Kapitel 9 - Feinde des Erben, nehmt euch in Acht

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Am nächsten Morgen saß Aria müde am Tisch der Slytherin und rieb sich verschlafen die Augen. Die Gabel hatte sie neben den Teller gelegt, weil sie keinen Appetit auf das Essen hatte. Angeregt unterhielten sich die anderen Slytherin über den Unterricht oder andere Dinge, die in deren Interesse standen. „Möchtest du gar nichts essen, Aria?", besorgt musterte Daphne ihre Freundin von der Seite und legte ihr Besteck auf den Tellerrand. „Nein, ich habe keinen Hunger, danke", antwortete Aria und strich ihren Rock glatt. Sie hatte keine Lust zu essen, sie war neugierig auf die Kammer des Schreckens. Dieser Gedanke, dieser Name, ließ sie nicht locker, geschweige denn ruhig schlafen. Schweratmend erhob sich Aria von ihrem Platz. „Vielleicht sollte ich doch einmal mit Professor Dumbledore sprechen", erklärte Aria und schaute auf Daphne herab. Die blonde Slytherin nickte verständlich und schon lief Aria eiligen Schrittes zu dem Büro des Professors.

Doch auf dem Weg dahin, hörte Aria wieder diese Stimmen. Gebannt lauschte Aria ihren Worten und tastete sich an der Steinmauer des Ganges entlang, um zu hören, woher diese mysteriöse Stimme kam. Als sie um die nächste Ecke bog, erschrak sie und hielt sich die Hände vor dem Mund. Die Augen hatte sie weit aufgerissen, als sie mit den Fingern an der Wand entlang fuhr. Über ihr war ein roter Schriftzug verzeichnet. „Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben nehmt euch in Acht", murmelte Aria die Worte, die an der Mauer geschrieben waren. Ihr Blick schweifte nach links. Sie musste ein Würgen unterdrücken und hielt sich die Hände an den Hals, denn vor ihr hang die Katze des Hausmeisters starr an der Wand. Sie war am Schwanz auf gehangen und baumelte kopfüber über den Boden. Unter ihr eine Pfütze.

Plötzlich kamen Harry, Ron und Hermine um die Ecke gerannt und starrten Aria stumm an. Harrys Lippen formten sich leise zu den geschriebenen Worten und seine Augen betrachteten Arias kleine Gestalt. „Warst du das?", fragte Harry sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Benommen schüttelte Aria den Kopf: „Warum... wieso sollte ich so was tun?" Sie deutete auf die Katze und die Schrift. Doch Harry sagte nichts, stattdessen füllte sich der Gang mit immer mehr Schülerinnen- und Schüler, die leise anfingen zu murmeln. Aria spürte einen stechenden Schmerz in ihren Magen, denn alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. 

„Was ist hier los?", Professor Dumbledore stand mitten im Gang. Sein Blick war streng auf Aria gerichtet, doch als er die Schrift, die an der Mauer stand, las verblasste jeglicher Gesichtsausdruck. „Alle Vertrauensschüler bringen ihre Schüler umgehend in die Gemeinschaftsräume des Hauses", ein leises Raunen folgte seinen Worten und die Schüler trotteten davon. „Bis auf ihr vier", mahnte Dumbledore und schaute auf Harry, Ron, Hermine und Aria.

Nervös strich Aria sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und vermied den Blickkontakt mit den übrigen Gryffindor. Dumbledores Augen ruhten auf den Vieren und nachdenklich rückte er seine Brille zurecht. Aria schnappte jedes Detail, jede flüssige Bewegung von Dumbledore auf, um deuten zu können, welche Gefühle in ihm vorgingen. Doch sie wusste nicht, was sein ernster Blick verheißen mochte und so entschied sie sich ruhig zu bleiben. Ihre Atmung war flach, doch Hitze stieg in ihren Kopf. „Warum sind sie immer zur falschen Zeit, am falschen Ort?", begann Dumbledore zu sprechen. Ungläubig hob Aria ihre Augenbraue und schaute dem Professor in die Augen. Sie konnte eine Spur Besorgnis erkennen, vielleicht auch Angst. Aber warum machte der Professor ihnen keine Vorwürfe? Warum hatte er nicht die Vermutung, dass sie was mit diesem Vorfall zu tun hat? „Sie können gehen", sagte Dumbledore. Aria musterte ihren Professor von oben bis unten, denn sie konnte nicht glauben, dass er sie einfach so davon kommen lassen wollte. Sie wirbelte herum und war im Begriff zu gehen, als Professor Dumbledore das Wort noch einmal an sie wandte: „Miss Rosewood?" Aria seufzte leise und drehte sich mit dem Gesicht zu Dumbledore. „Gibt es etwas, was sie mir erzählen möchten?" Falten bildeten sich auf Arias Stirn und sie formte ihre Augen zu kleinen Schlitzen. Sie wusste nicht, ob sie Professor Dumbledore das mit Tom Riddles Buch erzählen sollte. Doch sie entschied sich, die Frage, wer Tom Riddle sei, erst mal für sich zu behalten. Wer weiß, vielleicht konnte dieser Tom ihr einiges über die Kammer des Schreckens erzählen. „Nein, Sir", antwortete Aria und Dumbledore nickte bedächtig. „Gut", murmelte Dumbledore leise und wandte Aria den Rücken zu. Leisen Schrittes zog er davon und ließ Aria alleine im Gang stehen.

Als das schwarzhaarige Mädchen abends alleine im Gemeinschaftsraum vor dem prasselnden Kaminfeuer saß, hielt sie das Tagebuch in ihren kleinen Händen. Das Feuer strahlte eine angenehme Wärme aus und auch in Aria machte sich ein wohliges Gefühl breit. Langsam und sanft strich sie über das Pergament des Buches. Sie leckte sich begierig über die Lippen, als sie eine Feder aus ihrem Mäppchen zog und anfing zu schreiben. „Die Kammer wurde geöffnet.", schrieb Aria und die Schrift verblasste. Sie wartete einige Sekunden bis eine Antwort von Tom Riddles Seite her kam: „Ich weiß." Arias Herz pochte stark und pumpte ihr Blut schnell durch den Körper. Ihre Brust hob und senkte sich drastisch, da die Nervosität und Neugier in ihr hochstieg. „Was machst du da?" Eine bekannte Stimme riss Aria aus ihren Gedanken und erbost blickte sie hoch zu dem weißblonden Slytherinschüler. „Draco", raunte sie. „Es ist sehr unhöflich jemanden aus den Gedanken zu reißen." Sie stand auf und schaute dem Schüler in seine eisgrauen Augen, seine schmalen Lippen formten sich zu einem: „Tut mir leid." Und Arias Kopf deutete ein Nicken an: „Für dieses Mal ist es in Ordnung, aber merke dir das." Sie klopfte Draco auf die Schulter, klemmte das Tagebuch unter den Arm und verschwand in ihrem Schlafsaal.

Was meint ihr, wird das gut gehen, wenn Tom Riddles Tagebuch in Arias unschuldigen Kinderhänden liegt?

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now