Kapitel 17

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"Ich hätte nichts sagen sollen. Ich wusste ja, dass du nichts für mich empfindest" wurde Dan plötzlich wieder ernst. Irgendwann musste er mal zur Sprache bringen, was ihn bedrückt und anscheinend würde das jetzt sein.

"Wenn ich so tun könnte, als hätte ich diese Zurückweisung nicht erlebt, würde ich es tun. Wirklich. Aber das kann ich genauso wenig, wie du etwas mit meinen Gefühlen anfangen" sprach Dan weiter.

Auch, wenn jetzt der Fall eingetreten war, dass Dan sich ihm anvertraute und ihn nicht mehr abblitzen lies, stand Jack immer noch vor dem Problem, dass er etwas darauf antworten musste.

Er könnte ihn einfach küssen, um dem zu entgehen, aber das fand er zu schwul. Außerdem wollte er das nicht in der Öffentlichkeit. Also entschied er sich dafür, Dan zum Weiterreden zu animieren.

"Und was wollen wir jetzt machen?" fragte er. Ratlos zuckte Dan mit den Schultern. "So weitermachen wie bisher?" schlug er vor, klang aber selbst nicht davon überzeugt.

"Ich glaube nicht, dass du das kannst" stellte Jack fest. Gedankenverloren strich Dan durch das Gras. Jack hatte Recht. Das konnte er nicht. Gleichzeitig konnte er Jack auch nicht gehen lassen.

"Ich fühle mich einfach so unnötig. Es gibt niemand, für den ich von größerer Bedeutung bin. Meine Familie, ja, aber die sehe ich kaum. Nick hat Ty und ist glücklich mit ihm. Ich bleibe allein zurück" sprach Dan aus, was ihn die letzten Wochen quälte.

Sein Blick streifte umher, in dem Versuch, die verräterischen Tränen, die sich bildeten, wegzublinseln.

"Was ist mit mir?" durchbrach Jack's Stimme die temporäre Stille. "Was soll mit dir sein?" hakte Dan verwirrt nach. "Wie passe ich in diese Aufzählung?" Abwartend schaute er Dan an, der seinen Kopf wieder in seine Richtung gedreht hatte.

"Wie konnte ich dich nur vergessen?" fragte Dan sarkastisch. "Du bist natürlich das Highlight bei allem. Bist du bereit?" Ein Grinsen, dass die Augen nicht erreichte, zierte Dan's Gesicht und Jack merkte, dass er anscheinend einen wunden Punkt getroffen hatte.

"Neben meiner Familie und meinen Freunden, denen ich nicht sonderlich viel bedeute, gibt es da noch dich. Den Typen, in den ich mich so sehr verliebt habe, dass ich alles für ihn machen würde, dass ich mich so schlecht behandeln lasse, wie das niemand sonst machen würde."

Humorlos lachte Dan auf. "Trotz allem bin ich für ihn nur eine gelegene Ablenkung, die man ficken kann, wenn einem danach ist. Ich als Person oder meine Gefühle-" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "-die gehen ihm vollkommen am Arsch vorbei."

"Stell dir mal vor, ich würde eines morgens nicht mehr aufwachen; du würdest noch auf meiner Beerdigung die nächste Person ficken." Durch eine kräftige Ohrfeige wurde Dan zum Schweigen gebracht.

Verletzt schaute er Jack an, aber überraschen tat ihn das längst nicht mehr. Seine Wange brannte, aber es war angenehmer, als der Schmerz, den er in seinem Inneren fühlte.

"Wenn ich sowas noch einmal von dir höre-" zischte Jack, der sich in der Zwischenzeit zu ihm gebeugt hatte. "-gibt es mehr als eine Ohrfeige." Kurz schloss er die Augen, um sich etwas zu beruhigen.

"Nick liegt mir dauernd in den Ohren mit seiner Sorge um dich und fragt sich, ob er etwas falsch gemacht hat, dass du dich so von ihm abwendest. Ty hat probiert, mit dir zu reden, weil er sich ebenfalls um dich sorgt." Mit großen Augen schaute Dan Jack an.

"Und falls es dir nicht auffällt, dass ich mir ebenfalls Sorgen mache, bist du noch blöder, als ich angenommen habe. Wie oft war ich in letzter Zeit bei dir, ohne mit dir zu schlafen, mh?" Jack machte eine Kunstpause, bevor er fortfuhr.

"Was denkst du, warum ich das mache? Weil ich nichts besseres zu tun habe? Sicher nicht." Fassungslos schüttelte Jack den Kopf. Seine Mühen waren anscheinend alle sinnlos gewesen.

"Warum dann?" fragte Dan leise und traute sich nicht, ihn anzusehen. "Warum dann?" echote Jack verzweifelt. "Fragst du das wirklich? Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich keine Lust auf das, von dir beschriebene, Szenario habe?"

Intensiv starrte er in Dan's Augen und fragte sich gleichzeitig, was er hier tat.

"Ich habe Angst, dass du dir was antust, denn damit könnte ich nicht leben. Und auch, wenn ich ein Arsch bin, deine Anschuldigung, dass ich auf deiner Beerdigung.., das war mindestens genauso respektlos" endete Jack.

Er kam sich exakt wie der Charakter einer billigen Soap vor. Nur würde in dieser jetzt ein überaus kitschiges Liebesgeständnis und ein romantischer Kuss folgen. Beides Dinge auf die er getrost verzichten konnte.

"Lass uns das ganze einfach vergessen. Ich möchte nicht anfangen, mit dir zu streiten" entschied Dan, den das Ganze ziemlich erschöpfte. "Aber dir ist bewusst, dass es Leute gibt, denen du was bedeutest, ja?"

Jack packte ihn an den Schultern und schaute ihn eindringlich an. Er wollte das Thema endlich abhaken. "Und was ist mit: ' So wichtig bist du mir auch nicht'?" stellte Dan die Gegenfrage.

"Wenn ich wütend bin, solltest du mich nicht so ernst nehmen. Könntest du mir jetzt einfach glauben? Du ahnst gar nicht wie unangenehm mir das ganze Gespräch ist. Ich hasse sowas abgrundtief" gestand Jack.

Ein kleines Lachen entschlüpfte Dan's Lippen. Vielleicht hatte er sich wirklich nur in seine negativen Gedanken hineingesteigert. "Dann küsse ich dich jetzt besser auch nicht, um dir zu zeigen, dass ich dir glaube."

Aus Reflex wich Jack von ihm zurück, doch Dan fand das nicht schlimm. "Aber wenn du willst, kannst du dazu gerne mal wieder vorbeikommen. Oder für andere Dinge."

Als Jack daraufhin kurz seine Hand drückte und ihn anlächelte, fühlte Dan sich, als wäre die Last der letzten Wochen von seinen Schultern abgefallen. Glücklich war er bei weitem nicht, aber er fühlte sich besser.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt