Familienverhältnisse

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„Er ist ein Gestaltenwandler.", erklärte Heather in meine Richtung. „Da hat es Lily tatsächlich leichter. Sie kann sich nur bei Vollmond verwandeln. Er verwandelt sich immer, wenn er zu viel kriegt. Wenn er sauer wird." 
Der unglaubliche Hulk oder was?
Lily schnaubte. „Ja, genau ich habe es sehr viel leichter."
Ich wusste nicht, wie genau ein Werwolf sich verwandelte. Ich wusste lediglich, dass es äußerst schmerzhaft war. Etwas mitleidig sah ich zu Lily herüber.
„Apropos, wann ist eigentlich wieder Vollmond, Lily?", fragte Aubrey. Ihr Blick war wie gebannt auf das Spielfeld gerichtet.
Anfangs dachte ich, dass sie, genau wie ich, John ansah um zur Not einzugreifen zu können, aber nein, sie sah eindeutig Niklas an. Abermals durchfuhr mich ein Stich. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte nicht daran zu denken, dass wahrscheinlich noch wesentlich mehr Mädchen auf Niklas standen.
„In zwei Wochen.", antwortete Lily und sah auf einmal niedergeschlagen aus. Mitleidig sahen wir anderen drei sie an. Obwohl mir die Frage auf der Zunge brannte, wie eine Verwandlung bei Vollmond ablief, beherrschte ich mich und fragte nicht danach. Im Unterricht werden wir das Thema wahrscheinlich eh noch behandeln.
„Steht Aubrey auf Nick?", fragte ich stattdessen Heather. Ich musste es einfach wissen. Unten auf dem Spielfeld sah ich wie Niklas zu mir hoch sah und eine Augenbraue hochzog. Ich zuckte mit den Schultern und dachte nicht einmal daran, dass es mir in irgendeiner Weise leid tun sollte.
„Was?" Heather hatte mir anscheinend nicht richtig zugehört. „Ach... Achso Nein. Sie ist so etwas wie seine Cousine."
Wie kann jemand so etwas wie eine Cousine sein?
„So etwas?", fragte ich weiter. Gott, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!
„Naja, der Vampir, der Nick verwandelt hat ist der Bruder von Aubreys Mutter."
„Achso."
Nick stieß ein Schnauben auf dem Spielfeld aus. Ich wusste nicht, ob es an meiner Neugier lag oder daran, dass das Spiel weiterging. Aber das Vibrieren meines Handys lenkte mich ab.
Eine Nachricht von Emily.

Komm sofort raus.

Irritiert sah ich den Bildschirm an. Scheiße. Irgendetwas war nicht gut gelaufen. Das schloss ich daraus, dass sie erstens schon wieder zurück war und zweitens ansonsten immer mit Smileys schrieb. Wenn sie keine Smileys schickte war sie entweder richtig, richtig scheiße drauf oder richtig, richtig traurig.
„Leute, ich muss kurz telefonieren. Bin gleich wieder da." Meine Stimme verlor sich in den Rufen der Spieler auf dem Spielfeld. Das Spiel lief weiter.
Ein zustimmendes Murmeln kam als einzige Antwort von meinen Freunden.
Ich joggte von der Tribüne und war schneller, als jeder Mensch es hätte sein können, draußen vor der Sporthalle.
„Alles okay?", hörte ich Niklas noch fragen, aber ich antwortete nicht. Was ging es ihn auch an?

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