¥ Chapter 18: Eine imaginäre Affäre ¥

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{{ Was läuft zwischen dir und Hal? }}

Das Nachsitzen verlief zu Beginn ziemlich entspannt.
Ich arbeitete nicht wirklich, weil ich viel zu viel nachdenken musste. Was mir da gut gelegen kam war, dass ich die wenigen Schüler hier nicht kannte, sodass das Abschalten ziemlich leicht war.
,,Stimmt es, dass du eine Affäre mit Hal Dalton hast?", fragte dann aber das strohblonde Klappergestell aus der hintersten Ecke und ich verfluchte das Universum.
,,Wer erzählt denn so einen Scheiß? Ich habe keine Affäre mit diesem Arschloch. Und ich frag mich warum es euch alle überhaupt interessiert was in anderer Leben vorgeht, hast du kein eigenes?" Genervt und mit grimmigen Gesichtsausdruck wandte ich mich von ihr ab. Was labberte die denn da bitte von Affäre? Ich war in einer glücklichen Beziehung mit Nick und das würde auch so bleiben. Das ich ab und an kleine Momente hatte in denen meine Gedanken flöten gingen, ignorierte ich. Das änderte nichts an meinen Gefühlen zu Nick.
,,Ich hab nur mal so gefragt. Es kann sich ohnehin niemand wirklich vorstellen, dass Hal etwas an dir finden könnte. Er steht auf richtige Mädchen, weißt du. Mädchen wie mich. Und, dass du heimlich mit Hal zusammen bist wird halt nur gemunkelt, nicht, dass ich das auch wirklich geglaubt hatte." Ich drehte mich wieder zu ihr um, die Wut fest unter Kontrolle, und sah mir das Gör genauer an. Sie war vielleicht erst 15 und wagte es so mit mir zu sprechen. Die anderen Anwesenden, schienen plötzlich ebenfalls ziemlich interessiert an unserem Gespräch, da sie unser Gefecht mit geweiteten Augen beobachteten. Nichts neues, dachte ich genervt und beachtete sie nicht weiter.
,,Hör mal zu Barbie, ich habe keine Ahnung was dich dazu verleitet mich so von der Seite her anzulabbern, aber an deiner Stelle würde ich aufpassen, ich hatte einen echt beschissenen Tag und habe keine Lust auf solche dämlichen Anspielungen, wie das Hal nicht gut genug für mich wäre. Und ich meine wovon träumst du bitte Nachts, hast du dich schon mal im Spiegel gesehen? Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest meine Liebe, du bist vielleicht gerade mal erst 15, hast noch keine Titten, keinen Arsch oder Persönlichkeit. Ich weiß ja nicht woher du kommst, aber ich weiß ganz sicher, dass Hal definitiv nicht auf Mädchen wie dich steht. Aber ich will dir deine Hoffnungen nicht nehmen, vielleicht wenn du ein, zwei Jahre wartest, ist alles so wie es sein soll und Hal wird bestimmt ein bisschen Zeit mit dir verbringen, wenn du ihn darum bittest. Aber bitte hör auf mir auf den Geist zu gehen, Dankeschön."
Also bitte ja, ich und nicht gut genug für Hal. Wenn dann jawohl umgekehrt. Die Blondine, die sich perplex die Haare zurückwarf und stotternd zum Wort ansetzten wollte, warf erneut ihre Haare zurück, wirkte dann wieder vollkommen gefasst und fixierte mit einem verliebten Glitzern die Tür.
So, als hätte sie mich komplett vergessen.
,,Ich bin beeindruckt. Das hast du aber echt schön gesagt, Rings. Ist es nicht bemerkenswert wie gut du über mich bescheid weißt? Fast wie eine Stalkerin", entsetzt sah ich ebenfalls zur Tür. Dass ich knallrot anlief, konnte ich nicht verhindern, während ich den grinsenden Typen im Türrahmen lehnen und mich amüsiert betrachten sah.
,,Ach, halt doch die Klappe. Wegen dir glaubt jetzt jeder in der Schule wir hätten eine Affäre! Was soll Nick nur denken, wenn der das erfährt?" Fauchte ich um einen Streit anzufangen, doch er stritt einfach an mir vorbei. Ein empörtes Schnaufen konnte ich mir nicht verkneifen. Das strohblonde Mädchen beobachtete Hal verträumt und das machte mich noch wütender.
Die hatte also echt nicht gecheckt, dass Hal ihr indirekt einen Korb gegeben hat.
Ich sah mich in der Klasse um und erkannte erleichtert, dass sich die zwei Jungen und die Mädchen Kopfhörer in die Ohren gesteckt hatten und uns gar nicht mehr beachteten.
,,Was dein Loverboy über dich denkt, ist mir so ziemlich egal", sagte Hal plötzlich und legte ächzend seine Füße auf den Tisch, was mich vor Wut zum kochen brachte.
,,Ach ja? Dann sag dem gestörten Mädchen dahinten wenigstens, dass wir keine Affäre haben. Und dann kann dir von mir aus auch alles andere egal sein. Danach ignorieren wir uns auf ewig." Meine Augen bohrten sich fordernd in seine, die sich kurz darauf genüsslich schlossen. Er legte die Arme in den Nacken und relaxte. Etwas das er in der Situation einfach nicht tun sollte.
Als ich seinen erhobenen Mundwinkel sah, begriff ich, dass er mich nur provozieren wollte. Fast hätte er es geschafft und mich zum ausrasten gebracht.
Warum tat er das, verdammt noch mal? Es ging hier schließlich auch um ihn!
,,Nun mach schon du Hund!" Und mit dem was danach kam, hatte ich nicht gerechnet. Hal sprang so schnell auf, dass er den Stuhl dabei umriss. Ich erschrak und hatte plötzlich mit einer enormen Angst zu kämpfen, als ich sein wutverzerrtes Gesicht sah.
Er stritt auf mich zu und stütze sich auf den Tisch ab und beugte sich bedrohlich nahe zu mir vor.
,,Nenn mich noch einmal ,Hund' und ich sag dir, du wirst es sowas von bereuen. Und was die Affäre angeht, werde ich mich raushalten und schweigen. Sollen die doch denken was die wollen, es juckt mich nicht."
,,Klar, hatte ich beinahe vergessen, du hast ja auch keine ernsthafte Beziehung die darunter leiden könnte", konterte ich und versuchte mich aufzurichten, um mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
Er grinste komisch. Es gefiel mir noch weniger als wenn er fies grinste.
,,Kleine, du begreifst es nicht, oder? Du bist wie alle anderen Mädchen. Fühl dich nicht besonders, weil du eine ernsthafte Beziehung führst. Die ist nicht echt und das weißt du genauso gut wie ich. Im Gegensatz zu dir und allen anderen falschen Personen auf diesem Planeten, die ihre Partner heimlich verarschen, stehe ich dazu und fang erst gar keine Beziehung an. Ich binde mich nicht, wenn ich weiß, dass ich nicht verliebt bin.", zischte er angewidert und ich fühlte mich komischerweise ertappt.
Konnte er etwa in mein Herz sehen? Es fühlte sich so an als wüsste er wirklich über mich und Nick bescheid.
Ich mochte Nick, ja. Aber von Liebe konnte ich nur teilweise sprechen. Ich schüttelte die Gedanken fort, als mir wieder klar wurde, dass Hal doch genau das wollte. Mich verunsichern.
,,Was soll das heißen? Glaubst du etwa wir sind nicht ineinander verliebt?" Versuchte ich meine und Nicks Romanze zu verteidigen und stand ebenfalls auf.
,,Nein, das glaube ich nicht. Aber es ist egal was ich denke, Kleine. Halte dich doch weiter an deiner Möchtegern Prinzessinnen-Liebesgeschichte fest. Du weißt es ja besser, hab ich nicht Recht?" Er lächelte bösartig und mein Herz schmerzte.
Es schmerzte doll. Ich hatte mit so vielem im Moment zu kämpfen und es kam immer was neues dazu. Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte und ich hatte auch keine Lust, das vor anderen Leuten mit Hal auszudiskutieren.
Es ging ihn ja schließlich auch nichts an, was zwischen mir und Nick lief. Also setzte ich mich wieder hin und schwieg.
,,Ach ja und ich bin nicht 15, sondern 16!" Meldete sich das verblödete Mädel aus der Ecke wieder zu Wort und grinste Hal an. Ich war so derbe genervt von ihr, das ich einfach beschloß, dass es wohl das beste war, gar nicht erst darauf zu antworten und verdrehte nur die Augen, steckte mir die Ohrstöpsel in die Ohren und drehte meine Musik ganz laut auf.
Als die Stunde rum war, lief ich auf den Parkplatz hinaus, auf dem Nick auf mich wartete. Als ich seinen wütenden Gesichtsausdruck sah, erinnerte ich mich prompt daran, dass ich vergessen hatte ihm bescheid zusagen, dass ich noch nachsitzen musste.
,,Tut mir leid, ich hab völlig vergessen dir-"
,,Was läuft da zwischen dir und Hal?"
Oh. Mist. Das hatte ich wohl ebenfalls verdient.
,,Was meinst du?" Ich versuchte Zeit zu schinden um mir zurechtzulegen wie ich ihm die Geschichte am besten erklärte.
,,Tu nicht so. Ich hab die Gespräche mitbekommen, während ich auf dich gewartet habe und mich näher dazu erkundigt. Warum sagen die Leute das? Was hat sie dazu gebracht das zu glauben?"
,,Vertraust mir etwa nicht oder was? Natürlich habe ich keine Affäre mit diesem Widerling." Genau zu diesem Zeitpunkt ging Hal an uns vorbei und grinste mir anzüglich zu. Und ich erkannte zu spät, dass er das mit voller Absicht tat um Nick zu provozieren, vielleicht aber auch einfach mich.
,,Was grinst du meine Freundin so an, du dreckiger Pisser?" Keifte Nick und wandte sich aggressiv von mir ab.
,,Angst, ich könnte dir deine Freundin ausspannen?" Hal ging rückwärts grinsend zu seinem Auto und ließ Nick dabei keinen Moment aus den Augen.
,,Sie würde sich niemals mit so einem Perversen wie dir abgeben", erwiderte Nick und trat auf Hal zu. Seine Hände waren zu Fäusten gespannt.
,,Nick, lass das. Er will dich doch nur provozieren!" Ich hielt ihm am Arm, aber er hörte mir längst nicht mehr zu.
,,Und das glaubst du wirklich? Warum vertraust du ihr dann nicht?" Hal grinste selbstsicher und breitete die Arme aus, als wüsste er, dass er längst gewonnen hatte. Er blieb jetzt sogar stehen. Ich sah mich nach Hilfe um, doch die Schule war wie leer gefegt.
,,Ich vertraue Macy, aber dir vertraue ich nicht." Hal verdrehte nur die Augen, kramte in seiner schwarzen Hosentasche eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. Während er sich eine zündete lehnte er sich gegen eine der Straßenlaternen auf dem Parkplatz.
,,Lass deine Finger von ihr. Sie gehört mir", schmetterte Nick ihm entgegen und machte noch einen Schritt auf Hal zu.
,,Nick, lass es doch endlich. Komm wir gehen. Das ist all das doch gar nicht wert", beteuerte ich und stellte mich vor ihn, doch sein Blick war unerschütterlich auf Hal geheftet. Ich wusste mir nicht zu helfen, ebenso wenig wie ich mit ihm umgehen sollte, jetzt wo er sauer war, denn so kannte ich ihn nicht.
,,Deine Freundin will was von dir Edwards. Muss ich dir etwa immer noch beibringen wie man die Zeichen seiner Chick richtig liest, bevor sie wieder das Weite sucht?", provozierte er und zwinkerte mir allen ernstes zu. Mir war natürlich sofort klar, dass das eine Anspielung auf Nick's Ex Melody war, und es trieb selbst mich zur Weißglut.
Leider auch Nick, der Hal's Wink mit dem Zaunfahl ebensogut verstand.
,,Hal, halt endlich deine verdammte Klappe! Steig endlich in dein Auto und verpiss dich. Lass uns in Ruhe."
,,Aaahh, heute mal wieder kratzbürstig und frostig, ja? Gefällt mir, Kleine." Und das war der Rest der fehlte, um das Fass zum überlaufen zu bringen. Nick stieß mich beiseite und stürmte auf Hal zu.
Ich rannte hinterher, schrie Nick panisch nach, doch er war längst nicht mehr zu stoppen.
Wie wild schwangen seine Fäuste auf Hal nieder, doch dieser wich ihm geschickt aus, fast schon mühelos. Wie damals bei Josh und auf der Party.
Er wusste einfach zu gut wie man kämpfte — oder sich nicht schlagen zulassen. Allerdings hätte er für das was er gerade gesagt hatte, wirklich eins auf die Fresse kriegen sollen. Verdient hätte er es.
Aber Nick's wütende Fuchteleien blieben umsonst. Hal wich immer wieder aus. Er brachte es sogar fertig mitten im Ducken einen gemächlichen Zug an seiner Zigarre zu nehmen. Es war eine solch provokante Geste, die einfach alles verschlimmerte.
,,Nick! Hör endlich auf! Das bringt doch nichts!" brüllte ich erhielt aber keine Reaktion. Und ehe ich mich versah, hatte ich mich an seinen Hals geklammert und: ,,Ich liebe dich, ok!" geschrieen, womit ich mich selbst erschreckte. Das — das war jetzt aber wirklich unbeabsichtigt gewesen.
Wenigstens stoppten die beiden Idioten ihren gefährlichen Eiertanz, um mich anzusehen. Der eine Blick war ungläubig und skeptisch, während der andere unendlich glücklich war und mir das Herz erschwerte.
Macy, was hast du da gerade gesagt?
Ich wusste was ich getan hatte, und es war ein mieser Fehler gewesen den ich nicht mehr ausbaden konnte. Aber ich sah das Ergebnis: Nick ließ von Hal ab und dieser, unterließ endlich die dämlichen Kommentare.
,,Was hast du gerade gesagt?" Fragte Nick mit großen Augen, hob mich vom Boden und wirbelte mich durch die Luft, so unbeschwert als hätte er sich nicht gerade prügeln wollen.
,,Ich liebe dich", flüsterte ich erneut, unkontrolliert ohne, dass ich es hätte verhindern können und fühlte mich umso elendiger.
Ich log. Ich log ihn an. Verdammt und jetzt hatte ich es sogar nochmal gesagt!
Als wäre es nicht ohnehin schon alles völlig am Arsch, begann es über uns auch noch laut zu grollen, ehe ein heftiger Regenschauer auf uns hinunter prasselte.
,,Ich liebe dich auch Macy. So verfluchte Scheiße doll", raunte Nick mir an mein Ohr und küsste mich stürmisch. Ich ließ es geschehen, aber mein Blick suchte dabei wie automatisch den von Hal, der mit dem Kopf schüttelte. Seine nassen pechschwarzen Haare warfen dabei Tropfen hin und her.
Er sah mir jetzt direkt in die Augen, während Nick mich an sich presste, dabei zog er langsam an seiner Zigarette. Sein dunkler Blick war so intensiv, dass mir die Knie zu schlottern begannen und das lag weder an dem Kuss von Nick noch an dem eisigen Regen.
Ich wusste es lag einzig und allein an ihm.
Er sah mich so wissend an, während der Regen seine Gestalt ernässte, so als wüsste er tatsächlich ... aber das war Unsinn! Hal wusste rein gar nichts über mich.
,,Herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe ich werde zu eurer Hochzeit eingeladen", sagte er jetzt leichthin, schmiss die Zigarre auf den Boden und ließ sie vom Platzregen erlöschen.
Ich versuchte ihm erneut ins Gesicht zu sehen, das Verlangen danach ihn anzusehen war übermächtig. Doch die Regentropfen hatten seine Haare vollkommen durchnässt, sodass sie mir wie ein Vorhang die Sicht versperrten.
Bitte Hal dreh dich zu mir, flehte ich in Gedanken. Ich flehte nicht sicher weshalb.
Nick wollte mich wieder herunterlassen, doch ich schlang meine Arme nur fester um seinen Hals und meine Beine um seinen Bauch. Er durfte sich nicht wieder von Hal provozieren zu lassen.
,,Lass dich nicht nochmal provozieren. Wir haben jetzt etwas zu feiern", flüsterte ich ihm zärtlich ins Ohr, während ich zu Hal sah, der sich nachdenklich die Haare zurückwarf und ich schwöre, ich hätte mich dafür selbst erwürgen können.
,,Wie langweilig. Ich zisch. Bis Samstag, Kleine. Ich freue mich schon darauf dich im Bikini zusehen." Diesmal war ich es die erstarrte.
Das hatte er doch nicht etwa gerade wirklich gesagt? Nicks angespannte Schultern bewiesen mir, dass genau das geschehen war.
,,Was hat er gerade gesagt?" Wollte Nick wissen,!" der mich von sich schüttelte.
Oh, Hal war ja so ein Wichser! Zornig wirbelte ich zu ihm herum und warf ihm einen Killerblick zu, aber er würdigte uns keines Blickes mehr.
,,Seine Familie fährt mit meiner in den Urlaub", erklärte ich seufzend. ,,Nichts besonderes, oder etwas weshalb du dich aufregen solltest."
,,Was ... und warum hast du mir das dann nicht vorher erzählt?" Er war vollkommen außer sich. Und ich realisierte langsam selbst wie dämlich mein Ausweichmanöver geklungen hatte.
Mist, ich war ja so neben der Spur.
Hal's durchdringlicher Blick — Konzentrier dich Macy!
,,Weil ich es nicht für wichtig gehalten habe."
,,Nicht für wichtig?" Er lachte spöttisch und blickte angewidert zu mir hinab. ,,Du fährst mit dem Typen in den Urlaub der meine Ex gefickt hat!" Entsetzt über seine Ausdrucksweise wich ich zurück. Dachte er dabei einfach nur an seinen Stolz? Sah er mich nur als jämmerlichen Ersatz für Melody, einen den Hal diesmal nicht bekommen sollte? Hatte er echt so wenig Vertrauen in mich?
Ich wollte einfach nur noch weg.
Es war mir egal, dass es in Stürmen regnete, ich musste von diesen Mistkerlen loskommen. Und so lief ich davon, und war in wenigen Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässt.
,,Macy... Warte ich hab es nicht so gemeint..."
Nick versuchte mich an der Schulter aufzuhalten, doch ich schüttelte seine Hand bestimmt ab und setzte meinen Weg zur Bushaltestelle fort.
,,Macy!" Rief er verzweifelt.
,,Lass es. Ich gehe alleine nachhause", fachte ich zurück und setzte mich schließlich auf die nasse Bank an der Haltestelle. Wenig später sah ich Nick's Auto an mir vorbeifahren und war noch nicht mal wirklich wütend darüber, dass er sich nicht nochmal erkundigte, ob ich nicht doch noch mitfahren wollte. Ich warf den Kopf zurück, lehnte ihn gegen die Scheibe und schloss die Augen.
Ich war nicht mal wütend darüber, dass er mich im Regen hier sitzenließ, denn ich brauchte gerade wirklich Abstand, um über uns nachzudenken.
Der Motor von Hal's YAHAMA ließ mich die Augen öffnen und mit rotgeränderten Augen sah ich mit an wie auch er an mir vorbeiraste.
Vollkommen allein.
Das war es was ich war.
In der halben Stunde die ich auf den Bus warten musste, lauschte ich den Klängen des Regens und schlang mir bibbernd die nasse Jacke enger um den Körper. Es war sterbenskalt.
Plötzlich mischte sich ein anderes Geräusch unter den sanften Tönen des Regens und mit einemmal hielt Hal's Motorrad direkt vor mir an.
,,Was willst du?" Fragte ich genervt, bemüht nicht vor Unglauben aufzuspringen. Ich senkte den Blick wieder und mied es Hal anzusehen, als er abstieg.
,,Steig auf", befahl er und ich hätte mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckt.
,,Pf."
,,Steig auf, habe ich gesagt. Ich fahr dich nachhause." wiederholte er, aber auch wenn ich seiner Bitte nur zu gern sofort nachgekommen wäre, war ich noch längst nicht so bescheuert es auch wirklich zu tun. ,,Ich fahr nicht mit dir mit! Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein. Alles was gerade passiert ist ist wieder nur deine Schuld gewesen! Warum tust du mir das alles eigentlich an? Warum lässt du mich nicht in Ruhe und mischt dich immer wieder in mein Leben ein?" Die Tränen kamen ohne, dass ich es verhindern konnte. Wutschnaubend wandte ich mich wieder von ihm ab.
Doofe Tränen, sucht euch einen anderen Zeitpunkt. Ich blinzelte tausendmal, um sie zu vertreiben, aber sie wollten nicht verschwinden.
,,Warum heulst du denn jetzt? Ich habe deinem Freund lediglich die Wahrheit gesagt. Keine Ahnung warum du daraus ein Geheimnis machen musstest. Ich habe ihm jedenfalls nie etwas vorgelogen", erklärte er bestimmt und seine goldenen Augen funkelten hart. Und das blöde war: er hatte auch noch Recht. Er hatte verdammt nochmal Recht damit!
Und ich war jämmerlich am heulen.
Der Regen wütete und heulte und nahm keine Rücksicht auf meine ohnehin schon miese Laune.
,,Ich heule gar nicht! Ausserdem rechtfertigt es nicht, dass du es ihm gesagt hast! Schon gar nicht die respektlose Art wie du es getan hast! Aber das ist dir natürlich völlig egal. Hauptsache du kannst ihn mit irgendwas provozieren und uns auf die Nerven gehen."
,,Woher soll ich denn wissen, dass dein Freund aus Eifersucht wie ein Geisteskranker um sich schlagen wird. Und ich mich in dein Leben einmischen? Ich bitte dich. Du mischt dich in meines ein. Du hast dich mit meiner Schwester angefreundet, gammelst tagtäglich bei ihr herum, sodass ich deine Visage jeden Tag ertragen muss. Du hast dich mit meinem Freund angefreundet und du bist gestern zu mir gekommen, erinnerst du dich? Du hast mich und meine Freunde beschuldigt wir hätten Josh etwas angetan, dabei hatte er alles selbst zu verschulden. Ich hoffe es geht in deine Birne, dass du immer auf mich zukamst. Also Kleine, überleg bevor du mit Vorwürfen um dich schmeißt", zischte er und seine Augen spuckten Feuer, dass mich sofort versengte.
Den Atem haltend unterdrückte ich es ihm gegen die Brust zu schlagen. Wieder hatte er mich hingestellt als wäre ich die Dumme. Einwenig schämte ich mich sogar, obwohl ich genau wusste, dass er sich alles so zurechtlegte wie es ihm passte, damit er wieder gut da stand. So wie er das sah, war ich eine dämliche Stalkerin.
,,Außerdem solltest du mal deine Jungs in den Griff kriegen. Ist nicht das erste Mal, dass sie grundlos ausrasten." Die Ironie in seiner Stimme entging mir nicht, aber ich entschloss mich, gar nicht erst darauf einzugehen.
,,Okay. Da du ja jetzt fertig bist, kannst du auch dann wieder gehen. Ich werde dich ab jetzt nicht mehr belästigen und nie wieder ein Wort mit dir sprechen oder dich auch nur ansehen." Ich hatte mich schon abgewandt, als er nochmal das Wort an mich richtete.
,,Gut, einverstanden. Aber erst nachdem ich dich nachhause gefahren habe. Steig also endlich auf." Er hielt mir seinen Helm hin und bedachte mich mit dem durchdringlichen Blick bei dem man ihm bloß nichts ausschlagen sollte.
,,Warum bist du überhaupt zurückgekommen?" fragte ich beleidigt und sah wie er den Kopf schüttelte. ,,Noch so eine dämliche Frage." Ich gab ihm einen Killerblick. ,,Du bist klatschnass und der Bus kommt sonst wann. Und jetzt halt endlich die Klappe und komm!" Ich verkniff mir ein Schmunzeln.
,,Aber nur, wenn wir einen Packt schließen. Wir werden uns künftig aus dem Weg gehen. Wir tun so als wären wir Fremde, ok?"
Ich wollte das umbedingt. Ich wusste nämlich nur zu gut, wie anziehend ich diesen Blödmann fand.
Trotz allem. Trotz des Hasses den ich ihm gegenüber empfand, der immer nebensächlicher wurde, obwohl er so gemein war.
Trotz Nick, trotz allem was wegen ihm geschehen war, war und blieb Hal einfach hinreißend. Und es war ein Fehler das mir überhaupt einzugestehen.
,,Warum übertreibst du immer so?" Fragte er jetzt genervt stöhnend. Als er jedoch meinen Blick sah, seufzte er ergeben.
,,Ich schlag ein, Kleine. Und jetzt komm endlich. Deine Zähne klappern so doll, dass es mich nicht wundert wenn sie gleich rausfallen."
,,Nagut. Und hör endlich auf mich Kleine zu nennen!"
,,Dir gefällt das doch. Gib's zu." Er grinste bloß, als ich ihm mit einem wütenden Schnaufen den Helm entriss.
,,Nein, es gefällt mir nicht." Ich stieg aufs Motorrad. Und ignorierte den Fakt, dass es mir sogar sehr gefiel, aber das würde ich niemals zugeben.
Bedacht Hal nicht mehr als nötig zu berühren, hielt ich mich an den Griffen des Sitzes fest, doch nach einiger Zeit hielt er am Straßenrand, legte mir wortlos meine Hände auf seinen Bauch und fuhr wieder in den Regen hinaus.
Ich biss mir heftig auf die Lippen, als mir klar wurde, dass sein nasses Shirt an ihm klebte wie eine zweite Haut und es sich so anfühlte, als würde sein Shirt garnicht existieren. Ich fühlte die festen Muskeln unter meinen Händen, die sich bei jedem Atemzug aufpumpten und wieder entspannten. Selbst das wohlwollende Kribbeln blieb nicht aus.
Wenig später war ich aber ziemlich dankbar darüber, dass er es getan hatte, denn die Straßen waren sehr rutschig.
Als Hal vor meinem Haus hielt, entdeckte ich das Auto von Nick sofort und ihn gleich darauf höchstpersönlich.
Sofort löste ich mich von Hal und seinem Sixpack.
Oh kacke, dachte ich als ich sah, wie sehr Nick sich zusammennahm, nichts darauf zu erwidern.
,,Was tust du hier?" Zum Glück würden meine Eltern erst am Abend zurückkommen.
,,Ich hatte ein schlechtes Gewissen und wollte nicht, dass wir im Streit in die Ferien gehen. Aber schön zu wissen, dass du dich nicht von mir fahren lässt, sondern von ihm", sagte er und deutete vage auf Hal, der sein Motorrad gerade in seine Garage fuhr.
,,Beruhig dich Nick. Ich und Hal werden nie wieder miteinander reden. Den gesamten Urlaub lang, werde ich ihn ignorieren und er mich. Und damit auch er sich daran hält musste ich mich von ihm nachhause fahren lassen", erklärte ich und stieß auf nur wenig Verständnis. Doch letztlich schien er sich wieder zu entspannen. Als er mich dann bitterlich zittern sah, seufzte er entschuldigend auf und schloss mich in seine Arme.
,,Es tut mir leid Macy. Ich hab mich wie ein Trottel benommen, oder?" Das fand ich so unendlich süß, dass ich ihn noch fester an mich presste.
,,Ein wenig. Aber ist schon in Ordnung. Ich weiß wie sehr Hal einen aufregen kann." Auch ich schlang meine Arme um seine Hüften und küsste ihn auf die Wange.
,,Komm doch mit rein. Ich muss zwar meinen Koffer packen, aber du kannst ja trotzdem bleiben." Er nickte mit einem letzten feinseligen Blick in Hal's Richtung, bevor wir gemeinsam in mein Zimmer hochgingen.
,,Es riecht hier so gut nach dir." Nick schnupperte tief in die Luft, als er eintrat.
,,Setzt dich auf mein Bett, du kannst auch den Fernseher einschalten wenn du willst."
,,Gerne. Hast du Hunger?"
,,Ja, aber meine Eltern kommen erst heute Abend. Hast du denn Hunger?"
,,Ja."
,,Ähm, wollen wir uns sonst etwas kochen?"
,,Klar, klingt gut."

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