Ein Tag am See

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Ich stellte meine Musik laut und rannte los zu Rise Against.
Ich versuchte alle Stimmen zu ignorieren, die mir von den anderen Schülern entgegenkamen. Sie redeten nicht mit mir, aber ich hörte sie leider doch deutlicher als mir lieb war.
Ich rannte hoch bis ich fast an der Hauptstraße war und bog dann in den Wald.
Zum Glück hatte ich schon immer einen guten Orientierungssinn. Ich lief einen großen Bogen um die Schule. Zufrieden ergab ich mich dem Takt der Musik und passte meine Laufgeschwindigkeit an. Meine Gedanken wurden mit jedem Schritt leiser. Endlich konnte ich sie soweit verdrängen, dass ich in Ruhe joggen konnte. 
Ich hielt erst an, als ich das Ufer des Sees sehen konnte. Erstaunt sah ich, welche Ausmaße der See hatte. Das andere Ufer des Sees blieb meinem Blick verborgen, aber die Schule sah aus als ragte sie direkt aus dem See.
Ich ging ans Wasser und spritzte mir etwas von dem klaren Wasser ins Gesicht. Mit noch etwas nassem Gesicht fing ich an mich zu dehnen.
Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung, erst danach spürte ich die Energie. Überrascht drehte ich mich um und sah Niklas durch den Wald joggen. Er hatte ebenfalls Kopfhörer drin und schien mich nicht recht zu bemerken.
Es wunderte mich, dass er als ganzer Vampir mich nicht bemerkte. Vielleicht ignorierte er mich ja auch bewusst.
Schnell drehte ich mich wieder um und setzte mein Strechting fort. Jedoch war meine Konzentration dahin. Der Anblick von Niklas in einem grauen lockeren Muskelshirt und lockeren roten Shorts war eindeutig zu gut.
Ich nahm meinen Ipod von meinem Top und zappte durch die Lieder.
Beim Beat it von Michael Jackson blieb ich hängen. Ich regelte die Lautstärke so hoch, dass es schon nicht mehr gesund war und lief in die Richtung aus der Niklas gerade gekommen war. Ich schaltete in einen anderen Modus. In meinen Jägermodus und konzentrierte mich auf Niklas Spur, die er hinterlassen hatte. Ich folgte seinem Geruch. Ich spürte wie meine Augen anfingen zu glimmen. Meine Sicht wurde sofort schärfer. Auch meine anderen Sinne wurden geschärft. 
In einem solchen Umfeld fiel es mir leichter nur einen Teil meiner Kräfte anzuzapfen. 
Jetzt lief ich am Ufer des Sees lang. Von Weitem sah ich bereits, dass viele am See lagen und den letzten Ferientag genossen. Wahrscheinlich alle außer den Vampiren an der Schule. Auch wenn Sonnenlicht sie nicht direkt verletzte war es nicht gerade angenehm. Es schwächte sie etwas, aber ihre Amulette oder Tätowierungen schützten sie vor der schädlichen Wirkung der Sonnenstrahlen. 
Sobald die Schule in Sicht kam verschloss ich den vampirischen Teil meines Wesens und merkte die Schweißperlen in meinem Nacken. Mein Atem ging rau. Nicht vom Joggen, sondern von der Anstrengung der Jagd und dem Unterdrücken meiner Kräfte, damit diese nicht die Kontrolle übernehmen. 
„Hey, Kate! Komm auch her!", rief Aubrey und winkte mir zu. Sie lag neben Lily auf einer Decke.
„Ich zieh mich nur kurz um.", sagte ich und joggte weiter in die Schule.
Oben im Zimmer traf ich auf Emily, die in Unterwäsche völlig verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank stand. Schon von draußen hatte ich ihren schnelleren Herzschlag gehört und ihre Schritte.
„Alles okay?", fragte ich lachend und kramte meinen Bikini aus meinem Schrank.

HalfbloodWhere stories live. Discover now