Kapitel 12 - Giftgelbe Augen

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Ein grelles Licht erschien und sog Arias Gedankenwelt in eine unbekannte, fremde Gegend. Eine Gänsehaut lief dem kleinen Mädchen über den Rücken und nervös ließ sie ihre Augen über den dunklen Raum schweifen. Vorsichtig tastete Aria sich mit ein paar Schritten vor und das Wasser unter ihren Füßen plätscherte sanft vor sich hin. Trotz, dass sie diesen Ort noch nie zuvor gesehen hatte, fühlte sie sich mit ihm verbunden. Neugierig betrachtete sie die riesigen, steinernen Schlangenköpfe, die den Weg nach vorne zierten. Hier unten war es kalt und nass, so dass Aria ihren kleinen Körper mit ihren Armen umschlang, um sich zu wärmen. Sie zitterte und ihre Lippen bebten. Je näher sie dem steinernen Gesicht kam, desto stärker wurde der Schmerz in ihrem Handgelenk. Es war ein dumpfer Schmerz, aber Aria spürte ihn deutlich. Irritiert rieb sie sich mit der Hand über ihre Narbe. Auf einmal erkannte Aria eine Gestalt, die starr vor dem großen, männlichen Gesicht stand. Das schwarzhaarige Mädchen formte ihre Augen zu Schlitzen, um zu schauen, ob sie diesen Menschen erkannte. Langsam trat sie näher heran und umkreiste den schwarzhaarigen Jungen mit den dunklen Augen. Er trug eine Slytherinuniform, genau wie Aria und hatte markante Gesichtszüge. Nervös leckte sie sich über die Lippen. „Bist du Tom?", fragte sie den jungen Slytherin im leisen Flüsterton. Doch er reagierte nicht, stattdessen hob und senkte sich seine Brust langsam. Er atmete ruhig und schloss seine Augen. Plötzlich fing er an zu sprechen in einer Sprache, die Aria nicht einordnen konnte, jedoch verstand sie jedes einzelne Wort von dem, was Tom über seine Lippen brachte. Es musste Tom sein, sagte sie sich. Wer sonst und nach wem rief er? Angespannt spitze Aria ihre Ohren und sie meinte ein Schlängeln wahrgenommen zu haben, auch ein leises Zischen war zu hören. Doch sie wusste nicht, woher das kam. Hinter ihrem Rücken bemerkte Aria, wie das Wasser in kleinen Wellen zur Seite schwappte und augenblicklich wirbelte sie herum. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz pumpte das Blut schneller durch ihren Körper. Aus der Ferne erkannte Aria zwei strahlendgelbe Augen, die sie durch die Dunkelheit böse anfunkelten. Ihre Atmung wurde schneller und flacher. „Tom?", wimmerte Aria verzweifelt und ging zwei Schritte zurück. Doch der junge Mann reagierte nicht auf sie und wandte dem Monster immer noch den Rücken zu. „Tom?", zischte Aria warnend und wollte nach seinen Arm packen, doch ihre Hand glitt hindurch. „Verdammt", murmelte das Mädchen erbost und schaute sich um. Wie konnte sie nur Tom auf sich aufmerksam machen ohne, dass diese riesige Schlange es bemerken würde. Augenblicklich fiel der Groschen bei Aria: Wenn Tom sie nicht sehen konnte, durfte die Schlange sie ebenfalls nicht sehen können. Starr schaute Aria dem Monster in die giftgelben Augen und ging strammen Schrittes auf es zu. Sie ballte die Hände zu Fäusten und war sich sicher, dass ihr nichts passieren  würde. Doch auf einmal verblasste die Schlange vor ihren Augen, sie verschwamm und Aria fühlte sich, wie durch ein Loch gezogen. Für einen kurzen Moment dachte sie, sie wäre blind und taub gewesen, da ein blendendes Licht in ihr Blickfeld huschte.

 Mit einem lauten Ruck fiel sie zurück in ihr Bett, das Tagebuch lag offen auf ihren Oberschenkeln. Verwirrt sah sie sich um und bemerkte, dass sie wieder im Schlafsaal war. Sie hatte doch noch so viele Fragen, die sie Tom gerne gestellt hätte. Sie umgriff die Feder mit ihrer kleinen Hand, tauchte sie in das Tintenfässchen, was neben ihr auf den Beistelltisch stand, und begann zu schreiben: „Warst du der Junge in der Kammer des Schreckens?" Die Tinte verblasste und hinterließ ein leeres Blatt Pergament. „Ja", war die Antwort. Gebannt konzentrierte Aria sich auf die zwei Buchstaben vor ihrer Nase und las sie immer und immer wieder, bevor sie verschwanden. Der schwarzgelockte Junge in der Kammer war also wirklich Tom Riddle. Nur was hatte er da zu suchen? Von der Wissbegier gepackt schrieb Aria ihre nächste Frage auf: "Wer ist der Erbe Slytherins?" Diese Frage brannte dem kleinen Mädchen schon lange unter dem Zauberstab. Ihr Schriftzug verblasste, doch es kam keine Antwort. Sie hatte doch noch so viele Fragen. Wütend begann sie das Buch zu schütteln, rieb mit der Hand über das leere Pergament, doch nichts geschah. Wenn Tom ihr nicht antworten wollte, dann müsse sie halt eben selbst Nachforschungen anstellen. Morgen da würde sie in die Bibliothek gehen und nach Salazar Slytherin recherchieren, genauso wie nach dieser riesigen Schlange und den wahren Erbe Slytherins. Irgendwo in den Büchern der Bibliothek müsste doch eine Information dazu stehen. Aria steckte das Tagebuch unter ihrem Kopfkissen und kuschelte sich ungeduldig in ihre Bettdecke ein. Schlaf war das Einzige, was sie jetzt gebrauchen könnte. Viel Schlaf. 

Secrets - Who am I?Where stories live. Discover now