Prolog

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Die frühe Morgensonne stand hoch über den Bahnhof King's Cross und ließ erste, warme Sonnenstrahlen durch die großen Dachfenster scheinen. Der Wind, der durch die rote, alte Dampflok aufgewirbelt wurde, fuhr sanft durch des Mädchens schwarzes Haar. Mit ihren dunklen Augen musterte sie neugierig die vorbeiziehenden Zauberer- und Hexen, dessen lustige Spitzhüte beim Gehen auf und ab wippten. Das Mädchen beobachtete, wie einige Mütter unter Tränen ihre Kinder verabschiedeten und sie fest an sich drückten, während die Väter ihnen stolz auf die Schulter klopften.

„Bist du schon aufgeregt, Aria?", fragte der bärtige Mann neben ihr und schaute auf das kleine Mädchen herab. Schnell warf dieses den Kopf in den Nacken, um ihn zu begutachten. „Schon ein wenig", antwortete Aria nervös. Der Dampf der Lock stieg ihre Nase empor und sie sog den zarten Duft nach Holz und Qualm ein. „Ich glaube, Hogwarts wird dir gefallen, meinst du nicht auch?", hakte der Riese nach, die braunen Augen immer noch auf das Mädchen gerichtet. Aria zuckte mit den Schultern: „Kann möglich sein. Aber sag mal... Hagrid, richtig?" Der Bärtige mit dem Biberfellmantel nickte aufmerksam als Antwort, dass er ihr zuhörte. Aria seufzte noch einmal ehe sie fortfuhr: „Ich weiß nicht viel über Hogwarts. Ich meine, bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, dass ich eine Hexe bin... Denkst du es war die richtige Entscheidung?" Unsicher senkte das schwarzhaarige Mädchen den Blick und schaute zu Boden. Sie erinnerte sich zurück, wie ihre Eltern sich geweigert hatten sie gehen zu lassen. Hogwarts wäre eine komische Schule, hatten sie gesagt. Keine Schule für Kinder, wie Aria, hatten sie behauptet.

Unweigerlich schüttelte Aria den Kopf. Hagrids lautes Lachen riss sie aus ihren Gedanken, bevor er seine buschigen Augenbrauen ernster zusammen zog. „Hör mir gut zu, Aria. Hogwarts ist eine besondere Schule für besondere Menschen wie dich. Du wirst dort viel lernen und erleben, davon abgesehen leben dort Professoren, die sich sehr für ihre Schülerinnen- und Schüler engagieren. Du bist in den besten Händen aufgehoben", gab ihr Hagrid als Antwort und sein Kopf deutete ein ermunterndes Nicken an.

„Ach, bevor ich es vergesse!", rief der bärtige Riese und zog aus seiner Innentasche einige, wichtige Dokumente hervor. „Hier ist dein Ticket und dein Brief." Neugierig musterte Aria den mit smaragdgrüner Tinte beschriebenen Brief, dessen Vorderseite ein purpurnes Siegel aus Wachs zierte. Vorsichtig strich sie mit den Fingerkuppen über den weichen Pergamentumschlag.

„Jetzt aber los, sonst verpasst du den Zug noch. Wir wollen doch nicht, dass du an deinem ersten Schultag zu spät erscheinst!", sprudelte es hektisch aus Hagrids Mund. Eifrig griff Aria nach ihrem Koffer und hievte ihn auf den Treppenabsatz des Zuges. Dort lächelte sie dem Riesen noch einmal zu. „Wir sehen uns in Hogwarts!", rief er, während ein Lächeln seine Mundwinkel umgab. Aria winkte einmal.

Im Zug schwirrte eine Menge an Schülern durch die Gänge und das Mädchen tat sich schwer ein freies Abteil zu finden. Zu ihrem Bedauern, musste sie feststellen, dass keines mehr zur Verfügung stand und sie wohl oder übel sich zu anderen dazu gesellen müsste. Widerwillig klopfte sie an Abteil, was von einem schwarzhaarigen Brillenjungen und einem Rothaarigen mit schlaksiger Figur besetzt war. „Herein.", ertönte die Stimme des Schwarzhaarigen, die grünen Augen, die hinter der runden Brille hervorlugten erinnerten Aria an frische, grüne Sommerwiesen. „Darf ich mich setzen? Jedes andere Abteil scheint bereits gefüllt zu sein", fragte Aria. Die beiden Jungs wechselten schwerdeutende Blicke miteinander. „Natürlich, setz dich doch. Ich bin übrigens Harry", antwortete der Junge, lächelte und deutete auf den freien Platz neben sich. Erleichtert ließ Aria sich auf den ungemütlichen Polstersitz fallen und seufzte. „Ich bin übrigens Ron Weasley", sprach der rothaarige Junge, der sich genüsslich einen Schokoladenfrosch zwischen die Zähne schob. Er streckte seine kleine, mit schokoladenbeschmierte Hand aus, um sie Aria zu reichen. Diese blickte argwöhnisch auf die schmutzige Hand. „Ja", sagte das Mädchen gedehnt, die Mundwinkel angewidert nach unten gezogen. „Mein Name ist Aria. Aria Rosewood." Mit erhobenen Augenbrauen wandte Harry seinen Kopf zu seiner Sitznachbarin: „Bist du nicht das Mädchen aus dem Ligusterweg 16?" Überrascht drehte Aria sich zu Harry. Noch einmal ließ sie ihren Blick über die knabenhafte Gestalt schweifen. „Ja, das bin ich und bist du nicht der Junge, der bei den Dursleys gewohnt hat?", hakte Aria nach, der erst jetzt auffiel, dass Harry ihr außerordentlich bekannt vorkam. Nun wusste sie auch woher. „Ja, genau", erwiderte Harry. Als das schwarzhaarige Mädchen Harry genauer musterte, fiel ihr eine blitzförmige Narbe auf, die zwischen ein paar Haarsträhnen hervor blitzte. Sie zuckte nur mit den Schultern und verwies ihre Gedanken darauf, Harry nicht auf diesen Makel anzusprechen. Denn sie wusste, wie unangenehm das sein konnte, schließlich hatte sie selber eine Narbe in Form eines Halbmondes an ihrem Handgelenk. Oft hatten sie andere Schüler aus ihrer alten Schule abwertend hinterfragt, woher diese komische Narbe doch stamme. Zu oft hatte sie die Frage mit einem bloßen Schulterzucken beantworten müssen, denn sie wusste es selber nicht. Ihre Eltern meinten lediglich, dass die Halbmondnarbe bereits bei ihrer Geburt vorhanden war und darauf hatte Aria nie weiter nachgehakt. Es war ihr auch relativ egal. Sie hatte sich mit der Narbe abgefunden und fand inzwischen, dass sie sie zu etwas Besonderem machte.

Verträumt blickte Aria aus dem Fenster und beobachtete, wie Berge und Bäume an ihr vorbei rasten. Sie war vollkommen in Gedanken versunken, bevor sie Rons Räuspern bemerkte. „Hast du mir zugehört, Aria?", fragte er und sah sie erwartungsvoll an. „Oh, tut mir leid... was hattest du gesagt?", erwähnte das Mädchen langsam. „Ziehe dich lieber schon einmal an, wir sind gleich da", mahnte Ronald und zog die Stirn kraus. Er war schon in seinen Umhang geschlüpft, der ein wenig zerlumpt aussah. Er hatte runde und viereckige Flicken und besaß trotzdem noch kleine Löcher. Die Fäden und Nähte begannen sich aufzulösen, weswegen der Weasleyjunge verlegen nach unten schaute: „Das ist der alte Umhang meines Bruders Percy." Es war ihm offensichtlich peinlich, denn es umgab eine leichte Röte seine Wangen. Schnell zog auch Aria ihren Umhang über den Kopf, wodurch sich ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Bauchgegend verbreitete. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ein völlig neues Leben anfängt ohne ihre Muggleeltern. Nun war sie auf sich alleine gestellt und hastig kontrollierte sie ihren Koffer. Sie hatte alles eingepackt, Pergament, Zinnkessel und ihren Zauberstab aus Espenholz mit einem Kern aus Phoenixfedern. Nichts hatte sie vergessen und trotzdem stieg die Nervosität in ihr hoch. Kleine Schweißperlen rannen jeden Zentimeter ihres Körpers entlang, doch lange konnte Aria darüber nicht mehr nachdenken, denn ein ohrenbetäubendes Pfeifen der alten Lok riss sie aus den Gedanken. 

[aktualisiert am 29.06.2016] Dies ist ein ganz neuer Prolog, da ich den alten wirklich nicht herausragend fand. Deswegen habe ich ihn komplett neu geschrieben und hoffe er gefällt euch. Lasst es mich doch bitte wissen, wie ihr den neuen Prolog findet, indem ihr mir einen Kommentar hinterlasst! 

Danke schön! :-) 

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