Kapitel 48 - Das Eierrätsel

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Die Schneeflocken rieselten auf Arias Haarschopf, die sich lesend im Innenhof von Hogwarts befand und in ihrem Kräuterkundebuch blätterte. Der Winter entfachte seine vollen Geschütze, da es seit einigen Tagen durchgehend schneite und die klamme Kälte sich durch jegliche Schutzpanzer, die aus Textilien zusammengebaut waren, fraß. So fröstelte Aria auch in ihrer dicken Daunenjacke, ihrem eng um den Hals gewickelten Schal und ihren grünen Handschuhen. Ihre Mütze hatte sie noch in ihrer Jackentasche verstaut, doch es war bei der Kälte unheimlich verlockend sie heraus zu kramen und über den Kopf zu ziehen. Mit tauben Fingern, trotz der Handschuhe, fischte die Slytherin nach dieser und zog sie sich über die schwarzen Haare, damit sie auch ihre Ohren bedeckte. Wie fast alles an Arias Schuluniform, war die Mütze ebenfalls in grün und grau gehalten.

Den Kräuterkundeaufsatz hatte Aria bereits gestern fertig geschrieben und ihn im danach folgenden Unterricht einer milde lächelnden Professor Sprout überreicht. Doch dieses Buch über die magischen Wasserpflanzen wollte Aria noch ein bisschen länger nach wissenswertem Material durchforsten.

„Aria?", eine ihr bekannte Stimme schwappte Aria durch die umherwirbelnden Schneeflocken entgegen. Die Slytherin hob den Blick und erkannte den Potterjungen, gekleidet in seiner Gryffindorkluft. Aria hob eine Augenbraue ihr Blick wanderte zu dem Jungen neben Harry, der deutlich größer als der Gryffindor war. Einzelne, braune Strähnen blitzten unter seiner gelb-schwarz gestreiften Mütze durch und die eisgrauen Augen musterten die Slytherin eindringlich. Ein höfliches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Harry ... und?", Arias wandte sich fragend an dem Hufflepuff vor ihrer Nase. Harry wechselte einen kurzen Blick mit dem Jungen, dessen Grinsen noch breiter wurde. Die perfekt geraden und weißen Zähne strahlten Aria entgegen.

„Es tut mir leid, wir beide durften noch keine richtige Bekanntschaft miteinander machen. Ich bin Cedric Diggory, freut mich dich kennenzulernen", stellte der Hufflepuff sich vor und reichte Aria die Hand. Zögerlich nahm diese seine an und lächelte schwach: „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Mir tut es wahrlich leid, dass ich dich nicht sofort erkannt habe, Diggory." Ein höflicher Ausdruck maskierte Arias Mimik.

„Ach, das ist überhaupt kein Problem", beschwichtigte Cedric und sein Lächeln schwächte langsam ab, während er die Hände in die Jackentaschen vergrub. „Doch", entgegnete Aria. „Die trimagischen Champions von Hogwarts sollten sich doch schließlich kennen." Arias kirschrote Lippen formten sich nun zu einem zuckersüßen Grinsen. Für einen Hufflepuff sah Cedric gar nicht einmal schlecht aus, dachte Aria sich und ließ den Blick über seine Gestalt schweifen. Dennoch, die Tatsache, dass Cedric Diggory ein Hufflepuff ist, Mitglied des Clubes der naiven Pflanzensammler und Insektenforscher, veranlasste Aria innerlich dazu die Mundwinkel angewidert nach unten zu verziehen. Generell hegte die Slytherin eine Abneigung gegen jedes der Häuser, dessen Fahne nicht von smaragdgrün und silber flankiert wurde. Am Anfang hätte Aria im Traum nicht daran gedacht sich in einem Schlangennest voller giftiger und furchteinflößender Schlangen wohl zu fühlen, wobei es gewiss doch auch ein paar friedliche Exemplare gab. Die feuchten Kerker und der Gemeinschaftsraum, der sich tief unten im Schloss verbarg, weckte vorerst keine gemütliche Atmosphäre. Doch Aria hatte sich mittlerweile nach vier Jahren ziemlich gut eingelebt und fand, dass Slytherin durchaus etwas Heimeliges an sich hatte.

„Ihr seid doch bestimmt nicht ohne Grund hier", bemerkte die Slytherin, wobei sie sich selber aus ihren Gedanken riss. Sie erhob sich von ihrem Platz und klemmte das Buch unter den Arm. Die beiden mussten was im Sinn haben, wenn sie öffentlich den Kontakt nach einer Slytherin suchten. Anderweitig konnte Aria sich das gar nicht erklären.

„Den gibt es, ja", bestätigte Harry sie und schielte abermals zu Cedric rüber. „Na dann, immer raus mit der Sprache", sagte Aria und machte eine auffordernde Handbewegung. „Du hast doch bestimmt auch noch nicht das Eierrätsel gelöst, oder?", erklang die angenehm tiefe Stimme des Hufflepuffs, der sie neugierig anfunkelte. Aria biss die Zähne zusammen. Sie hatte es tatsächlich immer noch nicht herausgefunden und das wurmte sie ziemlich. „Ja", knurrte diese nach einer kurzen Pause.

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now