Girls talk

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„Also, Kate, was hältst du von Nick?", fragte Heather gerade heraus und beugte sich über meine Hand, um meine Fingernägel in ein dunkles Blau zu tauchen. Dafür, dass Heather definitiv kein typisches Mädchen-Mädchen war konnte sie erstaunlich präzise Nägel lackieren. 
„Was soll ich von ihm halten?", fragte ich zurück, nach einer Pause in der ich wahrscheinlich ziemlich rot geworden bin. Was sollte ich schon von ihm halten? Ein Teil von mir setzte zu einer Hasstirade an, aber gab dann mit einem resignierten Augenverdreher auf. 
Ich sah kurz wütend zu Emily rüber. Hatte sie Heather gegenüber irgendwas erwähnt? Aber Emily zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte also auch keine Ahnung, wie Heather darauf kam. 
Zum Glück waren alle anderen um mich herum ziemlich mit Film gucken, Essen oder Maniküren beschäftigt, so dass sie mich nicht anschauten. 
"Heather, hör auf jeden danach zu fragen!", sagte Lily. "Niemand kann sich so schnell ein Bild von einer Person machen, die man kaum kennt." 
"Ja, Heather, was genau soll man schon von ihm halten?", stieg Emily halbherzig mit ein. Ihr Blick war auf den Bildschirm des Fernsehers gewandt. "Er ist halt...Nick." 
Ich verkniff es mir zu lachen. Diese Aussage beschrieb Niklas erstaunlich gut. 
„Alle Mädchen sind hier ganz schön wild auf ihn. Außer mir natürlich.", sagte sie und widmete sich meinem Daumen. 
Die anderen Mädchen schnaubten verächtlich. 
"Ihr könnt nicht leugnen, dass er gut aussieht.", erwiderte Heather. Sie zog konzentriert ihre Augenbrauen zusammen, als sie den letzten Pinselstrich ansetzte. "Nur nicht mein Typ." Ein Schmunzeln lag auf Heathers Lippen. Mir schien es fast so als hätte ich einen tierisch guten Witz verpasst.
„So, fertig." Bewundernd hielt sie meine Hand hoch.
„Cool!", sagte ich aufrichtig und bewunderte meine Nägel. Der Blauton schien beinahe schwarz, aber wenn das Licht die Farbe richtig traf schimmerte es in einem schönen Mitternachtsblau. 
„Heather, es ist doch klar, dass du nicht auf ihn stehst!", sagte Emily mit dem Mund voller Chips. Ich hatte mir schon gedacht, dass Heather fürs andere Team spielen könnte.
„Attraktiv, Emily. Wirklich attraktiv!", sagte Heather sarkastisch und deute mit einem perfekt manikürten Zeigefinger auf Emilys Gesicht.
Ich sah zu Emily rüber und sah, dass sie rund um den Mund Chipskrümmel und Salsa-Soße hatte. 
„Ich weiß!", schoss Emily mit vollem Mund zurück und aß unbeirrt weiter.
Aubrey, Lily und ich mussten lachen. Emily war schon immer ein Mädchen gewesen, dass sehr, sehr gerne aß.
Einmal angefangen, konnte sie so schnell nicht mehr aufhören. Trotzdem war sie super schlank, was ich immer wieder aus Spaß auf einen Zauber schob. Natürlich wussten wir beide nur zu genau, dass das strikt verboten ist und streng geahndet wird, aber wir machten uns gerne einen Spaß daraus. 
„Ich spiele fürs andere Team.", erklärte Heather mir und nahm Emily die Chipstüte ab. Auch wenn ich sie nicht fragend angesehen hatte, hatte sie anscheinend das Bedürfnis mich darüber aufzuklären.
Heather war eine Person, der es egal zu sein schien was andere von ihr hielten. Wer sie nicht mochte musste ja nicht mit ihr reden. Eine bemerkenswerte Eigenschaft von der ich nur träumen konnte. Ich war grundsätzlich eher darauf bedacht, dass mich Menschen mochten. 
„Habe ich mir nach Emilys Bemerkung fast gedacht.", erwiderte ich und nahm wiederum ihr die Tüte ab.
Ich hatte an meiner alten Schule, ebenfalls eine Freundin, Lisa, gehabt, die sich als lesbisch geoutet hatte.
Ich sah da keinen Unterschied zwischen einem lesbischen Mädchen und einem hetero Mädchen. So lange sie nett zu mir waren, war ich nett zu ihnen. So einfach war das.
Ich war ja schließlich auch mit Jungen befreundet. Naja, gut mit einem Jungen. Jensen. Bei Nathan und Luke wusste ich noch nicht, wie ich zu ihnen beziehungsweise wie sie zu mir standen.
 Achja, und Niklas war sowieso eine ganz andere Geschichte. Bei ihm wusste ich definitiv nicht voran ich war. Ich war einfach immer noch verletzt und sauer. 
„Ich mag sie!", sagte Heather zu Emily, zeigte auf mich und ich grinste breit. Instinktiv wusste ich, dass ich in den drei Mädels und vor allem in Heather gute Freunde gefunden hatte.
„Also, was hältst du von Nick?", fragte Heather noch einmal mit gesenkter Stimme nur für mich. Mist, ich hatte gehofft, dass sie die Frage vergessen hatte.

HalfbloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt