Nachwirkungen

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Dreimal verflucht sei sie, dachte Djadi böse, aber Asifa hatte Recht behalten.

Als sie den Angriff der Flügelwesen von hinten mitbekommen hatten, war sie aufgesprungen und hatte gesagt: „Sie holen den Abendländer-Jungen. Ich spüre es."

Dann war sie losgeeilt, ihr Leopard im Schlepptau. Dreimal verflucht sei auch das Biest, und dass Samir es geschehen ließ, dass sie es offen und ohne Strick umherführte. Bis sie ihr erstes Lager aufgeschlagen hatten, hatte Asifa Tizita bedeckt gehalten, aber seit ihren letzten Träumen schien sie sich keine Sorgen mehr zu machen, wie die Abendländer auf die Leopardin reagieren würden.

Djadi schloss sich Samir und Yusuf an, als sie hinter ihr her eilten und war recht froh, dass die hohen Prinzen und Fürsten und Barone fast alle weiter vorne ritten und ihnen nicht in den Weg kamen. Prinz Willehad am Boden zählte nicht.

Er sah das große Schattenwesen von weitem, kurz bevor Asifa es vertrieben hatte und bereute es fast, aber er erinnerte sich an ihre Worte und an das nagende Gefühl, dass sich in seiner Magengrube festgesetzt hatte. Die Flügelwesen fürchtete er nicht, er konnte sie gut genug mit dem Säbel abwehren, aber ihm gefiel der Gedanke nicht, dass Albin, der ihn und Qamar aus der Bedrängnis gerettet hatte, womöglich tatsächlich in Schwierigkeiten steckte.

„Was machst du da, Asifa?", rief Yusuf aufgebracht, „Das Ding hätte dir sonst etwas antun können! Du kannst nicht einfach deine eigenen Schlachten wählen!"

„Ich kann gut auf mich selbst achtgeben", schoss sie scharf zurück und ihre freie Hand fand Tizitas Kopf. Oh, wie Djadi dieses Tier hasste. „Und ich muss nach dem Abendländer-Jungen sehen, es ist wichtig."

Dann drehte sie sich um und rannte weiter zurück, ohne auf Yusufs scharfe Worte zu achten.

„Sie hört nicht auf dich", bemerkte Djadi grinsend. „Ich mache mir Sorgen, oh Wanderprinz."

Yusuf schoss ihm einen vernichtenden Blick zu und trat näher, doch die Stimmen von dort, wo Prinz Willehad stand und unter Schock nur starren und blinzeln konnten, ließen sie aufhorchen.

„ ... einen Jungen in roten Hosen, sein Haar war aber blond."

Djadi fühlte das nagende Gefühl in seinem Bauch garstig aufpeitschen.

„Sie hatte Recht", flüsterte er. „Ich muss etwas tun!" Er zuckte in die gleiche Richtung, in die Asifa schon davongerannt war, aber er wagte es nicht einfach so zu gehen.

„Überstürze nichts, Djadi", sagte Samir. „Der General sagte selbst, er könnte sich getäuscht haben."

Djadi wippte nervös auf den Fersen hin und her, während sein Prinz ruhig das Gespräch mit dem Jötmarker Prinzen beendete.

„Aber lasst es uns wenigstens nachsehen", zischte er dann.

Samir schenkte ihm ein schwaches Grinsen. „Nichts anderes hatte ich vor. Yusuf, kehre nach vorne zurück und nehme dir Qamar als Übersetzerin mit, um den Hoheiten Bericht zu erstatten."

Yusuf runzelte die Stirn. „Qamar, bist du sicher?", fragte er. „Mein Abendländisch ist deutlich besser als ihres!"

„Die Abendländer glauben, du kannst nur wenige Brocken", erinnerte ihn Samir. „Und du hast so ein Auge auf sie."

„Warum muss jemand ein Auge auf Qamar haben?", fragte Djadi heftig, „Sie hat nichts getan!"

„Sie war bis direkt vor dem Angriff mit Albin zusammen", sagte Samir leise. „Und hat uns von einer recht erstaunlichen Begegnung berichtet. Vielleicht sollte sie ebenso entführt werden wie er ... Und ich fürchte fast, sie würde auf dumme Ideen kommen, wenn sie nur von der Nachricht über sein scheinbares Schicksal erführe."

Dornen - Das verwunschene KönigreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt