¥ Chapter 59: Layla ¥

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¥ Chapter 59 ¥

,,Hal! Oh mein Gott Hal." Kam es mir leise über die Lippen.
Ich wusste nicht wie mir geschah. Ich war so unendlich erleichtert und glücklich und mein Leben schien wieder einen Sinn zu haben. Ja, jetzt war alles wieder wirklich und ich fühlte mich befreit.
Mein Herz öffnete sich wieder voll und ganz, all die Gefühle die ich einst gekannt und so vermisst hatte, strömten hinein und flickten die Bruchteile wieder als Ganzes zusammen. Hal war am Leben. Mein über alles geliebter Hal lebte! Und er prügelte gerade auf den hilflosen Alex ein...
,,Stopp! Bitte Hal hör auf!" Und als ich ihn unter meinen Fingern spürte, kam es einfach über mich. All das was ich in der letzten Zeit durchgemacht hatte schwappte hoch. All die Hürden, die Gedanken und Gefühle die ich erlebt hatte, die Schmerzen, Beleidigungen und Demütigungen die ich mir antun musste.
Das war vorüber, das war nun endlich vorbei.
,,Hal bitte hör auf!" Und endlich besann er sich und ließ seine Fäuste sinken. Alex stieß ihn von sich und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, während Hal sich aufrappelte und sich zu mir umdrehte.
,,Kleine! Oh meine Kleine!" Sein Gesicht erhellte sich und pure Freude machte sich auf ihm breit. Er zog mich in eine leidenschaftliche Umarmung, die so stark und wohltuend war, dass ich nicht anders konnte, als in Tränen auszubrechen.
,,Ich habe dich so doll vermisst Hal, ich habe dich so unendlich doll vermisst! Und ich hatte so Angst um dich! Verlass mich nie wieder hörst du? Nie wieder." Ich fühlte seine straken Arme, roch seinen vertrauten Duft und war mir sicher endlich in Sicherheit zu sein. ,,Nein, nie wieder." Er löste sich leicht von mir und da fiel mir auf, dass er sich vollkommen verändert hatte. Er war nicht mehr so blass wie ich ihn nach den Nachrichten in Erinnerung hatte, nicht mehr kränklich und zerbrechlich. Er sah sogar noch stärker aus als vor dieser Zeit. Seine Arme waren noch muskulöser geworden und sein Rücken noch breiter und in seinem Gesicht zeichnete sich ein leichter Bartschatten ab, der ihn älter machte. Seine goldenen Augen wirkten warm und irgendwie doch kälter als vorher. Er wirkte härter und unerbittlich. Und gerade jetzt schöpfte er sein ganzes Potential aus dem neuem Gesichtsausdruck, in dem sich seine Miene zu einer wutverzerrten Fratze verzog und er mich wegschubste.
,,Warum hast du ihn geküsst?" Fragte er plötzlich kalt und hart.
,,WIESO?" Fauchte er nachdem mich mein Kloß im Hals hinderte etwas zu erwidern. Ich zuckte von dem harschen Ton zusammen und stammelte wild herum.
,,Hör auf so mit ihr zu sprechen!" Mischte sich jetzt Alex ein und stellte sich vor mich.
,,Alex nein!"
,,Du wagst es dich einzumischen? Wer bist du dass du glaubst mir etwas sagen zu können und dich schützend vor MEINE Freundin zu stellen, hm?" Jetzt war Hal so wütend, dass selbst der dümmste der dümmsten Menschen sogar bemerkt hätte, dass mit ihm nicht mehr gut Kirschen essen war.
,,Ja, das wage ich, oder hat man dir nie beigebracht wie man ein Mädchen richtig behandelt?" Aber dann gab es Alex, den wohl mutigsten, vielleicht auch leichtsinnigsten Jungen auf dem Planeten, der sich trotzdem mit Hal anlegte.
,,Du willst mir also erzählen wie man Mädchen richtig behandelt während du selbst nur mit Jungen rumgemacht hast?" Das war eindeutig zu viel.
,,Hal was soll das? Was versuchst du hier gerade?" Ich wollte nach allem was passiert war um Himmels Willen keinen Streit. Ich wollte am liebsten das alles wieder normal wäre, auch wenn wir das nicht könnten.
,,Kleine, ich habe so viel auf mich genommen um dich zu finden! Ich habe so viel geopfert, damit du zurück nachhause kannst. Immerhin war es schließlich auch meine Schuld, dass du in all das hineingeraten bist. Ich war zu schwach um dich zu beschützen.
Ich habe dich in dem schlimmsten Moment mit Nicolas alleine gelassen und dich in Gefahr gebracht-" Und dann geschah etwas unglaubliches. Hal weinte. Eine Träne floss ihm über die Wange und er war stolz genug um sie nicht wegzuwischen. Mit offenen Mund und aufgerissenen Augen sah ich zu wie sie seine langen schwarzen Wimpern befeuchtete, über seinen starken Hals rann und schließlich auf seinem T-Shirt landete, wo sie sich im dunklen blauen Stoff ausbreitete.
,,Aber jetzt sehe ich dich mit diesem- diesem Wixxer und mir wird klar, dass es alles völlig umsonst war. Es war dumm von mir zu denken, dass wir vielleicht von vorne-, ich habe dich bereits verloren, als ich dich nicht vor Nicolas habe beschützen können. Es ist okay, du brauchst mir nichts zu erklären." Nein! wollte ich schreien. Nein! Wie konnte er so etwas verfluchte scheisse nochmal denken? Ich wollte ihn anbrüllen, ihm versichern, dass ich ihn liebte und nichts in der Welt das ändern würde, doch es kam einfach nichts heraus. Verdammte scheisse sag was Macy! Rede!
,,Es ist okay Kleine. Ich akzeptiere es. Ich akzeptiere deine Entscheidung. Du hast dich für ihn entschieden. Und vielleicht ist er ja der Richtige für dich. Vielleicht kann er dich glücklich machen und auf Händen tragen, so wie es für mich nie möglich gewesen war, obwohl ich es so gerne getan hätte. Es tut mir leid."
Und dann endlich erwachte ich aus dem Albtraum in den Hal mich wieder gezwängt hatte und konnte sinnvoll aneinandergereihter Wörter hinausbringen. ,,Hal, sag das nicht! Bitte tu das nicht! Du weisst nicht wie schlimm es dort für mich gewesen ist! Hör auf so etwas zu sagen! Ich liebe dich. NUR dich. Ich liebe dich mehr als mein Leben, also bitte hör auf so etwas zu sagen! Nichts hier von ist je deine Schuld gewesen. Es ist allein meine! Ich habe dich immerhin verflogt, wollte deine Geheimnise herausfinden und habe mich allein in Gefahr begeben, doch es war mir das alles wert! Hauptsache ich konnte dich verstehen." Aber Hal hörte mir nicht mehr zu. Es brach mir das Herz.
,,Nein, ich werde alles dafür tun, dass du dich nie wieder mit mir abgeben musst, dann wirst du nie wieder in eine solche Gefahr geraten." Damit sah er ein letztes Mal in meine Augen und zu Alex, bevor er aus dem Zimmer stritt. Ich lief ihm hinterher, weinte, schrie und rüttelte an seinem Arm, doch er wollte einfach nicht stehen bleiben. Hal wollte für immer gehen.
Für immer...
,,Macy lass es! Das bringt doch nichts!" Alex hielt mich fest, sodass Hal aus dem Zimmer konnte.
,,Was tust du! Lass mich los! Ich muss mit ihm sprechen er darf mich nicht wieder verlassen, das verkrafte ich einfach nicht!"
,,Schhh, ist gut, du wirst noch die Gelegenheit bekommen mit ihm zu reden. Aber er muss sich abregen. Vertrau mir, ich kenne ihn besser als du denkst, oder er vielleicht weiß. Es tut mir leid Macy, ich habe nicht gewusst, dass du und er- dass du so sehr in ihn verliebt bist. Und ich habe dich geküsst, ich Idiot!" Ich erwiderte nichts, denn ich musste wie immer erst alles verarbeiten. Hal wollte mich nicht mehr... Er wollte mich nicht mehr.
,,Macy, Alex? Kommt ihr?" Conor erschien plötzlich an der Tür und war alles andere als freundlich. Wahrscheinlich hatte er kurz mit Hal geredet. ,,Ja wir kommen. Macy bitte komm, du kannst später mit ihm reden. Ich glaube jetzt ist es erstmal wichtig die Wahrheit herauszufinden." Ich beachtete ihn nicht weiter und ging an ihm vorbei. Alex war Schuld, dass Hal aus dem Zimmer gegangen war und er hatte mich geküsst! Er hatte vollkommen recht damit, dass er ein Idiot war. Als wir in den Versammungssaal ankamen, wurden wir schon erwartet. Der Blick von Hal, der direkt am Tischende saß, fesselte mich. Ich wäre gerne zu ihm hingelaufen und hätte versucht ihm alles zu erklären, hätte mich Conor nicht von hinten gestoßen und mich einem Platz zugewiesen. Den Platz direkt gegenüber von einer mir unbekannten Frau.
Diese Frau war das Abbild meiner Mutter. Dunkle Locken, helle blaue Augen und ein wunderschönes Gesicht. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, mit wem ich es hier zu tun hatte.
Das war meine Tante.
,,Hallo Macy, schön dich endlich kennenzulernen." Sagte die Frau und stand auf. Ihre perfekten rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln das ihre Augen jedoch nicht erreichte. Doch dann fiel ihr Blick auf Alex und es fand plötzlich ein ganzes Szenario in ihnen statt. Sie fasste sich ans Herz und wirkte vollkommen geschockt und mitgerissen, während sich ihre Augen mit Wasser füllten. Und auch Alex erstarrte hinter mir. Ich sah Hal aufstehen, im Augenwinkel machte ich die Tür aus, durch die Artur eintrat. Dann nahm das ganze erst wirklich seinen Lauf.
,,Layla!" Flüsterte Artur vollkommen geschockt und auch meine Tante war nicht gerade unberührt. Ihr flossen Tränen aus den Augen, als sie Artur erblickte und ihre Lippen bebten gefährlich.
,,Artur setz dich, ich glaube Layla hat euch einiges zu erzählen."
,,Nein." kam es von Alex. Er schüttelte heftig den Kopf. Keiner hatte damit gerechnet und musterte ihn. Auch ich war vollkommen verwirrt.
,,Ich halte das ganze nicht aus! Ihr wollt mich doch alle verarschen oder?"
,,Nein, setzt dich hin, Alex.", forderte Layla auf, als hätte sie ein Recht dazu und Alex schien das selbe zu denken, denn er musterte sie nur angewidert.
,,Ihr sagt mir jetzt sofort was los ist, ohne um den heißen Brei herumzulabern, oder ich gehe!" Zischte er und machte seinen Standpunkt ziemlich deutlich klar. Und Layla nickte.
,,Es begann alles an meinem sechzehnten Geburtstag. Ich bin Artur damals ganz zufällig begegnet.-"

Badboy Next DoorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt