Zu Lernen

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Albin wurde geweckt, als der kleine Karren so unsanft über etwas drüber ratterte, dass es ihn eine Handbreit in die Luft schleuderte und er sich fast den Kopf am nahen Bett gestoßen hätte.

Qamar lachte ihn wenig schmeichelhaft aus, und auch Lore grinste spöttisch darüber, knuffte ihn dann aber zur Entschuldigung leicht in die Seite.

„Schön, dass du auch wieder unter den Lebenden weilst", bemerkte sie belustigt und ihn durchströmte die Erleichterung, als ihm klar wurde, wie normal sie wieder mit ihm sprach.

Er war nur langsam und stotternd durch seine Erklärung gekommen, mit ihren Zwischenfragen und den völlig unnötigen bis bösen Kommentaren von Qamar noch dazu, und bis sie endlich akzeptiert hatte, dass er in Angelegenheiten hineingezogen worden war, für die er nichts konnte und mitnichten freiwillig beschlossen hatte, sich nicht mehr bei ihr zu melden, hatten sie schon fast die Grenze erreicht.

Lore hatte ihm bis dahin genug verziehen, dass sie ihn nicht mehr ständig wachrüttelte, wenn er unter dem stetigen Ruckeln des Ochsenkarrens einzunicken begann, und ein leises, mehr gekichertes als geredetes Gespräch von ihr mit Qamar hatte ihn schließlich endgültig in den Schlaf gelullt.

„Wo sind wir?", fragte er und rieb sich die Augen. Er fühlte sich deutlich wacher als noch am frühen Morgen, gleichzeitig war sein Rücken von der unbequemen Schlafposition aber furchtbar steif und er spürte es bei jeder Bewegung knacken. Fast konnte er mit der ständigen Gereiztheit des Herrn Gerulf mitfühlen.

„In Ilreth", grinste Lore ihn an. „Und um die nächste Ecke wartet sicher schon deine Prinzessin sehnsüchtig darauf, dass du sie endlich wachküsst."

Qamar verzog ihre roten Lippen zu einem spöttischen Grinsen und Albin spürte, wie seine Ohren warm wurden.

„Darum geht es doch gar nicht", murmelte er verlegen und die Maraldurerin lachte.

„Du nicht edel bist", stellte sie böse fest. „Keine Aussicht auf Wachküssen."

„Haha", sagte er lahm. „Das weiß ich selber."

„Das tut er wirklich", bemerkte Lore, „Er träumt nur furchtbar gerne. Wünscht du dir nicht auch manchmal, mehr als nur eine einfache Dienerin zu sein?"

„Ich bin Dienerin von Wanderprinz", antwortete Qamar pikiert, „Gibt nichts besser."

Dann rumpelte es erneut und sie alle wurden hochgeschleudert.

„He, Ortrun, kannst du deine Ochsen nicht unter Kontrolle halten oder was?", rief Lore ungehalten nach vorne und Qamar hob beeindruckt die Augenbrauen, während Ortrun etwas ähnlich ungehaltenes zurückgab.

„Du sehr ... laut", stellte sie fest. „Wie Mann."

Albin holte tief Luft, weil Lore viel war, aber garantiert kein Mann, aber bevor er ihre Ehre verteidigen konnte, hatte Lore schon laut losgelacht.

„Du bist lustig, Qamar", rief sie mit Lachtränen in den Augen. „Ich will dich am liebsten behalten."

„Ich nicht gehen", entgegnete Qamar und zuckte mit den Schultern. „Nicht, solange Albin Zelt hat."

„Das hat er schlau angestellt", meinte Lore. „Gib es ja nicht her, Albin. Und wage es doppelt und dreifach nicht, dich noch einmal heimlich wegzustehlen, ohne mir Bescheid zu sagen."

Qamar runzelte die Stirn.

„Aber du nicht Herr von Albin", gab sie zu bedenken, „Jetzt Wanderprinz Herr von Albin."

„Der Wanderprinz kann mir gehörig den Buckel runterrutschen, wenn er versucht mir Albin wegzunehmen", sagte Lore entschlossen. „Wirklich, es muss einer auf ihn aufpassen, dass er nicht noch mehr so törichte Dinge macht."

Dornen - Das verwunschene KönigreichOnde histórias criam vida. Descubra agora