Kapitel 26 {Alecs Küsse}

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Ich blinzelte und fühlte einen gewissen Stolz in mir aufkommen, während ich mich schwungvoll und erfreut zu Alec umdrehte.
"Getroffen!"
Jubelte ich leise und bemerkte erst dann, wie nahe ich seinem Gesicht war.
Irritierend und aufregend.
Sofort verstummte ich als ich seinen ernsten Blick sah.
Er musterte mich eingehend und schien sich zwingen zu müssen, sich dann abrupt von mir abzuwenden.
Etwas enttäuscht sah ich zu wie er wieder etwas entfernt von uns Stellung nahm und den Befehl zum aufräumen gab.
Ich verstaute den Bogen und die Männer hingen die Waffen zurück an den Kunststoffbogen an dem sie gehangen hatten.
Dann schob Alec die Wand voller Waffen mit einem Ruck zurück in den modernen schwarzblau schimmernden Schrank, den er mit einem Wischen seiner silbernen Karte abschloss,
Ich beobachtete es und verfolgte jeden Schritt den er zurück machte.
"Für heute machen wir Schluss, die nächsten Tage üben wir Fernkampf, bis ich sehe dass ihr gut genug seid."
Er nickte und alle griffen nach ihren Taschen, tranken etwas und strichen sich das verschwitzte Haar zurück.
Ich lief zu meinem Rucksack und hob ihn langsam auf, bevor ich mich umdrehte.
Alec stand an der Türe und verteilte jedem der den Trainingsraum verliess eine Karte, sie sah so aus wie die die ich für mein Zimmer und den Lift benutzen konnte.
"Mit dieser Karte habt ihr Zugang zu den Räumen hier und den Fittnessräumen auf allen Etagen, haltet euch immer bereit."
Akon schnappte sich die letzte Karte auf dem Stapel und verliess dann schlendernd den Raum.
Jetzt waren nur noch wir zwei drin.
Ich lief ebenfalls auf die Türe zu und blieb vor ihm stehen.
Erwartungsvoll sah ich zu ihm, es war auch mein Recht so eine Karte zu bekommen.
Schliesslich war ich hier genauso Teilnehmerin wie die Anderen die mit Karte raus marschiert waren.
Und so sexistisch konnte Alec nicht sein, das glaubte ich nicht.
"Wo ist meine?"
Fragte ich als er keine Anstalten machte mir irgendwas zu überreichen.
Er mahlte mit dem Kiefer und fuhr sich durch die Haare.
"Tut mir leid Amara..."
Er hob die leere Hand und ich kniff die Augen wütend zusammen.
"Ist das dein Ernst Alec!"
Fuhr ich ihn an.
Wieviele Steine wollte man mir noch in den Weg stellen! Ich würde nicht aufgeben und das sollten sie endlich einmal alle kapieren!
Es mir schwer zu machen machte mich höchstens wütend.
"Amara...Michael hat verboten dir eine Karte für die Räume zu geben, ohne seine Erlaubnis kann ich dir keine geben."
Ich nickte, so energisch als wolle ich irgendetwas mit meinem Kinn zerhacken.
Ich sah ihn enttäuscht an, auch wenn es Michaels Befehl war hätte er zumindest irgend eine Regung an Gefühlen zeigen können.
Doch er war so kalt und jetzt noch sowas.
"Schon verstanden. Behandelt mich ja nicht wie eine von euch, schon klar."
Wütend drehte ich mich um und rauschte aus dem Raum, doch bevor es mir gelang wurde ich zurück gezogen und stolperte in den Raum.
"Lass mich gehen Alec!"
Fauchte ich doch in seinen Augen glitzerte nun Wut.
Nicht gut. Ich hatte eine Emotion gewollt und hier hatte ich eine.
"Du bist auch keine von uns Amara!"
Fuhr er mich an und strich sich mit der Hand übers Gesicht als müsse er sich gewaltig beherrschen.
Mit offenem Mund sah ich ihn an.
Dann brauste ich erbost auf.
"Weisst du was! Von Michael hätte ich sowas erwartet! Aber nicht von dir! Das ekelt mich an.."
Sein Blick schoss hoch und war wirklich, wirklich dunkel.
Vielleicht sollte ich den Mund nicht so voll nehmen, aber Kontrolle hatte ich nunmal nie, wenn ich wirklich sauer war.
An den Schultern drückte er mich zurück an die Wand, kalt spürte ich sie in meinem Rücken und stockte.
Als ich mich zu bewegen versuchte hielt er mich erbarmungslos an der Stelle.
"Ich lebe hier mein ganzes Leben lang! Und ich habe gesehen wie wir auf der Welt oben kämpfen müssen!
Und ja, ich bin einverstanden mit dem System, denn Frauen sind nicht dafür gemacht sich zu verunreinigen!"
Was meinte er damit?
Ich schwieg.
"Ich habe schon viele Frauen gesehen, und alles was ihre Männer wollen ist Jemand den sie Lieben wenn sie von einem Auftrag nach Hause kommen! Jemanden der oben nicht als ihre Schwachstelle genutzt werden kann sondern immer in Sicherheit und unverletzt ist! Deshalb finde ich es richtig! Und was auch immer du denken magst, es ist keine Unterdrückung!"
Ich fauchte und versuchte aus seinem Käfig zu entkommen.
"Ach nein? Wieso dann das ganze Spiel mit mir? Ihr zeigt mir doch alle wo mein Platz ist!"
Er schüttelte den Kopf.
"Du bist anders, du verhältst dich anders und deshalb muss Michael etwas tun...du gehörst nicht auf diese Welt da oben Amara."
Seine Stimme wurde rauer.
"Du bist zerbrechlich, schön und so verletzlich, du bist dafür gemacht Leben zu tragen und allen Männern die dich sehen ein verliebtes Lächeln ins Gesicht zu zaubern!
Ja von mir aus um dir die Welt vor die Füsse zu legen!
Aber nicht um zu kämpfen und da stimme ich Michael zu."
Knurrte er und drückte mich mehr an die Wand, dass es fast weh tat.
Aber obwohl die Worte ein komisches Kribbeln in mir auslösten, musste ich mich zusammen reissen.
Es war nicht wahr und es war Unterdrückung!
Nur weil bisher keine Frau auf die Idee gekommen war eine Kämpferin zu werden hiess es nicht dass wir dazu nicht imstande waren.
"Also du denkst, ich kann mich nicht wehren?"
Meine Augen funkelten, er war nicht der einzige der Wütend werden konnte.
Ich rammte ihn mein Knie in den Bauch, beweglich war ich schon immer gewesen und weiter unten war es mir irgendwie nicht wohl.
Er schnappte kurz nach Luft und liess mich los, sodass ich an ihm vorbei schlüpfen konnte.
"Ich kann sehr wohl auf mich aufpassen."
Schnaubte ich und wischte mir imaginären Staub von den Schultern.
Plötzlich traf mich ein Gewicht und ich fiel vornüber.
Noch während ich fiel drehte er mich um und als ich auf den Boden knallte und scharf einatmete drückte er mich mit vollem Gewicht nach unten, ein Messer an meiner Kehle.
"Tot."
Flüsterte er und eine dunkle Strähne hing ihm ins Gesicht.
Ich presste die Lippen zusammen und sah ihm böse an.
"Du kannst es nicht Amara."
Meinte er dann, ohne seine Position zu verändern.
So nahe wie er mir war...es war irgendwie berauschend und lenkte mich von meiner Wut ab.
Sollte es aber nicht.
"Dann zeig mir wie. Dafür bin ich hier, damit ich es lerne."
Sagte ich leise, keine Ahnung wieso aber meine Stimme war gerade zu schwach um laut zu werden.
Jedes mal wenn ich einatmete spürte ich ihn ganz nahe bei mir, ich wagte mittlerweile gar nicht mehr die Luft auszustossen.
Sein Blick wanderte an meinem Gesicht entlang.
Seine Lippen verzogen sich kurz zu einer gequälten Geste.
"Nein. Keine Karte, kein Fittness. Tut mir leid."
Ich schüttelte fassungslos den Kopf, die kalte Klinge lag noch immer an meinem Hals, doch es störte mich schon nicht mehr.
Er würde mich nicht töten, und selbst wenn, Angst hatte ich deshalb nicht, zumindest nicht im Moment.
"Aber du hast eine Karte. Du könntest mich rein lassen. Dich hinterfragt auch Niemand."
Meine Stimme war fast ein betteln, aber in meiner Lage blieb mir auch nicht viel offen.
Ich war nicht in der Position um fragen zu stellen.
Er schüttelte den Kopf.
"Du hast andere Stärken Amara. Aber der Kampf wird nie eine davon sein."
Ich atmete ein und spürte dass mich dieser Satz irgendwie mehr traf als er sollte.
Er versuchte mir den Mut zu nehmen und genau das gelang ihm ein Stück weit.
Trauer machte sich in mir breit, wie leise schleichendes Wasser welches die Gefühle überall hin transportierte.
Er schwieg wieder und richtete wich von mir auf, sofort fehlte mir das Gewicht.
Aber er konnte jetzt nicht wieder in das Schweigen verfallen dass er ja so perfekt beherrschte.
Ich hatte genug von dem Spiel, vor allem weil in mir Gefühle dabei hoch gekommen waren die ich eigentlich gar nicht haben wollte.
"Wieso tust du das immer Alec! Kannst du mich nicht länger als eine Minute ansehen ohne dass du dich ekelst oder was?"
Meine Stimme klang ziemlich angepisst, ich gab die perfekte Zicke ab, wäre es mir nicht so ernst gewesen.
Das war es wirklich. Ich vermisste den alten Alec irgendwie, den, der mich gleich nach seinem Einsatz umarmt hatte als wäre ich der Einzige Grund gewesen wieso er zurück kommen sollte.
"Hör auf."
Seine Stimme war kühl und gleichgültig, ich hätte gerade so gut jeder andere sein können mit dem er sprach.
Er machte wieder zu und dann hätte ich meine Chance mehr ihn zu erreichen und wäre nur ein anderer Mensch hier.
Vielleicht war ich das aber auch schon längst für ihn.
Aber wenn man einer Frau sagte sie solle aufhören, war das wirklich eine schlechte Idee.
Er bestand so auf die Gewohnheiten einer weiblichen Person, die konnte er jetzt von Herzen gerne kennen lernen.
Ich brauste erst recht auf, einfach weil ich es nicht mochte wie ein Spielzeug behandelt zu werden, ohne zu wissen was Sache war.
"Wow was für eine Konversation du doch zu führen vermagst...hasst du mich so oder an was liegt es!"
Er verdrehte die Augen.
Oh, der Feine Herr war also genervt, sollte ja nicht umgekehrt sein oder so.
„Sag es mir, was mache ich falsch?"
Ich musste zugeben dass ich mir selbst etwas peinlich war, so eine Frage zu stellen war echt etwas unangenehm und die Antwort wollte ich gar nicht wissen.
Es war mir einfach heraus gerutscht.
"Amara hör auf!"
Ich fauchte und meine Haare fielen mir über die Schultern als wäre ich ein Racheengel in Aktion.
"Ja diesen Satz beherrscht du ja perfekt!
Wenn es nach dir gehen würde, sollte ich gar nichts mehr tun! Ich bin aber kein Spielzeug oder eine dumme Puppe, die man einsperren kann!"
Fauchte ich und er verspannte sich.
Aber er hatte nunmal nicht über mich zu bestimmen, egal wie die Frauen hier sich sonst so verhielten.
So war ich nicht.
Seine Augen flackerten Kurz, ich sah dass er versuchte in demselben Ton weiterzumachen, aber ich erriet nie was er tun würde oder was er sich dabei dachte.
"Falsch! Wärst du ein Spielzeug, hätte ich dich längst irgendwo angebunden!"
Er klang aggressiv, und allein durch den Ton vermochte ich nicht mehr seine Worte zu deuten.
Ansonsten hätte ich verstanden was er mir damit hatte sagen wollen.
Ich sog die Luft ein.
"Bin ich wirklich so schlimm? Was hast du nur gegen mich.."
Meine Stimme konnte einen Hauch von Bitterkeit nicht unterdrücken, mein ganzer Körper hatte sich verspannt und ich sah zu ihm hoch als müsste ich ihn mit meinem Blick aufspiessen.
Oh ja, ich konnte auch wütend sein. Sah er ja jetzt.
Er knurrte, seine Augen glühten auf einmal, sodass das Grün funkelte, eine Mischung aus Gefahr und Anziehung, der Niemand widerstehen könnte.
Sowas hatte ich noch nie gesehen.
"Verdammte scheisse Amara."
Fluchte er und ich wollte gerade zur nächsten Tirade ansetzten und stützte mich auf die Ellbogen, als er seine Lippen auf meine legte.
Geschockt verharrte ich so, mein ganzer Körper lud sich elektrisch auf und irgendetwas schien in meinem Bauch zu explodieren, während er mich mit einem Arm näher zu sich hoch zog als wäre ich nichts.
Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss, keinen Schimmer was mich gerade ritt aber es tat so gut und um ehrlich zu sein, das wünschte ich mir schon das ganze Training lang.
Karten auf den Tisch, irgendwie mochte ich ihn mehr als mir lieb war. Nur deshalb verletzten mich seine Worte auch so sehr. Doch jetzt sprach er gerade nicht. Nein, jetzt küsste er mich.
Ich legte die Arme um seinen Hals und zog mich mehr zu ihm hoch, sodass ich beinahe auf seinem Schoss sass.
Sein Kuss war fordernd, nichts von Vorsicht zu sehen, aber ich liebte es, die Art wie er gerade mit mir umging.
Als würde er etwas wertvolles in den Armen halten aber dennoch irgendwie grob.
Kurz lösten wir uns um Luft zu holen, dann schwebten meine Lippen wieder über seinen, ich wartete darauf dass er sich holte was er wollte.
Was ich auch wollte.
Doch er verharrte so und plötzlich konnte ich spüren, wie er sich wieder völlig verspannte und mich von sich hinunter auf den Boden setzt, bevor er abrupt aufstand.
Verwirrt sah ich zu, wie er die funkelnden Augen schloss, die ganz sicher auch zeigten dass es ihm gefallen hatte.
Aber als er sie wieder öffnete waren diese Gefühle weg.

So Sternchen , auf jeden Fall soll in diesem Buch eine Menge krasser Shit ablaufen, ich bin grade dabei alles einzuleiten und ich hoffe ihr seid gespannt auf etwas Neues xD
Wieso könnte er nur so reagiert haben...
Lest weiter ;)
Angora77

Poisoned Kiss *beendet* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt