¥ Chapter 3: Balkony Talks ¥

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{{ Wir sehen uns, Kleine. }}

Pures Chaos, das kam der Unordnung in meinem Zimmer am nächsten. Nichts erinnerte mehr an das schöne hellblaue Zimmer, das ich so sehr liebte.
Der Inhalt meines begehbaren Kleiderschrankes lag fast ausschließlich auf dem hellen, flauschigen Teppich, überall im Zimmer verstreut. Selbst einige vermisstgeglaubter Jacken entdeckte ich auf den Glitzervorhängen, welche direkt über meinem Doppelbett mit Rankengitter hingen.
Wie zum Teufel waren die da überhaupt raufgekommen?! Seufzend und mit einer bösen Vorahnung, warf ich einen schnellen schmerzlosen Blick zu meinem Frisier- und Schreibtisch. Das war der endgültige Beweis dafür, dass dort der meiste Mist auf mich wartete.
Das würde ein sehr langer Nachmittag werden... Meinen freien Tag würde ich wohl ausschließlich damit verbringen, Ordnung zu schaffen.
Musik durfte dabei natürlich nicht fehlen, und so drehte ich den neuen Ariana Grande Song laut auf und begann wie ein kleiner Wirbelwind im Zimmer herumzutänzeln.
Solange, bis mich hektische dunkle Schemen vor dem Fenster von meinem Putzrausch ablenkten und mich raussehen ließen.
Mein Herz rutschte augenblicklich in die Hose: Auf dem gegenüberliegenden Balkon winkte mir Conor Warren hektisch zu und gleich darauf tauchten Max und Louis Köpfe auf, um zusehen wessen Aufmerksamkeit er erregen wollte.
Bei Louis Anblick, der für meinen Geschmack etwas zu breit und gefährlich aussah, mit all den Tattoos die seine Arme, den Hals und Hände zierten, schauderte mir. Man erzählte sich er sei mit 14 im Jugendknast gewesen und hätte sich all die Tattoos mit einer Stecknadel und Kugelschreibertinte stechen lassen. Mir schauderte selbst dann noch, als er plötzlich breit grinste und eifrig mitwank. Ebenso wie Max, der neben ihm fast schon dürr aussah.
Als sie dann auch noch lautstark nach mir grölten und die Musik aus meiner Box übertönten, wollte ich am liebsten die Jalousie runterziehen und mich vor ihnen verstecken, bis sie wieder verschwanden. Doch das konnte ich ja nicht wirklich tun.
Was zum Himmel taten die eigentlich hier?
Oder wohl eher sollte ich mich fragen, wieso sie mir wanken. Immer noch stocksteif stand ich auf der gleichen Stelle.
,,Hey Macy, mach mal deine Balkontür auf!" Schrie Max jetzt grinsend und mir wurde ganz flau im Magen.
Ich hatte nicht vor seiner Forderung nachzukommen, gleichzeitig war ich aber auch ziemlich neugierig.
Darauf was er von mir wollen könnte und woher er meinen Namen kannte. Denn daran jemals ein Gespräch mit ihm geführt zuhaben, indem ich gar meinem Namen verriet, wäre mir definitiv in Erinnerung geblieben.
Du musst da raus! Sonst signalisierst du Schwäche. Außerdem würden sie mich sonst sicher in der Schule drauf ansprechen. Und nochmal mit ihnen zu sprechen, gerade dann wenn die ganze Schule zusah, war mir so zuwider, dass ich meinen Mut zusammenkrazte, mir einredete, dass es so schlimm gar nicht werden konnte und schließlich heraustrat.
,,Was wollt ihr?", fragte ich armeverschränkt und zickiger als ich beabsichtigt hatte, nachdem ich auf den kalten Steinboden meines Balkons stand und sie kühl musterte. Einer war schöner und furchteinflößender als der andere. Jeder von ihnen wirkte nahezu ausgelassen und cool, aber ich wusste das das nur trügte. Unter dieser Fassade schlummerte Gewalt, Wut und Gefahr.
,,Ach nix", grinste Max schulterzuckend, während er seinen grünen Blick an mir und meinem Outfit entlanggleiten ließ, für das ich mich bis zum Boden schämte. Ich trug eine verdreckte graue Jogger, eine meiner bunten Einhornsocken, die ein Loch aufwies und durch das ein rotlackierter Zeh hervorlugte. Mein schlabbriges T-Shirt war nicht gerade besser.
,,Wir wollten nur mal Hallo sagen," erklärte Louis jetzt, der meinen Aufzug ebenfalls schmunzelnd zur Kenntnis nahm, ehe meine Schutzmauer bei dem Charme das sein Lächeln besaß, sofort einen Riss bekam. Die ganze Situation war sowas von eigenartig und unangenehm, dass ich mir wünschte niemals hinausgetreten zu sein. Größtenteils weil ich vorher nie ein Wort mit ihnen gewechselt hatte und das obwohl ich jetzt schon seit vier Jahren auf der gleichen Schule war wie sie. Und aus heiterem Himmel sollte sich das ändern? Irgendwas war hier doch gewaltig faul.
,,Na, da ihr mir jetzt ,Hallo' gesagt habt, kann ich dann ja auch wieder gehen", gab ich keck von mir und drehte mich bereits wieder in Richtung Zimmer, erleichtert fort zu können, bis Max erneut die Stimme erhob: ,,Sei doch nicht so verkrampft!", schrie er und ich erstarrte. Zugegeben, ich hatte ihn immer für ziemlich unscheinbar gehalten, für den Stillen in der Gruppe. Dabei schien er der mit der größten Klappe zu sein.
Sofort stieg Wut in mir auf. Klar, hatte ich immer wieder davon gehört, dass er Lehrer prankte, Schüler gerne nach seiner Pfeife tanzen ließ und ein Schlitzohr der bösen Art war. Und zu wissen, dass er jetzt mich wie potentielle Beute betrachtete, gefiel mir ganz und gar nicht.
,,Willst du nicht noch etwas bleiben und uns Gesellschaft leisten?" säuselte er weiter, während Louis neben ihm auflachte. Kurz streifte mein Blick Conor, denn er blieb die gesamte Zeit über merkwürdig still.
Er betrachtete mich bloß dunkel und desinteressiert und ich wusste von ihm konnte ich keine Hilfe erwarten.
,,Ganz bestimmt nicht. Ich denke ihr gebt bereits ein wundervolles Trio ab. Außerdem kenne ich euch nicht und ihr mich nicht. Ich wüsste auch nicht weshalb sich das ändern sollte", kommentierte ich kalt und warf ihnen allen einen meiner ganz speziellen Blicke zu, die jedoch nur Gelächter entfachten. Das schüchterte mich auch noch allen ernstes ein. Sie wirkten so verdammt gewaltig, so einnehmend und gefährlich...
,,Wir könnten, aber eine Menge Spaß miteinander haben, das ist doch schon Grund genug.", raunte Max zur Krönung von allem und wackelte anzüglich mit seinen perfekten Brauen. Das reichte mir endgültig. Das war ekelig. Einfach nein.
,,Ich passe, und das auch noch mit dem größten Vergnügen." Ich schüttelte mich angewidert um mir mit purer Absicht anmerken zulassen, wie armselig ich den Kommentar fand. Ich machte auf dem Absatz kehrt und beachtete die lachenden Jungs längst nicht mehr, die Max wegen dem lächerlichen Spruch auch noch anerkennend auf die Schulter klopften.
Das Gegackere das hätte von waschechten Mädchen stammen können, hätte es nicht so tief geklungen, wie auch die Rufe nach mir, mit denen sie mich ärgern wollten, ließ ich nicht mehr an mich ran.
Zurück in meinem Zimmer, ließ ich mit hektischen Bewegungen schweratmend die Jalousien herunter.
Solche Idioten!
OH...
oh nein.
Mir blieb die Luft weg.
Der Gedankenblitz, der mich plötzlich niederrang, kam unerwartet und heftig:
Wenn die Jungs in diesem Zimmer, das direkt an meinem lag, rumhingen, war klar wer mich bei meiner peinlichen Modenshow gesehen hatte! Genau die Modenshow, die ich vorgestern nach der Shoppingtour mit Ava gemacht hatte, in der ich völlig abgedreht war. Ich glaubte, mir wurde schlecht.
Urgh, es musste Hal gewesen sein.
Scheiße. Verdammte scheiße sogar.
An meinen gescheiterten Twerking Versuch und den schrecklichen Gesang zurückdenkend wurde ich augenblicklich rot vor Scham und warf mir die Hände vors Gesicht.
Peinlicher ging's gar nicht.
Doch es konnte mir eigentlich egal sein.
Na und, dann hatte er mich eben gesehen, sollte der doch von mir denken was er wollte!
Ein Klingeln riss mich aus den Gedanken und ich hastete zu meinem Smartphone auf dem frischbezogenen Bett.
Josh.
Ich überlegte ziemlich lang, ob ich den Anruf nicht einfach wegdrücken sollte, doch dann erinnerte ich mich an Ava's Ratschlag zurück und entschied mich dagegen.
,,Macy?" fragte seine Stimme zaghaft, als ich nichts erwiderte.
,,Ja.", antwortete ich schließlich und sofort wurde mir klar, dass ich ihn und seine samtige Stimme unheimlich vermisst hatte.
,,Bist du noch sauer auf mich?" Er klang angespannt und unsicher, was mich dazu veranlasste wie ein Honigkuchenpferd vor mich hin zu grinsen. Man konnte ihn ja so leicht quälen.
,,Nein, aber wir müssen mal reden" lenkte ich ein und merkte wie die Anspannung von mir abfiel.
,,Ja du hast recht, hast du jetzt Zeit? Dann würde ich nämlich vorbeikommen. "
,,Klar, kannst du. Bis gleich."
,,Bis gleich."

Badboy Next DoorWhere stories live. Discover now