Kapitel 6 - Stein der Weisen

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Aria saß im Gemeinschaftsraum und las in einem ihrer Schulbücher. Sie hielt es für nützlich, wenn man sich vor dem Unterricht ein bisschen vorbereitet. Vertieft in das Buch, bekam sie kaum etwas von außen mit. Doch die Gedanken an das Gespräch mit Dumbledore schwirrten ihr im Kopf rum und ließen ihr keine Ruhe. Seufzend schlug sie das Buch zu und legte es auf den Beistelltisch. Ihr Blick huschte umher und blieb an der blonden Slytherinschülerin hängen. „Daphne", rief Aria und winkte ihr zu. Daphne kam auf sie zugelaufen und ließ sich neben Aria auf das dick gepolsterte Sofa fallen. „Hallo", lächelte Daphne sie freundlich an. „Was ist los? Du siehst so bedrückt aus." Die blonde Slytherin mit den blauen Augen runzelte die Stirn. Aria strich sich den Rock glatt und rappelte sich auf, um Daphne von dem Gespräch mit Dumbledore und den Aussagen der Gemälde zu erzählen: „Ich muss es jemanden erzählen. Dumbledore wollte mit mir sprechen und ich werde aus dem Gespräch einfach nicht schlau."

Die Falten auf Daphnes Stirn vertieften sich: „Was hat er denn gesagt?" Aria presste die Lippen aufeinander und faltete ihre Hände ineinander: „Er meinte, die Muggel seien so einfallslos, dass man sie schon wieder kreativ nennen könnte." Die blonde Slytherin legte den Kopf schief und betrachtete Aria: „Und warum hat er das gesagt?"
Aria zog ihren Ärmel höher: „Er hat es in Bezug meiner Narbe gesagt und meine Eltern haben mir gesagt, dass ich die Narbe von Geburt an hatte." Um ihre Aussage deutlicher zu machen, tippte sie mit dem Zeigefinger auf ihre Narbe in Form eines Halbmondes. Daphne zuckte mit den Schultern: „Vielleicht meinte er damit, dass deine Eltern sich das ausgedacht haben und du hattest vielleicht einen Unfall und hast daher die Narbe an deinem Handgelenk." Daphne schnappte sich einen Keks von dem Teller, der auf den Couchtisch stand und biss ein Stück ab. „Meinst du ehrlich meine Eltern würden mich anlügen?", fragte Aria genauer nach. Sie war verunsichert, schließlich hatte sie noch nie weiter drüber nachgedacht und ihren Eltern immer Glauben geschenkt. „Vielleicht solltest du sie einfach selber fragen", meinte Daphne und knabberte weiter am Keks rum. Aria legte den Kopf in den Nacken und dachte angestrengt nach. Würden ihre Eltern sie anlügen? Hatten sie etwas zu verheimlichen? „Ja, vielleicht sollte ich das", murmelte Aria und nahm sich auch einen Keks. „Aber da war noch etwas. Als ich im Gang umher gelaufen bin, hat mich eine alte Dame aus einem Gemälde angesprochen. Sie meinte, ich erinnere sie an jemanden." Daphne zuckte wieder nur unwissend mit den Schultern: „Na, hier gehen so viele Schüler ein und aus und die Gemälde hängen schon ewig da. Da kann es doch mal sein, dass der ein oder andere gleich aussieht, wenn du dir die Weasleys mal anschaust." Daphne hatte für alles eine Erklärung und Aria war froh, dass sie mit jemanden reden konnte. „Du hast vermutlich Recht. Danke, Daphne", Aria lächelte Daphne an. „Ist doch kein Problem", grinste die Schülerin und aß den letzten Bissen ihres Kekses. „Du, ich muss da mal kurz weg", brachte Aria hervor und erhob sich vom Sofa. Sie wollte mit Professor Snape über Quirrel sprechen, der sich sehr seltsam verhielt in Verteidigung gegen die dunklen Künste. „Bis später", antwortete Daphne und drehte sich zu Blaise um.

Aria lief schnellen Schrittes die Gänge entlang, bis sie vor Professor Snapes Büro stand. Die Tür stand einen Spalt breit offen und vorsichtig lugte Aria hindurch. Was sie sah, verschlug ihr den Atem. Snape saß auf einen Stuhl und entblößte sein blutiges Bein vor Professor Flitwick. Die dunklen Tunnelaugen des Lehrers eilten zu Aria. „ROSEWOOD!", keifte er und zog sich seine Hose über das Bein. Hastig humpelte er zu Aria und knallte die Bürotür hinter sich zu. Aria stand wie angewurzelt vor ihrem Hauslehrer und brachte keinen Ton hervor. Wie hatte sie sich wieder in eine so unangenehme Lage bringen können? „Was erlauben Sie sich?", rief Snape erbost. Seine rabenschwarzen Augen formten sich zu kleinen Schlitzen. „Es, es tut mir Leid, Sir", stammelte Aria, als wäre sie Quirrel. „Ich wollte mit ihnen eigentlich über Professor Quirrel reden, Sir." Sie hatte ihre Sprache wiedergefunden. Snapes Miene erhellte sich und er hob das Kinn etwas an. „Was liegt Ihnen auf dem Herzen, Miss?", fragte er Aria direkt.
„Oh, Sir, ich weiß nicht, ob wir das hier auf dem Gang besprechen sollten.", antwortete Aria. Snape nickte verständnisvoll und zog die Slytherin am Ärmel in ihr Büro. Er schloss die Tür hinter ihnen und drehte sich um: „Ich würde Sie bitten zu gehen, Professor." Er hatte das Wort an Professor Flitwick gewandt, den er vor Wut in seinem Büro vergessen hatte. Flitwick nickte stumm und verschwand durch die Tür. „Setzen Sie sich", es klang mehr wie ein Befehl, als wie eine höfliche Aufforderung aus Snapes Mund. „Fahren Sie fort, Miss Rosewood." Snape setzte sich in einen alten, gepolsterten Holzstuhl. „Sir, Professor Quirrel scheint mir sehr nervös zu sein. Haben Sie eine Ahnung, woran das liegt?" Snape kratzte seine Hakennase und schaute Aria mit ernstem Blick an: „Es geht Sie eigentlich nichts an, was eine Lehrkraft erlebt hat." Verwundert huschte Arias Blick über die vielen Regale und zog die Augenbrauen hoch: „Oh, das war auch gar nicht meine Absicht, Professor. Jedoch, als ich Professor Quirrel auf ein mögliches, negatives, zukünftiges Geschehen aufmerksam machte, wurde er sehr nervös. Man könnte glatt sagen, er verheimliche etwas." Aria schaute ihren Hauslehrer in die Augen, um ihre Überzeugung deutlich zu machen. „Das ist eine schwere Anschuldigung, Miss Rosewood", er rieb sich nachdenklich das Kinn und schien nachzudenken. „Nun, Sir, ich mache mir lediglich Sorgen um das Wohlergehen der Schüler- und Schülerinnen. Derart nervös und hysterisch zu reagieren, erscheint mir übertrieben", meinte Aria. Snape sagte gar nichts mehr, stattdessen war sein Blick nachdenklich auf den Boden gerichtet. Die Uhr in seinem Büro tickte hin und her und einige Minuten vergingen, ehe Snape seine Worte gesammelt hatte. „Haben Sie von dem Stein der Weisen gehört, Miss?", fragte er Aria. Aria schüttelte den Kopf „Was ist das?", hakte sie nach. „Ich darf Ihnen nicht mehr erzählen. Ich will sie nicht unnötig Gefahren aussetzen. Bitte gehen Sie jetzt", Snape stand auf, lief zur Tür und hielt sie offen. Verwirrt sah Aria den Zaubertranklehrer an. Sie entschloss sich aber nicht weiter nachzufragen und nickte, als Wiedersehen, ihrem Hauslehrer zu. Sie wurde einfach nicht schlau aus den ganzen Gesprächen.

Mit vielen Gedanken im Kopf lief Aria wieder durch die Gänge. Sie kam zu dem Entschluss nicht weiter nachzudenken und sich voll und ganz auf die Schule zu konzentrieren. 

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now