Kapitel 31 - Tödliche Versuchung

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Aria und Harry rannten in den verbotenen Wald. Dichter Nebel umgab die Gestalten und die hohen Mammutbäume ragten bedrohlich in den bewölkten Nachthimmel hinauf. Das unangenehme Schmerzen der Seitenstiche dämpften Arias Laufgeschwindigkeit. „Beeil dich!", schnaufte Harry unter knappen Atemzügen und stolperte beinahe über eine verschlungene Wurzel. Ohne groß darüber nachzudenken, lief Aria mit hastigen Schritten hinter dem Gryffindor her. Sie wusste nicht einmal, warum sie das tat. Vielleicht die Tatsache, dass Sirius Black ihren Vater kannte. Vielleicht aber auch, weil sie eine merkwürdige Verbundenheit zu dem schwarzhaarigen Junge verspürte. Aber warum? Die Slytherin verscheuchte den letzten Gedanken an Harry und konzentrierte sich lieber auf Sirius Black. Er kannte ihren Vater. Sie wollte ihn noch so viel fragen, da ihr Vater nicht da war, um ihre Fragen zu beantworten.

„Da ist er.", keuchte Harry und rannte mit großen Schritten einen kleinen Hügel zu einem dunkelblauen See hinunter. Das leuchtendweiße Spiegelbild des Nachtvollmondes schimmerte an der Wasseroberfläche, die leichte Wellen zog. Erschöpft kniete sich Harry neben Sirius, während Aria ein paar Meter Abstand hielt. „Sirius!", schrie Harry aufgebracht, seine Stimme war kaum mehr als ein Zittern. Schwermütig begann der Gryffindor an Sirius Schultern zu schütteln, damit er aufwachte. Doch nichts. „Hilf mir!", rief Harry über seine Schulter hinweg und betrachtete Aria mit seinen moosgrünen Augen durch seine runde Brille. Diese zuckte kurz zusammen und sah Harry hilflos an. Doch dann rannte sie zu Sirius und ließ sich neben Harry auf den harten Steinuntergrund fallen. Niedergeschlagen blickte sie auf Sirius, dessen Augenlider geschlossen waren. Seine nassen, dunklen Haare klebten an seinen Wangen, die Lippen waren blass und porös, die Strafkleidung hing in Fetzen seinen Körper herab, Blut zierte seine Schulter. Sein Anblick war schrecklich. „Sirius.", hauchte Aria leise, in ihren Augen bildeten sich Tränen. „Ich will nicht, dass er stirbt, Aria.", meinte Harry kaum hörbar. Sein zitternder Körper war, wie eine Mauer, über Sirius gebeugt. „Er ist mein Patenonkel, die einzige Familie, die ich noch habe.", schluchzte Harry, kämpfend rang er mit sich die Tränen über seine Trauer zurück zu halten. Die Hände, bereits blau von der Kälte gefärbt, legte der Gryffindor sie sanft auf den Brustkorb von Sirius ab. „Er kennt meinen Vater.", murmelte Aria leise, ihre trüben Augen stets auf Sirius' am bodenliegende Gestalt gerichtet. Sie wusste, dass Sirius ihr etwas bedeutete, auch wenn sie diesen Mann kaum kannte. „Ich weiß.", flüsterte Harry als Antwort.

Aria lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ihre feinen, kleinen Nackenhaare stellten sich hoch und eisigkalte Luft streifte ihre Wangen. Der dunkle See knarzte durch die sich bildende Eisfläche. Weiße Eiskristalle fielen in Arias tunnelschwarzes Haar und bildeten somit einen Kontrast. Ihre Lippen färbten sich eisblau, während Frost begann sich auf dem mit rundlichem Kieselstein bedeckten Waldboden zu bilden. „Harry, was ist das?", flüsterte Aria fragend und ihr Blick wanderte den zugefrorenen See rauf und runter. Ihr Atem bildete Nebelwölkchen, die dem Himmel empor stiegen, um in den Baumkronen der riesigen Mammutbäume zu verschwinden. „Dementoren.", raunte Harry ungläubig, als würde er selber nicht daran glauben. Eine klamme Kälte breitete sich über Aria und Harry aus. „Dementoren?", wiederholte Aria schockiert. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, was Dumbledore damals gesagt hat.

Plötzlich glitten in schwarz gehüllte Kapuzengestalten an die beiden lautlos heran. Sie schwebten über den mit eisbedeckten, düsteren See, hinweg über ihre Köpfe bis auf einmal Aria einen höllischen Schmerz an ihren Lippen spürte. Mit verschwommenem Blick nahm sie eine gesichtslose Figur wahr, deren gieriger Schlund mit rasselnden Atemzügen vor ihrem Gesicht trat. Die fahlen, schleimigen Hände traten unter dem düsteren Mantel hervor und legten sich an Arias Kehle. Panisch versuchte die Slytherin unter qualvollen, dumpfen Schreien nach Luft zu schnappen, während in ihren Ohren zwei weitere schmerzende Rufe wiederhallten. Der Dementor ließ von Aria ab. Kraftlos sackte diese zu Boden und hustete. „Expecto Patronum!", vernahm die Slytherin eine schwache Stimme zu hören. Es war Harry, dessen Zauberstab ein blendendes, blaues Licht hervorzauberte und wie ein Schutzschild über sie gerichtet war. Doch er war geschwächt, seine zitternde Hand vermochte kaum den dünnen Stab in seinen Händen zu halten. Erschöpft ließ Harry sich auf den Kies fallen, nur um im nächsten Moment den Kuss eines Dementors zu erleiden. Die Schmerzen waren nicht zu ertragen.

Zitternd und stumm lag Aria mit angewinkelten Knien im kalten Kiesbett, während die schwarzen Umhänge der Dementoren erbarmungslos über ihren Kopf schwebten. Den leeren Blick auf den in Eis getauchten See gerichtet. Wieder überkam Aria eine Welle der Schmerzen, die Küsse der Dementoren prasselten gnadenlos wie stählerne Hagelkörner auf sie und die anderen ein. Aria hatte Todesangst. Ihre Gedanken drehten sich einzig und allein um die Personen, die Aria in diesem Moment alles bedeuteten: Ihre Mutter Cynthia, die am frühen Morgen gut gelaunt Pfannekuchen in Arias früher Kindheit für sie backte. Ihr Vater Orphus, von dessen magischen Wurzeln sie bis vor Kurzem nichts gewusst hatte, ihn jedoch liebte, weil er ihr abends immer etwas vorlas. Daphne, ihre Freundin in Hogwarts, mit der sie über beliebige Themen sprechen konnte, denn die sanftmütige Slytherin war immer für sie da. Und Draco. Der Syltherin, der so himmlisch nach frischem Moos und Regentagen roch. Ja, was würde aus Draco und ihr werden? Aria überkamen Tränen der Angst. Sie wollte nicht sterben und nie im Leben wurde ihr das so bewusst, wie am heutigen Tag.

Der letzte Tropfen Sirius' Seele verschwand beinahe im schwarzen Nichts. Doch plötzlich, im letzten Moment, erblickte Aria durch ihre halbgeöffneten Augen einen Patronus in Form eines Hirsches, wessen Geweih gefährlich auf seinem Schädel prangte. Noch bevor die bläuliche Lichtflut Arias am bodenliegende Gestalt erreichte, wagte es ein Dementor ihr einen letzten Kuss zu verpassen. Aria hörte lediglich in ihrem Kopf einen quälenden, panischen Schrei ihren Namen rufen, der einer weiblichen Stimme zu entnehmen war, bevor ihre Welt in Schwarz getaucht wurde.

 Was geschieht nun mit mit unserer Slytherin? Und wessen Schrei war es, den Aria gehört hatte?

Und wie findet ihr, dass Harry sich Aria anvertraut hat im Hinblick auf seine Gefühle? Denkt ihr die beiden können irgendwann sowas wie Freunde werden? 

Außerdem dachte ich, dass man in dem Teil, indem Aria an ihre engsten Freunde und Familienmitglieder denkt, während ein Dementor sie küsste, gute Hintergrundinformationen erfahren konnte über ihre Person. War das gut so oder hätte ich diese Gedanken von ihr weglassen sollen?

Liebe Grüße, eure Alina aka TheLastWitch

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