Kapitel 38 - Die unverzeihlichen Flüche

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Donnerstagmorgen. Mit großen Schritten hastete Aria den Flur entlang. Sie war doch tatsächlich zu spät aufgestanden und keiner ihrer Freunde hielt es für nötig, sie zu wecken. Schnaubend schulterte Aria ihre Schultasche und schlug die Tür des Klassenzimmers auf. Sie ärgerte sich selber zu der ersten Stunde von Moody zu spät zu kommen. Kein kleinstes Detail sollte ihr dieses Schuljahr entgehen, das schwor sie sich. Schweratmend stürmte sie durch den leeren Gang, vorbei an hämischen Gesichtern. Gryffindors, dachte Aria und rollte genervt mit ihren Augen. Professor Moody, der gerade dabei war seinen Namen an die Tafel zu schreiben, drehte sich kein Stückchen zu ihr um. Doch plötzlich ertönte eine laute, strenge Stimme: „Ah, Miss Rosewood. Das nächste Mal sollten Sie sich den Wecker besser pünktlich stellen, sonst wird das Konsequenzen geben!" Moodys störrisches Murren erfüllte den Raum. „Tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen, Professor Moody", entschuldigte Aria sich und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf ihre Lippen. Schnell ließ sie sich neben Draco nieder. „Hast es wohl nicht für nötig gehalten mich zu wecken, hm?", zischte Aria ihrem Sitznachbarn leise zu. Draco starrte nach vorne, antwortete aber trotzdem: „Pansy meinte, du wärst krank und würdest lieber im Bett liegen bleiben. Da werde ich den Teufel tun und dich wecken!" Er hing lauschend Moodys Worten nach. Aria konzentrierte sich wieder auf den Unterricht, aber das mit Pansy würde definitiv ein Nachspiel für die kleine Schlange bedeuten. Zornig kramte Aria ihre Bücher aus der Tasche und legte sie auf ihren Tisch ab. „Wenn es um die dunklen Künste geht, glaube ich an die praktische Methode", erklärte Moody und alle schauten ihn verstört an. Aria hingegen schmunzelte schelmisch. Jetzt wurde es spannend für sie. Nach ewigen Jahren voller theoretischem Wissen, dürften sie endlich nicht nur ihren Verstand, sondern auch ihr Geschick im Umgang mit dem Zauberstab einsetzen. „Aber zuerst: Wie viele unverzeihliche Flüche gibt es?", fragte Professor Moody. Das wusste Aria. Ihre Hand schnellte nach oben. „Drei, Sir", antwortete sie unaufgefordert, doch Moody schien dies herzlich wenig zu stören. „Korrekt!", sagte der neue Professor und schrieb etwas an die Tafel. „Und diese heißen weil?" Diese Antwort hatte Aria auch. „Weil es unverzeihlich ist, sie zu benutzen, Sir", offenbarte die Slytherin selbstbewusst. Professor Moody notierte alles an die Tafel, doch plötzlich rief er mahnend: „Sie müssen sich eine andere Stelle für ihren Kaugummi, als die Unterseite ihres Tisches suchen, Mr. Finnigan!" Seamus nuschelte etwas Missverständliches, was Moody offenbar sehr wohl verstand. „Und quer durchs Klassenzimmer hören!", schrie er und warf etwas nach dem Gryffindorschüler. Draco, Aria und die restlichen Slytherin kugelten sich vor Lachen. Moodys Unterricht hatte ein ordentliches Tempo drauf, weshalb er schnell die drei Unverzeihlichen Flüche erklärte und auch vorführte. Als er den Todesfluch gegenüber der magischen Spinne äußerte, war es still. Die Stille durchbrach das zuvor heitere Lachen der Schüler, wie ein Schlag eines Klatschers direkt in die Magengrube. Aria hingegen war fasziniert, mit was für eine Ruhe und absoluten Gleichgültigkeit Professor Moody den Todesfluch aussprach. Ja, wüsste sie nicht, dass Moody ein Ex-Auror gewesen war, so hätte sie die Vermutung gehabt, dass der Professor diesen Fluch schon des Öfteren über die Lippen brachte. Doch sie verscheuchte jene Gedanken daran. „Es gibt nur zwei Menschen, die diesen Fluch überlebt haben", sagte Moody. Wenn es möglich war, wurde es noch stiller. So still, dass man das leise Grollen des herannahenden Gewitters durch die Ruhe filtern konnte. Irritierte Blicke wurden getauscht, als Moody zu Harry Potter vortrat. Jeder wusste, Harry war der Junge, der überlebt hat. Aber wer war der andere jemand, der diesen unglaublich schrecklichen Fluch über sich ergehen lassen hat und nicht mit dem Leben zahlen musste? „Weißt du, wen er meint?", als könne Draco Arias Gedanken lesen, zuckte sie kurz zusammen, als er sie ansprach. Sie schüttelte stumm den Kopf. „Es ist nur zu schade", raunte Moody so leise, dass seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern war. Alle Ohren lauschten seinen Worten, „dass man sich nur die Geschichte des Jungens, der überlebt hat erzählt und nicht auch etwa die Geschichte über das Mädchen." Getuschel und Flüstern schlitterte über die neugierigen Münder der Schülerinnen- und Schüler. Aria musterte ihren Professor genau, als dieser plötzlich ein zischendes Lecken über die Lippen deutlich machte und danach seinen Flachmann zuckte, um einen großen Schluck daraus zu trinken. Moody bemerkte augenblicklich, dass er zu viel erzählt hatte. „Genug der Geschichten!", grölte er laut über die Köpfe hinweg. „Fahren wir fort mit dem Unterricht!"

Nachdem der Unterricht beendet war, ließ Aria schnell ihre Bücher in die Tasche gleiten, um danach hastig aus dem Zimmer zu stürmen. Sie hatten jetzt frei, was ihr unglaublich zu Gute kam. Auf der Stelle wollte sie in der Bibliothek Nachforschungen zu der zweiten Person betreiben, die Avada Kedavra überlebt hatte. Ein Mädchen war es, so viel wusste sie bereits. Doch es musste noch andere Anhaltspunkte geben. Wann geschah es? Wer hat den Fluch gegenüber dem Mädchen verwendet? Und wie hieß dieses Mädchen überhaupt? Sorgsam legte Aria sich die Fragen in ihrem Kopf zurecht. „Aria! He, Aria!", rief eine Stimme, die das Geplauder der anderen Schüler durchdrang. Draco zog Aria wieder in die Realität zurück. „Was ist denn?", fragte die Slytherin ungeduldig. Sie wollte doch dringend los und nach der Person suchen, die den Fluch überlebte. „Du hast bestimmt vor in die Bibliothek zu gehen, oder?", hakte Draco mit hochgezogenen Augenbrauen nach und strich sich über den Nasenrücken. Fragend musterte er das Mädchen aus Slytherin. „Woher weißt du das nur immer?", stellte Aria dem weißblonden Jungen eine Gegenfrage, während sie den Kopf schief legte. „Mittlerweile kenne ich dich. Du verbringst deine Zeit gerne zwischen Büchern, unbeschriebenen Pergament und Feder", antwortete Draco und sein rechter Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Aria stoß einen knappen Lacher aus und schaute dann errötet zu Boden. Draco hatte Recht. Sie liebte Bücher, ihren Geruch, wenn sie noch ganz neu waren und sie liebte es Sachen auf Pergament mit der Feder nieder zu schreiben, wobei die Tinte langsam trocknete. Ja, Draco hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber, dass er tatsächlich so aufmerksam war und es behalten hatte, bewunderte Aria ein Stück weit. Nicht jeder Mensch ging so detailorientiert durchs Leben wie sie. Doch Draco war einer davon und sie fand Gefallen daran.

„Du bist ja gar nicht so verstört wie die anderen wegen der ganzen Flüche", erwähnte Draco verwundert, aber auch ganz beiläufig, als wären die unverzeihlichen Flüche eine harmlose Fliege, die durch die Gegend fliegt. Beide schlenderten nun nebeneinander den Flur hinunter in Richtung Bibliothek. „Nun, was soll ich sagen Draco?", fragte Aria seufzend. „Ich finde Flüche eher faszinierend, als dass sie mir Angst machen. Und Mooys Unterricht? Einfach fantastisch! Ich sage es dir, Draco, Mad-Eye Moody hat dem Bösen ins Auge gesehen. Er weiß wie die Welt dort draußen sein kann. Wie überaus schrecklich... und tödlich", Aria kam ins Schwärmen, als sie begann von den Flüchen und Moodys kompetenten Unterricht zu erzählen. Selten hatte sie einen Lehrer gesehen, der so viel von seinem Fach verstand wie Moody. „Und was ist mit dir?", wandte Aria sich an Draco. Er nickte knapp. „Ich sehe das genauso wie du. Ich meine, diese Flüche sind letzten Endes auch nur Zauber, oder?", erkundigte sich der Slytherin. „Ganz richtig, mein lieber Draco", antwortete Aria und hakte sich bei Draco unter dem Arm ein. Sie hatte das Gefühl der junge Malfoyerbe würde sie verstehen. Er würde genauso quer denken, wie sie. Diese Gedanken ließen Aria ein Schmunzeln über die Lippen gleiten. Sie schaute zu Draco hoch, wie er unnachgiebig ihre Geste gewähren ließ und er stolz vorausging. Musternd betrachtete Aria seine Gesichtskonturen, wie seine Haut im Flackern der Fackeln einen warmen Ton annahm und sich die Wärme in seinen Augen widerspiegelte. „Du beobachtest mich. Denke ja nicht, ich merke das nicht", knurrte Draco liebevoll. Aria lachte: „Du bist so achtsam. Andere könnte ich Stunden anstarren und sie würden es nicht bemerken." Auch Draco fing an zu Lachen. Es war ein warmes, beherztes Lachen, so wie man es nicht oft bei ihm hörte. Man kannte ihn nur als den schlechtgelaunten, feigen Draco Malfoy, der immer an jeden etwas zu bemäkeln hat. Doch in Arias Gegenwart war Draco anders. Er konnte anders sein, das wusste er selber, doch nicht immer wollte er es. Nur bei Aria hatte er das Gefühl, er könne auch mal andere Emotionen außer Hohn und Zorn zeigen. „Ich hoffe nicht, dass du andere je so lange anstarrst", witzelte Draco, doch in seiner Stimme lag ein Hauch Ernsthaftigkeit.

Langsam traten sie in die Bibliothek ein. Sie verbrachten den ganzen Nachmittag bis zum Festessen lesend zwischen Bücherregalen, ohne etwas Wissenswertes über das Mädchen, das überlebt hat, zu finden. Beide bemerkten nicht, wie schnell die Zeit doch vergangen war. Also machten sie sich auf zur großen Halle. Schließlich würde heute Abend bekannt gegeben werden, wer zum trimagischen Turnier antrat.

Und das wollten sie gewiss nicht verpassen.

So es wird langsam spannender. Was Moody da erzählt hat, ist schon ziemlich verblüffend, oder? Und welches Nachspiel wird es wohl für Pansy geben, dass sie so frech gelogen hat, damit Draco nicht auf Aria wartet oder sie gar weckt? Habt ihr eine Idee? Bald steht die Auswahl der trimagischen Champions an. Wer wird das wohl sein? 

Liebe Grüße an euch alle! ♥

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now