Kapitel 20

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Auch wenn Jack damals, als Nick sich vor ihm geoutet hatte, sagte, er will nicht, dass Nick mit Liebeskummer zu ihm kommt, tat er ihm jetzt leid.

Er hasste es, ihn traurig zu sehen, tat er schon immer. Er wusste zwar nicht, was Ty gemacht hatte, aber die beiden waren sonst ein Herz und eine Seele. Um das zu ändern brauchte es schon etwas.

Zu gerne würde er mit ein paar gezielten Schlägen Ty's perfekte Visage demolieren. Nun ja, eigentlich wollte er das schon oft, lies es aber Nick zu Liebe bleiben.

Innerlich brodelte er und das änderte sich auch nicht, als sich Ty in der Mittagspause an ihren Tisch setzte. Gespannt wartete Jack, was er zu Nick's Aussehen sagen würde. Und er würde besser etwas sagen.

"Jack du machst doch Geschichte eA im anderen Kurs, oder? Habt ihr-" Ty unterbrach sich selbst, als er aufschaute. Jack's starrte ihn feindselig an, die Lippen fest aufeinander gepresst.

"Was ist denn hier los?" fragte Dan belustigt, der in diesem Moment zu ihnen stieß. Er dachte, es wäre eine der üblichen Streitereien zwischen Jack und Ty, doch als er Nick sah, wusste er, dass es mehr sein musste.

"Ihr habt euch noch nie länger als 10 Minuten gestritten, bevor ihr wieder rumgemacht habt. Was ist bitte passiert, dass das jetzt anders ist?" sprach Dan das Thema offen an, das die anderen alle vermieden.

"Wir streiten doch gar nicht" widersprach Ty verdutzt, während er herzhaft in seinen Burger biss, den er sich von zuhause mitgebracht hatte. Er hatte noch einen vom vorigen Abend da und heute morgen keine Zeit, um sich Essen zu machen.

Erst als ihn die beiden Freunde seines Freundes vorwurfsvoll anschauten merkte er, dass anscheinend doch etwas war. "Nick?" richtete er sich jetzt an eben diesen. Als er zu ihm schaute, war Ty klar, dass etwas los war.

Das übliche Funkeln in Nick's Augen war weg, genauso sein Lächeln. "Was ist los?" fragte Ty. In dem Moment wirkte er wie sonst. Interessiert an ihm und bedacht darauf, dass es ihm gut geht. Eine Rarität in letzter Zeit.

"Nichts" winkte Nick leise ab. Er wollte sich nicht lächerlich machen. Außerdem war sein Problem nicht zu lösen. Davon, dass er ein bisschen rumweint, hätte Tegan auch nicht plötzlich mehr Zeit für ihn.

Seine Antwort handelte ihm jedoch ein leichten Klaps auf den Hinterkopf von Dan und ein gezischtes: "Ihr klärt das jetzt" von Jack ein. Dieser schaute danach zu Dan und signalisierte ihm mit einer Kopfbewegung, dass sie besser gehen sollten.

Mit ihren Sachen verließen sie zusammen die Cafeteria. Es war das erste Mal, dass die beiden alleine in der Schule herumliefen. Nebeneinander, als würden sie sich tatsächlich mögen. Auch wenn Dan der Streit seiner Freunde leid tat, freute es sich über das Gute, was er ihm brachte.

"Deswegen finde ich Beziehungen scheiße. Es reicht doch, wenn man für sich selbst verantwortlich ist. Wieso halst man sich also noch wen auf, um den man sich kümmern muss?"

Im Gegensatz zu sonst klang Jack nicht, als wolle er Dan damit in irgendeiner Weise verletzten. Er wirkte einfach, als würde er es wirklich nicht verstehen.

"Das beruht auf Gegenseitigkeit. Du hast jemanden, der immer für dich da ist und umgekehrt. Und du kannst mir nicht sagen, dass du dich nicht um Nick kümmerst" verdeutlichte Dan seinen Standpunkt.

"Mit Nick ist das was anderes." Die beiden gingen in einen ruhigeren Teil des Gebäudes und ließen sich dort auf der Treppe nieder. "Inwiefern?" hakte Dan nach. Jack's Ansicht interessierte ihn. So wie alles andere von ihm auch.

"Mit ihm schlafe ich nicht." Jack zog eine kleine Packung Schokolade aus seinem Rucksack und nestelte an der Verpackung herum. "Na, das überrascht mich jetzt total. Ich dachte du, Ty und er hättet immer ganz scharfe Dreier", machte Dan sich über die offensichtliche Aussage lustig.

"Du bist zu schwul" meinte Jack kopfschüttelnd, während er weiter mit der Verpackung kämpfte. "Gib her. Das kann man ja nicht mit ansehen" forderte Dan, aber riss ihm gleichzeitig die Packung aus der Hand.

"Was hat es denn jetzt zu bedeuten, dass es mit Nick was anderes ist, weil ihr nicht miteinander ins Bett geht?" griff Dan das Thema wieder auf. Mit einem einzigen Riss öffnete er die Schokolade und brach sich ein Stück ab.

"Nick ist mein bester Freund. Er ist wie mein nerviger kleiner Bruder. Er kann machen, was er will und ich würde ihn nicht loswerden können" gab sich Jack dann doch zu einer Antwort bereit.

Mit einem "Mh" forderte Dan ihn auf weiterzusprechen und kaute dabei genüsslich sein Stück Schoko zu ende.

"Die meisten Leute mit denen ich ins Bett gehe, bedeuten mir nichts. Und ich finde es einfach unattraktiv, wenn mir jemand ewig was von seinen Problemen vorheult und dann mit mir schlafen will." Angeekelt schüttelte sich Jack.

"Danke" sagte Dan ironisch und legte noch mehr der Süßigkeit frei. Er wusste, dass Jack gerade nicht daran dachte, dass er auch mit ihm schläft. Er hatte es nicht böse gemeint.

"Das wollte ich damit nicht sagen." Total verblüfft über diese Art von Entschuldigung, schaute Dan ihn nur an. Er war erstaunlich nett heute und das lies Dan's Bauch noch mehr kribbeln.

"Außerdem ist das meine Schokolade. Ich bring die nicht mit, um dich fett zu füttern" machte Jack die Stimmung gleich darauf wieder kaputt, aber das war ok.

Mit einem schelmischen Lächeln beugte sich Dan zu der Tafel, leckte über den freigelegten Teil und lies ihn dann in seinen Mund gleiten.

Als er seinen Kopf wieder zurückzog, hatte er ein Stück im Mund, mit dem er sich zu Jack vorbeugte. Er zog den anderen Jungen mit einer Hand in seinem Nacken zu ihm und verwickelte ihn in einen Kuss, bei dem er das Stück aus seinem in Jack's Mund gleiten lies.

Als das geschehen war, lies er von Jack ab, da er Angst hatte, vielleicht erwischt zu werden. "Jetzt hast du sie ja wieder. Das kann ich gerne nochmal so machen, wenn du dich weiter beschwerst, dass ich von deinen Süßigkeiten nasche."

Dan wusste nicht, wie Jack seine Aktion aufnahm. Da er jedoch noch nicht ausgerastet war, musste das ein gutes Zeichen sein. Als Jack dann noch nach der Tafel griff und sich ein Stück abbrach, sie aber in Dan's Hand lies, war ihm klar, dass es nicht weiter schlimm war.

Und es freute ihn ungemein, dass er mit Jack schon so weit gehen konnte.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now