Kapitel 89

491 36 75
                                    

Mit gemischten Gefühlen betrat Dan seine Wohnung. Die Heimfahrt war ein Auf und Ab der Gefühle bei dem sich keins eindeutig durchsetzen konnte. Daher hatte er sich vorgenommen, das Geschehene so gut wie möglich aus seinen Gedanken zu verbannen.

Wenn er sich nicht von Oliver trennen wollte, sollte er ihm auch nichts davon sagen. Also würde er sich verhalten, als sei nichts passiert, als sei alles wie immer.

Schon vom Flur aus hörte er mehrere Stimmen. Er wusste nicht, ob er darüber erleichtert sein sollte. Vor mehreren Leuten würde es ihm vielleicht leichter fallen, die Fassade aufrecht zu erhalten.

In der Küche traf er seinen Freund an, der gerade am Kühlschrank stand. Bei seinem Anblick zog sich sein Herz zusammen. Wieso tat er ihm das nur an?

"Oli", lenkte er dessen Aufmerksamkeit auf sich, der sich überrascht zu ihm herumdrehte.

"Hey", begrüßte Oliver ihn glücklich. Er schloss die Kühlschranktür und ging auf Dan zu, um ihn in die Arme zu nehmen. Tief atmete Dan Olis vertrauten Geruch ein. Von ihm umarmt zu werden fühlte sich fast heilsam an.

Im selben Moment schlangen sie ihre Arme fester um den jeweils anderen, was ihnen ein Lachen entlockte. Danach löste Oliver so weit, dass er Dan in die Augen schauen konnte.

"Schön, dass du wieder da bist", sagte Oliver mit einer Ehrlichkeit, die Dan das Herz in die Hose rutschen ließ. Wusste er etwas?

Fast zwanghaft bemühte Dan sich um ein Lächeln, damit ihm die Gesichtszüge nicht entgleisten.

"Wie gehts dir?", lenkte er ab.

"Gut. Sebastian und Hendrik sind da", teilte Oliver mit. Dan war sehr erleichtert, dass Elisa nicht auch da war. Ob er sein Geheimnis vor ihr wahren könnte, wusste er nicht.

"Männerabend?", witzelte Dan, um auszuschließen, dass Elisa noch kommen würde.

"Jap, es läuft gerade ein Spiel", bestätigte Oliver.

"Klingt gut."

"Wobei es für mich besser klingen würde, wenn ich die Zeit mit dir alleine verbringen könnte, nachdem du mich so lang allein gelassen hast", schmollte Oli. Auch wenn herauszuhören war, dass er es eher als Scherz meinte, schlug es sich auf Dans Schuldgefühle nieder.

"Wir können die beiden aber auch nicht einfach so rauswerfen. Du hast sie schließlich erst eingeladen."

"So ein Mist aber auch. Dabei hätte ich jetzt viel mehr Lust das zu tun", erklärte Oliver verführerisch und küsste Dan. Wie ein Blitz traf ihn das Bild von Jack, das vor seinem inneren Auge erschien. Noch vor wenigen Stunden hatte er mit seinen Lippen die von Jack berührt und nun küsste er Oliver.

Er hatte nichts Gutes in seinem Leben verdient. Oli löste sich von ihm und fragte mit skeptischem Blich: "Alles ok?"

"Ja, nur sind die Jungs nebenan", versuchte Dan es mit einer fadenscheinigen Ausrede.

"Das hat dich noch nie gestört", wies Oliver ihn auf eine Tatsache hin, die Dan nur zu bewusst war. Doch was sollte er sonst sagen? Er fühlte sich miserabel und würde sich am liebsten an Olis Schulter ausweinen.

"Ist was mit deiner Mutter?", forschte Oli nach.

"Nein", gab Dan ehrlich zu. "Es ist nur... Ich dachte, es macht mir nichts, dass sie das Haus verkauft und als ich daran vorbeigefahren bin und mir bewusstwurde, dass der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, nicht mehr uns gehört und ich nie wieder dahin zurückkann war komisch. Ein wirkliches Ende eben", log er leichter als erwartet.

"Ach Schatz, das tut mir leid. Aber du weißt, dass du immer die Erinnerungen haben wirst und die Menschen aus dieser Zeit dir weiter erhalten bleiben. Und du hast ein Zuhause hier und zu mir kannst du immer heimkommen."

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyDove le storie prendono vita. Scoprilo ora