¥ Chapter 17: Wahrheit ¥

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{{ Eine Wette... }}

Finstere Dunkelheit. Das war es was ich erkannte, sobald ich die klebrigen Augen öffnete.
Hm, normalerweise war es doch schon hell, wenn ich aufwachte...
War es tatsächlich noch so früh? Mit einem Mal nahm ich einen ganz speziellen Duft war, der mir sofort das Herz höher schlagen ließ. Es war der Duft den ich überall wieder erkennen würde. Hal.
Ich wollte aufstehen, doch etwas schweres auf meinem Kopf verhinderte es. Prompt fluteten zahlreiche Erinnerungen meinen Kopf: Ich hatte bei Hal geschlafen, seine starken Arme hatte er um mich geschlungen...
Er hatte seine Arme um meinen Kopf geschlungen und ich lag unter ihnen begraben, an seiner nackten Brust gepresst. Ich spürte mein Herz bei dieser Erkenntnis gleich dreimal schneller schlagen, meine Hände schwitzten und ich wurde nervös.
Ich war ihm so nah...
Wie sehr wünschte ich mir ihm noch näher zu sein.
,,Hal, wach auf." Ich pickte ihm ungeduldig in den Bauch.
,,Hal wach auf!" Sagte ich jetzt energischer, da er nicht reagierte.
,,Chill Kleine, es ist gerade mal erst halb sieben." Sagte er mit der sexiest Stimme die ich je gehört hatte. Das verschlug mir erstmal die Sprache.
,,Ich muss aufstehen. Ich muss noch rüber und mich anziehen." Murmelte ich leise und wollte mir selbst direkt eine dafür klatschen, dass meine Stimme so peinlich schrill klang.
Hal seufzte daraufhin nur genervt und löste seine Arme widerwillig von mir.
,,Ich hol dich in einer Stunde ab und wehe du bist nicht fertig." Warf er noch schnell hinterher, bevor ich mich in meiner Decke eingekuschelt und den Puschelhausschuhen an den Füßen, zurück in mein Zimmer begab. Dort angekommen ließ ich mich erstmal auf mein Bett fallen.
Hatte ich tatsächlich bei Hal geschlafen? Dirket neben ihm?
Ich drehte mich, schnappte das Kissen und kreischte hinein.
Aber daran war nichts worüber es sich lohnte zu freuen, erinnerte mich meine innere Stimme. Ich war bloß eine von vielen. Es hatte rein gar nichts zu bedeuten. Hal hatte bereits hunderte neben sich schlafen lassen. Darunter auch Ava. Ich war ja so dumm und erbärmlich, dass ich mich auch noch darüber freute! Außerdem, der bedeutendste Grund war ja wohl Nick. Schnell wischte ich mir die Haare aus dem Gesicht und stand auf.
Nach einer schnellen Dusche stellte ich mich gewaschen, angezogen und geschminkt vor meinem Frisiertisch und überlegte was ich mit meinen Haaren tun sollte. Offen lassen oder doch lieber einen Pferdeschwanz? Ich entschied mich für ersteres.
Da meine Eltern immer noch im in ihrem Kurzurlaub im Wellnesscenter waren, machte ich mir mein Frühstück selbst.
Ein Bissen von meinem Obstsalat und das Klingeln der Haustür ließ mich aufschrecken.
Oh, Mist, 7:32 Uhr!
Ich hechtete zu meiner Tasche auf dem Barhocker, warf sie mir um die Schulter und quetschte mich in meine Schuhe und Jacke, ehe ich die Tür öffnete.
Hal stand neben seiner Maschine mitten auf der Straße und rauchte. Sein goldener Blick unter schwarzen Wimpern ruhte verschwörerisch auf mir und ich schluckte hart. Wie konnte ich nur vergessen wie gut dieser Typ aussah? Es erschreckte mich immer wieder aufs neue.
So wie er dastand, kamen alte Erinnerungen auf. Was hatte Ava damals gesagt? Selbst beim rauchen sah er heiß aus? Und da musste ich ihr unweigerlich zustimmen. Auch wenn ich Zigaretten verachtete musste ich mir eingestehen, dass es zu Hal passte.
Zu seiner pechschwarzen Aura und seinem düsteren Charakter.
,,Kannst du bitte aufhören das widerliche Zeug in meiner Gegenwart zu rauchen?" Bat ich trotzdem, nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte und mich vor ihn stellte. Ich musterte die Zigarette zwischen seinen Fingern angewidert.
,,Hörst du dann auf so nervig zu sein?" Äffte er mich nach, schmiß die Zigarette aber auf den Boden und drückte sie lässig mit dem Fuß aus, was mir ein siegessicheres Lächeln auf die Lippen zauberte. Es erstarb jedoch sofort, als ich realisierte, dass Hal an seiner YAMAHA lehnte.
,,Bitte sag nicht, dass das dein Ernst ist? Müssen wir echt mit dem Motorrad fahren?" Fragte ich unsicher und betrachtete das monströse Teil das wie eine Höllenmaschine aussah, bereit mich in den Tod zu fahren.
,,Wenn du dazu zu feige bist, kannst du auch zu Fuß gehen, zu spät kommen und 'ne Runde Nachsitzen. Weils ja auch so viel Spaß bringt." Er zuckte mit den Schultern, warf sich aufs Motorrad und startete den Motor. ,,Ich habe nichts dagegen." Ich schnaufte beleidigt. Wieso war er denn jetzt wieder so widerlich gemein?
,,Ich bin noch nie mit einem Motorrad gefahren, Hal. Wehe du baust irgendeine Scheiße und fährst wie ein Wahnsinniger." Warnte ich ihn, nahm den einzigen Helm entgegen den er besaß, und setzte ihn mir dankend auf. Und fünf Minuten später, wünschte ich mir, dass ich niemals aufgestiegen wäre und vor allem nicht gebeichtet hätte, dass das mein erstes Mal war. Denn Hal schlängelte sich absichtlich durch enge Lücken, zwischen den an den ampelstehenden Autos, chauffierte uns in einer unglaublichen Geschwindigkeit wie im Slalom durch die fahrenden Autos, als wären sie die Hütchen.
Dabei fuhr er auch noch so tief, dass ich mit der Hand den Boden berühren konnte, wenn ich sie ausgestreckt hätte. Ich hatte so dolle Angst, dass ich mich nicht einfach nur an Hal's Bauch festhielt. Oh, nein, viel eher kniff ich mich fest. Ich gönnte es ihm, dafür dass er mir so einen Schrecken einjagte, doch ihm schien das nichts auszumachen. Letztlich hatte es mir dann doch besser gefallen, als ich geahnt hätte.
,,Das war so krass! Ich glaube das war sogar noch besser als... Ach, das muss man einfach schon mal gemacht haben!" Ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und wartete auf Hal's Zustimmung die —wer's glaubte — ausblieb. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sein Motorrad aufzustellen und mir seinen Helm abzunehmen.
,,Klar, Kleine." Entgegnete er schließlich wortkarg. Und legte den Helm auf dem Rad ab.
Ich wollte noch etwas sagen als ich die Blicke der Schüler auf dem Parkplatz bemerkte.
Ich begriff.
Was hatte das unspektakuläre Mädchen, mit diesem Sexgott am Laufen?
Vielleicht hätte ich alleine fahren sollen, dachte ich wehmütig und tat mein Bestes um die vielen brennenden Blicke zu ignorieren, sowie das Getuschel das mich jetzt erreichte, wo der Helm die Stimmen nicht mehr dämpfte.
Haben die kein eigenes Leben?
,,Was hat denn Macy Rings mit Hal zu tun?"
,,Sind die zusammen? Hatte sie nicht noch vorgestern einen Freund?"
,,Ja, es war doch der, der so ein Wirbel um ihr Ja-Wort gemacht hat, als hätten sie sich verlobt."
,,So eine Schlampe..."
,, ... Betrügt ihren Freund!"
,,...Eh nur ausgenutzt!"
Ertönte es von überall her. Es war kaum zu überhören. Sie wollten, dass ich es mitbekam.
Ich versteifte mich. Ich wollte niemals so viel Aufmerksamkeit genießen, schon garnicht negative. Ich warf Hal einen kurzen Blick zu, der mit seinem erhobenen Kinn und den kalten Augen stets nach geradeaus sah. Ließ ihn das Gerede etwa wirklich kalt? War es ihm egal was die Leute von uns dachten?
,,Kümmer dich nicht um das Gelabere der anderen. Es sagt mehr über diese Dummköpfe aus, als über dich. Sie sind bloß eifersüchtig, weil du mir so nah bist. Näher als sie mir jemals kommen werden." Und das ließ mich für einen Moment erstarren. Natürlich interessierte ihn das Gerede nicht. Er war schließlich Hal Dalton. Die Gerüchte waren ihm gleichgültig, was sponnte ich mir eigentlich zusammen?
Dachte ich, dass auch er ein schwaches Herz hütete? Angst hatte was andere über ihn dachten? 
Ha, nicht er. Er war nur ein selbstverliebtes Arschloch.
Ich wusste zwar, dass es viele Mädchen gab, die zu gerne mit ihm schlafen würden, ihm sich an den Hals werfen. Trotzdem klangen diese Worte aus seinem Mund viel zu übertrieben. Er war schließlich kein Popstar.
,,Was ist mit Harlow? Warum haben sie über mich getuschelt als wäre ich die Schlampe wenn du und-" Hal unterbrach meine wütende Anschuldigen kühl.
,,Weil sie wissen wie ich bin und meinen Prinzipien treu bleibe. Ernsthaftigkeit in Beziehungen mit Mädchen gibt es bei mir nicht. Keiner von ihnen hat jemals geglaubt, dass ich eine richtige Beziehung mit Harlow führe. Eine bei der es sich um Liebe handelt. Naja, ausser Harlow selbst vielleicht. Wie dem auch sei, du bist ein ganz anderes Kaliber, Macy Rings."
Er war stehen geblieben und positionierte sich mit einem verschlagendem Grinsen vor mir. Er musterte mich eine Weile, als würde ihn genau das nachdenklich machen.
Und ich hatte nichts als einen mitleidigen Blick für ihn übrig.
,,Und ich bin anders als du, ja?" Er nickte und kniff die Augen zusammen. Mein mitleidiger Blick machte ihn misstrauisch.
,,Bei dir und Nick sind Gefühle im Spiel. Liebe und dieser ganze kitschige Scheiß. Jemanden in einer solchen Beziehung fremdzugehen, ist ein untolerierbares moralisches Versagen. Und das obwohl es doch so viele tun. Bei dir ist es anders als wie bei mir, weil von mir so etwas erwartet wird." Erklärte er, sein Blick mied meinen, der ihn immer trauriger besah.
,,Ist das nicht viel schlimmer? Das es von einem erwartet wird fremdzugehen? Das einem gar keine Chance gelassen wird jemanden kennenzulernen der an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist, weil er von deiner Unfähigkeit weiß und sofort das Weite sucht?" fragte ich leise. Hal's Kiefermuskeln spannten sich an. ,,Hör auf mich so anzusehen." sagte er plötzlich und hielt an. Ich knallte gegen seinen Rücken und starrte auf. So kalt hatte er lange nicht mehr geklungen. ,,Was meinst ..." ,,Hör auf mich anzusehen, als würde ich dir leidtun." Entsetzt senkte ich den Blick. ,,All das ist wie es ist, weil ich es so will. Also hör auf dir Gedanken um etwas zu machen, dass dich nichts angeht." ,,Message angekommen." Entgegnete ich mit erhobenen Händen und folgte ihm schließlich mit ein wenig Abstand.
,,Du liebst Harlow also nicht?" Diese Frage war nicht nur peinlich, sondern auch sehr dumm, das wusste ich selbst und ich kannte die Antwort bereits.
Hal machte sich noch nicht mal die Mühe, mir zu antworten. Er schlängelte sich einfach weiter zwischen den Schülern durch, die er alle mit einem Riesen Vorsprung überragte, während mein Herz vor Freude ein paar Sprünge machte. Er liebte sie nicht.
,,Aber wieso führst du dann eine feste Beziehung mit ihr?" Fragte ich weiter ungeachtet der Tatsache, dass er sich längst wieder verschlossen hatte und mich kaum noch beachtete. Er blieb wieder stehen. Und auch umdrehen tat er sich nicht.
,,Eine Wette. Eine dämliche Wette zwischen mir und Max. Er hat mir nicht mal zugetraut es einen Tag lang mit einem Mädchen auszuhalten." Er lachte in sich hinein. ,,Tja, und nun beweise ich ihm das Gegenteil. Heute ist Freitag und somit sind fast zwei Wochen rum. Einen Monat darf ich keine andere ficken und keine andere küssen." Ich zuckte bei dem Wort ficken zusammen, aber er schien es nicht mal zu bemerken. Er ging weiter und verschwand in dem Schülerstrom. Eine Wette... Einen Monat....

Badboy Next DoorWhere stories live. Discover now