Kapitel 14 - Hat der sprechende Hut einen Fehler gemacht?

729 52 4
                                    

„Seit du dieses Buch hast, Aria, benimmst du dich merkwürdig", murmelte Daphne besorgt und strich ihrer Freundin sanft über die Schulter. Sie hatte die Veränderung schon lange bemerkt. Arias Gedanken schwappten immer mehr in die dunkle Magie und ihre Melancholie war ihr deutlich anzumerken. Die Slytherinschülerin hatte zunehmend Wutausbrüche und sowohl Trauer, als auch Verzweiflung hatten sich tief in Arias Gesicht gegraben. Das schwarzhaarige Mädchen blickte starr geradeaus und traute sich nicht irgendjemanden ins Gesicht zu schauen. Zu sehr fürchtete sie sich, ihren Mitmenschen Schaden zuzufügen durch ihre mangelnde Selbstbeherrschung. „Ich glaube, du solltest das Buch loswerden", flüsterte Daphne und legte ihre Hand behutsam auf die aufgeschlagene Seite des kleinen Tagebuchs. Stumm nickte Aria, als Antwort. Doch den wahrhaftigen Willen dieses Tagebuch von Tom loszuwerden hatte Aria nicht. Das kleine Mädchen war erschöpft und spürte den deutlichen Einfluss des Tagebuches auf ihre Gedankengänge, Gefühle und Handlungen. Aria wusste, dass sie es loswerden muss, aber sie wollte nicht. „Bitte, Aria", flehend sah Daphne ihre Freundin an. Seufzend erhob sie sich und klemmte das Tagebuch unter ihrem Arm. Sie hatte Angst. Angst, dass dieses Buch von Tom noch mehr Einfluss auf sie haben könnte, aber es machte sie süchtig. Doch sie wusste, all die negativen Wörter, die aus ihrem Mund geflossen waren, hatte sie nur gesagt, weil das Tagebuch sich wie ein dunkler Schleier über die Slytherin und ihre Gedankenstränge gelegt hatte. Gedankenverloren lief Aria durch die Gänge bis in die Mädchentoilette. Nun stand sie vor dem weißen Waschbecken und umfasste das ledernde Tagebuch. Noch einmal strich sie sorgfältig über den Einband und musterte es. Erst jetzt fiel ihr die kleine Gravur auf der Rückseite auf. Tom Marvolo Riddle. Auf einmal stiegen Tränen in ihre Augen und sie fühlte wieder diese Wut in ihr. Der Zorn wurde immer stärker und wimmernd schmiss Aria Toms Buch in das Waschbecken. Weinend floh sie aus der Toilette und rannte die Flure entlang. Sie musste das tun, denn sie war nicht mehr sie selber, das wusste sie. Doch wie schwer ihre diese Trennung tat, konnte sie nicht verbergen. Sie hatte sich zu lange Zeit mit diesem Tagebuch beschäftigt und es hatte dunkle Gefühle in ihr ausgelöst. Was auch immer für ein Fluch auf diesem Buch lag, Aria war froh, dass sie ihn los war. Lange hätte sie dieser düsteren Magie nicht mehr standgehalten.

Müde rieb Aria sich die Augen und beobachtete die herabfallenden Regentropfen. Sie durchnässten ihre Textilien, doch dem kleinen Mädchen war das egal. Aria schniefte und hauchte gegen ihre Hände. Die Haare klebten in nassen Strähnen an ihren Wangen und die Regentropfen verschmolzen mit ihren eigenen Tränen. Seit einer ganzen Weile saß die junge Slytherin auf dieser kleinen Steinmauer im Innenhof von Hogwarts. Bei diesem Wetter draußen, hoffte sie auf niemanden zu stoßen und sie hatte Recht. Sie wollte für sich allein sein und ihre Gefühle ordnen.

„Miss Rosewood?", die fragliche Stimme des bärtigen Professors ertönte. „Was machen sie hier draußen bei diesem Wetter?" Hinter seiner Brille erkannte man, dass Dumbledores Augenbrauen in die Höhe wanderten. Doch Aria gab ihm keine Antwort, stattdessen blickte sie den Professor mit ihren dunklen Augen an. Ihre Lippen waren bereits blau gefärbt von der bibbernden Kälte, die um sie herrschte. „Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro, Miss", bat Professor Dumbledore und stumm erhob Aria sich von ihrem Platz. Sie folgte dem Professor durch die Gänge. Die sprechenden Gemälde an den Wänden gaben ein Flüstern von sich, doch das schwarzhaarige Mädchen konnte nicht verstehen über was sie sprachen.

Im Büro des Professors ließ Aria sich in den gemütlichen Sessel sinken. Vor ihr stand bereits eine Tasse Kamillentee und dampfte genüsslich vor sich hin. „Miss Rosewood, Sie erinnern mich sehr an einen damaligen Schüler von mir", erklang die Stimme des Professors. Er hatte, wie beim letzten Gespräch, vor ihr Platz genommen und nur der alte Schreibtisch trennte die beiden voneinander. Ein fragwürdiger Blick lag auf Arias Augen: „Wie meinen Sie das, Professor?" Ihr leises Flüstern erfüllte den Raum und ein behutsames Lächeln huschte über die Lippen von Dumbledore. „Es gab damals genau einen Schüler, der wie Sie, draußen im Regen immerzu nachgedacht hatte, wenn ihm was durch den Kopf schwirrte", erklärte der alte Professor und nahm einen Schluck vom Tee. Aria tat es ihm nach und der heiße Kamillentee hinterließ eine wohlige Wärme in ihrer Magengegend. Sie fühlte sich schon besser. Und was viel wichtigeres: Sie fühlte sich sicher. „Wissen Sie", Dumbledore erhob sich von seinem Platz und wanderte durch sein Büro. „Man kann nur denen helfen, welchen Hilfe angeboten wird." Der graubärtige Professor spazierte durch den Raum und blieb an dem goldenen Gestell mit den gläsernen Ampullen stehen. Beobachtend lugte er durch seine Halbmondbrille. „Es ist jedoch wichtig, dass die Hilfe des Helfenden auch angenommen wird", Dumbledore wandte seine Gestalt zu Aria und nickte ihr nachdenklich zu. „Deswegen, Miss Rosewood, möchte ich Ihnen raten, wann immer Sie Hilfe brauchen oder nach ihr verlangen, nach ihr zu fragen." Lächelnd setzte er sich in den Stuhl und legte die Hände auf den Schreibtisch ab. Danach nahm er einen Schluck des Kamillentees und stieß einen leisen Seufzer aus. „Danke, Sir", Arias Augen wanderten zum sprechenden Hut, der in einem Regal lag. Nachdenklich beäugte sie den alten Spitzhut und fing an zu grübeln. Weswegen hatte der sprechende Hut sie noch einmal nach Slytherin geschickt? Ehrgeiz und reines Blut, was durch ihre Adern floss. Plötzlich zweifelte Aria daran, dass der Hut Recht haben konnte. Denn durch ihre Adern floss gewiss kein reines Blut, denn ihre Eltern waren Muggel. „Professor, Sir?", fragte Aria vorsichtig und schaute dabei unschuldig auf ihre kleinen Hände herab. „Ja, Miss Rosewood?", antwortete der Professor und es folgte ein leichtes Kopfnicken seinerseits. Noch einmal dachte das Slytherinmädchen nach, ob sie ihre Frage stellen konnte. Doch es gab nichts Verwerfliches an dieser Frage und Dumbledore war schlau genug, um sie zubeantworten. „Sir, macht der sprechende Hut jemals einen Fehler?", unsicher folgte ihren Worten der Blick zum Hut. Der Professor stieß ein leises Lachen durch seine Lippen hervor: „Soweit ich weiß, ist es noch nie vorgekommen, dass der sprechende Hut jemanden in das falsche Haus geschickt hat. Diese Sorge kann ich Ihnen nehmen." Er nahm einen Schluck vom Tee und stellte die Tasse wieder sorgfältig auf den Schreibtisch zurück. Falten bildeten sich auf Arias Stirn und ein Seufzen entglitt ihren Lippen. Dann hatte der sprechende Hut sie wohl ins richtige Haus geschickt, oder?

Was meint ihr? Hat der sprechende Hut unsere junge Slytherin wirklich in das richtige Haus geschickt? Und liegt Aria damit richtig, dass sie sich in Dumbledores Nähe in Sicherheit wiegen kann?

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now