¥ Chapter 45: Du gehörst mir ¥

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{{ Ich liebe dich nicht. }}

,,Hal?", rief ich verzweifelt über den Parkplatz, während ich jeden Winkel mit den Augen nach seinem Auto absuchte. Doch ich konnte weder ihn, noch das Auto irgendwo entdecken.
Gerade, als ich mich auf den Boden legen und somit endgültig aufgeben wollte, jaulte ein rasender Motor auf, der nur so klingen konnte wie Hal's Aston Martin.
Mein Puls raste und mein Herz pochte gefährlich doll gegen meine Brust als ich blind vor Verzweiflung vor seinen Wagen sprang. Hal bremste scharf und ich hielt mit hämmernden Herzen die Luft an, denn er hatte mich nur knapp verfehlt. Als mich etwas warmes an der Wange juckte und ich mit den Fingern danach tastete, fühlte ich das Nass an ihnen und bemerkte erst dann, dass ich weinte. Es war immerhin kein Blut. Ich schluckte. Trotzdem war ich so eine jämmerliche unausstehliche Heulsuse wenn es um Hal ging, dachte ich wütend über mich selbst und musste gleich erneut aufschluchzen.
,,Hal!", schrie ich jetzt nachdrücklich und lief um das Auto herum zur Fahrerseite, wo ich wild gegen die Scheibe klopfte.
,,Bist du noch ganz bei Sinnen?", brüllte Hal aus dem nun offenen Fenster.
,,Komm raus!", brüllte ich zurück, riss die Beifahrertür auf und starrte ihn aus wässernden Augen an. Es tat sogar weh ihn nur anzusehen.
,,Warum bist du abgehauen? Was soll all das schon wieder?" Ich war nicht nur traurig, nein, sondern auch unheimlich zornig. Ich hatte keine Lust mehr auf so einen Kindermist. Ich dachte, sowas hätten wir mittlerweile hinter uns. Doch bevor ich richtig realisierte was passierte, wurde ich von Hal ins Auto gezogen, auf den Beifahrersitz gestoßen und ehe ich richtig saß, fuhr er los.
,,Hal, was zum", gleich nachdem ich den Gurt befestigt hatte, flog ich auch schon gegen die Tür und verschluckte das Ende des Satzes.
,,Hal was, soll das?!" Was war bloß in ihn gefahren? Wollte er mich umbringen?
,,WARUM ZUM TEUFEL BIST DU MIR NACHGELAUFEN?", schrie er statt einer Antwort und erst als ich ihn fassungslos anstarrte, sah ich die Schweißperlen auf seiner Stirn. Ich hatte Hal noch nie so nervös gesehen. Was war nur los?
,,Hey, kein Grund mich so anzuschreien! Ich dachte du wärst sauer auf mich, weil ich dich nicht küssen wollte und Nick", ich stockte. Verlegen geworden blickte ich auf meine Hände hinab die mit dem Saum meines Kleides spielten.
,,Wie naiv bist du eigentlich? Denkst du ermsthaft, dass ich wegen so einer Kacke sauer wäre?!", fuhr er mich an und ich verstand nur noch Bahnhof. Was war denn dann sein Problem? Und weshalb fuhr er wie ein irrer durch die Gegend? Immer mehr Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Das war der Moment in dem ich in Panik geriet.
,,Hal hör auf so gemein zu sein, ok? Wenn du deswegen nicht so komisch bist, weswegen denn dann? Und fahr bitte langsamer Hal du bringst uns noch um!"
,,AHHHHH!" Brüllte er unkontrolliert, schlug auf das Lenkrad und ich zuckte zusammen als er daraufhin immer wieder nervös in den Rückspiegel schaute, als würde er erwarten das jede Sekunde ein LKW auftauchen und uns rammen.
,,Ich bin sauer WEIL DU IN MEINEM VERFICKTEN AUTO SITZT, obwohl du nicht hier sein solltest." Schrie er aggressiv und drehte sich immer wieder nach hinten um.
,,Ich wusste es war ein Fehler, ich wusste ich hätte das mit uns nicht zulassen dürfen.", sagte er plötzlich und dann war es um mich geschehen. Das hatte gesessen, und zwar so richtig heftig.
Seine Worte waren wie vergiftete Pfeile, jedes einzelne traf mich direkt in ins Herz.
,,Halt an." Hal's Killerblick traf mich direkt ins Herz, aber ich starrte nach geradeaus, versuchte mich zu beruhigen, denn ich konnte kaum mehr richtig atmen.
,,HALT ENDLICH AN!" Schrie ich jetzt, aber Hal machte nicht mal Anstalten auf mich zuhören und fuhr einfach weiter. Wenn nicht sogar noch schneller.
,,Ich werde nicht anhalten! Sonst sind wir BEIDE tot!" Fauchte er sobald ich mich wiederholte und raste in Richtung Wald. Was hatte er nur vor, verdammt nochmal?
,,Was soll das bitte bedeuten?" In meinem Kopf drehte sich alles und mir stieg die Hitze in die Wangen.
,,Das bedeutet, dass wir sterben werden sollte ich anhalten und halt jetzt endlich die Klappe!" Sein forscher Ton ließ mir gar keine andere Wahl. Ausserdem war ich viel zu verwirrt um ihm zu widersprechen.
,,Wo fährst du hin?" Ich erhielt keine Antwort. Er war auf die Straße konzentriert und in Gedanken weswegen ich wie befohlen die Klappe hielt. Hal verlor sein Tempo nicht und nun sah auch ich aus dem Fenster und in den Seitenspiegel. Und was ich sah gefiel mir ganz und gar nicht:
Drei schwarze Autos waren uns dicht auf dem Fersen und schienen kein anderes Ziel zu verfolgen als Hal einzuholen. Mit Hal's Blick der immer wieder zwischen den Autos und der Straße hin und her glitt, war ich mir mehr als sicher; Wir wurden verfolgt und Hal schien sich ebenso klar wie ich darüber zusein, dass sie nicht einfach nur reden wollten.
Aber wer waren die Typen und wann hatte Hal sie bemerkt? Etwa in der Aula? War er deshalb so angespannt gewesen? Nicht etwa wegen der Küsse die ich ihm nicht geben wollte? Trotz der brenzligen Situation brachte ich es fertig mich für meine Annahme in Grund und Boden zu schämen.
,,Ich brauche euch, so schnell es geht. Ich fahre nach Ritorsmoor um meine Verfolger abzuhängen. Ich hab das beschissene Problem, dass Macy mit mir im Auto sitzt und alles was ich bei mir habe eine jämmerliche Handgranate und zwei Waffen sind." Ich wusste nicht mit wem er telefonierte, aber er klang ziemlich angepisst. Sobald Hal auflegte, raste er immer tiefer in einen Wald hinein. Von der Straße war er längst abgekommen und steuerte zwischen Bäume und Gestrüpp hindurch. Haufenweise Hügel stellten sich uns in den Weg, ehe er aus dem Wald in eine Lichtung kam und plötzlich einfach anhielt. Aber ich erkannte bald, dass genau das nicht seine Absicht gewesen war. Er fluchte ununterbrochen und gab Gas doch der Wagen blieb wo er war. Reifen quietschten, aber es geschah immer noch nichts, während ich immer mehr in Panik geriet.
Scheiße, scheiße, dass konnte doch alles wieder nicht wahr sein!
Hal ließ nicht vom Gas ab während er an mir vorbei und in einer unfassbaren Schnelligkeit in das Handfach vor meinen Knien griff und sich eine Waffe schnappte. Danach fasste er unter seinen eigenen Sitz und holte das besagte Maschinengewehr hervor und lud es auf. Ich sah ihm nur voller Angst zu, unfähig irgendwas nützliches zu tun. Und sobald mir klar wurde, was er vorhatte, schlug ich mir vor blankem Entsetzten die Hände vor dem Mund. Er wollte sich alleine gegen unsere Gegner wehren!
,,Ich werde gleich bis drei zählen, Kleine und du wirst immer nach geradeaus in den Wald reinlaufen, bis du an einem kleinen Haus ankommst. Dort befinden sich Waffen unter einer Diele, sowie Vorräte und ein Telefon, mit dem du einen Anruf tätigen kannst. Hörst du? Ich will, dass du die Tür verschließt und nur öffnest, wenn ein bestimmtes Klopfzeichen ertönt. Das hier-", Hal ratterte alles herunter und ich versuchte ihm so gut ich konnte zu folgen und unter Hysterie nicht in Tränen auszubrechen, nachdem ich die Jeeps und ein Transporter im Rückspiegel sichtete. Hal klopfte einige Male auf das Armaturenbrett und versuchte mir das Klopfzeichen beizubringen, während er sich den Gurt des Maschinengewehrs umlegte.
,,Und wehe du scheust dich diese zu benutzen!" Hal warf mir die kleine Waffe auf den Schoss und ich starrte voller Entsetzten auf das schwarze Ding zwischen meinen Beinen. Ach du heiliger...
,,Und denk immer daran, was du mir versprochen hast! Du wirst mich vergessen und alles was du weißt. Ich meins ernst, das hier ist kein Witz." Sein Blick war so Ernst, so wahrhaftig und ausdrucksstark wie niemals zuvor. Er schwitzte, seine Augen leuchteten in einem Gold wie ich es noch nie gesehen hatte und sein schwarzes Shirt, dass er sich nach dem Tanzen übergeworfen hatte, klebte an seiner Brust wie eine zweite Haut. Nicht nach drei Stunden Tanzen hatte er so geschwitzt wie jetzt.
,,Hal ich liebe dich." Und das war der Moment indem ich erbarmungslos begann zu weinen. Ich konnte nicht anders.
,,Kleine, ich hasse mich dafür, dich hier mit reingezogen zu haben und du sollst wissen, dass es mir leid tut. Einfach alles. Aber das was ich dir jetzt sage ist überlebenswichtig. Du wirst bei drei loslaufen. Ich werde ein Feuer eröffnen, dass es dir ermöglicht zu flüchten und dich in Sicherheit zu bringen, das ist das Mindeste was ich tun kann, um das alles wieder gut zumachen."
Nein! wollte ich schreien aber es kam kein Ton heraus. Die Tränen schienen mich zu ersticken.
,,Hal ich will bei dir bleiben." Flehte ich nachdem ich mir fast die Seele aus dem Hals gehustet hatte und wischte mir das kalte Nass aus dem Gesicht.
,,Nein! So darfst du nicht mal im Traum denken! Ich bin kein Held oder so eine Kacke, ok? Hör auf zu flennen und lauf bei drei los! Es wird dich jemand holen kommen, das verspreche ich dir und jetzt mach dich bereit. Es ist das beste für dich, wenn wir uns hier trennen." Hal erstarrte kurz. Ich nutze die Chance um mich an seinen Arm zu klammern.
,,Hal bitte lass mich bei dir bleiben!" Ich konnte mich nicht von ihm lösen. Ich konnte ihn einfach nicht allein lassen.
,,Erfülle mir nur diesen einen verschissenen Wunsch! Du darfst nicht zurückschauen und auch nicht stehenbleiben, mehr ist es nicht! Hör auf diese Nummer hier abzuziehen, das ist nicht irgendein Spiel, es geht um dein Leben!" Und noch bevor ich etwas erwidern konnte, startete Hal den Countdown.
,,3..."
Ich machte mich bereit und nahm ein letztes Mal bebend Luft ein, griff nach dem schwarzen schweren Metall in meiner Hand und sah zu Hal.
,,2.."
Ich küsste ihn mit all der Liebe die ich aufbringen konnte auf die Wange.
,,1.."
Ich sprang aus dem Auto und tat wie mir geheißen.
Ich sprintete los und weinte, ich rannte und heulte und konnte nicht aufhören. Hinter mir waren grausame Geräusche zu hören.
Schüsse, Zerspringendes Glas, das dumpfe Geräusch von mehreren Fäusten auf Haut und das quälende Röcheln von einem Menschen der grausam erstickt wurde. Das alles dröhnte mir in kaum auszuhaltender Lautstärke an die Ohren und ich starb fast vor Sorge um Hal. Und dann geschah es: ich musste einfach zurückschauen. Aber bevor ich sehen konnte wie es um Hal stand wurde meine Aufmerksamkeit auf den ganz in schwarz gekleideten Mann gelenkt, der mit einem schwarzen Tuch um den Mund und einer Waffe um die Schulter hinter mir her sprintete.
Ich drehte mich wieder um und gab Vollgas. Ich konnte einfach nicht riskieren geschnappt zu werden, nachdem ich Hal so viel versprochen hatte. Ich wusste nicht, warum sie Hal verfolgten, was er ihnen getan hatte, aber ich wusste, dass es mit seinen illegalen Geschäften zutun hatte. Mit dem Hal, der er war, wenn er nicht zur Schule ging, oder zuhause saß oder mit seinen Eltern im Restaurant zu Abend aß. Nachdem ich endlich von der Lichtung runterkam und wieder in den Wald, konnte ich nicht anders und dachte an Marlon. Die Schmerzen die ich verspürt hatte, das dumpfe Zittern welches kurz danach eintrat, nachdem er mich hat fallen lassen. Und ich stolperte. Alles würde wieder von vorne beginnen, wenn er mich kriegte, dachte ich während ich den Sturz überstand, mich aufrappelte und weiterlief. Als ich endlich im Wald war, die Dunkelheit sich über meine Haut legte und den Blick zur Sonne durch die Bäume verhindert wurde, fiel es mir immer schwerer noch weiter zu rennen. Mit jedem Schritt wurde mir bewusst, dass ich Hal einfach im Stich ließ und zugelassen hatte, dass er sein Leben in Gefahr brachte, damit er meines retten konnte. Ich sah noch einmal zurück und erkannte erstaunt, dass ich nicht länger verfolgt wurde. Wenigstens musste ich so diese Pistole in meiner Rechten nicht benutzten. Als ich wieder nach vorne schaute, erkannte ich das kleine Holzhaus in unmittelbarer Nähe, welches fast von Sträuchern und Bäumen eingeschlossen war und entschied, dass ich reingehen und das Telefon nutzen würde um die Polizei darüber zu informieren, was hier abging. Ich wusste zwar nicht wo wir waren, aber die mussten uns doch irgendwie orten können, weswegen ich meine gesamte Hoffnung in diesen Anruf steckte. Ich hatte nämlich weder Ahnung wie es Hal ging, noch wusste ich, ob er überhaupt noch am Leben war oder noch dort wo ich ihn zurückgelassen hatte. Nachdem ich in aller Eile die Tür des Hauses aufgebrochen und mir den Arm dabei leicht aufgeschlitzt hatte, warf ich die Waffe auf einen staubigen Stuhl mit Kissen und suchte nach einer lockeren Holzdiele, die ich leider nirgends finden konnte. Ich konnte fast körperlich spüren, wie die Zeit rannte und mit jeder Sekunde die ich länger suchte und verschwendete, Hal's Leben noch mehr in Gefahr brachte. Das Haus war klein und heruntergekommen, es war staubig und von Kellerassen besetzt die ich mit einem angewiderten Schnalzen mit der Hand beiseite schob um das Holz unter ihnen genauer zu inspizieren.
Ich hatte nicht mal Zeit, mich angeekelt vor den Viechern zu schütteln, denn ich musste diese bescheuerte Diele mit dem Telefon finden. Nach einigen Minuten fing ich an zu fluchen, denn es gab immer noch keine Spur von dem blöden Stück Holz das meine und Hal's einzige Rettung versprach. Ich wollte mich gerade verzweifelt zu Boden werfen, als ich etwas in meinem Augenwinkel aufblitzen sah.
Die Diele!
Das Licht hatte das flüssige etwas das sie umgab aufglitzern lassen!
Ich lief in die Küche und suchte nach einem spitzen Gegenstand und fand in einer Schublade ein scharfes Messer, welches ich mir schnappte. Mit ihm hob ich das Holzbrett problemlos aus und erhielt so Zugriff auf das Geheimversteck.
Ja! Alles befand sich an Ort und Stelle! Ich schnappte mir das veraltete Prepaidhandy und schaltete es an.
Ich hatte es geschafft! Jetzt würde alles wieder gut werden.
Gerade als ich die Nummer der Polizei wählen wollte ertönte hinter mir ein Räuspern und ich kreischte erschrocken auf.
Nein!
,,Du legst sofort das Handy weg, oder ich muss dir wohl unter Übel wehtun." Ich hielt das Handy von mir weg und drehte mich vorsichtig um, um mich zu vergewissern ob die Stimme tatsächlich dem gehörte von der ich dachte das sie ihm gehörte.
Als ich aufsah und in die grünen Augen blickte in die ich schon so oft gesehen hatte, schwante mir böses.
Und zwar von der allerschlimmsten Sorte.
Voller Angst sackte mein Magen in sich zusammen und mein Gesicht verlor alle Farbe. Nick trat aus dem Schatten in die Sonne und blieb vor mir stehen, sodass ich ihn und sein kaltes gefährliches Grinsen sehen konnte. Was.zum.Teufel.ging.hier.vor?!
,,Nick was tust du hier? Steckst du etwa hinter alldem?" Wollte ich ungläubig wissen und sah von dem wahnsinnigen Funkeln in seinen Augen, in den Lauf der Waffe die er mir nun vor das Gesicht hielt und schluckte kräftig, als ich das Klicken der Entsicherung vernahm.
,,Endlich hast du es begriffen!" Das kehlige Lachen das durch das alte Haus hallte, bereitete mir Schauder über den Rücken. Ich wich erschrocken zurück als ich sah wie ernst er gerade war.
,,Warum?" Das war die einzige Frage die mir einfiel.
Die einzige Frage die mir die Antworten liefern konnte, die ich brauchte um das alles zu verstehen und die mir etwas Zeit gab um nachzudenken wie ich mein Leben retten konnte.
,,Ach, wo soll ich nur anfangen? Vielleicht weil ich einfach nicht der bin für den du mich hältst?" Sagte er unbekümmert und wagte es sogar lässig mit der Schulter zu zucken, während er immer näher an mich herantrat. Ich betrachtete ihn nur angewidert und voller Ekel und wich vor ihm und der Waffe zurück. Dabei betrachtete ich das Messer hinter ihm. Es war zu weit weg. Weshalb hatte ich es nur so weit weg geworfen?
,,Was hast du mit Hal gemacht?" Diese Frage schien ihn richtig wütend zu machen, denn jetzt ließ er die Knarre in Windeseile runter, stürmte auf mich zu und packte mich am Hals nur um im nächsten Moment gefährlich zu zu drücken.
,,Wenn ich dich nicht schätzen würde wäre diese Frage spätestens jetzt dein Todesurteil gewesen!" Zischte er mir ins Gesicht und starrte mich mit seinen glasigen Augen an, dann warf er mich zu Boden und blickte kalt zu mir hinab.
,,Ich habe dich lieben gelernt, Macy." Sein krankes Lächeln verwandelte sich in eine wütende Fratze und ich erkannte ihn kaum wieder.
,,Ich weiß alles von dir und Hal. Ich habe gewartet, bis du mir deinen Betrug gestehst, damit ich vielleicht etwas Erbarmen mit dir habe wenn mein Plan aufgeht der Hal in meine Arme treiben würde, aber du hattest es nie vorgehabt und da habe ich mir etwas überlegt. Wieso aufregen, wenn es noch effektiver geht?" Sein Lächeln kehrte wieder zurück und er kam mir immer näher. Ich krabbelte ängstlich auf Händen und Füßen rückwärts bis ich gegen die Wand stieß. Ich sah mich blitzschnell im Raum um, doch es gab keine Fluchtmöglichkeit ausser die Tür hinter ihm. Ausserdem bezweifelte ich mich bewegen zu können, ich musste das alles erst verdauen.
,,Wenn du nur wüsstest, wer dein toller Hal in Wirklichkeit ist, hättest du dich niemals auf ihn eingelassen, Macy, das schwöre ich bei meinem Tod." Er begann zu lachen und schwang die Knarre dabei gefährlich hin und her. Er sah, dass ich bei jedem Mal das der Lauf in meine Richtung zeigte zusammenzuckte und es schien ihn zu belustigen.
,,Oh, du bist so süß wenn du Angst hast. Ich liebe es sie in deinen Augen glitzern zu sehen. Fast so sehr wie deine Lippen zu küssen." Er beugte sich zu mir runter und der Schatten verdunkelte sein Gesicht. Er sah aus wie ein Monster, wie ein Dämon der es auf mich abgesehen hatte.
,,Hal ist das Böse in Person, ein Mörder der schlimmsten Sorte." Ich spuckte neben ihm aus. Fast brachte er mich dazu spöttisch aufzulachen. Er sollte es nicht wagen Hal in dem Dreck zu ziehen wenn er das größte Stück Müll war, das ich kannte.
,,Du willst mir also etwas vom Bösen in Person und Morden erzählen, ja? Du bist nicht besser, du bist ein Betrüger und ein Stalker! Wag es ja nicht noch einmal so etwas über Hal zusagen!", schrie ich ihm ins Gesicht, obwohl sich mein Brustkorb vor Angst schmerzlich zusammenzog. Und ich bereute es sofort, denn Nick's Grinsen verwandelte sich in eine hassverzerrte Fratze und dann schlug er zu. Meine Wange brannte höllisch und ich tastete nach meiner Lippe die bei dem Schlag aufgeplatzt war.
,,Ich wage es über ihn zusprechen wie ich will! Und du hörst auf diesen Dreck zu verteidigen! Er ist nicht hier und das wird er auch niemals, denn er wird sterben. Heute werden seine letzten Stunden schlagen. Und du gehörst mir, ob du willst oder nicht!" Mir war klar, dass er mit seiner Geduld am Ende war, denn er schüttelte mich gewaltsam und so heftig, dass mein Kopf unkontrolliert hin und her flog und immer doller schmerzte.
,,DU GEHÖRST MIR ALLEIN!" Brüllte er jetzt und streichelte kurz darauf meine Wange mit dem Lauf der Pistole, wobei seine Augen wahnsinnig aufglänzten. Er war wieder sanfter, aber deshalb wog ich mich längst noch nicht in Sicherheit. Ich presste meinen Kopf gegen die Wand um ihm zu entkommen, doch er hatte andere Pläne. Er streckte seine Hand nach meinem Kinn aus und drückte so doll zu, dass mir die Tränen in die Augen stiegen, dann drehte er meinen Kopf zu sich, sodass ich ihn ansehen musste.
,,Du bist so unglaublich schön, Macy, ist dir das eigentlich bewusst?" Für einen Moment war er wieder der alte Nick, den den ich so gemocht hatte, der Nick der mir nichts vorgemacht hatte, wie ich zumindest geglaubt hatte. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein. Angewidert auch vor mich selbst, entriss ich ihm gewaltsam mein Gesicht und rieb mir die schmerzenden Wangen.
Wie konnte ich für eine Sekunde lang nur vergessen was für ein Widerling er war und was er Hal angetan hatte? Nick ließ sich meinen Rückzug vor ihm nicht gefallen und von einer Sekunde auf die nächste wechselte sein Gesicht wieder von sanft zu hart und leer. Seine Augen wurden wieder gläsern, er legte die Waffe ab und zerdrückte mir den Hals, was mich zum aufjaulen brachte. Ich versuchte gegen ihn anzukämpfen, schlug gegen seinen festen Griff, aber er war einfach zu stark. Ich röchelte, doch er sah mir nur reglos zu, wie ich um Luft kämpfte.
Bis ein Klicken hinter uns ertönte, welches Nick in aller Ruhe die Mundwinkel noch oben verziehen ließ. Wie ein geistesgestörter verzog er den Mund zu einem Lächeln, als wäre das alles nur ein Spiel.
,,Entweder du lässt deine dreckigen Pfoten von ihr oder ich muss sie dir wegschießen.", ertönte es danach hinter Nick's Rücken, wobei sich alles in mir vor Erleichterung entspannte. Ich atmete erleichtert auf und hielt mir meine Hand auf das vor Freude und Erleichterung pochendes Herz und mit der anderen den Hals. Wenn diese Situation nicht so gefährlich und abartig gewesen wäre, wäre ich Hal kreischend und unter Tränen in die Arme gefallen. Ich war so unendlich glücklich darüber, dass er wohlauf war.
,,Ahhhh Dalton, dich kann man auch nicht für eine Minute ruhigstellen, hm?" Nick stand auf und löste sich dabei von mir mit einem gemeinen Schubser gegen's Kinn.
,,Denkst du wirklich, dass ich mich von so ein Paar mickrigen Typen aufhalten lasse? Ich dachte nach zehn Jahren würdest du mich besser kennen. Aber du lernst nie dazu habe ich nicht recht? Du musst dir schon mehr Mühe geben um mich loszuwerden. Und jetzt trete von Macy weg, oder ich blase dir deine hässliche Fresse aus dem Gesicht, die Wahl überlasse ich ganz dir." Ich hörte die Wut in Hal's Stimme und ich konnte gar nicht sagen wie erleichtert und froh ich war, seine Stimme zu hören.
Nick der das sah, verging augenblicklich das Grinsen und er starrte ausdruckslos in mein Gesicht.
Oh nein ...
,,Ich entscheide mich für weder noch." Er fuhr erneut zu Hal herum. ,,Wenn du mir etwas antust-" Er griff in Lichtgeschwindigkeit in seine Tasche und zückte einen kleinen schwarzen Kasten mit einem dunklen grünen Knopf und einem weiteren kleinen der gefährlich blinkte. Es sah aus wie die Fernbedienung zum zünden einer Bombe. Nein ... das konnte doch unmöglich sein Ernst sein.
,,Wird Macy ein grausames Schicksal erwarten, Dalton. Mit nur einem Klick auf diesen Knopf hier, werde ich ihr Haus in die Luft sprengen. Gleichzeitig werde ich einen gesamten Trupp auf ihre Eltern ansetzten die ihrer Familie auflauert. Und damit das Ganze gleich noch witziger wird, hab ich entschieden, das deiner Familie genau das selbe Schicksal erleiden soll." Ich schnappte erschrocken nach Luft. Das war zu viel, dass war eindeutig zu viel, alles vor meinen Augen begann zu verschwimmen. Meine Schultern sackten kraftlos in sich zusammen. Ich wusste wir hatten verloren. Hal's Augen weiteten sich entsetzt, denn auch er verstand, dass wir verloren hatten.
,,Ich habe Spuren hinterlassen, die einen glauben lassen, dass ihr hinter alldem steckt. In jedem eurer Zimmer, befinden sich hübsche Hinweise auf deine Aktivitäten im Moss Side Viertel, Hal. Deine Machenschaften werden aufgedeckt und deine Jungs verlieren alles. Zudem finden sich dort kleine Tipps zu eurer Romanze. Alle werden glauben, ihr wolltet gemeinsam durchbrennen nachdem ihr das Geld eurer Eltern auf grausamste Weise eingesackt habt. Vielleicht wird man auch denken, dass du Macy entführt hast. Dabei hoffe ich natürlich das man dir die Todesstrafe ansetzt. So oder so, bekomme ich was ich will. Ist das nicht einfach genial? Welcher verdammte aussenstehende Trottel wird schon an der Story zweifeln, wenn keiner mehr da ist, der das Gegenteil behaupten kann?" Sein gehässiges Lachen und der wahnsinnige Blick mit dem er Hal bedachte gingen mir unter die Haut und verursachte einen heftigen Würgereiz. Wie konnte man nur so gestört und voller Hass stecken?
,,Wie kannst du nur unsere Familien da mit reinziehen? Was stimmt nicht mit dir?" Fragte ich und nahm mir die Kraft ihn angewidert zu mustern.
,,Du verstehst es einfach nicht, hab ich Recht? Es geht hier um mehr als nur um dich und mich. Es geht um mehr als die Tatsache, dass du mich betrogen und mein Herz gebrochen hast." Nick meinte jedes einzelne Wort todernst. Ich sah vorsichtig zu Hal hinter ihm, denn ich musste ihn einfach sehen, ich musste wissen wie er darüber dachte und wie viele Verletzungen er davongetragen hatte. So machtlos hatte ich ihn noch nie gesehen und es tat unendlich weh.
,,Kleine", unsere Augen trafen sich, zwischen uns herrschte ein stilles Einvernehmen. Hal hielt die Waffe immer noch auf Nick gerichtet, doch sie bebte jetzt in seinen Fingern. Er bedeutete mir mit einem kleinen Wink mit dem Kopf, dass er nicht anders konnte, als das was er als nächstes tat.
Ich betrachtete ihn. Sog seinen Anblick in mich auf, gab ihm zu verstehen, dass ich verstand, dass er keine Wahl hatte. Sein zerrissenes Hemd die verwuschelten Haare, die blutende Nase und das zu geschwollene Auge sowie das Einschussloch in seinem Bauch blieben von mir nicht unentdeckt, und erneut sackte mein Magen in sich zusammen. Er musste all die Männer dort eben umgelegt haben, wenn er es zu uns geschafft hatte. Dementsprechend musste er jedoch ordentlich einstecken. Mein Hal ... wie sehr ich ihn doch liebte.
,,Hal."
,,Macy, es tut mir leid." Und dann sah Hal zu Nick. Sofort wechselte er den weichen Blick in einen der voller Verachtung steckte. Sie kämpften für mehrere Sekunden mit den Augen bis Hal aufgab und schließlich widerwillig die Waffe senkte.
,,Leg sie auf den Boden.", wies Nick mit einem triumphalen Lächeln an und obwohl Hal vor Wut und Mordlust nur so schäumte, gehorchte er ihm und schob die Waffe mit dem Fuß von sich. Dabei wurde mir bewusst wie sehr ich Nick hasste. Ich empfand wie Hal, ich wollte ihn tot sehen.
,,Macy bleibt bei mir", entgegnete er jetzt beiläufig und sofort spannte sich alles bei Hal an. Sein wunderschönes Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze, während Nick zu lachen begann. ,,Mach dich mal geschmeidig, das ist nur die Bedingung dafür, dass euren Familien nichts geschieht. Das ist wohl das mindeste, was du mir geben kannst." Da Hal kurz davor stand etwas unüberlegtes zu tun, schüttelte ich den Kopf. Er musste jetzt stark sein. So jedoch bemerkte ich viel zu spät, wie Nick, der seine Waffe gleichzeitig mit Hal neben mir abgelegt hatte, sie sich jetzt unauffällig wieder in die Hand nahm und sich blitzschnell zu Hal umdrehte. Hal hatte kaum Zeit zu reagieren, als Nick ihn ins Visier nahm.
,,Und für dich du scheiß Arschloch wird es hier heute enden. Du wirst von mir höchstpersönlich in die Hölle geschickt. Ist das nicht einfach lachhaft? Der gefürchtetste Mann neben Artur selbst wird von einem Schuss getötet. Aber ein besseres Schicksal verdienst du nicht und jetzt verabschiede dich von Macy, denn du wirst sie nämlich nie wieder sehen. Ich werde mit ihr das tun, was du dir so sehnlichst gewünscht hast, ich werde mit ihr das tun wofür du nie gut genug sein wirst." Und dann, dann hob Nick seinen Arm. Ich reagierte, sprang auf, ich wollte es verhindern, aber ich war bereits zu spät. Nick stieß mich achtlos beiseite und ich stürzte zu Boden.
Es geschah alles viel zu schnell und doch als würde jemand den Zeitlupenschalter betätigen.
Ich sah wie Nick abdrückte, ich sah wie die Kugel aus der Pistole schoss und sich ihren Weg suchte. Ich sah Hal's Blick, dunkel und finster.
Er sah mich an.
Ich hörte nichts ausser einem schrillen Piepen. Selbst meine eigenen Schreie konnte ich nicht hören und ich wusste das ich aus voller Kehle schrie. Der grausame Piepton in einem Ohr wollte einfach nicht verschwinden. Hal stürzte nicht sofort zu Boden.
Er hielt sich tapfer aufrecht und fiel erst auf ein Knie.
Dann auf das zweite.
Nick schoss ein weiteres Mal, immer weiter.
Ich sah die Verbitterung, den Hass, die Eifersucht und den Neid den er gegen Hal hegte, sie hatten Besitz über ihn ergriffen, er war wie besessen davon Hal zu töten. Es war grausam. Ich vergoß so viele Tränen.
Jetzt war für immer alles verloren.
Es stieß mich in den absoluten Abgrund.
Hal lag auf dem Boden. Sein Blick hielt er mit mir.
Er wollte mir etwas sagen. Irgendetwas.
Ich krabbelte zu ihm, ich musste zu ihm!
Er brauchte meine Liebe er musste sie haben.
Doch bevor ich Hal erreichen konnte schubste mich Nick so doll zurück, dass ich mit voller Wucht mit dem Brustkorb auf den Boden prallte und mir die Luft wegblieb, während sich um Hal eine Blutlache ausbreitete, die in einer rasenden Geschwindigkeit immer größer wurde. Alles woran ich denken konnte war der wunderschöne Junge mit den goldenen Augen, als ich sah wie er den Kampf gegen die Kugeln in seinem Körper unterlag und die Augen schloss. Hal! ,,Hal!" schrie ich, ich robbte zu ihm, musste ihn berühren, ihm sagen das er kämpfen sollte, doch Nick ließ es nicht zu. Er packte mich bei den Haaren und zerrte an ihnen vis ich ihn ansehen musste. In sein widerliches Mördergesicht.
Blut so viel Blut!
Mein armer Hal.
Und dann Nick schoss erneut auf Hal. Die vierte Kugel hatte sich in seine rechte Seite gebohrt, aber Hal regte sich nicht mehr.
Ich nahm kaum wahr, dass ich aus dem Haus rausgezerrt, in ein Auto geschmissen und gefesselt wurde, während Nick nebenbei irgendwas von unserer Zukunft faselte.
Ich war gefangen in einer Blase in der es Hal gut ging.
In dem ich schneller war und ihm das Leben rettete.
Er hatte meines sooft gerettet, während ich es kein Mal geschafft hatte.
Es war allein meine Schuld. Meine verdammte Schuld! Ich hatte noch niemals solche Herzschmerzen gehabt wie jetzt.
Das war mein Ende. Ich spürte es bis in die Knochen.
Ich hatte nicht gemerkt wie sehr Hal mich für sich gewonnen hatte und nun wo es so gut zwischen uns gelaufen war, verlor ich ihn. Neben dem Gefühl des Verlustes, war das Gefühl des gebrochenen Herzens gar nichts. Ich versank völlig in dem Treibsand des Selbstmitleides und blickte der Holzhütte schreiend nach, als Nick rasend von der Lichtung fuhr und wir Hal hinter uns ließen.
Ich hatte Hal getötet ...
Es war hart zu beschreiben wie ich mich fühlte.
Doch es war wie pure Folter. Es fühlte sich an, als hätte man mir meine Seele, mein Herz, und meine einzige Zuflucht genommen.
Mein Leben lag auf dem Boden des schmutzigen Hauses, blutete und regte sich nicht mehr, während ich immer weiter von ihm fort weggerissen wurde.
Weg. Für immer.
Hal es tut mir so unendlich leid.

Badboy Next DoorWhere stories live. Discover now