum?"

"Ist ja doch eher schwere Lektüre."

"Willst du damit sagen, dass du mich für dumm hältst?" Jack grinste nur und zuckte mit den Schultern.

"Willst du noch lesen oder kann ich das Licht schon ausmachen?", fragte Jack. Das Ganze hatte eine seltsame Beziehungsnormalität für Dan. Diese Dynamik in Zusammenhang damit, dass er eine ganze Nacht mit Jack in demselben Bett schlafen würde, ließ seinen Bauch nervös kribbeln.

"Kannst ruhig ausmachen", antwortete er, schlug sein Buch zu und legte es auf dem Nachttisch ab. Er sah Jack zu wie er den Raum durchquerte, dann wurde es dunkel.

Dan lauschte, wie Jack sich nährte und hörte, dass er ins Bett ging. Ihm kam der Gedanke, dass Jack deswegen das Licht ausgemacht hatte. Er wollte nicht, dass Dan ihn dabei sah, wie er sich vom Rollstuhl aus ins Bett begab. Es versetzte Dan einen kleinen Stick, dass Jack sich vor ihm nicht wohl genug dafür fühle - doch er wusste auch, dass das zu viel erwartet wäre.

Kurz raschelte es noch neben ihm, dann wurde es still. Zu gerne würde er Jack in den Arm nehmen, doch er traute sich nicht.

"Wann ist denn nun die große Überraschung?", brach Jack das Schweigen. Dan war froh, da das ein Schritt auf ihn zu bedeutete. Jack wollte es auch nicht auf sich beruhen lassen und einfach einschlafen.

"Morgen Mittag", antwortete Dan mit einem aufgeregten Grinsen im Gesicht. Gut, dass das Licht aus war.

"Und was ist es so?", fragte Jack und versuchte, es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.

"Ja ja, probier's ruhig", antwortete Dan lachend.

"Und was machen wir den restlichen Tag?", fragte Jack weiter.

"Du bist ganz schön neugierig", stellte Dan fest. Er war es schlicht und einfach nicht gewöhnt, dass Jack so viel Interesse zeigte. Auf die Aussage erwiderte Jack nichts.

"Wieso willst du alles so genau wissen?", hakte Dan skeptisch nach. Es war zu ungewöhnlich, um es auf sich beruhen zu lassen. Wieder blieb Jack still.

"Bist du aufgeregt?", riet Dan darauf los. Irgendwie würde er Jack schon eine Antwort entlocken.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum