¥ Chapter 26: In Love ¥

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{{ Ich wusste das es stimmte }}

,,Aufwachen, Kleine." Hal rüttelte wie wild an meiner Schulter.
,,Ohhhhhhh", jammerte ich entnervt. Ich wollte nicht aufstehen, ich wollte nicht zur Schule und ich spielte mit dem Gedanken zu schwänzen. ,,Wie spät?" Fragte ich stöhnend und öffnete angestrengt die Augen. ,,Halb sechs."
,,WAAAAAS? Warum weckst du mich denn so früh?", meckerte ich. Vielleicht sollte ich nicht doch schwänzen?
,,Weil wir es von hier sehr weit zur Schule haben, also steh endlich auf." Ich kämpfte vehement gegen den Drang seiner sexy Stimme folgezuleisten und mich von ihr betören zu lassen und vergrub mich wieder in der Couch. Hal stellte sich nun direkt vor mich.
,,Soll ich dir einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf schütten? Du stehst jetzt auf." Wieder der Tonfall der keine Widerrede zuließ, verflixt. Seufzend erhob ich mich, denn um mich mit ihm anzulegen fehlte mir eindeutig die Kraft. Also löste ich mich von der gemütlichen Couch und stellte mich widerwillig auf. Eine ziemlich brenzlige Entscheidung, denn nun stand ich direkt vor Mr. Möchtegern. Und das viel zu nah. Seine goldenen Augen nagelten mich auf der Stelle fest und sofort begann mir das Herz zu rasen. Wieso sah er nur so unwiderstehlich gut aus?
Verschlafen rieb ich mir das Gesicht, jedoch ohne ihn aus den Augen zu lassen.
,,Was ... äh, passiert jetzt?", entfloh es mir irgendwann schüchtern nachdem sich all die Erinnerungen von gestern erfolgreich zurückdrängten. Ich wusste nicht wieso, aber er machte mich unheimlich nervös. Gänsehaut erregend nervös. Und das er mit diesem autoritären Blick, diesem domianzstrotzenden Körper zu mir hinabsah, machte es nicht gerade besser.
,,Was soll denn deiner Meinung nach passieren?" Fragte er dunkel, während er die Decke aufhob, die ich aus Versehen mit mir runtergerissen hatte.
Er legte sie ordentlich auf die Couch zurück, bedacht mich nicht mehr anzusehen. Wenigstens sah er mich nicht mehr an und ich konnte wieder etwas Luft holen.
,,Ich meine mit ... uns." Hal richtete sich abrupt wieder auf und starrte mich so finster an, dass ich sofort zurückweichen wollte. Wieso konnte ich nicht einmal meine Klappe halten?
,,Rein.gar.nichts.", betonte er lässig und bei jedem Wort das er zwischen zusammengebissenen Zähnen presste, versetzte er mir einen derben Stich ins Herz. ,,Rein gar nichts Kleine. Ich dachte du hättest verstanden, dass es ein Uns nicht gibt. Alles was wir sein werden ist eine Gruppe die aus Zufall zusammengesteckt wurde und einen Monat lang aufeinander hocken muss. Wir werden unsere Choreografie einstudieren, eine gute Note kassieren und uns ansonsten völlig aus dem Weg gehen." Und diese kühle Antwort ließ mich zusammenbrechen. Ich starrte ihm fassungslos nach während er den Ausgang ansteuerte. Wie festgewachsen stand ich einfach im Raum herum und wusste nicht wie ich mit den Gefühlen umgehen sollte die alle auf einmal auf mich einstürzten und drohten mich in die Knie zu reißen. Entsetzt über seine plötzliche Kühle blickte ihm nach.
Was machte ich nur immer falsch?
Als ich mich aus meiner Starre endlich wieder befreien konnte und die Fassung wiedererlangte, sprintete ich die Treppe hoch und suchte nach ihm. Das würde ich nicht einfach auf mir sitzen lassen. Er konnte mich nicht einfach herumschubsen wie es ihm passte und mich so gemein von sich stoßen! Ich würde das nicht zulassen.
Ich fand ihn im Bad auf. Die Tür war nicht verschlossen also rannte ich geradewegs herein und erstarrte sofort.
Hal stand mitten im Raum, in nicht mehr bekleidet als die Calvin Klein Boxer die tief auf seinen Hüftknochen lag, da er sich dieser wohl auch gerade entledigen wollte. Ein bisschen Scham stieg auf und das meine Wangen knallrot anliefen war ebenfalls vorherzusehen, aber all das schüttelte ich entschlossen ab, stritt selbstbewusst in den Raum und schloss wütend die Tür hinter mir.
,,Was soll das alles? Warum bist du jetzt wieder so drauf?" Ich war wütend, gekränkt, enttäuscht. Hal ließ von seiner Boxer ab, richtete sich auf und baute sich vor mir auf. Augenblicklich wurde ich mir wieder bewusst wie riesig er war, wie sehr er nach Macht strotzte und wie sehr er mich eigentlich einschüchterte.
,,Kleine", begann er, eine Gänsehaut rieselte meinen Körper entlang. ,,Dürfte ich dich daran erinnern, dass du mit Nick zusammen bist? Gestern noch hast du mich gehasst, und am liebsten tot gesehen. Du hast behauptet Nicolas zu lieben und jetzt ..." Er kam mir immer näher und ich biss mir immer stärker auf die bereits schmerzenden Lippen. ,,Wir haben uns nur wenig später danach geküsst. Merkst du's nicht? Du hattest Recht, wir müssen uns voneinander fernhalten, um uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Ich will zum ersten Mal in meinem Leben etwas nicht kaputt machen, verstanden? Zum ersten Mal ist es mir tatsächlich nicht egal, was wegen mir zu Bruch geht."
Seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und dunkler und fast wäre ich ihm um den Hals gesprungen. Er drehte sich jedoch von mir weg und das war der Moment in dem es bei mir Klick machte. Hal hatte gerade gestanden, dass er das mit mir und Nick nicht kaputtmachen wollte. Ich lief auf Hal zu und schlang meine Arme um seinen Bauch. Sein harter Rücken verkrampfte sich, doch entspannte sich sofort wieder. Mit geschlossenen Augen presste ich meinen Kopf an seinen Körper und ertrank in seinem herrlichen herben Duft.
Es war so falsch und trotzdem konnte ich einfach nicht widerstehen.
,,Lass mich los. Ich muss duschen. Dein Duft klebt an mir wie Klebstoff." Erwiderte er dann und wimmelte mich entschieden ab. Ich unterdrückte den Schmerzensausruf der mir auf der Zunge lag. ,,Stinke ich?", bedrückt roch ich an meinem Shirt, aber Hal starrte mich nur an. Irgendwann wurde sein Blick ziemlich unangenehm und ich senkte meine Augen zu Boden.
,,Willst du etwa das jeder dich an mir riecht und Fragen stellt? Unangenehme Fragen?" Schnell schüttelte ich den Kopf. Er dachte nach. Trotz allem behielt er einen klaren Kopf, etwas das bei mir zu wünschen übrig ließ. Ich hätte mir selbst eine reinhauen können.
,,Ich rieche auch nach dir-"
,,Deswegen solltest auch du duschen. Und jetzt geh raus." Dann erst begriff ich wieder, dass er halb nackt war und gehorchte hastig. Ich sprintete förmlich aus dem Bad und runter in die Küche, auf der Suche nach etwas Essbarem. Ich würde mich ablenken, irgendetwas sinnvolles tun damit ich nicht an all die Muskeln und die braungebrannte Haut dachte, mit dessen Anblick ich gerade gesegnet wurde.
Ich fand Eier, Brot und Milch. Das war alles was ich brauchte, um ein Frühstück vorzubereiten.
Nachdem die Rühreier fertig waren legte ich sie aufs Brot und überreichte Hal, der angezogen und mit nassen pechschwarzen Haaren zu mir hereingeschlendert kam, über den Tresen. Sofort piercten sich meine Augen an ihm fest. Meine Augen würden sich wohl nie mehr an seiner Schönheit sattsehen können.
Jedes Mal wenn er in mein Augenfeld trat, verzauberte er mich mit seiner strahlenden Präsenz von neuem.
,,Ähm, ich hab Frühstück gemacht." Sagte ich überflüssigerweise.
,,Ja das sehe ich.", betonte er und setzte sich auf den Barhocker an der Kücheninsel und biss vom Brot ab, ohne sich zu bedanken oder mich anzusehen. Es herrschte lange Zeit unangenehme Stille und ich starrte Löcher in die Decke, kratzte mich am Arm, pulte an meinen Nägeln herum und tippte mit dem Fuß auf den Boden, bis Hal der Geduldsfaden riss und er sein Messer geräuschvoll auf den Teller fallen ließ. Ich schreckte hoch. ,,Hast du vor da etwa ewig rum zu stehen und mich aufzuregen? Geh endlich duschen. Alles was du brauchst liegt auf dem Schrank." Er verdrehte die Augen und nahm sich das Messer wieder zu Hand. Ich unterdrückte das Bedürfnis ihn das Brot samt Ei ins Gesicht zu schleudern. Wahnsinn, wie schnell ich aus dem Modus der verknallten Teenagerin in den hasserfüllten wechseln konnte. Aber was sollte ich sagen, er löste das alles einfach in mir aus. Aber ich blieb ruhig stehen, denn mir fiel plötzlich ein, dass ich gar nicht duschen konnte, ohne saubere Unterwäsche. Nervös rieb ich mir die Stirn. Wie sollte ich das nur dezent ansprechen? Am liebsten hätte ich ihn für seinen blöden Ausraster ignoriert. Ausserdem war er ja so schon genervt von mir. Seufzend riss ich mich zusammen und begann einfach drauflos zu sprechen.
,,Ich würde ja, aber ich habe keine- ähm-", ja prima, Macy. Genauso peinlich sollte man stottern, wenn man sich nicht traut das Wort Unterwäsche auszusprechen. Statt es einfach zu überspielen, ist stottern natürlich die richtige Wahl. Innerlich verdrehte ich die Augen über mich selbst.
,,Ich habe dir wie schon gesagt alles rausgelegt. Und keine Sorge", er stand auf und ging an mir vorbei um seinen Teller in die Spüle zu räumen, ohne mich anzusehen. ,,Die Unterwäsche ist noch verpackt. Ich habe sie nie getragen." Fast hätte ich aufgekreischt. Ich wusste, dass was wir getan hatten war nicht rechtens. Ich wusste es und verstand auch, weshalb er so mit mir umging — aber das bedeutete immer noch nicht, dass ich es akzeptieren konnte. Denn es schmerzte so unfassbar doll, wie kalt er mit einemal war. Und am liebsten hätte ich Hal am liebsten auf der Stelle mit Haut und Haaren verschlungen. ,,Hal, bitte gehe nicht wieder so mit mir um, bitte nicht!" Flehte ich daher. Ich machte einen Schritt vor, um ihn zu berühren, aber er zuckte vor mir zurück.
,,Ich mach es uns so leicht wie möglich, ok? Macy wir können nicht turtelnd in der Gegend herumlaufen und heimlich miteinander rummachen wie es uns beliebt. Dafür, Kleine, bin ich zu gierig und mir selbst zu schade. Entweder ganz oder gar nicht." Mein Unterleib krampfte sich nicht nur bei seinen Worten zusammen. Seine Stimme war auch so ernst, dass ich keine Sekunde daran zweifelte, dass er mich hier und jetzt auf dem Wohnzimmertisch genommen hätte, wenn es Nick nicht gäbe. Er wandte sich von mir ab und der sinnliche Moment verstrich wieder. ,,Du hast ja recht, aber wir können ja trotzdem noch Freunde sein." Und das war die wohl dümmste Idee die ich jemals hatte.
,,Freunde?" Fragte er prustend und machte keinen Hehl daraus wie bescheuert er meinen Vorschlag fand.
,,Ja Freunde. Ich meine, vielleicht hören dann die ganzen Gerüchte in der Schule endlich auf. Wir wissen endlich in welcher Beziehung wir zueinander stehen und ausserdem müssen wir uns dann nicht aus dem Weg gehen, denn das hat bisher nie gut geendet." Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir die Idee. Doch Hal war immer noch skeptisch und schüttelte vehement den Kopf.
,,Nein, Kleine. Was ist damit passiert, dass ich dich in Ruhe lassen soll? Wir einigen uns jetzt einfach darauf, dass wir so tun, als wäre nichts passiert und-"
,,Aber jetzt mal im Ernst Hal, was soll das bringen?" Drängte ich.
,,Das du dir nicht mehr so viele Probleme einhandelst." Antwortete er, murmelte noch etwas von Gefahr hinterher, das ich nicht genau verstand und trank mit gerunzelter Stirn einen Schluck von seiner Milch.
,,Und jetzt geh endlich duschen." Und dann hatte er es geschafft. Wütend schmiss ich mein Eierbrot nach ihm und rannte hoch ins Bad, jedoch nicht ohne seinen fassungslosen Blick auf sein Shirt zufrieden in mich aufzunehmen.
,,Das wirst du bereuen, Rings!" Brüllte er mir hinter her, während ich kichernd ins Bad lief und die Tür schnell verriegelte, weil ich hörte, dass er hochgestürmt kam.

Badboy Next DoorWhere stories live. Discover now