Kapitel 24 - In der Falle

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Die beiden Zaubertrankpartner standen schockiert, umhüllt von einem dichten Nebelschleier, im verbotenen Wald und lauschten den Heulen. „Es ist Vollmond.", murmelte Aria und erhaschte einen Blick des weißleuchtenden Mondes, dessen Licht sanft auf die beiden Slytherin herabfiel. „Und das bedeutet?", hauchte Draco in die Kälte hinein, dessen Atem kleine, gräuliche Nebelwölkchen in der Luft bildete. Begierig leckte das schwarzhaarige Mädchen sich über die Lippen: „Werwolfshaar, mein lieber Freund." Die dunklen Augen der Slytherin glänzten gierig und Draco zuckte kurz zusammen, als er bemerkte, wie seine Weggefährtin ihre beiden Hände an ihre Lippen legte und begann loszuheulen: „Aouuuuh!"

Erschrocken riss Draco seine grauen Augen auf und seine schwarzen Pupillen weiteten sich. Hastig riss er Arias Arme herunter und schüttelte mit seinem Kopf: „Was machst du denn?" Draco spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und eine Gänsehaut über seinen Rücken lief. „Ich besorge uns Werwolfshaar für den Trank.", flüsterte die Slytherin seelenruhig und legte die Finger an die Lippen. „Schnell hier rein!", murmelte sie und zog Draco am Arm in einen hohlen Baumstamm. „Du musst leise sein, ruhig atmen. Er müsste gleich kommen.", hauchte Aria im leisen Flüsterton gegen Dracos Gesicht. Dicht aneinander gerückt versteckten sie sich im hohlen Baumstammloch, damit der Werwolf sie nicht erblickte.

Wieder bemerkte Aria, dass Draco einen ganzen Kopf größer, als sie war. Mit seinen sturmgrauen Augen musterte er ihre zierlichen Gesichtskonturen und konzentriert beobachtete er jede Mimik, die das Gesicht der Slytherin zierte. Das schwarzhaarige Mädchen spürte, wie Dracos warmer Atem ihre Wangen umschmeichelte und sich ihre Nackenhaare aufstellten. Noch nie war sie Draco Malfoy so nah, wie in diesem Moment oder generell einen Jungen, der solch eine Attraktivität ausstrahlte. Aria hatte sich in Dracos eisgrauen Augen verloren und vergas dabei völlig, welcher Gefahr sie sich gerade ausgesetzt haben. Der sanfte Geruch nach Moosen und warmen Regentagen stieg Aria die Nase hoch, wovon ihr schwindelig wurde. Er machte sie benommen. Das war nicht gut. Schnell schüttelte Aria ihren Kopf, verdammte sich für die eine Minute, in der sie nicht aufmerksam war und widmete sich wieder voll und ganz ihren Sinnesorgane. Leise lauschte sie durch die feuchte Baumrinde, ob irgendwas zu hören war und tatsächlich. Sie hörte ein Schnüffeln, ein Keuchen und ein leises Wimmern, was verzweifelt nach einem Artgenossen rief.

„Aria.", murmelte Draco so leise, wie es in diesem Moment möglich war. Seine Stimme zitterte und nervös griff seine schwitzende Hand nach Arias Hand. Kleine Schweißperlen liefen seine Schläfen runter und er wünschte sich nur lebendig wieder nach Hogwarts zu kommen. Doch dieser Moment, in der er behutsam Arias Hand ergriff, durchfuhr ihn ein kleiner Stromschlag. Wie konnte sie nur sowas in ihm auslösen?

„Du musst leise sein, Draco, sonst...", doch Aria stockte der Atem, denn das laute Röcheln des Werwolfes war unmittelbar hinter ihrem Versteck. Neugierig schnüffelte das Tierwesen an der gegenüberliegenden Seite der Öffnung des Baumstammes. „Bei Merlin, bitte lass ihn uns nicht riechen.", wimmerte Draco verzweifelt und kniff seine Augen zusammen. Die Übelkeit stieg in ihm hoch und er drückte Arias Hand immer fester. Er wollte nicht so verdammt feige sein, aber der Gedanke daran, dass dieser Werwolf sie jeden Moment erwischen könnte und das alles nur für ein paar Werwolfshaare, ließ den Slytherin keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er musste sich jetzt auf Arias Wissen verlassen. Er musste ihr vertrauen.

Doch plötzlich, als Aria und Draco dachten, ihr kurzes Leben hätte ein jähes Ende gefunden, da ertönte ein lautes Heulen aus entfernter Richtung. Erschrocken durchfuhr ein kleines Zucken die Körper der beiden Slytherin.

Noch einen kurzen Moment verweilten die Projektpartner in dieser nahen Position und starrten sich gegenseitig in die Augen. „Glaubst du er ist weg?", flüsterte Draco sanft und streichelte über Arias Handrücken. „Ich denke, ja.", Arias Wörter huschten leise über ihre Lippen ehe sie aus ihrem Versteck herauskamen. „Tatsächlich.", munkelte Draco und wirbelte einmal um seine eigene Achse, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich alleine waren. „Alles umsonst, oder siehst du hier irgendwo ein paar Werwolfshaare liegen?", murrte Draco matt und zog fragend eine Augenbraue hoch, während Aria um den Baum herumschlich, in dem sie sich eben noch versteckt hatten. „Nur Geduld, Draco.", brummte Aria konzentriert und untersuchte den dunklen Erdboden, der zu dieser herbstlichen Zeit bereits mit Laub bedeckt war. Sie kniete sich hin und strich mit ihren Fingerspitzen über die feuchte Erde bis ein paar braune Haare an ihren Fingern durch die Feuchtigkeit haften blieben. Mit einem strengen Blick inspizierte sie diese Haare und stellte zu ihrer Freude fest: „Eindeutig Werwolfshaar, mein Lieber." Aria packte das Werwolfshaar in eine kleine Glasampulle und verstaute diese gut zu dem bereits gefundenen Mondstein. „Dann haben wir jetzt die Hälfte der Zutaten.", meinte Draco und verschränkte die Arme skeptisch vor der Brust. „Können wir dann zurück zum Schloss? Es ist schon spät und wir müssen morgen früh raus.", raunte er leise in die Stille der Nacht hinein.

„Natürlich, wir können.", antwortete Aria und hakte sich bei Draco am Arm ein, wie sie es zuvor getan hatte. Ein leichter Wind fuhr durch ihr ebenholzschwarzes Haar und sie begann langsam zu frösteln. Mit tauben Händen und glühend, roten Wangen von der Kälte wanderten sie zurück ins Schloss. Im Gemeinschaftsraum der Slytherin schwappte den beiden Projektpartnern eine angenehme Wärme entgegen, da das Feuer im Kamin noch leise vor sich hin flackerte.

„Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe, Draco.", eine leichte Röte zierte Arias Gesicht, als sie vor dem weißblonden Slytherin mit den sturmgrauen Augen stand und ihn mit ihren dunklen Knopfaugen anstarrte. Ein zartes Lächeln umspielte Dracos Mundwinkel, während er versuchte seine Hände lässig in die Hosentaschen zu stecken, was ihm unglücklicherweise misslang. Doch er versuchte Ruhe zu bewahren und streckte seine Arme aus, um Aria in eine Umarmung zu ziehen. Die Slytherin verstand und ließ sich langsam in seine Arme fallen, wobei diese zärtlich ihre Taille umschlingen. Behutsam positionierte Aria ihre Hände hinter Dracos Nacken und faltete die Finger ineinander. Der herrliche Geruch nach Wald und Wiesen, nach frischem Moos und Regentage, vielleicht auch ein wenig nach Winter, stieg ihre Nase empor und ließ Aria vergessen, dass diese Geste weitaus mehr als nur eine freundschaftliche Umarmung war. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben und die Slytherin lehnte ihren Kopf gegen Dracos Brust und hörte, wie sein Herz gegen diese schlug. Mit einem großen Atemzug sog Aria den Duft Dracos ein und ihre Muskeln entspannten sich. Was passierte hier gerade mit ihr?

Dracos Lippen umgab ein Schmunzeln. „Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, Aria Rosewood. Schlaf gut.", hauchte der Slytherin dem schwarzhaarigen Mädchen ins Ohr. Wie lieblich Draco ihren vollen Namen aussprach, führte dazu, dass Aria eine Gänsehaut über den Rücken lief. Auch wenn er nicht wollte, lockerte Draco seine Arme um die Slytherin und schaute ihr in die dunklen Augen.

Irgendetwas steckte hinter den Namen Aria Rosewood und er wollte es unbedingt herausfinden. 

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now