¥ Chapter 22: Ein ereignisreicher Tag ¥

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{{ Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als würde mein Vater Hal irgendetwas lehren wollen. }}

,,Macy!" Nein, ich wollte nicht.
,,Macy steh auf!" Jetzt wurde härter an mir geruckelt.
,,MACY!" Schrie die Person jetzt und ich öffnete widerwillig die Augen.
,,Was?" Fragte ich gereizt und entdeckte Anna in einem kurzen weißen Jumpsuit vor mir. Hinter ihr reihten sich Mom und Dad, sowie Karlie, Bred und natürlich Hal. Sofort wurde mir übel, zu groß lastete die Schuld auf mir. Ich versuchte seinen Blick aufzufangen, doch er sah stur aus dem Fenster und beachtete mich nicht weiter. Und das kränkte mich so sehr, dass mir ein stechender Schmerz durchs Herz ging. Ich hatte es gewusst. Er hatte mich nur ausgenutzt und jetzt war ich nichts weiter als lästiger Ballast.
,,Wie geht es dir Süße?" Fragte Mom mich besorgt und strich mir behutsam über den Kopf. ,,Ganz gut." Log ich, und das nicht mal glaubwürdig, denn sie schüttelte den Kopf.
,,Hast du deine Tabletten schon genommen?" Fragte mein Vater.
,,Nein, ich bin ja auch gerade erst aufgestanden." Informierte ich ihn und hätte beinahe angefangen zu schreien. Die Schmerzen waren die Hölle. Und zudem, brauchte ich meine Ruhe. Ich musste nachdenken und mich in aller Stille selbst bemitleiden, für das was ich getan hatte. Ich und Hal.
,,Hallo Karlie, Hallo Bred." Ich nickte ihnen zu. Da ich sie seit gestern Abend nach dem ganzen Trubel nicht mehr gesehen hatte freute ich mich, dass sie gekommen waren. Aber gleichzeitig hasste ich sie auch dafür, dass sie ihren Sohn mit den Herzen der Mädchen spielen ließen.
,,Hallo Macy." Sie schenkten mir beide ein nettes Lächeln, welches mich wirklich etwas aufheiterte.
Wieder sah ich zu Hal, der sich in der Ecke auf einen Stuhl gesetzt hatte und wieder wild auf sein Handy herumtippte. Sicher wieder eines seiner Chics.
Ob er gerade mit Harlow schrieb? Würde er ihr sagen, was vorgefallen war? Natürlich nicht. Er würde so tun als wäre nichts geschehen.
,,Ich gehe mir kurz die Zähne putzen und dann können wir los." Entgegnete ich und hastete unter schlimmen Schmerzen ins Bad. Dort ließ ich den Tränen freien Lauf und unterdrückte die Schluchzer hinter vorgehaltenen Händen.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, meine Haare vorsichtig gebürstet hatte, da sich die Kopfhaut noch immer nicht ganz erholt hatte und mir die Zähne geputzt hatte, schlenderte ich wieder heraus. Dieses Mal mied ich den Blick zu Hal ganz bewusst. Er verdiente es nicht mal, dass ich ihn ansah, nachdem er mich so manipuliert und benutzt hatte.
,,Hier." Dad hielt mir ein Glas und die Tabletten gegen die Schmerzen hin, die ich dankend annahm und in einem Rutsch runterschluckte. Ich sah von den hässlichen Flip Flops meines Dads wieder rauf und drückte ihm dann das Glas zurück in die Hand.
,,Und was tun wir heute?"
,,Für dich steht ausruhen auf dem Programm meine Liebe." sagte Mom streng und ich stöhnte genervt auf. Alles bloß das nicht. Wenn ich mit meinen Gedanken allein blieb, würde ich wahnsinnig werden. Verdient hätte ich es jedenfalls.
,,Nein, bitte Mom. Ich will das alles so schnell wie möglich vergessen und wenn ihr mir das die ganze Zeit unter die Nase reibt, geht das schlecht. Wir sind hier um einen schönen Urlaub zu haben, also lasst uns den haben." Erklärte ich ruhig und sachlich, was mir ein Schweigen von allen Seiten einbrachte.
Lange hielt ich das nicht aus, also stritt ich raus aus dem Krankenzimmer und in den Flur.
Nach kürzester Zeit folgten mir auch die anderen und wir fuhren endlich zurück zur Villa.

,,Macy, wie gehts dir?" Fragte Anna besorgt als wir ins Taxi stiegen und ich zuckte mit den Schultern. ,,Könnte besser sein." Sie nickte verständnisvoll und ergriff meine Hand. Eine äußerst tröstliche Geste.
Irgendwann brach sie das Schweigen erneut.
,,Was ist gestern zwischen dir und Hal vorgefallen? Er redet heute noch weniger als sonst und ist von allem und jedem angepisst. Und du scheinst ja abgesehen von deinen Schmerzen auch nicht gerade die Beste Laune zu haben." Flüsterte sie, sodass Hal es auf dem Vordersitz nicht mitbekam.
,,Es ist leider ne Menge vorgefallen. Ich habe gestern den größten Fehler meines Lebens begangen." Erklärte ich und verspürte tiefe Trauer. Das mit Hal war wunderschön gewesen, aber es war ein Fehler.
Und als ich sah wie Hal zu mir zurücksah, wie herablassend er mich besah war mir klar, dass er mich abgrundtief hasste. Jetzt tat er es wirklich.
,,Warum bist du jetzt eigentlich so sauer? Du weißt, dass das gestern ein Fehler war. Kannst du denn nicht verstehen, dass ich einen Menschen verraten habe, der mir wichtig ist? Warum bist du nur so verständnislos?"
,,Oh, ich weiß nicht", begann er,
,,Vielleicht weil ich mich verarscht fühle?"
Ich war verwirrt.
Er fühlte sich verarscht? Verarscht von mir? Was hatte ich denn bitte getan, dass er sich veräppelt fühlte? Er war doch derjenige der dauernd mit den Leuten spielte.
,,Und wie genau soll ich dich verarscht haben?" Fragte ich jetzt selbst wütend geworden. Anna lehnte sich schweigend zurück.
,,Weil du es wolltest. Du wolltest es und jetzt heulst du rum, dabei wusstest du genau worauf du dich einlässt." Das war der Moment in dem es mir endgültig reichte. Ich starrte ihn an, schloss den Mund und wandte mich schließlich von ihm ab. Sollte er doch denken was er wollte, sagen was er glaubte zu wissen, ich würde mir all das nicht mehr geben.
,,Habt ihr etwa miteinander geschlafen oder was?" mischte sich Anna jetzt ein und mein verschwörerischer Blick war Antwort genug.
Ich wollte ihr sagen was passiert war, aber ich hatte zu sehr Schiss davor. Schiss mich der Wahrheit zustellen und ihrem Urteil. Ich konnte noch nicht darüber reden.
,,Wenn's das nicht war was dann? Oh kommt schon Leute. Reißt euch mal zusammen. Ihr benehmt euch wie zwei Babys." Und auch wenn sie recht hatte, würde ich mich nicht mit Hal versöhnen. Es war ausserdem besser so.
,,Macy, ich will das du weisst, dass ich immer da bin falls du doch darüber reden willst." flüsterte meine Freundin, wofür ich ihr ein dankbares Lächeln schenkte. ,,Und das weiß ich zu schätzen. Das gleiche gilt für dich. Aber gerade kann ich es einfach noch nicht. Wenn ich bereit bin, sag ich es dir." Wir verknoteten unsere Finger ineinander und lächelten tapfer und hielten einander solange fest, bis wir vor der Villa hielten. Hinter ihr lachte die Sonne und verbreitete eine drückende Hitze. Ich fühlte mich schwitzig und dreckig. Ich musste sofort unter die Dusche.
,,Lasst uns später noch schön Essen gehen. Macy, du hast bestimmt großen Hunger." Riet Bred genau richtig.
,,Riesen Hunger." Bestätigte ich und rieb mir meinen Bauch. ,,Super! Dann suchen wir schonmal einpaar angesagte Restaurants die wir unbedingt besuchen sollten." Lächelte Karlie und gemeinsam mit meinen Eltern setzten sie sich an den Tisch ins Wohnzimmer, während Anna und ich nach oben stürmten.
,,Ich gehe schnell duschen, ja?" Informierte ich sie. ,,Klar." Sagte sie und ich spürte ihren Blick noch im Rücken, als das Wasser heiß auf mich hinab rieselte. Sofort überschlugen sich die Ereignisse, Marlon, die Angst, die Schmerzen, Hal, Nick ...
Er hatte so wunderschöne grüne Augen und sein charmantes Lächeln erst. Wahrscheinlich würde ich es niemals wieder sehen, wenn er von Hal und mir — , Ich seufzte. Ich wollte jetzt nicht daran denken.
Ich wollte einfach nur mal eine Auszeit.
Wichtig war jetzt erstmal Mom und Dad davon zu überzeugen, dass es mir gut ging. Denn ich wusste genau, wie schlecht es ihnen ging. Ich wollte nicht, dass sie sich Vorwürfe machten, also würde ich meine Tabletten nehmen und stets bei guter Laune sein um ihnen den Urlaub nicht noch mehr zu vermiesen.
Nachdem ich aus der Dusche stieg, drängte sich mir mein Spiegelbild regelrecht auf. Aber sobald ich einen Blick darauf warf, musste ich sofort wieder wegsehen. Noch nie hatte ich mir gewünscht jemand anderes zu sein, doch gerade wünschte ich mir nichts sehnlicheres.
,,Macy, dein Handy hat ununterbrochen geklingelt.", teilte mir Anna mit, sobald ich aus dem Bad kam. ,,Okay, danke." Ich schnappte es mir umgehend und verdrückte mich in unser Ankleidezimmer, um ungestört zu sein.
Als ich sah welcher Name auf der Anzeige stand, brach ich fast zusammen.
Mist, was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich fühlte mich noch nicht bereit dafür.
James hatte gewusst, dass ich ihm wehtun würde. Sein eigener Bruder hatte vorausgesehen, dass ich eine Schlampe war. Ich raufte mir die Haare.
Aber ich konnte nicht zulassen, dass Nick verletzt wurde wie damals nach Melody.
Und ich fasste einen Entschluss. Er würde von Hal und mir niemals erfahren. Niemals.
Ich entsperrte mein Handy und erblickte erstmal all die Nachrichten die er mir hinterlassen hatte.
Ich würde einfach so tun, als wäre nichts passiert. Und auch, als wäre ich Marlon nie begegnet. Ihm davon am Telefon zu erzählen ... nein. Ich würde es einfach weglassen. Er musste sich nicht unnötig Sorgen machen. Meine Augen wanderten zum Gips um meinen Arm.
Auch dazu würde mir schon eine Ausrede einfallen. Ich hob schließlich ab.

Badboy Next DoorWhere stories live. Discover now