Kapitel 7

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Das letzte Mal, dass Jack nach dem Training auf Dan gewartet hatte, war Monate her und doch stand er nun hier. Dan schob es anfangs auf die Erschöpfung und dachte, er würde sich seine Anwesenheit einbilden.

"Du sahst echt schlecht aus" stellte Jack ohne ersichtlichen Zusammenhang fest. Das klang so nach ihm, dass es keine Einbildung sein konnte. In dieser wäre er nämlich netter gewesen.

Verständnislos schaute Dan zu ihm. Es war doch immer schön zu hören, dass es seiner körperlichen Erscheinung an Schönheit mangelte.

"Als ich bei dir war. Du wolltest doch wissen, warum ich das gemacht hab" sprach Jack einfach weiter. Die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben und seine Haare waren nicht gemacht. Gut sah Jack in dem Moment auch nicht gerade aus, dachte sich Dan.

"Und deine Erklärung ist: 'Du sahst schlecht aus'?" fragte Dan nach. Etwas verarscht kam er sich schon vor. Nach einem Blick auf sein Handy setzte Dan sich in Bewegung, denn heute hatte er absolut keine Lust heim zu laufen.

"Ja" bestätigte Jack und folgte ihm zum Bus. "Damit kann ich echt nichts anfangen" informierte Dan seinen Verfolger. Als der Bus vor ihm hielt stieg er ein und lies sich auf einen Platz am Fenster fallen.

Nach kurzem Überlegen stieg Jack ebenfalls ein, zeigte dem Fahrer seine Monatskarte und setzte sich dann neben Dan. "Warum folgst du mir?" fragte Dan und schaute auf seinen Sitznachbarn.

Dieser drehte sich auch zu ihm. "Erst wolltest du eine Antwort und dann hörst du mir gar nicht zu" antwortete er gespielt empört. Irgendwie gefiel Dan diese verspielte Art. Es war schön, dass Jack das Gespräch suchte und sich dabei auch noch vernünftig verhielt.

"Wahrscheinlich, weil deine Antwort nur Müll ist" stieg Dan darauf ein. Auch, wenn er ihn indirekt beleidigte, hatte Dan nicht das Gefühl, dass Jack ihm das krummnehmen würde.

"Du machst dir gerade keine Freunde" knurrte Jack beleidigt, meinte es aber wieder nicht ernst.

"Als ob wir jemals Freunde werden würden" gab Dan leise zurück. Unweigerlich hatte er damit die Stimmung zerstört, obwohl er das gar nicht wollte. Er hatte einfach gesagt, was ihm in dem Moment in den Kopf kam.

Danach herrschte Stille zwischen den beiden, bis Dan ankündigte, dass er an der nächsten Haltestelle raus muss. Von Jack kam nur ein Nicken, als Zeichen, dass er verstanden hatte.

Als Dan ausstieg, folgte Jack ihm. "Du kommst echt mit?" fragte Dan überrascht. Er dachte, Jack wäre sauer auf ihn, weil er die ganze Fahrt über kein Wort mehr gesagt hatte, aber dem war nicht so.

"Sieht so aus" bestätigte Jack nur. "Was hat mein schlechtes Aussehen jetzt also mit deinem Verhalten zu tun?" nahm Dan ihr eigentliches Thema wieder auf.

"Du siehst nicht schlecht aus, nur eben wenn du krank bist. Deshalb auch das ganze Zeug. Als du mir dann am nächsten Tag geschrieben hast, wusste ich, dass es dir nicht mehr so schlecht gehen kann, wenn du dir schon wieder Gedanken um alles machst."

Im ersten Moment war Dan total geplättet von dieser Erklärung und davon, dass Jack ihn anscheinend doch etwas kannte. Wie es aussah, hatte er sich sogar Sorgen gemacht, weil er so krank aussah. Das war schon süß von ihm.

Bei Dan's Haus schloss dieser auf. Beide ließen Jacken, Schultaschen sowie Schuhe an der Garderobe. Jack ging zielstrebig auf die Küche zu und öffnete den Kühlschrank.

"Was habt ihr so da?" wollte er wissen, während er den Inhalt des Kühlschrankes beäugte. "Du willst das also echt durchziehen?" fragte Dan mit einem Schmunzeln. Jack verhielt sich wie ein ganz gewöhnlicher Kumpel, der zu Besuch war und das passte nicht zu ihm.

"Ich habe einfach nur Hunger-" rechtfertigte Jack sich und schloss den Kühlschrank, als er nichts finden konnte. "-und du siehst aus, als würdest du mir was machen wollen" stellte er mit einem Blick auf Dan fest.

"Ich weiß nicht, wodurch ich diesen Eindruck vermittelt habe" gab dieser schnell zurück. Auf Kochen hatte er jetzt überhaupt keine Lust. Eine warme Dusche würde ihm gerade viel mehr zusagen.

"Mmh" überlegte Jack und lehnte sich dabei an den Tresen. "Wahrscheinlich als du mich das letzte mal angebettelt hast, dich unbedingt zu küssen." Er starrte Dan undurchdringlich an. "Du erinnerst dich?"

Auch wenn es keine rhetorische Frage gewesen wäre, hätte Dan nichts darauf geantwortet. Er war zu geschockt, dass Jack den Vorfall auf der Toilette ansprach, nachdem er ihn monatelang ignoriert hatte. Gleichzeitig überkam ihn aber auch ein schlechtes Gewissen deswegen.

"Du bist echt so mies" beschwerte sich Dan. "Also was willst du?" gab er klein bei und ging zu Jack rüber. Triumphierend lehnte dieser sich an die Theke.

Nachdem sie sich auf etwas geeinigt hatten, dass Dan kochten würde, konnte dieser sich ein: "Und außerdem habe ich nicht gebettelt" nicht verkneifen. Das machte allein sein Stolz unmöglich.

Jack grinste darauf nur. "Red' dir das ruhig ein."

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now