Kapitel 37

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Schon seit Stunden beobachtete Jack seine ehemaligen Schulkameraden von der Galerie aus, die in der ersten Etage um den Saal herumführte. Bis jetzt hatte er sich noch nicht getraut hineinzugehen.

Der Saal war gut gefüllt, von dem Podium, auf dem die Organisatoren eine sicher langweilige Rede gehalten haben, bis zu der Bar an der Dan saß. Er hatte ihn seit Betreten des Saales nicht mehr aus den Augen gelassen.

Um ehrlich zu sein, war er überhaupt nur der Grund für Jacks Anwesenheit. Er wollte sehen, dass es ihm gut geht, dass er glücklich geworden ist. Schließlich wusste er nicht, wie Dan seine Aktion nach dem Abiball verkraftet hatte.

Auch wenn er gelangweilt wirkte, sah er nicht so fertig aus wie Nick. Er wusste, dass Tegan ihn verlassen hatte.

Obwohl Jack ihm gleich als er erfuhr, dass sein bester Freund schwul ist, gesagt hatte, dass er bei ihm nicht mit Liebeskummer ankommen muss, hatte er ihn oft im Arm gehalten, wenn er sich ausheulte.

Doch seit einem Jahr blockte er den Kontakt so gut es ging ab. Er ertrug Nicks Mitleid einfach nicht. Sein Studium hatte Jack pausiert und auch sonst hing sein Leben gerade in den Seilen.

Als die Einladung zum Treffen seines Abiturjahrgangs kam, wollte er erst nicht hingehen. Er wollte nicht von noch mehr Menschen bemitleidet werden. Vielleicht war das auch der Grund aus dem er noch hier oben war.

Aber als ihm dann der Gedanke kam Dan wiederzusehen, sagte er zu. Er wollte wissen, ob er Dans Leben auch so zerstört hatte, wie sein eigenes. Bevor er sich nach hier oben verzogen hatte, hat er schon Dans Zimmernummer herausgefunden.

Er könnte also auch dort auf ihn warten, aber das war zu offensichtlich. Außerdem sollte er sich seinen Ängsten langsam mal stellen. Es war ihm doch sonst so egal, was andere von ihm dachten.

Es war kurz nach 1 Uhr nachts als Dan seinen letzten Drink bezahlte. Er war einer der Letzten, die noch da waren. So sehr hatte er gehofft Jack zu treffen und deshalb viel zu viele Stunden an der Bar totgeschlagen.

Als er nun aufstand, um in sein Zimmer zu gehen, traute er seinen Augen bald nicht. Es war spät und er hatte getrunken, trotzdem war er überzeugt, dass Jack an einem kleinen Tisch neben der Bar saß.

Wie hatte er ihn nicht bemerken können? Ohne länger darüber nachzudenken, ging er auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber.

"Was?" blaffte Jack ihn an. Dans Herz wäre vor Freude bald aus der Brust gesprungen. Auch, wenn er ihn nur unhöflich anging, war es einfach seine Art und die hatte Dan gefehlt. Ohne es zu wollen, musste Dan lächeln.

"Ich finde es auch schön dich zu sehen" erwiderte er, um Jack etwas zu provozieren. Dieser zog nur seine Augenbrauen hoch. "Lang nicht mehr gesehen, was?" versuchte Dan weiter ein Gespräch aufzubauen.

Eigentlich sollte er sauer sein und eine Erklärung fordern, aber im Moment freute er sich einfach so. "4 Jahre" bestätigte Jack. Und da er es nicht nehmen lassen konnte, schickte er ein: "Solltest du mich nicht eigentlich hassen?" hinterher, hatte aber ein Grinsen im Gesicht.

"Ich hätte dich schon hassen sollen, seitdem du mich unter Vortäuschung falscher Tatsachen das erste Mal geküsst und somit in ständige Angst gebracht hast, jemandem zu sagen, dass ich schwul bin."

Zwar lachte Dan über seine eigene Aussage, aber die ungezwungene Stimmung kippte leicht. "Vermutlich" bestätigte Jack leise. "Warum redest du dann noch mit mir?" fragte Jack kalt.

"Können wir das vielleicht wo anders besprechen?" bat Dan und lies sein Blick zu den wenigen Leuten schweifen, die noch da waren. "Ich fühle mich eigentlich wohl hier" verneinte Jack.

"Komm schon, ich hab nicht vor, dich umzubringen. Ich möchte einfach nur in Ruhe reden" versuchte er es weiter. "Und wo soll dieses 'in Ruhe' sein? Etwas in deinem Hotelzimmer? Darauf falle ich nicht herein" weigerte sich Jack weiterhin.

Dan holte tief Luft, um sich nicht zu sehr aufzuregen. "Das bist du mir schuldig" zischte er nur und hoffte, dass Jack sowas wie Schuldgefühle besaß. "Na gut" gab Jack feindselig zurück. "Dann geh" befahl er Dan, der aufstand.

Zügig folgte Jack ihm und hoffte, dass er sich nicht umdrehen würde. Es lief auch gut für ihn, bis sie zur Tür kamen, die Dan zwar öffnete, aber gleich wieder zufallen lies.

"Scheiße" fluchte Jack, der sich in dem Moment zwischen Tür und Angel befand, um es so zu sagen. Von Jacks Fluchen gestoppt, drehte Dan sich um. Seine Augen weiteten sich und er war sicher, dass sie ihm einen Streich spielten.

"Jack" flüsterte er und ging auf ihn zu. "Sag jetzt ja nichts dazu" warnte dieser, ohne ihn anzuschauen. Selten kam er sich so hilflos vor. Er wollte nicht, dass Dan es wusste.

"Was ist passiert?" fragte Dan in einem sanften Tonfall. Als er keine Antwort erhielt, kniete er sich vor Jack und nahm seine Hand. "Jack" versuchte er es erneut und schaute ihn eindringlich an. "Was machst du in diesem Rollstuhl?"

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now