¥ Chapter 13: Unerwartete Begegnung ¥

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       {{ Wie konnte er jetzt einfach gehen? }}

In nur zwei Wochen wären endlich Ferien.
Wie sehr ich mich freute war kaum mit Worten zu beschreiben. Wohin es gehen sollte, sollte nach meinen Eltern jedoch eine Überraschung bleiben.
Alles was sie verrieten war, dass wir in eine warme Region vereisen würden.
Vielleicht Ägypten? Uff, das war echt schwer.
,,Wie oft hast du den Film schon gesehen?" Fragte Nick, ohne den Blick von Leonardo DiCaprio zu lösen, der sich gerade als Mister Gatsby vorstellte und presste mich fester an sich. Ich kuschelte mich enger an ihn und grinste in mich hinein. Was konnte es schöneres geben, als an einem freien Tag mit seinem Liebsten den Lieblingsfilm zu sehen?
,,So um die hundert mal?"
,,Nicht wahr! Ist er dir nicht mittlerweile schon totlangweilig?" Rief er ziemlich ungläubig zu mir hinab und mein Kopf rutschte von seiner Schulter.
,,Nein! Und jetzt pscht!" Nick seufzte gequält, legte sich widerwillig hin und so konnte ich meinen Kopf erneut auf ihn betten. Natürlich wusste ich, dass Nick so seine Probleme damit hatte stillzusitzen. Von mir aus hätten wir auch rausgehen können, irgendwas aufregendes starten, aber er hatte den Vorschlag schließlich gemacht zuhause zu bleiben und einen Film zu sehen.
Irgendwann, als er zum tausendsten Male seine Sitzposition veränderte, beschloss ich ihm einen Klaps zu verpassen und es mir in seinem Schoß bequem zu machen. Ich hoffte, dass er so etwas ruhiger sitzen würde und ich behielt recht. Plötzlich war es als würde er kaum mehr atmen, so still und regungslos verharrte er. Und auch ich wurde mir überdeutlich darüber bewusst wo ich eigentlich lag. Ich versuchte meine Atmung zu regulieren die plötzlich völlig außer Kontrolle war und genoß die Streichelein am Kopf die Nick begann. Er strich mir die Haare sanft aus dem Gesicht. Seine sanften Finger zogen Kreise über meine Kopfhaut und ich staunte über die wohlige Gänsehaut die mir über den Rücken fuhr. Ich merkte, dass er mich betrachtete, statt den Film der ihm plötzlich gleichgültig schien. Aber ich starrte fest auf den Bildschirm nur, um mich seinem intensiven Blick nicht aussetzten zu müssen.
,,Ich liebe dich Macy." Platzte es plötzlich aus Nick heraus und es traf mich wie die Folgen einer Explosion. Ich erstarrte und überlegte, ob ich mir das gerade eingebildet hatte, oder ob er das tatsächlich gesagt hatte. Er liebte mich? Mich?
,,Ich weiß-", er seufzte und suchte meinen Blick den ich ihm schüchtern auswich. ,,Du tust es noch nicht, aber ich würde mich freuen wenn du es mir sagst, solltest du dasselbe empfinden, ja?" Ich sah auf und musste wieder einmal feststellen wie rücksichtsvoll und verständnisvoll er war.
Ich war mir mit einemmal wieder bewusst wie unendlich glücklich ich mich schätzen konnte, ihn an meiner Seite zu wissen. Ich hatte ihn garnicht verdient und wünschte mir in dem Moment wirklich dasselbe zu empfinden. Ich wünschte mir ihm genau die Worte zuflüstern zu können die er so sehnlichst hören wollte, aber ... ich konnte es noch nicht.
,,Nick ...", schuldbewusst senkte ich den Blick hob ihn aber sofort wieder, um sein Gesicht ganz nah an meines zu ziehen. ,,Danke. Ich bin so froh dich bei mir zu wissen und bin mir ziemlich sicher, dass nicht mehr viel fehlt, bis wir emotional auf der gleichen Ebene stehen." Obwohl ich so froh darüber war, dass er da war, fand ich die Situation beängstigend und überfordernd. Das hier war anders als mit Josh. Nick war anders als er. Josh und ich haben selten über Gefühle gesprochen und so offen mit ihnen konfrontiert zu werden, war auf eine Art wunderschön und schmeichelnd. Aber auch ziemlich erdrückend. Fast fühlte es sich an, als stehe ich unter Druck. Als müsste ich ständig meinen Gefühlsstand abfragen und prüfen, in wie weit meine Gefühle für Nick denn nun reichten.
Ich betrachtete seine geschwungenen Lippen die sein allbekanntes Lächeln zierten und musste jedoch schmunzeln. Er war der besterzogenste und vertrauenswürdigste Mann den ich bisher kennenlernen durfte, und auch wenn ich glaubte nicht mehr weit davon entfernt zu sein mich ernsthaft in ihn zu verlieben, war ich mir zu dem Zeitpunkt sicherer den je, dass ich das was wir hatten mich für immer prägen würde.
,,Ich brauche nur noch dich, dann ist alles perfekt. Dann ist mein Leben endlich vollkommen." Er lächelte und ich begriff schnell, dass wir uns ziemlich nahe gekommen waren. Es war fast so, als sehnten sich unsere Körper nacheinander, und machten sich eigenständig, um sich endlich zu berühren. Sein grüner Blick glitt immer wieder zwischen meinen Lippen und Augen hin und her, liebkosten jedes Detail das sie ausmachten und mir ging es nicht anders. Seine Lippen sahen so verflucht weich aus. Wie sie wohl schmeckten?
,,Du musst das nicht tun, Macy. Das alles hier."
Hm? Ich wachte aus meinem Gedankennebel auf und sah ihn fragend an. Wovon redete er? Die Sanftheit seines Blickes und seiner Hände, die mir zärtlich übers Gesicht strichen, lenkten mich wieder ab.
,,Wir sind zusammen, Nick. Wir sind ein Paar und du liebst mich, also lass uns-" Ich brach ab, denn er war nur noch einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich musste einmal kurz schlucken.
,,Macy, ich will dich so gerne küssen. Ich will dich endlich." Ich musste kräftig schlucken, denn mein Bauch zog sich zusammen.
Wollte ich es auch? Ja. Ja, ich wollte es. Dringend sogar.
,,Dann tu es." Flüsterte ich an seine Lippen und schon überbrückte er den letzten Zentimeter zwischen uns und küsste mich. Mein Herz flatterte vor Aufregung und als seine Lippen die meine berührten, seufzte ich glücklich. Der Kuss war zunächst sanft. Sanft und zaghaft, als wollte er mir noch die Möglichkeit geben mich zurückzuziehen, doch nachdem ich ihn zu mir aufs Sofa herabdrückte, gab ich ihm zu verstehen, dass es in Ordnung war. Das alles war wie es sein sollte. Ich und er. Wir beide.
Es war gut und richtig so.
Und dann wurde es immer leidenschaftlicher.
Der Kuss steckte von beiden Seiten, voller Emotionen,  voller Feuer, sodass unsere Herzen wie verrückt um die Wette schlugen, bis sie schließlich im Gleichtakt pochten. Im Rausch ließ ich mich völlig in den wunderschönen Kuss vertieft, zurückfallen und zog Nick mit mir. Er war wild als er mich an die Hüfte packte und entschlossen zugleich. Er war das komplette Gegenteil zu dem sonst so bedachten Auftreten. Kurze Zeit später, spürte ich seine Zunge. Sie war warm und stimulierte meine Lippen so, dass mir das Atmen kaum noch möglich war.
Als Nick meine Hüften gierig mit den Händen hinauf- und hinabfuhr, grinste ich in den Kuss hinein, was er als Bestätigung verstand. Seine warme raue Hand schob sich unter mein Hemd, verursachten eine Gänsehaut. Aber bevor es heißher gehen konnte, schreckten wir von einem lauten Türknallen erschrocken auseinander.
,,Wer war das? Sind das deine Eltern?" Flüsterte ich noch vollkommen benommen von all den Gefühlen die in mir wüteten und richtete mein Hemd bevor Nick, dessen Haare in alle Richtungen abstanden, aufstand und mich an der Hand mit ihm hochzog.
Er lächelte mir verträumt zu, ehe seine Augen wütend zur Tür wanderten. Auch er war nicht erfreut über diese unwillkommene Störung. ,,Nein, die wohnen nicht mit uns zusammen. Das ist bestimmt mein-"
,,Bruder. Ich bin sein Bruder." Entgegnete eine tiefe Stimme die in mir sofort das Bedürfnis weckte zu fliehen. ,,Macy, darf ich vorstellen: mein Bruder James. James, das ist Macy, meine Freundin." Als Nick ,Freundin' sagte, legte er mir seinen Arm besitzergreifend um die Taille und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Wange, den ich mit einem verlegenen Lächeln abtat.
,,Ah, dann bist du also die von der er neuerdings ununterbrochen redet?" Sagte er und musterte mich aus dunklen braunen Augen. Ich sah zu Nick, grinste unsicher, nicht sicher ob das gut war was sein Bruder sagte oder eher nicht. Denn er wirkte nicht gerade begeistert von mir.
,,Und bist du auf sein Geld aus oder darauf ihm das Herz zu brechen? Welche Art von Schlampe bist du? Gold Digger oder—" ,,HALT ENDLICH DEINE KLAPPE, JAMES!" Brüllte Nick jetzt, der mich hinter sich zog und vorsprang um seinen Bruder gegen die Brust zu schubsen. Ich stand mit offenem Mund einfach da und versuchte zu verstehen und zu fassen was er mir gerade unterstellt hatte.
Warum sollte ich auf Nicks Geld aus sein oder darauf ihm absichtlich das Herz zu brechen? Wie konnte er mir das vorwerfen ohne mich zu kennen!? ,,Du schleppst immer wieder Mädchen ab, Nick. Und jedes Mal bist du davon überzeugt sie wird dich dieses Mal nicht verletzten. Und bei ihr soll das jetzt anders sein? Du denkst ernsthaft, dass sie die Lösung für alles ist, was in der Vergangenheit schiefgegangenen ist! Ach komm schon, das ist erbärmlich, Nick! Hör endlich auf dir selbst etwas vor zu machen." Fauchte James herablassend und so angewidert, dass mir augenblicklich schauderte. Mit so viel Hass war ich zuletzt konfrontiert gewesen, als ich mich das letzte Mal mit Hal gestritten hatte und selbst das war nahezu harmlos, setzte man James wütendes Funkeln im Vergleich.
Nick wollte gerade zum Wort ansetzten, als ich ihm die Hand auf die Brust legte und mich vor James aufbaute. Tz, was dachte er bitte wer er war, mich ohne mich überhaupt zu kennen mit solchen Vorwürfen zu konfrontieren? ,,Ähm, entschuldige bitte, aber du hast nicht das Recht mich als Golddiger oder Schlampe hinzustellen! Wie ungehobelt ist das denn bitte? Du kennst mich noch nicht einmal, aber vielleicht ist das auch gar nicht mal so schlecht." Ich starrte ihn vorwurfsvoll an, doch James lachte nur. ,,Ich erkenne Schlampen aus zehn Metern Entfernung. Und mein Bruder scheint solche nunmal anzuziehen wie der Müll die Maden. Also—" ,,JAMES!" rief Nick jetzt erneut, packte mich beim Arm und zog mich wieder hinter sich, während er Nick mit der freien Hand wieder zurückstieß.
,,Was es stimmt, Nick! Du suchst dir immer solche Mädchen. Zu schön um wahr zu sein, zu nett um wahr zu sein, unschuldig und lieb, aber in Wahrheit ist immer etwas faul bei denen." Zischte er und verschränkte die Arme ineinander. Unter anderen Umständen wäre das ein echt nettes Kompliment gewesen, aber diese hatten wir nicht und ich war mehr als entrüstet. Ich verstand zwar, dass er nicht wollte, das sein Bruder von einem weiteren Mädchen verletzt würde. Aber er hatte keine Ahnung von mir, und mir etwas zu unterstellen was ich noch garnicht getan oder vorgehabt hatte, war unverschämt. Also sollte er seine Zweifel für sich behalten oder mit Nick besprechen, wenn ich nicht anwesend war. Aber so?
,,James, es reicht. Danke für nichts, du Missgeburt." Nick packte mich und zerrte mich hinter sich her, hinaus in den langen stilvoll eingerichteten Flur und vorbei an seinem Bruder der mir hinterher schaute, als wäre ich die Pest höchstpersönlich. Auch wenn er das komplette Gegenteil von Nick war, sahen sie sich doch verblüffend ähnlich. Etwas, das sich auch nicht gerade verleugnen ließ. Auch wenn James Haarfarbe und Augen eher zu einem hellbraun tendierten, hatten sie beide die gleiche Größe und den muskulösen Körperbau, der sich kaum voneinander unterschied.
,,Lass dich nicht von ihr um den Finger wickeln, Nick! Du weißt genau sie wird dich verlassen wie alle anderen vor ihr!" Schrie er uns hinterher.
,,Tut mir echt leid wegen ihm. Er ist wirklich ein Arschloch. Ich hatte definitiv nicht mit so einer Reaktion gerechnet, sonst hätte ich euch niemals miteinander bekannt gemacht." Gab er schnaubend von sich nachdem wir in seinem geräumigen Zimmer angekommen waren. Sein Zimmer passte wie sein helles Erscheinungsbild das im Gegensatz zu Hal ziemlich aufgeschlossen und offen wirkte— Moment! Wieso verglich ich sie überhaupt miteinander? Schnell verwarf ich den Gedanken.
,,Ist schon gut. Ich versteh ihn schon, soweit ich mitbekommen habe, hattest du in der Vergangenheit nicht gerade, naja, die besten Freundinnen gehabt. Er will dich nur beschützen, was ich absolut verstehen kann und ihm auch nicht übelnehme. Aber, dass er mich sofort mit ihnen in eine Schublade wirft und beleidigt ist hart." Gab ich ehrlich zu und setzte mich zu ihm auf das Bett.
Er nickte betrübt. ,,Es tut mir ehrlich leid. Ich werde später ordentlich mit ihm reden, er ist zu weit gegangen." Nachdem wir für einen Moment schwiegen und unseren eigenen Gedanken nachhingen, räusperte ich mich schließlich.
,,Ich sollte dann auch so langsam mal nachhause, meine Eltern wollten heute mit mir kochen und etwas wegen dem heimlichen Urlaub besprechen."
,,Heimlicher Urlaub?" Nick's Kopf zuckte in meine Richtung. Oh Mist, das hatte ich ganz versäumt anzusprechen. Ich kratze mich verlegen am Kopf.
,,Ja, meine Eltern finden es witzig mich mit einer Reise zu überraschen, dessen Ziel unklar ist." Meine Eltern waren manchmal echt merkwürdig drauf. Ich zuckte mit den Schultern.
,,Ah, also bist du für ganze zwei Wochen weg?"
Ich nickte.
,,Schade, ich hatte gedacht wir unternehmen etwas zusammen."
,,Das können wir danach machen. Sooft du willst."
,,Das Angebot nehme ich gerne an." Er lächelte und zog mich wieder zu sich ran. Es kam zu einem weiteren Kuss, der jedoch nicht in die Tiefe ging, da uns mein klingelndes Handy erneut unterbrach.
,,Hallo?" Ich hatte alle Mühe mir nicht anmerken zu lassen wie genervt ich war.
,,Macy, wann kommst du? Wir wollten doch zusammen kochen!" Fragte Dad in den Hörer.
,,Ja, tut mir leid, hab's vergessen! Ich bin auf dem Weg."
,,Schön, dann bis gleich, ach ja und bringst du vielleicht noch zwei Packungen Milch mit?"
,,Klar. Bis dann."
,,Ja bis dann." Ich legte seufzend auf.
,,Du musst jetzt sicherlich gehen, oder?" Ich nickte.
,,Ja, aber vorher muss ich noch Milch kaufen."
,,Okay, dann fahr ich dich."
Und so stiegen wir ins Auto ohne uns von James zu verabschieden.
Als wir bei dem Lebensmittelshop ganz in meiner Nähe parkten, gab mir Nick seine Hand und gemeinsam schlenderten wir hinein.
Kurz nach dem Eintreten trennten Nick und ich uns, da er ebenfalls noch einpaar Besorgungen zu erledigen hatte.
Wo sind bloß diese blöden Kühlschranke? Es kann doch nicht so schwer sein die zu finden! Nachdem ich weitere fünf Minuten das Geschäft nach den Milchpackungen Ausschau hielt, gab ich es verzweifelt auf und machte mich lieber auf die Suche nach Angestellten die mir vielleicht sagen könnten wo sie sich befand. Doch selbst die waren nirgends in Sicht.
,,Macy?" Hörte ich Nick von irgendwo her schreien und ich lauschte seiner Stimme, um ihm ausfindig zu machen. Vielleicht kannte der sich hier ja besser aus, als ich. Dieses Geschäft war viel zu groß und unübersichtlich für meine gewohnten Verhältnisse.
,,Ja, wo bist du?" Schrie ich zurück und senkte meinen Kopf vor Scham, als ich den mahnenden Blicken der Kunden auf mich zog und -
WUMPS,
war ich gegen etwas hartes gestoßen und mindestens vier Meter weit zurück geprallt. Als ich mich langsam wieder aufrappelte und aufsah, um mich bei der Person zu entschuldigen, erkannte ich um wen es sich handelte, hätte mich am liebsten wieder umgedreht und wäre davongelaufen.

Badboy Next DoorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt