Kapitel 31

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Teil 2

"Schatz" drang die Stimme von Dan's Freund durch ihre Wohnung. "Du hast Post" erklärte er, als er Dan an seinem Schreibtisch ausfindig machen konnte.

Mit verschränkten Beinen saß er vor seinem Laptop und machte sich über die Ausarbeitung zum Thema: 'Worauf kommt es beim Unterrichten an?'

Er war im letzten Studienjahr und immer noch glücklich mit seiner Entscheidung fürs Lehramt.

Ohne Interesse daran, was in dem Brief stand, streckte Dan seinen Arm nach dem Schriftstück aus, um ihn einfach irgendwo abzulegen. Er war kurz davor fertig zu werden und wollte sich jetzt nicht ablenken lassen. "Gib einfach her, danke" murmelte er.

So war Dan schon seit sie sich vor drei Jahren kennengelernt hatten. Immer in seine Arbeit vertieft, fast nur zu Hause. Viel zu oft vergaß er darüber das Essen und zu oft auch das Schlafen, sodass er am nächsten Morgen mit Verspannungen an seinem Schreibtisch aufwachte.

Seit er mit Oliver zusammengezogen war, hatte sich das gebessert. Er kümmerte sich darum, dass Dan regelmäßig aß und wenn er über seiner Arbeit eingeschlafen war, brachte er ihn ins Bett.

Oftmals konnte er Dan sogar überreden, mit ihm auszugehen oder Freunde zu treffen. Trotzdem galt die meiste seiner Aufmerksamkeit dem Studium.

"Willst du ihn nicht öffnen?" lenkte sein Freund das Gespräch wieder auf den Brief. Er war 4 Jahre älter als Dan und mit seinem Studium vor etwas mehr als 3 Jahren fertig geworden. Er hatte an der selben Uni wie Dan Pharmazie studiert und arbeitete jetzt als Apotheker.

Für Dan war das umso praktischer, denn als er zu ihm zog, stellte er fest, dass seine Wohnung nur fünf Minuten von der Uni entfernt war. Die ersten zwei Jahre seines Studiums lebte er erst im Studentenwohnheim und danach in einer WG.

Als diese WG sich aus diversen Gründen auflöste, schlug Oliver vor, dass er doch zu ihm ziehen könnte. Das war vor zwei Jahren und Dan genoss es wirklich jemanden an seiner Seite zu haben.

"Mach du ihn doch auf, wenn es dich so interessiert." Mittlerweile war er etwas genervt von dem ständigen Gefrage. Vor allem da er nur noch hundert Wörter zu Schreiben hatte und dann fertig wäre.

Neben sich hörte er das Zerreißen von Papier. Mit wenig Elan tippte er seine letzten Sätze, als sein Freund sich räusperte.

"Hör zu, ich bin wirklich gleich fertig. Wenn du mir noch eine Viertelstunde gibst, mach ich für heute Schluss und du darfst entscheiden, was wir den restlichen Abend machen, ok?" bot Dan dann doch versöhnlich an.

Er wusste, dass sein ständiges Arbeiten ziemlich nerven konnte. "Na gut" meinte sein Freund mit einem schwachen Lächeln. Er gab ihm einen kurzen Kuss, nahm den Brief und verschwand dann.

Dan fühlte sich leicht schuldig, dass er ihn so abgeschoben hatte, verdrängte das Gefühl aber wieder, indem er sich seinen Aufzeichnungen widmete. So lief das immer bei ihm. Schon seit Beginn des Studiums.

Er versuchte immer beschäftigt zu bleiben, damit er sich nicht damit auseinandersetzten musste, wie schlecht es ihm eigentlich ging. Nun ja schlecht war nicht das richtige Wort.

Er hatte sich lediglich nur nie erlaubt über alles was mit Jack vorgefallen war nachzudenken. Er hatte es akzeptiert und nie wieder darüber gesprochen und das fraß ihn auf, obwohl er mit Oliver glücklich war.

Er hatte endlich jemanden gefunden, der ihn liebt und den er auch liebt. Das Problem war nur, dass er sich nicht fühlte, als würde er es verdienen. Er hatte nie etwas besonderes getan und hatte trotzdem so ein Glück.

10 Minuten später als ausgemacht, ging er zu Oliver, der ihnen gerade in der Küche einen Tee brühte. "So viel zu den 15 Minuten", meinte dieser und grinste Dan an. "Tut mir leid." Entschuldigend lächelte Dan zurück und ging dann auf seinen Freund zu, um ihn zu umarmen.

Er genoss seine Nähe wirklich, es beruhigte ihn ungemein und er fühlte sich einfach wohl. Kurz genoss er die Nähe, bevor seine Neugier dann doch gewann.

"Was stand denn nun in dem Brief?" Oliver musste lachen, da ihm klar war, dass Dan fragen würde. In Momenten wie diesen, die einfach zeigten, wie gut sie einander mittlerweile kannten, wusste Oliver nie, wohin mit seinen Gefühlen.

Er war einfach froh Dan zu haben. Er liebte ihn so sehr, wie bisher noch niemanden.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now