Kapitel 2

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"Guten Morgen!" wurde Dan von seinem besten Freund begrüßt, der sich mit einer dampfenden Tasse Kaffee und sichtlich guter Laune neben ihn setzte. Normalerweise konnte man Nick die ersten Stunden nach dem Aufwachen nicht ansprechen, ohne eine dumme Antwort zu bekommen.

Heute aber grinste er breit und hatte ihn auch noch von sich aus überschwänglich begrüßt. Fragend zog Dan die Augenbrauen deshalb hoch.

"Was? Darf ich nicht mal gute Laune haben?" Mit immer noch hochgezogenen Augenbrauen lehnte sich Dan auf seinem Stuhl zurück. "Na gut", gab sich Nick geschlagen. "Ty war nicht der Einzige, der was von dem Sieg hatte" erklärte er und wackelte dabei mit den Augenbrauen.

"Will ich es überhaupt wissen?" ging Dan widerwillig doch genauer auf das Thema ein und zwang sich ein Lächeln auf. Darauf konnte sich der Kleinere ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen.

Dan hätte auch gerne jemanden, mit dem er einen Sieg feiern konnte. So ist er nach der Siegesparty des Teams nur nach Hause gegangen und hat Sendungen geschaut. Nicht, dass die Party nicht schön war. Das war sie.

Die Jungs sind von ihrem übrigen Vereinsgeld Essen gegangen, da sie jetzt keine andere Verwendung mehr dafür haben. Es war das letzte Spiel der Saison und in der Neuen würden sie alle nicht mehr auf der Schule sein.

Sie konnten zwar noch in der Halle trainieren, aber alle 12-er gehörten ab jetzt offiziell nicht mehr zum Team. Dan machte das etwas Angst, denn erstens hatte er dadurch eine bessere Stellung an der Schule und auch so etwas wie Freunde gehabt. Zweitens hatte er keine Ahnung, was er mit seiner freien Zeit anfangen sollte.

Dan war so in Gedanken, dass er nicht mal gemerkt hatte, dass Ty inzwischen zu ihnen gekommen war, wie er das so oft tat. Meistens kam er vor der ersten Stunde in ihren Raum, um Nick etwas zu Essen zu bringen oder einfach nur, um mit ihm zu reden.

Auch wenn es Dan freute, dass sie in der Schule so akzeptiert wurden, wünschte er sich, sie würden ihre Liebesbekundungen an einen anderen Ort verlegen. Für Leute wie ihn, die - zugegeben - sehr einsam waren, war das nichts, was man sehen wollte.

"Hey Dan, ein paar aus dem Team wollen am Wochenende Eishockey spielen gehen. Bist du dabei?" richtete der frühere Teamkaptain sich an Dan.

Fragend schaute er ihn an, während er Nick von hinten umarmte, sein Kinn auf dessen Schulter abgelegt. Dan musste nicht mal überlegen. Er hatte außer Nick keine Freunde, die seine Zeit in Anspruch nehmen könnten.

Er würde wahrscheinlich nur gelangweilt zuhause hängen, also sagte er zu. Außerdem liebte er Hockey und auf dem Eis war es nochmal etwas anderes.

Ihre Mannschaft bestand in diesem Fall aus 8 Spielern, die es schafften sich sicher genug auf dem Eis zu bewegen, um auch noch mit einem Hockeyschläger zu hantieren.

Letzten Winter hatten sie oft Zeit in der Halle verbracht und auch viele blaue Flecken davongetragen. Dan liebte das Spiel, so schlecht sie auch waren.

"Cool, wir schreiben nochmal" versicherte Ty, bevor er Nick einen Kuss gab und sich von ihnen verabschiedete.

Sie hatten noch ein paar Minuten, bis zum Stundenbeginn und Dan musste einfach fragen. Es hatte ihn das ganze Wochenende beschäftigt. "Wie hast du es eigentlich geschafft, dass Jackson mitkommt?" versuchte er so beiläufig wie möglich zu fragen.

Nick schien zum Glück nicht verwundert über diese Frage. Er wusste ja nicht mal, was da war. Nicht, dass Dan es wusste, um ehrlich zu sein.

"Das frage ich mich auch. Ich hätte nie gedacht, dass meine Überzeugungskunst überhaupt etwas bewirkt" antwortete Nick mit einem Schulterzucken.

Dan wollte so gerne hören, dass Nick gesagt hat, dass Dan da sein wird und Jack deswegen kam. Aber das wäre zu schön und auch äußerst unrealistisch. Außerdem sollte er solche Gedanken lassen. Es war vorbei, das sollte er endlich kapieren.

"Worin bestand deine Überzeugungskunst denn?" hakte Dan nach. Kurz überlegte Nick.

"Also ich hab ihm erzählt, dass ich immer total alleine da sitze, dass es ihm bestimmt auch gefällt, dass das seine letzte Möglichkeit ist, euch spielen zu sehen und dass er dringend soziale Kontakte knüpfen sollte" zählte Nick auf.

Innerlich jubilierte Dan über die Aussage mit dem letzten Spiel. Vielleicht wollte er ihn wirklich nochmal spielen sehen. Immerhin hatte er ihm viel Glück gewünscht. Zu gerne würde er mit Jack reden, um zu erfahren, ob da noch was ist.

Doch das war eine der Sachen, die er sich nicht traute. Er konnte sich noch viel zu genau an die Schmerzen erinnern, die der Schlag verursacht hatte, nachdem er Jack auf dem Klo geküsst hat.

War das wirklich schon über ein halbes Jahr her? Es fühlte sich jedenfalls nicht so an.

"Anscheinend hat eins davon ja doch gewirkt" stimmte Dan schlussendlich zu. Damit war das Gespräch zu Ende, denn die Klingel signalisierte den Beginn der Stunde.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyМесто, где живут истории. Откройте их для себя